Читать книгу The Scent - Karmesinrot - Easton Maddox - Страница 7
Two
ОглавлениеScheiße!
Scheiße!
Scheiße!
Das kann doch jetzt nicht wahr sein! Was macht er hier oben? Sollte er nicht unten bei seinen Gästen sein? Mein Informant ist sich sicher gewesen, dass die Alarmanlage ausgeschaltet bleibt. Wer hat hier jetzt wen verarscht? Die zehntausend Dollar Prämie, die ich bezahlt habe, habe ich wohl eindeutig in den Sand gesetzt.
»Interessante Bekleidung, Miss Brody.«
Im ersten Moment habe ich mit der Security gerechnet, doch Colder Scent hier persönlich zu begegnen, grenzt schon fast an Ironie.
»Obwohl mir das Kleid an Ihnen besser gefallen hat. Darf ich nach dem Grund Ihrer Anwesenheit in meinem Schlafzimmer fragen?«
Meine Gedanken überschlagen sich. Langsam gehe ich auf ihn zu, er hat mittlerweile die Tür hinter sich geschlossen. Umständlich ziehe ich die Handschuhe aus, die ich trage.
»Vielleicht war ich ja auf der Suche nach Ihnen?«, frage ich und schwinge betont bei jedem Schritt meine Hüften.
»In meinem Kleiderschrank?«
»Ich wollte mich davon überzeugen, dass Sie ein Mann mit Geschmack sind.«
Er zieht eine Augenbraue in die Höhe. »In diesem Outfit?«
Mein Blick geht zur Tür, um abzuschätzen, wie schnell ich aus diesem Raum wohl entwischen kann. Im Moment gehen meine Chancen wohl gegen null, da Colder mit seinem Körper den Weg versperrt.
»Miss Brody, halten Sie mich für einen Idioten?« Er kommt langsam auf mich zu, und mir fällt beim besten Willen keine gute Erklärung ein, was ich hier in seinem Privatbereich mache.
Sein Smartphone klingelt, und er nimmt das Gespräch an, ohne nachzuschauen, wer der Anrufer ist. Behält mich dabei im Auge.
»Ja«, meint er kurz und hört dann angespannt zu.
»Was Sie nicht sagen. Danke für das Briefing.«
Er steckt das Gerät wieder in seine Jackentasche, und ein Lächeln überzieht seine Lippen.
»Sie sind also eine Diebin, wie mir gerade mitgeteilt wurde. Sogar eine Meisterdiebin, wie man mir versicherte. Obwohl es Sie nicht gerade auszeichnet, wie Sie hier in die Falle getappt sind. Das war doch wohl ein wenig dilettantisch.«
»Was hat mich verraten?« Es hat keinen Zweck zu leugnen, ich weiß, wann ich verloren habe.
Er zeigt auf das Handy in seiner Jackentasche. »Der Bewegungsmelder schickt ein Signal an mein Handy. Ich bin überrascht, dass Sie darüber nicht informiert waren.«
»Das muss mir wohl entgangen sein. Nun, ich habe nichts gestohlen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen möchten.« Ich will an Scent vorbei, doch er hält mich am Arm fest, sodass ich ihm nicht entwischen kann.
»Wo wollen Sie hin? Wartet vielleicht Georges auf Sie?«
Er sagt es mit einem gewissen Unterton, der mich erkennen lässt, dass meine Lüge entlarvt worden ist.
»Schlagen Sie mal im Lexikon unter Georges Braque nach. Dort werden Sie bestimmt auch einige seiner Gemälde finden … und natürlich auch seinen Todestag, irgendwann 1963.«
Mist.
»Ich ziehe Google vor«, gebe ich trotzig zurück. Natürlich, Braque war ein Maler des Kubismus. Wie konnte mir das nur entfallen sein?
»Ich denke, dort werden Sie die gleichen Angaben finden. Ich ziehe jedenfalls das gute alte Buch vor. Ich glaube, es wird Zeit, die Polizei zu benachrichtigen.«
Sein Tonfall hat sich verändert. Seine Worte, hart und kalt, knallen mir wie Peitschenhiebe um die Ohren.
»Ist das wirklich notwendig? Ihnen ist kein Schaden entstanden.« Ich hebe die Hände, als würde ich mich ergeben wollen.
»Ich habe keine Ahnung, ob den Behörden hier in Kapstadt ein Haftbefehl gegen Sie vorliegt, aber Sie sind eindeutig unbefugt in mein Haus eingedrungen. Ich denke, das reicht, um Sie zu verhaften.«
Ich schnappe hörbar nach Luft. Nein, das darf doch alles nicht wahr sein!
»Hören Sie, Colder, Sie sind doch ein vernünftiger Mensch. Ich denke, wir werden das irgendwie regeln können, ohne die Polizei zu bemühen.« Ich verspüre keine Lust, auch nur einen Tag in einem südafrikanischen Gefängnis zu verbringen.
»Ich bin Geschäftsmann. Was bieten Sie mir an, Miss Brody?«
»Wie wäre es, wenn Sie mich zuerst einmal Natalie nennen?«
*
»Sehr gerne, Natalie.« Er lässt sich ihren Namen auf der Zunge zergehen. Ihre Lider flattern, nur ganz leicht, aber er registriert es. Sie ist keine gute Schauspielerin.
»Leider gibt es nichts, was ich Ihnen anbieten könnte, das Sie sich nicht selbst kaufen könnten. Aber vielleicht machen Sie mir einen Vorschlag, Colder?«
Sein Blick gleitet genussvoll über ihren Körper, und er wünscht sich, er würde sie berühren. Sie ist heiß, das muss man ihr lassen. Selbst in diesem schwarzen Catsuit, der wirklich nichts verbirgt, macht sie eine unglaubliche Figur.
»Sie«, ist seine knappe Antwort.
»Wie bitte?«
»Ich will Sie, dafür, dass ich nicht die Polizei involviere.«
»Mich?« Sie lacht erschrocken auf. »Ich stehe nicht auf der Liste der zur Verfügung stehenden Dinge. Tut mir leid, Colder. Sie müssen sich eine Alternative aussuchen.«
»Ich will aber nichts anderes. Alles andere habe ich schon.«
»Ich schlafe nicht mit Männern, die mir einfach so über den Weg laufen. Ich bin vieles, aber keine Schlampe.« Sie schaut Colder verächtlich an. Ihr solch einen Vorschlag zu machen, sieht sie wohl als Affront an.
»Sie verstehen meine Forderung vollkommen falsch, meine Liebe. Ich will nicht mit Ihnen schlafen, ich will Sie in meinem Leben. Sie sollen meine Verlobte spielen. Eine Zeit lang.«
Überrascht öffnet sich Natalies Mund, doch es kommt kein Ton heraus. Sie schließt ihn wieder und rauft sich die Haare. »Warum?«, bricht es aus ihr heraus.
»Das Warum steht nicht zur Debatte. Es geht Sie nichts an. Ich habe meine Gründe, dass ich der Welt eine Verlobte präsentieren will. Sie wären das perfekte Objekt.«
»Pah, Sie meinen, ich wäre das perfekte Opfer. Nein, tut mir leid, so haben wir nicht gewettet.« Sie läuft mit großen Schritten im Raum umher.
»Hinter was sind Sie her, Natalie?« Colder geht hinüber zu einem Bild, das er zur Seite klappt. Dahinter befindet sich der Safe. Er drückt seinen Daumen auf den Fingerscanner, und die Tür springt auf. Er nimmt etwas heraus und geht auf Natalie zu.
»Ich verwette Ihren knackigen Hintern, dass Sie das hier gesucht haben.«
Er hält ihr ein Collier entgegen, an dessen Ende ein großer Rubin baumelt.
»Der Chaiyo-Rubin«, flüstert sie fast ehrfurchtsvoll.
»Zumindest ein Teil davon.«
»Nun, sehr schön, obwohl ich Aquamarine vorziehe. Sie erinnern mich an das Meer … Freiheit … aber dieser ist auch ganz nett. Warum fehlt dieses Stück unten in der Ausstellung?«
»Weil ich das Collier für meine Verlobte aufhebe. Nennen wir es eine Marketingstrategie.«
Natalie bleibt dicht vor ihm stehen. »Sie wollen sich aus Marketinggründen eine Verlobte zulegen? Sind Sie noch ganz dicht?«
Colder muss lächeln, sie ist wirklich witzig in ihrer Wut.
»Und Sie verlangen keinen Sex?« Sie traut ihm nicht, anders kann er diese Frage nicht deuten.
»Nicht, wenn Sie nicht wollen. Ich habe es nicht nötig, eine Frau zum Sex zu zwingen.«
»Und wenn ich will?«
Nun lacht er laut auf. Sie ist wirklich frech. »Dann werden wir sehen, ob sich eine Gelegenheit ergibt.«
»Was springt für mich dabei heraus? Wovon soll ich leben, solange ich Ihnen … zu Diensten bin?«
»Ich werde für alle Kosten aufkommen. Kleider, Schmuck, Essen und Unterkunft. Wenn ich Ihre Dienste nicht mehr benötige, sind Sie wieder frei. Ich erwarte über unsere Beziehung hinaus Ihre Loyalität. Sollte etwas von diesem Deal an die Öffentlichkeit dringen, werde ich Sie jagen. Und glauben Sie mir, Natalie, ich verfüge über die Mittel, Sie überall auf der Welt zu finden.«
*
Bei seinem letzten Satz läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Er ist so gefährlich, wie er schön ist, und ich weiß nicht, ob ich das Risiko eingehen soll. Was hat er gegen mich in der Hand? Ich stehe in seinem Schlafzimmer, doch ich habe nichts angerührt, wenn wir mal von seinen maßgeschneiderten Anzügen absehen.
»Ich lasse mich nicht erpressen. Sie haben nichts gegen mich in der Hand«, zische ich leise und gehe zur Tür.
Es hätte mich stutzig machen sollen, dass Colder nicht versucht, mich aufzuhalten, doch als ich die Tür öffne, stehen zwei uniformierte Polizisten davor.
»Captain Sangweni. Danke, dass Sie so schnell meinem Hilferuf gefolgt sind. Diese Frau ist in mein Schafzimmer eingebrochen. Ich habe sie auf frischer Tat ertappt.«
»Was? Das stimmt nicht!«
»Das Überwachungsvideo werde ich Ihnen natürlich als Beweis zur Verfügung stellen. Einer meiner Mitarbeiter wird es Ihnen morgen vorbeibringen. Ich bitte Sie, so lange diese Lady in Verwahrung zu nehmen.«
»Natürlich, Mr Scent. Wir werden die Dame aufs Revier bringen.«
»Was?« Ich glaube, ich habe mich verhört.
Bevor ich realisiere, wie mir geschieht, spüre ich meine Hände auf dem Rücken, mit Handschellen gefesselt.
»Bitte, das geht nicht! Ich will das nicht! Machen Sie mich los!«, rufe ich verzweifelt und schaue wütend zu Colder, der auf mich zukommt.
»Falls Sie es sich anders überlegen.« Er drückt mir eine Visitenkarte in die Hand, dann werde ich wie eine Diebin, die ich ja auch bin, abgeführt.