Читать книгу Cool Kiss X-Mas - Easton Maddox - Страница 5
One
ОглавлениеIn regelmäßigen Abständen blicke ich auf meine Armbanduhr. Die Zeit will und will nicht verstreichen. Nur noch eine Stunde und ich kann in die wohlverdienten Winterferien starten. Raus aus diesem Büro, raus aus dem nebligen London und vor allem weit weg von dem Objekt meiner Begierde.
Den ganzen Tag sitzt Jasper Bond in seinem Büro und piesackt mich, Botengänge zu erledigen, damit er morgen mit seiner neuen Freundin nach Florida reisen kann. Eigentlich sollte ich Mabel Somerset beneiden, weil Jasper mit ihr in die Sonne fliegt, doch es ist Weihnachten, und dazu gehört nun mal Kälte und Schnee.
»Wilson, bitte in mein Büro!«, dringt es durch die Sprechanlage, und ich erhebe mich leichtfüßig. Nur noch eine Stunde und die Höllenqualen haben ein Ende. Man könnte meinen, Wilson wäre mein Vorname, doch er ist es nicht. Weiß Gott, warum mein Chef niemals meinen Vornamen über die Lippen bringt.
Ich betrete das Büro, und wie immer bietet sich mir das gleiche hingebungsvolle Bild: Jasper Bond!
Mein Boss sitzt an seinem Schreibtisch und geht die Unterschriftenmappe durch. Er hält den edlen Montblanc-Füllfederhalter in seiner linken Hand, blickt konzentriert auf das Schriftstück vor sich. Den Kopf gebeugt, sodass ich einen Blick auf seine kurzen schwarzen Haare werfen kann, die so gut zu seinem olivfarbenen Teint passen. Sein Blick fliegt geradezu über das Papier, die dunklen Augenbrauen sind konzentriert zusammengezogen. Er sieht in seinem dunkelblauen Anzug und dem weißen Hemd, das am Kragen offen steht und einen Blick auf seine Haut zulässt, so weltmännisch und elegant aus. Natürlich tragen auch die silbernen Manschettenknöpfe und das hellblaue Einstecktuch dazu bei, dass mein Herz sofort schneller schlägt, wenn ich in seinen Dunstkreis gerate. Ich muss mir ein Seufzen verkneifen; er ist einfach zu schön für einen Mann. Zumindest, um nur für ihn zu arbeiten. Warum konnte er nicht eine Glatze und schiefe Zähne haben? Nein, es müssen blendend weiße sein, als würde er für Zahnpasta Werbung machen. Nur gut, dass sich unsere Wege in weniger als einer Stunde trennen, jedenfalls für die nächsten vierzehn Tage. Als seine Assistentin werde ich nicht gebraucht, solange Bond in Urlaub ist, daher gönne ich mir eine Reise in den Schnee. Schon mehr als sieben Jahre bin ich nicht mehr aus London herausgekommen, von den geschäftlichen Unternehmungen einmal abgesehen. Morgen wird mein erster richtiger Urlaub nach langer Zeit beginnen.
»Wohin genau fahren Sie eigentlich?«, fragt Bond, ohne aufzublicken.
»In die Berge, zum Skifahren.«
»Skifahren?«
»Wir haben Winter«, erinnere ich ihn, denn im nebligen London kann man manchmal vergessen, dass es so etwas wie Schnee überhaupt gibt.
»Sie fahren Ski?«, fragt er erneut, als wäre das ein Ding der Unmöglichkeit.
»Sehr gut sogar, auch wenn das für Sie kaum vorstellbar erscheint.«
Ich bin keineswegs zickig, es ist der übliche Umgangston zwischen uns. Er unterstellt mir Dinge, ich reagiere gereizt darauf. Anders können wir nicht miteinander umgehen. Er würde mir sonst vermutlich den Hals umdrehen, ich mich ihm wahrscheinlich an den Hals werfen.
Daher ist diese Basis die einzige, die zwischen uns funktioniert. Ich habe keine Ahnung, ob Jasper davon weiß, dass er der Held meiner nächtlichen Fantasien ist, doch ich kann nur hoffen, dass es nicht so ist, denn alles andere wäre sehr peinlich.
»Geben Sie mir Ihre Adresse, damit ich Sie bei einem Notfall erreichen kann.«
»Ich glaube kaum, dass ich Ihnen bei einem Notfall in Florida behilflich sein kann«, gebe ich zurück. Den Notfall möchte ich mir auch gar nicht vorstellen. Was könnte das schon sein? Wenn sich Mabel Somerset, seine derzeitige Drei-Monats-Freundin, einen Nagel abbricht, oder er in ihr drinsteckt und nicht mehr herauskommt? Bei diesem Gedanken muss ich leise lachen und halte mir die Hand vor den Mund, was vermutlich noch alberner aussieht als das Grinsen auf meinem Gesicht.
»Warum lachen Sie, Wilson? Es kann immer etwas passieren. Also, wo genau fahren Sie hin?«
»Mayrhofen in Tirol. Das liegt in Österreich.«
»Ich weiß, wo Tirol liegt. Fahren Sie eigentlich in Begleitung?«
Was interessiert ihn das alles? Er hat mir noch nie so persönliche Fragen gestellt. »Ich hatte vor, mit einer Freundin zu fahren, die aber nun leider ihre Pläne ändern musste. Darum habe ich jetzt ein schönes Doppelzimmer für mich ganz allein«, schwärme ich und kann es kaum erwarten, das Gebäude hinter mir zu lassen.
»Gut, dann wünsche ich Ihnen einen tollen Urlaub und einen schönen Jahreswechsel. Wir sehen uns im nächsten Jahr, Wilson!« Er drückt mir die Unterschriftenmappe in die Hand. »Die Briefe müssen heute noch raus.«
Als wenn ich das nicht wüsste. »Ihnen auch sonnige Tage«, wünsche ich ihm und sehe, wie er den Mund verzieht, »und Merry Christmas.«
Schnell bearbeite ich die letzten Briefe und drücke sie dem Boten der Postabteilung in die Hand … und dann bin ich raus!
Vierzehn Tage, in denen ich keinen Gedanken an Kalkulationen, Risikomanagement, Aktienkurse und an Jasper Bond vergeuden werde. Vierzehn Tage, in denen ich endlich wieder mein Leben zurückhabe und vielleicht den Mann fürs Leben finde.