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Vom Himmel hoch, da komm ich her

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Engel im engeren Sinne gibt es nur in den drei monotheistischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam. Der monotheistische Gott ist zwar ein immaterielles Wesen, aber er schien seinen Anhängern dennoch räumlich und zeitlich lokalisierbar zu sein an einem Ort, den sie mit dem Stichwort „Himmel“ bezeichneten. Doch der war weit und unerreichbar. Also bedarf er, will er mit seinen Geschöpfen auf der Erde kommunizieren, eines Übermittlers.

Das können Träume sein oder Visionen, Auditionen auch und in besonderen Fällen Epiphanien, also die direkte Begegnung mit dem Göttlichen. Oft aber redet im nächtlichen wie im Tagtraum nicht der Ewige selbst, denn unerträglich wäre dem Menschen seine Gegenwart, sondern der Angeredete sieht und hört einen Boten, den Engel des Herrn. Und der kann ihm auch – oftmals unerkannt – in Gestalt eines Irdischen, jenseits aller Träume, gegenübertreten.

Denn am wirksamsten bleibt schließlich ein direkter Bote, leibhaftig und von einer vertrauten menschlichen Gestalt, zugleich aber erkennbar von himmlischer und damit auch Furcht erregender Herkunft. Und so nennen wir diese Vermittler zwischen Himmel und Erde, diese Überbringer göttlicher Botschaften eben auch „Engel,“ und das bedeutet ja schlicht „Bote“ – nach „angelos“ - der Abgesandte - im Griechischen. Auch „mal'ach“ im Hebräischen heißt schlicht der Bote, der Überbringer einer Nachricht.

Polytheistische Religionen brauchen gemeinhin keine Engelwesen. Welche Naturgewalt, welche menschliche Tätigkeit, welches Schicksal der Irdischen auch immer – für alles gibt es eine himmlische Zuständigkeit, und die Zahl der Götter geht gegen unendlich. Wie auch immer ihr Zusammenleben organisiert ist in Über- und Unterordnung, Verwandschaftsgrad und einem steten Machtgerangel – sie kommunizieren mit den Sterblichen nicht über ein eigenes Botensystem. Da reichen Vogelflug und das Gekröse des Opfertiers, Runenstäbchen oder ein Blick zum Sternenhimmel, und bestenfalls die Sprüche der Pythia. Und auch Hermes, der die Botschaften des obersten Olympiers Zeus zu überbringen hat, ist selbst ein Gott, zuständig für Händler und Reisende und auch die Diebe – eben für alles, was tagsüber oder nachts, was öffentlich oder heimlich so unterwegs ist.

Dort aber, wo es nur den einen und seit Ewigkeit einzigen Gott gibt, wo also alle anderen Götter nur nichtige Götzen sind, wo Geister und Dämonen höchstens geduldet sind als ein geheimnisvoller Teil der göttlichen Schöpfung, bedarf es dieser besonderen Kommunikation zwischen Himmel und Erde, Gott und Mensch.

Ob Götter oder Geister und Dämonen – es gibt sie in beiderlei Geschlecht, sie können männlich oder weiblich sein. Engel dagegen kommen stets als Männer daher. Es gibt keine Engelinnen – auch wenn in der langen Geschichte der Kunst die Gestalt des Engels immer mehr weibliche Züge angenommen hat. Dem Gendertrend mag das zuwiderlaufen, historisch ist es nun einmal so. Erst die Esoterik hat den weiblichen Engel erfunden.


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