Читать книгу Geschichten und Geschichte an der Mulde mit den Flussperlmuscheln Milda und Mulda - Edeltraut Schlange - Страница 8
ОглавлениеMilda und Mulda bei den Jägern, Sammlern und Fischern der Mittelsteinzeit
Jäger, Sammler und Fischer durchstreifen das Muldengebiet Milda und Mulda werden Amulette
Ihre erste schlimme und verlustreiche Erfahrung ließ auch nicht lange auf sich warten: Die Muldenströmung nahm sie ein Stück flussabwärts mit und spülte sie in einen der vielen Muldenarme. Dort hefteten sie sich mit ihren Saugfüßen an das Kiesbett, um erst einmal zu verschnaufen und sich etwas Essbares in die Kiemen schwimmen zu lassen.
Doch was war das? Plötzlich wurden sie zusammen mit vielen großen und kleinen Fischen, wie Hecht, Barsch, Zander und kleinen Gründlingen, gefangen in einem Korb durch die Luft geschleudert. Schwupps – ‘landeten sie in einem Boot.
„Das ist ein Fang!“ freuten sich Großvater Benno und Enkel Hanno. Seit dem Morgen fischten sie mit Großvaters selbst geflochtener Reuse aus Weidenruten. Und nun dieser großartige Fang, von dem ihre ganze Sippe satt werden sollte!
Mutter wird stolz auf Hanno sein. Schon von weitem konnte seine Schwester Hilma sehen, wie voll beladen das ankommende Boot war. Freudig lief sie zu Mutter und Großmutter ins Lager. Schnell kleideten sie die Kochgrube mit dem Hirschlederbeutel aus, holten Wasser von der Quelle und befüllten damit den Beutel. Während die Großmutter runde Kochsteine in der Feuerstelle erhitzte, begannen Mutter und Hilma Fische, gesammelte Kräuter, Wurzeln und Pilze zu putzen. Alles kam in die Kochgrube und zum Schluss taten sie noch die heißen Steine hinein.
Inzwischen waren auch die Jäger zurück. Ihr erlegtes Wildschwein, der Elch, die Wildenten und Rebhühner würden die Ernährung die Sippe noch einige Wochen absichern. Bevor die Sippenmitglieder gemeinsam ans Häuten, Rupfen und Zerlegen der Jagdbeute gingen, wollten sie sich erst einmal alle an der Fischsuppe stärken. Durch die Steine in der Kochgrube wurde gerade alles gargekocht.
Aber oh weh! Aua! Oh je! Auch Milda und Mulda landeten in der kochenden Suppe! Ruck zuck war auch ihr Fleisch gargekocht!
Hanno durfte heute zur Belohnung die Muscheln allein auslöffeln.
Milda und Mulda hatten nun gar kein Fleisch mehr. Aber jetzt konnte man ihre schöne Perlmuttschicht im Inneren ihrer Schalen bewundern. Hanno wollte später Löcher in die Schalen bohren und ein schönes Lederband hindurchziehen, an dem er die Muscheln um den Hals tragen konnte und immer bei sich hatte.
Bald stand das nächste Opferdankfest an, bei dem sich die ganze Sippe bei den Tiergeistern für die erjagten Tiere bedanken und für die Tötung um Verzeihung bitten konnte. Dann konnte Hanno den Priester bitten, die Muscheln über Räucherwerk aus Beifuß zu halten und sie zu segnen. Auf diese Weise würden Milda und Mulda richtige Amulette werden, die Hanno vor bösen Geistern, vor Unfällen und Jagdverletzungen schützen würden oder ihn vor Verletzungen vom scharfen Feuerstein bewahren, aus denen man Werkzeuge herstellte.
Vielleicht würde er auch eine der Muscheln seiner Schwester Hilma zu ihrer Hochzeit schenken.
Aber so weit war es noch nicht.
Für Milda und Mulda begann eine schöne, aufregende Zeit. Sie gingen mit Hanno zum Fischen und später zur Jagd, als er groß genug dazu war. Oft tanzte er mit ihnen bei den Opfer- und Dankfesten zu Gesang, Flötenspiel und Trommelwirbel.
Doch bald gab es eine neue Schicksalswendung für Milda und Mulda.