Читать книгу TANAR VON PELLUCIDAR - Edgar Rice Burroughs - Страница 8

Einführung

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Es müssen etwa fünfzehn Jahre vergangen sein, seit David Innes und ich die innere Oberfläche der Erdkruste durchbrachen und im wilden Pellucidar auftauchten, aber wenn eine stationäre Sonne ewig am Himmel hängt und es keinen Mond und keine Sterne gibt, ist die Zeit unbedeutend, und so mag es vor hundert Jahren gewesen sein oder vor einem. Wer weiß das schon?

Natürlich haben wir, seit David auf die Erde zurückgekehrt ist und viele der Annehmlichkeiten der Zivilisation mitgebracht hat, die Möglichkeit, die Zeit zu messen, aber die Menschen hier mochten das nicht. Sie fanden, dass es ihnen Einschränkungen und Begrenzungen auferlegte, die sie nie zuvor gespürt hatten, und sie begannen die Zeit zu hassen und zu ignorieren, bis David in der Güte seines Herzens einen Erlass verabschiedete, der die Zeitmessung in Pellucidar wieder abschaffte.

Es schien mir ein Rückschritt zu sein, aber ich habe mich damit abgefunden und bin vielleicht sogar glücklicher, denn schließlich ist die Zeit ein harter Herr, wie ihr von der äußeren Welt, die ihr Sklaven der Sonne seid, zugeben müsstet, wenn ihr über diese Sache nachdenken würdet.

Hier in Pellucidar essen wir, wenn wir hungrig sind, wir schlafen, wenn wir müde sind, wir gehen auf Reisen, wenn wir aufbrechen und wir kommen am Ziel an, wenn wir ankommen. Wir sind auch nicht alt, weil wir nicht wissen, dass die Erde seit unserer Geburt siebzigmal die Sonne umkreist hat.

Vielleicht bin ich schon fünfzehn Jahre hier, aber was macht das schon. Als ich hierher kam, wußte ich nichts über Funk – meine Forschungen und Studien gingen in andere Richtungen – aber als David aus der äußeren Welt zurückkam, brachte er viele wissenschaftliche Werke mit, aus denen ich alles lernte, was ich heute über das Funken weiß, was mir erlaubte, zwei erfolgreiche Stationen zu errichten: eine hier in Greenwich und eine in der Hauptstadt des Imperiums von Pellucidar.

Aber so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte nie etwas aus der äußeren Welt empfangen, und nach einer Weile gab ich den Versuch auf, weil ich überzeugt war, dass die Erdkruste für Funkwellen undurchlässig war.

Tatsächlich benutzten wir unsere Sender nur selten, denn schließlich beginnt Pellucidar gerade erst aus der Steinzeit aufzusteigen, und im Leben der Steinzeit scheint es keinen grossen Bedarf für Funk zu geben.

Aber manchmal spielte ich damit herum und bei mehreren Gelegenheiten glaubte ich, Stimmen und andere Geräusche zu hören, die nicht von Pellucidar stammten. Sie waren zu schwach, um mehr als vage Andeutungen von faszinierenden Möglichkeiten zu sein, aber dennoch deuteten sie auf etwas höchst Verlockendes hin und so machte ich mich daran, Änderungen und Anpassungen vorzunehmen, bis diese wunderbare Sache, die sich eben ereignete, möglich gemacht wurde.

Und meine Freude darüber, mit Ihnen zu sprechen, wird nur noch von meiner Erleichterung übertroffen, Sie um Hilfe bitten zu können. David ist in Schwierigkeiten. Er ist ein Gefangener im Norden, oder was er und ich Norden nennen, denn die Pellucidarier kennen keine Himmelsrichtungen.

Ich habe jedoch von ihm gehört. Er hat mir eine Nachricht geschickt, in welcher er eine verblüffende Theorie vorschlägt, wie man Hilfe von der Erdoberfläche holen könnte, wenn man – aber lassen Sie mich Ihnen zuerst die ganze Geschichte erzählen, welches Unglück David Innes widerfuhr und wie es dazu kam, dann werden Sie eher urteilen können, ob es möglich ist, David von der äußeren Kruste aus Hilfe zu schicken.

Das Ganze geht auf unsere Siege über die Mahar zurück, die einst dominierende Rasse von Pellucidar. Als wir mit unseren gut organisierten Armeen, ausgerüstet mit Gewehren und anderen Waffen, die den Mahars und den Sagoths, ihren gorillaähnlichen Söldnern, unbekannt waren, einen Sieg gegen diese Reptilienmonster davontrugen und ihre schleimigen Horden aus den Grenzen des Imperiums vertrieben, nahm die menschliche Rasse der inneren Welt zum ersten Mal in ihrer Geschichte ihren rechtmäßigen Platz in der Schöpfung ein.

Aber unsere Siege legten den Grundstein für die Katastrophe, die uns schliesslich überrollt hatte.

Eine Zeit lang gab es keine Mahar mehr in den Königreichen, die das Imperium von Pellucidar bilden; aber bald hörten wir hier und da von ihnen – kleine Gruppen, die an den Ufern des Meeres oder der Seen lebten, weit weg von den Städten und Dörfern der Menschen.

Sie bereiteten uns keine Schwierigkeiten – ihre alte Macht war unwiederbringlich zerfallen; ihre Sagoths zählten nun zu den Heeren des Imperiums; die Mahars konnten uns nicht mehr schaden und dennoch wollten wir sie nicht unter uns haben. Sie ernähren sich von Menschenfleisch und wir hatten keine Gewissheit, dass einsame Jäger vor ihrem unersättlichen Appetit sicher sein würden.

Wir wollten, dass sie verschwinden, weswegen David eine Streitmacht mit dem Befehl losschickte, mit ihnen zu verhandeln und sie zu überreden, das Königreich friedlich zu verlassen, anstatt einen weiteren Krieg zu riskieren, der ihre totale Ausrottung bedeuten könnte.

Sagoths begleiteten die Expedition, denn von allen Kreaturen Pellucidars können nur sie sich in der Sprache der Mahars – dem sechsten Sinn und der vierten Dimension – unterhalten.

Die Geschichte, die die Expedition zurückbrachte, war ziemlich bedauernswert und weckte Davids Sympathien, wie es Geschichten von Verfolgung und Unglück immer tun.

Nachdem die Mahars aus dem Königreich vertrieben worden waren, hatten sie einen Zufluchtsort gesucht, wo sie in Frieden leben konnten. Sie versicherten uns, dass sie das Unvermeidliche akzeptiert hätten und nicht daran dächten, ihre Kriegsführung gegen die menschliche Rasse wieder aufzunehmen oder in irgendeiner Weise zu versuchen, ihre verlorene Vorherrschaft zurückzugewinnen.

Weit weg an den Ufern eines mächtigen Ozeans, wo es keine Anzeichen von Menschen gab, ließen sie sich in Frieden nieder, aber ihr Frieden war nicht von langer Dauer.

Ein großes Schiff kam und erinnerte die Mahars an die ersten Schiffe, die sie je gesehen hatten – die Schiffe, die David und ich gebaut hatten – die ersten Schiffe, soweit wir wussten, die jemals auf den ruhigen Meeren von Pellucidar gesegelt waren.

Natürlich war es für uns eine Überraschung zu erfahren, dass es in der Welt im Innern eine Rasse gab, die so weit fortgeschritten war, dass sie Schiffe bauen konnte, aber bei dieser einen Überraschung blieb es nicht. Die Mahars versicherten uns, dass diese Menschen Feuerwaffen besaßen und dass sie aufgrund ihrer Schiffe und ihrer Bewaffnung genauso furchterregend waren wie wir, aber um ein Vielfaches grausamer. Sie töteten aus reiner Freude am Gemetzel.

Nachdem das erste Schiff weggesegelt war, dachten die Mahars, sie könnten weiter in Frieden leben, aber dieser Traum war nur von kurzer Dauer, denn bald kehrte das Schiff zurück und mit ihm viele andere, bemannt mit Tausenden von blutrünstigen Feinden, gegen deren Waffen die großen Reptilien sich kaum verteidigen konnten.

Auf der Flucht vor den Menschen verließen die Mahar ihre neue Heimat und zogen sich ein Stück zurück in Richtung des Imperiums, doch ihre Feinde verfolgten und jagten sie weiter und als sie sie eingeholt hatten, waren die Mahar erneut gezwungen, sich vor der Grausamkeit ihrer andauernden Angriffe zurückzuziehen.

Schließlich suchten sie innerhalb der Grenzen des Imperiums Zuflucht, und kaum war Davids Expedition zu ihnen mit diesem Bericht zurückgekehrt, erhielten wir den definitiven Beweis für die Richtigkeit ihrer Erzählung durch Nachrichten von unserer nördlichsten Grenze, die von einer Invasion durch eine seltsame, wilde Rasse weißer Männer berichteten.

Die Nachricht von Goork, dem König von Thuria, dessen weit entfernte Grenze sich über das Land des Schrecklichen Schattens hinaus erstreckt, klang verzweifelt.

Einige seiner Jäger waren von den Eindringlingen überrascht und bis auf eine Handvoll getötet oder gefangen genommen worden.

Er hatte daraufhin Krieger gegen sie ausgesandt, aber auch diese erlitten ein ähnliches Schicksal, da sie zahlenmäßig weit unterlegen waren, und so schickte er einen Läufer zu David, flehend, er möge ihm mit Truppen zu Hilfe zu eilen.

Kaum war der erste Bote angekommen, kam ein weiterer mit der Nachricht von der Einnahme und Plünderung der königlichen Hauptstadt von Thuria. Ihm folgte ein dritter, dieser aber kam vom Befehlshaber der Angreifer selbst und verlangte, dass David einen Tribut entrichten soll, oder sein Land würde zerstört und die Gefangenen getötet werden.

Als Antwort entsandte David Tanar, den Sohn von Ghak, um die Freilassung aller Gefangenen und den Abzug der Angreifer zu fordern.

Sofort wurden Läufer in die nächstgelegenen Königreiche des Imperiums geschickt und noch bevor Tanar das Land des Grossen Schattens erreicht hatte, marschierten zehntausend Krieger denselben Weg entlang, um die Forderungen des Kaisers durchzusetzen und den wilden Feind aus Pellucidar zu vertreiben.

Als David sich dem Land des Grossen Schattens näherte, das unter dem geheimnisvollen Trabanten von Pellucidar liegt, war in der horizontlosen Ferne eine große Rauchsäule zu sehen.

Es war nicht nötig, die unermüdlichen Krieger zu größerer Geschwindigkeit anzuspornen, denn alle ahnten, dass die Eindringlinge ein weiteres Dorf eingenommen und in Brand gesteckt hatten.

Und dann kamen die Flüchtlinge – nur Frauen und Kinder – und hinter ihnen eine spärliche Reihe von Kriegern, die sich bemühten, dunkelhäutige, bärtige Fremde zurückzuhalten, die mit seltsamen Waffen ausgerüstet waren, die antiken Arkebusen mit glockenförmigen Mündungen ähnelten – riesige, unhandliche Dinger, die Rauch und Flammen und Steine und Metallstücke spuckten.

Dass die um ein Zehnfaches unterlegenen Pellucidarier ihre wilden Feinde überhaupt zurückhalten konnten, lag an den moderneren Feuerwaffen, deren Herstellung und Handhabung David und ich ihnen beigebracht hatten.

Rund die Hälfte der Krieger von Thuria waren damit bewaffnet, und damit alles, was sie vor der absoluten Niederlage und vielleicht sogar der totalen Vernichtung bewahrte.

Laut waren die Jubelschreie, als die ersten Flüchtlinge die Verstärkung entdeckten und erkannten, wer ihnen da zur Hilfe geeilt war.

Goork und sein Volk hatten in ihrer Loyalität gegenüber dem Imperium geschwankt, wie auch einige andere weit entfernte Königreiche, aber ich glaube, dass diese praktische Demonstration der Föderation ihre Zweifel für immer beseitigte und die Menschen im Land des Grossen Schattens mit ihrem König zu den loyalsten Untertanen machte, die David besaß.

Die Wirkung, die das Erscheinen von zehntausend gut bewaffneten Kriegern auf den Feind hatte, war eindeutig. Sie hielten inne und als wir vorrückten, zogen sie sich zurück, aber selbst im Rückzug lieferten sie uns einen harten Kampf.

David erfuhr von Goork, dass Tanar als Geisel festgehalten wurde, und obwohl er mehrere Versuche unternahm, um mit dem Feind zu verhandeln und einige Gefangene, die uns in die Hände gefallen waren, gegen Tanar und andere Pellucidarier auszutauschen, gelang ihm das nicht.

Unsere Streitkräfte trieben die Invasoren weit über die Grenzen des Imperiums hinaus bis zu den Ufern eines fernen Meeres, wo es ihnen schließlich mit Mühe und unter dem Verlust vieler Männer gelang, ihre dezimierten Truppen in Schiffe unterzubringen, die in ihrer Bauweise so archaisch waren wie ihre antiken Arkebusen.

Diese Schiffe ragten an Bug und Steven übertrieben hoch auf, die Hecks waren mehrstöckig aufgebaut oder beherbergten Decks, die übereinander lagen. Oberhalb der Wasserlinie gab es überall viele Schnitzereien in scheinbar komplizierten Mustern und jedes Schiff trug an seinem Bug eine Galionsfigur, die, wie der Mittelsteven des Schiffes, in knalligen Farben bemalt war – meistens die überlebensgroße Figur einer nackten Frau oder einer Meerjungfrau.

Die Männer selbst waren ebenso bizarr und farbenfroh, trugen bunte Tücher um den Kopf, breite Schärpen in leuchtenden Farben und riesige Stiefel mit flatternden Oberteilen – zumindest diejenigen, die nicht halb nackt und barfuß waren.

Neben ihren Arkebusen trugen sie in ihren Gürteln riesige Pistolen und Messer und an ihren Hüften hingen Entermesser. Alles in allem waren sie mit ihren buschigen Schnurrbärten und erbarmungslosen Gesichtern ein grimmig aussehender und zugleich bunter Haufen.

Von einigen der Gefangenen, die er während der Kämpfe an der Küste gemacht hatte, erfuhr David, dass Tanar noch am Leben war und dass der Anführer der Invasoren beschlossen hatte, ihn mit nach Hause zu nehmen, in der Hoffnung, dass er von Tanar die Geheimnisse unserer überlegenen Waffen und unseres Schießpulvers lernen könnte, denn trotz meiner ersten Misserfolge hatte ich schließlich – nicht ohne Stolz – ein Schießpulver erschaffen, das nicht nur bannte, sondern auch mit einer solchen Kraft zündete, dass es ganz zufriedenstellend war. Ich bin jetzt dabei, ein geräusch- und rauchloses Pulver zu perfektionieren, obwohl ich der Ehrlichkeit halber zugeben muss, dass meine ersten Experimente nicht ganz das waren, was ich mir erhofft hatte, denn die erste Charge hat mir bei einer Explosion fast die Trommelfelle zertrümmert und meine Augen so sehr mit Rauch gefüllt, dass ich dachte, ich sei geblendet worden.

Als David die feindlichen Schiffe mit Tanar wegsegeln sah, war er krank vor Kummer, denn Tanar war immer ein besonderer Liebling des Regenten und seiner gnädigen Kaiserin Dian der Schönen gewesen. Er war wie ein Sohn für die beiden.

Wir hatten keine Schiffe auf diesem Meer und darum konnte David mit seiner Armee nicht hinterhersegeln, aber er konnte auch nicht den Sohn seines besten Freundes einem wilden Feind überlassen, bevor er alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel zur Rettung ausgeschöpft hatte.

Zusätzlich zu den Gefangenen, die ihm in die Hände gefallen waren, hatte David eines der kleinen Boote erbeutet, die der Feind für die Einschiffung seiner Truppen benutzt hatte, und das brachte David auf den verrückten Plan, auf den er sich einließ.

Das Boot war etwa sechzehn Fuß lang und war sowohl mit Rudern als auch mit einem Segel ausgestattet. Es war breit und machte den Eindruck, stabil und seetüchtig zu sein, obwohl es erbärmlich klein schien, um den Gefahren eines unbekannten Meeres zu begegnen, das wohl wie alle Gewässer von Pellucidar, mit riesigen Ungeheuern bevölkert war, die ein wildes Temperament und großen Appetit hatten.

Am Ufer stehend, den immer kleiner werdenden Umrissen der abfahrenden Schiffe nachblickend, traf David seine Entscheidung. Um ihn herum standen die Kapitäne und die Könige der Vereinten Königreiche von Pellucidar und hinter ihnen zehntausend Krieger, die sich auf ihre Waffen stützten. Auf der einen Seite blickten die schwer bewachten Gefangenen mürrisch ihren abreisenden Kameraden nach, mit einer Hoffnungslosigkeit und Neid in den Augen, die man bloss erraten konnte.

David wandte sich an seine Leute. »Diese Schiffe haben Tanar, den Sohn von Ghak, und vielleicht noch eine ganze Reihe weiterer junger Männer von Pellucidar weggetragen. Es ist nicht zu erwarten, dass der Feind unsere Kameraden jemals zu uns zurückbringen wird, aber es ist leicht vorstellbar, welche Behandlung sie in den Händen dieser wilden, blutrünstigen Rasse erfahren werden. Wir dürfen sie nicht aufgeben, solange uns noch ein einziger Weg der Verfolgung offen steht. Hier ist dieser Weg.« Er winkte mit der Hand über den weiten Ozean. »Und hier ist das Mittel, ihn zu überqueren.« Er zeigte auf das kleine Boot.

»Es würde kaum zwanzig Mann tragen«, rief einer, der neben dem Kaiser stand.

»Es muss nur drei tragen«, erwiderte David, »denn wir segeln nicht in den Krieg, sondern zu einer Rettung und sei es nur, um die Festung des Feindes ausfindig zu machen, damit wir mit einer ausreichenden Streitmacht zurückkehren können, um sie zu überwältigen. Ich werde gehen«, schloss der Kaiser. »Wer wird mich begleiten?«

Sofort hob jeder Mann, in Hörweite – außer den Gefangenen natürlich – seine Waffe über den Kopf und drängte sich vor, um seine Dienste anzubieten. David lächelte.

»Das habe ich befürchtet«, sagte er, »aber ich kann euch nicht alle mitnehmen. Ich werde nur einen brauchen, und das wird Ja von Anoroc sein, der beste Seemann von Pellucidar.«

Ein großer Jubel erhob sich, denn Ja, der König von Anoroc, der auch der oberste Offizier der Marine von Pellucidar ist, ist im ganzen Reich sehr beliebt, und obwohl alle enttäuscht waren, nicht ausgewählt worden zu sein, wussten sie doch die Weisheit von Davids Auswahl zu schätzen.

»Aber zwei sind eine zu geringe Zahl, um auf Erfolg zu hoffen«, argumentierte Ghak, »und ich als Vater von Tanar sollte dich begleiten dürfen.«

»Mehr Leute in diesem kleinen Boot zusammenzudrängen, würde uns nichts nützen«, erwiderte David, »warum also ein einziges zusätzliches Leben riskieren? Wenn zwanzig die unbekannten Gefahren, die vor uns liegen, überstehen können, so können zwei dasselbe tun, während wir mit weniger Männern einen weit größeren Vorrat an Nahrung und Wasser mit uns tragen können, um dem unbekannten Meer, dem wir gegenüberstehen, und den Zeiten der Ruhe und der langen Suche zu trotzen.«

»Aber zwei sind zu wenig, um das Boot zu bemannen«, wandte ein anderer ein, »und Ghak hat recht – der Vater von Tanar sollte unter seinen Rettern sein.«

»Ghak wird vom Imperium gebraucht«, antwortete David. »Er muss bis zu meiner Rückkehr hier bleiben, um die Armeen für die Kaiserin zu befehligen, aber es wird einen Dritten geben, der mit uns an Bord gehen wird.«

»Wer?«, fragte Ghak.

»Einer der Gefangenen«, antwortete David. »Für seine Freiheit werden wir leicht einen finden, der uns in das Land des Feindes führen kann.«

Das war wirklich nicht schwer, denn jeder Gefangene meldete sich freiwillig, als ihnen der Vorschlag unterbreitet wurde.

David wählte einen jungen Burschen, der sagte, sein Name sei Fitt, und der ein offeneres und ehrlicheres Gesicht hatte als alle seine Gefährten.

Und dann ging es an die Versorgung des Bootes. Beutel wurden mit frischem Wasser und grosse Mengen von Mais, getrocknetem Fisch und Dörrfleisch sowie Gemüse und Früchte gefüllt und im Boot verstaut, bis es den Anschien hatte aus allen Nähten zu platzen. Für drei Männer auf der Erdoberfläche, wo die Zeit noch eine Bedeutung hatte, hätten diese Vorräte für ein ganzes Jahr gereicht

Der Gefangene Fitt, der David und Ja begleiten sollte, versicherte David, dass ein Viertel der Vorräte ausreichen würde, weil es entlang der Route Punkte gäbe, an denen sie ihre Wasservorräte auffüllen konnten und wo es reichlich Wild sowie einheimische Früchte, Nüsse und Gemüse gab, aber David verringerte die Vorräte um kein einziges Gramm.

Als die drei im Begriff waren abzulegen, sprach David ein letztes Wort mit Ghak.

»Du hast die Größe und die Bewaffnung der feindlichen Schiffe gesehen, Ghak«, sagte er. »Meine letzte Anweisung an dich ist, sofort eine Flotte zu bauen, die es mit diesen großen Schiffen des Gegners aufnehmen kann, und während diese Flotte gebaut wird – und sie muss an den Ufern dieses Meeres gebaut werden – schicke Expeditionen aus, um nach einem Wasserweg von diesem Ozean zu unserem eigenen zu suchen. Wenn du ihn findest, können unsere eigenen Schiffe und die Werft von Anoroc dazu genutzt werden, um den Bau der großen Flotte zu beschleunigen. Wenn du fünfzig Schiffe fertiggestellt und bemannt hast und wir bis dahin noch nicht zurückgekehrt sind, brich zu unserer Rettung auf. Töte diese Gefangenen nicht, sondern verwahre sie sicher, denn nur sie können euch in ihr Land führen.«

Und dann bestiegen David I., Kaiser von Pellucidar, und Ja, König von Anoroc, mit dem Gefangenen Fitt das winzige Boot. Freundliche Hände schoben sie hinaus auf die öligen Wogen des pellucidarischen Meeres; zehntausend Kehlen jubelten ihnen zu und zehntausend Augenpaare sahen ihnen nach, bis sie im Nebel der sich wölbenden, horizontlosen Ferne dieser pellucidarischen Meereslandschaft verschwunden waren.

David war zu einem vergeblichen, aber glorreichen Abenteuer aufgebrochen, und in der fernen Hauptstadt des Kaiserreichs würde Dian die Schöne weinen.

TANAR VON PELLUCIDAR

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