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Ein päpstlicher Ritterorden im 21. Jahrhundert

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Zeitgeistig flapsig formuliert ist der päpstliche Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem so etwas wie eine NGO, die sich der Förderung der Christen in Israel, "Palästina" und Jordanien widmet.

Derzeit wird der Orden vom amerikanischen Kardinal Edwin Frederick O’Brien geleitet, der in Rom residiert und in der Via della Conciliazone in Vatikannähe seine Amtsräume, die Ordensregierung, hat. Seine wesentlichen leitenden Mitarbeiter in Rom sind italienische Aristokraten, wie der Generalstatthalter Conte Prof. Giuseppe Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto und der Generalgouverneur Conte Prof. Agostino Borromeo.

Die Lebensgeschichten dieser Persönlichkeiten sind interessant, Kardinal O’Brien war Militärseelsorger und Fallschirmspringer in Vietnam, Dalla Torre ist Präsident der Privatuniversität LUMSA und hat als Richter im Vatikanstaat den "Vatileaks-Spion" Paolo Gabriele verurteilt. Agostino Borromeo aus der Familie des heiligen Karl Borromäus hat als Wissenschaftler die Akten der Inquisition aufgearbeitet und dabei zur Überraschung aller Fachleute herausgefunden, dass die Zahl der Verurteilungen sehr viel geringer war als bei zeitgenössischen weltlichen Verfahren.

Die Ordensleitung erhält von ihren Niederlassungen ("Statthaltereien") in fast fünfzig Staaten Spenden, die sie dann in Absprache mit dem Lateinischen Patriarchen im "Heiligen Land" ausgibt. Dazu gibt es davon unabhängige Hilfsaktionen der Statthaltereien für die Christen im Nahen Osten, die meist in der Form von Hilfsprojekten abgewickelt werden.

Die Ordensregierung veranstaltet auch immer wieder Wallfahrten der Damen und Ritter des Ordens aus aller Welt nach Lourdes und Rom, demnächst 2013 nach Rom.

Etwas formaler formuliert stellt sich das so dar:

In streng hierarchischer Weise und damit dem Zeitgeist von 1931 entsprechend sieht das Statut des Ritterordens seit Papst Pius XI eine zentrale Leitung vor, damals durch den Lateinischen Patriarchen, seit 1949 durch einen Kardinal, der vom Papst ernannt und nicht vom Orden gewählt wird.

Der Großmeister, beraten von seinem Stab, dem Großmagisterium, gründet nach seinem Ermessen nationale Statthaltereien und ernennt dafür Statthalter, die an seine Weisungen gebunden sind.

Die Statthaltereien werden in Delegationen (im deutschen Sprachraum Komtureien) gegliedert, deren Leiter vom jeweiligen Statthalter ernannt werden. In diesen Komtureien lebt der Ritterorden konkret, geschwisterlich und weitgehend selbstbestimmt. Die Damen und Ritter werden auf Antrag ihres Statthalters vom Kardinal-Großmeister ernannt und ihre Ernennungsurkunden werden vom Staatssekretariat des Heiligen Stuhle registriert und bestätigt. Es gibt heute über fünfundzwanzigtausend Damen und Ritter in aller Welt.

Dem Statut entsprechend ist die Ordensleitung wesentlich von der Person des Kardinal Großmeisters und der Persönlichkeit des Generalgouverneurs abhängig. Da das Statut dem Großmeister freie Hand für Entscheidungen gibt, gegen die Rekurse nicht möglich sind, liegt es an seiner Klugheit und am Geschick des Generalgouverneurs ein gutes Arbeitsklima zu schaffen, ohne das es heute in einer Organisation von freiwilligen Mitarbeitern nicht geht. Derzeit führt Generalgouverneur Agostino Borromeo unter dem Großmeister Edwin Frederick Kardinal O'Brien den Orden ruhig und besonnen. So kann man sagen, dass der Ritterorden in den lokalen Komtureien nicht viel anders als ein (allerdings sehr frommer) Serviceclub erlebt wird.

Rechtlich gesehen ist der Orden eine öffentliche, vom Apostolischen Stuhl errichtete Vereinigung von Gläubigen und der einzige Ritterorden unter dem Schutz des Heiligen Stuhls, der „Malteser“ Ritterorden ist dagegen „souverän“, ja sogar ein selbständiger Staat. Seit Jahrhunderten spielen die Grabesritter eine aktive Rolle zu Gunsten der christlichen Präsenz im Heiligen Land, heute indem sie die Einrichtungen des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem finanziell unterstützen.

Das Heilige Grab und seine Ritter

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