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Kapitel II

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Sie war wie ein silberner Speer. Wie eine Klinge, die die Macht und den Willen des Sternenreiches in seinem tiefsten Inneren repräsentierte. Das gewaltige Schlachtschiff der Fairosara Klasse, die Angre Gythesas, die Zorn der Götter, raste einem Speer gleichend durch den blau flackernden Hyperraum. Hunderte Geschütze auf ihrem keilförmigen Rumpf zeugten von der schieren militärischen Macht, die dieses Schiff allein mit seiner Existenz repräsentierte. Sie war das Flaggschiff der Silvirengla Legion, welche sich gerade auf dem Weg zu einer bedeutenden Schlacht auf der duyarischen Eiswelt Kfar Sovu befand. General Casar, oberster Kommandant dieser Legion hatte entschieden, seine Truppen in einem schnellen Schlag gegen diese Festung des Imperiums zu führen. Er war Lord Arthians Bitte gefolgt und hatte direkt nach der großen Legionsversammlung von Melnor alle seine Truppen zusammengetrommelt, um sie für einen schnellen und präzisen Schlag zu massieren. Die Duyari waren unvorbereitet, so hatte man jedenfalls beim Oberkommando gehofft. Eine Eroberung dieser wichtigen Festungswelt, welche ebenfalls noch an einer Handelsroute direkt im Herzen des Imperiums Stellung bezog, würde den Nachschub ihres Feindes destabilisieren und zusätzlich dafür sorgen, dass den Legionen ein direktes Tor zur Hauptwelt Tuma Yadu offen stand. Die Silberengel waren eine der stolzesten und eitelsten Legionen der Weltenwehr überhaupt. Genauso wenig, wie sie dies zu leugnen vermochten, war ebenfalls die Tatsache, dass sie als die stärkste und vor allem tapferste im gesamten Sternenreich galt. Den Rest der Flotte der Legion würden sie direkt im Orbit von Kfar Sovu treffen, um den Angriff besser koordinieren zu können. Soweit ihnen der EED hatte bekannt machen können, besaßen die Duyari nur wenige Schiffe in diesem System. Sie würden vermutlich bereits zerstört sein, bevor das Flaggschiff überhaupt ankam.

»Lechent Laer«

Lechent Laer Tarius, Kommandant der dreihundertvierten Kompanie der Silvirengla Legion schaute von seiner Arbeit auf, als die zwei Stiarvalorer vor ihm in den Raum traten.

»Ja?«, sagte er und deaktivierte den Hologrammcomputer auf seinem obsidianfarbenen Schreibtisch.

»Ähm, ihr seid Lechent Laer Tarius, oder?«, sagte nun diejenige, die zwischen den beiden blau – silbernen Soldaten stand. Es war eine Frau, vielleicht Anfang Zwanzig, die ihr goldlondes Haar zu einem Knoten hinter dem Kopf zusammengebunden hatte.

»Der bin ich«, sagte Laer und stand von seinem Schreibtisch auf. Diese Frau war nicht in eine Uniform der Sternenmarine gekleidet. Was tat sie hier?

»Lechent«, meinte der linke der beiden Stiarvalorer, dessen Stimme durch das Sprechgerät des Helmes verzerrt klang »Wir haben einen ungebetenen Gast an Bord, wie es aussieht. Diese junge Frau hier hatte sich eine Woche lang im Laderaum des Schiffes versteckt. Wirklich ein ausgeklügelter Plan, aber einer der Ingenieure hat sie dann doch entdeckt. Sie meint, sie ist vom Loan Ara. General Casar befahl uns, sie zu Euch zu schicken«

Die Frau schaute beschämt zu Boden. Ganz offensichtlich gefiel ihr diese Situation nicht, hier so ertappt vor einem Offizier zu stehen.

»Bin ich hier die Pressestelle, oder was?«, fragte Laer. Warum betraute Casar ihn immer mit all dem nervigen und unnötigen Zeug, das innerhalb der Legion geschah.

»Sir … wir … dachten«

Der rechte Stiarvalorer schnitt seinem Kameraden das Wort ab »Es war unser Befehl. Ihr sollt Euch um sie kümmern, meinte der General. Zurückschicken können wir sie jetzt nicht mehr. Es sei denn, sie hat Lust eine Reise von zwanzigtausend Lichtjahren zurück nach Eria anzutreten«

Die Frau schüttelte auf diese Aussage hin vehement den Kopf.

Laer seufzte und schaute sich in seinem Büro um, als würde er in den silbernen Wänden des Schiffes nach irgend einem Ausweg für diese Situation suchen.

Schließlich sagte er: »Na gut. Ich werde sehen, was ich tun kann. Wegtreten.«

Die beiden Stiarvalorer salutierten, drehten sich gleichzeitig um, und verschwanden aus dem Büro durch die automatische Tür.

Laer warf einen prüfenden Blick zu der Frau hinüber und zog eine Augenbraue hoch.

Sie schaute auf und salutierte etwas unsicher.

»Das ist nicht nötig, aber vielen Dank«, meinte Laer, ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich wieder in seinen Sessel. Er nahm ein kleines Modell eines ISR 171 Raumjägers, das vor ihm neben seinem Computer stand und begann, damit zwischen seinen Fingern zu spielen. »Sie haben es also tatsächlich geschafft, eine ganze Woche lang unbemerkt auf dem Schiff zu bleiben, ja?«

Die Frau räusperte sich, faltete die Hände vor dem Bauch und trat vor den Schreibtisch. Laer konnte erkennen, dass ihre Finger zitterten.

»Ja«, presste sie heraus »Seit … na ja, seit die Legion Melnor verlassen hat. Ich konnte an Bord kommen, weil … na ja, weil das Aufladen auf das Schiff so lange gedauert hat. Bin dann einfach in einen Container rein und na ja … dann haben sie mich aber gefunden. Wollte sowieso nicht die ganze Zeit da bleiben. Ja, genau«

Laer legte das Modell des Raumjägers zurück auf den Tisch und betrachtete sie einige Sekunden lang. Wenn sie es tatsächlich eine ganze Woche lang im Frachtraum eines Schlachtschiffes der Fairosara – Klasse ausgehalten hatte, dann konnte sie so willensschwach gar nicht sein. Trotzdem empfand er es als puren Wahnsinn, dass diese Zivilistin sich willentlich und mit voller Absicht in eines der umkämpftesten Kriegsgebiete der Galaxis begeben hatte.

»Dürfte ich auch Ihren Namen wissen?«, fragte er.

Sie nickte hastig »Natürlich. Ich bin Isa Callari. Ich komme von der Zeitung des Loan Ara«

»Und was genau tun Sie an Bord eines Kriegsschiffes der Silvirengla Legion?«

»Ich bin Reporterin«

»Reporterin … Hier draußen nennt man das wohl eher

Kriegsberichtserstatterin«

»Ach was, das Wort klingt so hart«

»Es ist ja auch nicht gerade eine Kreuzfahrt, auf die Sie sich da begeben haben«

Es war der ausdrückliche Wunsch aller Offiziere der Silberengel gewesen, dass sie es eben nicht wünschten, den gesamten Feldzug gegen das Duyari Imperium über permanent von irgendwelchen Reportern belagert zu werden. Sie hatten jede bitte jedes Senders und jeder Zeitung direkt abgewiesen, Kriegsberichtserstatter mit in diesen Kampf zu nehmen. Dass sich aber nun einer von ihnen einfach an Bord schlich, musste Laer zugeben, hatte er am allerwenigsten von allen möglichen Ereignissen erwartet.

»Hm« Laer stand wieder aus seinem Sessel auf, ging um den Tisch herum und lehnte sich dagegen »Und was genau erwarten Sie, großartiges zu erfahren, wenn Sie mit uns kommen? Umkehren ist jetzt nicht mehr. Wir sind mitten in duyarischem Raum auf dem Weg zu einem Einsatz. Selbst wenn Sie sich jetzt noch umentscheiden würden … Sie könnten es nicht«

Isa räusperte sich und hob das Kinn. »Ich will Eure persönliche Erstatterin für das Kriegstagebuch der Silberengel sein«, sagte sie entschlossen.

Laer zog eine Augenbraue hoch und stieß sich vom Tisch ab. Er ging zum Fenster des Zimmers herüber, vor dem die Sterne im Hyperraum in einem langen blauen Licht vorbeizogen.

»Kriegstagebuch …«, sagte er leise, jedoch noch so laut, dass sie es hören konnte. Dann drehte er sich wieder zu der Reporterin um »Und warum glaubt der Loan Ara, dass unsere Legion ein Kriegstagebuch bräuchte?«

»Weil es für diesen Krieg ein Tagebuch, Aufzeichnungen und Bilder geben muss. Es ist ein legendärer Krieg. Ein Krieg, wie es ihn seit achthundert Jahren nicht mehr gegeben hat.«

»Und das macht ihn legendär?«

»Nein … es ist nur … ich meine … die Umstände machen ihn besonders.«

»Ihr meint wegen Turesk?«

Isa schaute kurz auf den blauen Teppichboden, als würde sie dort etwas suchen. Dann schaute sie wieder zu ihm auf. »Ja, wegen Turesk unter anderem«

»Und wegen was noch?«

»Na, es waren schon lange nicht mehr so viele Legionen auf einmal im Einsatz. Und das auch noch alle im selben Gebiet. Es ist ein Krieg von geschichtlichem Ausmaß.«

»Das ist jeder Krieg«

»Aber nicht jeder ist wie dieser, Lechent«

Laer fuhr ein flüchtiges Schmunzeln über die Lippen. Er drehte sich zu der Reporterin um und verschränkte die Arme.

»Zurückschicken können wir Euch dann tatsächlich nicht mehr.« Der Lechent trat einige Schritte zu einem Bild hinüber, das an der Wand hing. Isa hatte es eben beim reinkommen gar nicht bemerkt. Kein Wunder, sie war auch viel zu aufgeregt gewesen, um irgendetwas außer den Offizier der Stiarvalorer in einem Tunnelblick zu behalten.

Das in einem goldenen Rahmen gehüllte Bild zeigte ein weites Tal, durch das ein brausender Fluss zog. Isa musste drei Mal hinsehen, um zu erkennen, dass es sich dabei um kein Foto, sondern um eine tatsächliche Malerei handelte. Wer auch immer es geschaffen hatte – er besaß ganz sicher einen enormen Faible für Detail und Genauigkeit.

Laer winkte sie heran »Kommt her, ich möchte Euch etwas zeigen«

Isa schluckte nervös und trat an seine Seite. Der Offizier überragte sie um einen Kopf.

»Wisst Ihr, was das hier ist?«, fragte Laer und schaute sie aus dem Augenwinkel an.

»Das ist …« Isa überlegte kurz, »Eine Welt, oder?«

Laer kicherte amüsiert. »Natürlich ist das eine Welt« Er schaute sie jetzt an, »Aber wisst ihr auch, welche?«

Isa schüttelte den Kopf.

»Das ist die Heimatwelt meiner Legion. Welendia. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, dass ich das 'Feuer' der Grundausbildung durchschritten habe. Es ist eine schöne Welt. Voll von Leben und Hoffnung. Unsere Hauptstadt ist Dinas Welendia. Sie liegt zwischen zwei Gebirgsketten in einem Tal. Ich bin dort aufgewachsen und viele meiner Kameraden der Silvirengla Legion auch.« Er hielt kurz inne und begutachtete wieder das Bild vor ihm mit kritischem Blick.

»Wisst ihr, warum ich Euch davon erzähle?«, fragte er.

Isa schüttelte nur wieder den Kopf. Ihre Stimme hätte gerade sowieso zu sehr gezittert, als dass sie eine vernünftige Antwort hätte herausbringen können.

»Ich erzähle es Euch, damit Ihr seht, wofür wir kämpfen. Ich zeuge es Euch, damit ihr seht, dass es genau diese Welt und Dutzende andere Welten des Sternenreiches sind, die wir mit unserem Leben, unserem Blut, unserem Stahl beschützen. Das ganze hier ist kein Spiel. Es ist keine Reise, die man leichtfertig antritt und vor allem ist ein kein Ort, kein Weg, den man leicht hinnehmen sollte. Ich finde nur, Ihr solltet das wissen, Reporterin Callari.«

»Das verstehe ich«, platzte es aus Isa heraus. »Und ich bin hier, um diesen großartigen Kampf und vor allem seine Helden für die Nachwelt festzuhalten. Ihr seid Helden im Sternenreich. Für jeden von uns. Ich werde die Erinnerungen schaffen, von denen Historiker noch in Jahrtausenden ihre Quellen beziehen werden.«

Laer war vielleicht ein Soldat. Nicht nur ein Soldat, nein. Er gehörte zu einer der mächtigsten Eliteeinheiten überhaupt, die die Galaxis je gesehen hatte. Er wusste sich gegen einhundert verschiedene Arten von Angriffen von verschiedensten Waffen und Techniken zur Wehr zu setzen. Nur gegen eine Attacke war er nicht gefeit, nein, war er gerade zu anfällig – für Schmeicheleien.

»Ihr schmeichelt mir«, sagte er und ein Grinsen legte sich auf seine Züge. Ein Gefühl des Sieges durchfuhr Isa, als sie dies sah. Sie trat noch einen Schritt näher an ihn heran. »Das Volk von Eria wird sich auf ewig an Eure Taten erinnern.« Sie senkte verführerisch ihre Stimme »Lasst mich Eure Memoratorin sein, und ich mache Euch zu einer Legende, an die man sich noch in tausend Jahren erinnern wird.«

Laer wandte kurz seinen Blick ab »Und wenn ich nicht berühmt werden will?« An seinem Gesichtsausdruck erkannte Isa, dass er unmissverständlich bluffte. Dennoch ging sie darauf ein »Ihr seid ein Mann des Ruhms. Verarscht mich nicht«

Laer seufzte laut auf. »Na schön. Wenn Ihr unbedingt in die Scheiße mit reingezogen werden wollt, dann könnt Ihr es gerne.«

Isa musste den Drang unterdrücken, jetzt einen Freudensprung in die Luft zu machen.

»Ich danke Euch, Lechent« Sie verneigte sich kurz. Laer schmunzelte darüber bloß. Er ging zu seinem Schreibtisch zurück und setzte sich.

»Ihr werdet die Legion auf diesem Feldzug begleiten, die Besprechungen dokumentieren, den Alltag der Soldaten, wenn Ihr wollt. Aber vom Schlachtfeld bleibt Ihr fern. Jedenfalls so fern, dass Euch nichts geschehen kann. Das könnte ich nicht verantworten. Verstanden?«

Isa nickte hastig. Sie zog eine Computertafel aus der Tasche ihrer Jeans, öffnete eine Datei und begann die ersten Notizen auf dem blau leuchtenden Feld zu machen.

»Ihr könnt ein Quartier auf den Offiziersdecks haben. Ich bin mir sowieso sicher, dass in den nächsten Wochen einige davon frei werden.«

Isas Freude wurde bei diesen Worten wie im Keim erstickt. Natürlich würden die Quartiere frei werden. Wahrscheinlich sogar viele von ihnen. Soweit sie wusste, war dieser Krieg nie mit wenigen Verlusten geplant worden.

»Ich äh …« Sie stotterte kurz und suchte nach Worten. Sie war sich nicht ganz sicher, wie sie denn diese Frage jetzt genau formulieren sollte »Wie viele … also, ich meine … die Verluste in Eurer …«

»Einhundertsiebzehn meiner Kompanie. In der ganzen Legion um die neunzehntausend bis jetzt«, beantwortete Laer die Frage mit der stumpfen Sächlichkeit, die er stets beim Beantworten dieser Frage an den Tag zu legen pflegte.

Isa hielt inne und ließ die Computertafel sinken »Oh … verstehe. Danke … danke, dass Ihr mir diese Auskunft gebt, ich hätte nicht gedacht, dass …«

»Ich wüsste nicht warum, Frau Callari. Die Zahlen sind im gesamten Sternenreich einsehbar«

Isa presste die Lippen zusammen, hob die Computertafel wieder und tippte ein wenig für neue Notizen darauf herum.

»Ach … ähm, nennt mich doch einfach Isa. Ich mag die Förmlichkeiten nicht«

Laer zog eine Augenbraue hoch und lächelte für einen verschwindend kleinen Moment »Okay, Isa« Laer räusperte sich »Ihr müsst erschöpft sein nach Tagen im Laderaum eines Kriegsschiffes. Tesari Aglair wird Euch zu Eurem Quartier begleiten, wenn es Euch recht ist«, sagte er. Er drückte auf einen kleinen Knopf am Rande seines Schreibtisches »Tesari Aglair, in mein Büro. Begleiten Sie die junge Dame die hier ist, auf eines der freien Offiziersquartiere. Nur das beste für ungebetene Passagiere.« Er grinste breit.

Isa nickte kurz dankend und verstaute die Computertafel wieder in der Tasche, die sie an der Hüfte trug.

»Danke nochmal«, sagte sie knapp.

»Baut hier einfach keinen Mist. Dann wird die ganze Sache schon klar gehen. Ich habe Euch eben meine Bedingungen diktiert. Beherzigt sie.«

»Natürlich, werde ich«

Die Tür des Büros öffnete sich und herein trat ein Mann in Stiarvalorerrüstungen. Er hatte sich den Helm vom Kopf genommen und wuschelte sich durch das dunkle Haar. Isa fühlte sich vor ihm noch kleiner als vor Laer. Nicht, dass sie das irgendwie beunruhigt hätte, doch sie fand es irgendwie amüsant herauszufinden, wie groß die Stiarvalorer alle waren. Sie fand aber Laer auch ganz hübsch mit seinen kupferblonden Haaren und diesen wachsamen Augen, die wie Smaragde hervorstachen.

»Lechent Laer«, sagte der Mann, der aussah, als hätte er gerade einen Marathon hinter sich. »Ihr wolltet mich sehen?«

»Ja ja«, meinte Laer und legte seine Beine auf den Schreibtisch »Schaut mal an, wer sich heimlich an Bord geschmuggelt hat« Er ließ eine unangenehme Pause, in der Isa ganz genau wusste, auf wem nun alle Augen ruhten. »Eine Reporterin des Loan Ara. Sie will uns zu Medienhelden machen.«

Aglair schnaubte amüsiert »Helden werden wir auch ohne Medien sein. Und ohne Kameras und ohne, dass man die Titelseiten der Zeitungen mit uns füllt«

»Ich werde euch nicht nur zu Helden machen«, warf Isa ein »Ich werde euch zu den Helden des Krieges machen! Silvirengla Laghion … die tapfersten Soldaten der Weltenwehr. Die größten Krieger des Sternenreiches. Wie klingt das?«

»Das sind wir sowieso schon«, sagte Laer und grinste verwegen.

»Nicht in dem Maße, wie ich …«

»Jetzt aber mal ganz ruhig. Ich bring Euch jetzt erst mal zum Quartier. Da könnt Ihr ausschlafen und noch einmal darüber nachdenken, auf was für eine wahnsinnige Mission Ihr Euch da begeben habt. Vielleicht kommt Ihr dann zur Besinnung, aber zurück kommt Ihr ganz klar nicht mehr. Verstanden?«, erklärte Aglair.

Isa nickte.

Bevor sie zur Tür hinausgingen, drehte sie sich noch einmal kurz zu Laer um »Morgen will ich aber ein ganzes Interview mit Euch führen. Ihr müsst mir alles erzählen. Lechent Laer der Silberengel. Das wird die Titelseiten füllen! Das verspreche ich Euch!«

»Genau, ich werde der Stolz der Legion sein!«, erwiderte Laer scherzhaft »Jetzt ruht Euch aber erst mal aus!«

Die Tür zum Büro schloss sich und sie standen wieder auf dem mit blauem Teppich ausgelegten Gang des Decks.

Isa fand auf ihrem Weg zu den Quartieren heraus, dass Aglair nicht wirklich so gesprächig war wie sein kommandierender Offizier. Die Reporterin fing auf ihrem Weg immer wieder verwunderte Blicke der Offiziere und Soldaten ein. Sie fühlte sich auch ein wenig unwohl dabei, die einzige hier zu sein, die nicht in Uniform gekleidet war. Die schwarze Jeans und die weiße Bluse hatten es für die letzten Tage bringen müssen, während sie sich im Frachtraum versteckt hatte. Vielleicht waren sie ja so freundlich und gaben ihr eine Art Uniform. Vielleicht sogar eine neu zusammengestellte für Kriegsberichtserstatter. Kriegsberichtserstatter, das wäre das Wort gewesen, das Laer jetzt wieder verwendet hätte. Und irgendwie hatte er mit dem auch ziemlich gut das beschrieben, was sie jetzt tat. Trotzdem hinterließ dieser Begriff immer noch einen bitteren Beigeschmack. Sie war doch keine Kriegsberichtserstatterin. Sie war Reporterin. Jedenfalls versuchte sie sich das immer wieder einzureden. Krieg – Dieses Wort klang so dreckig, so schmutzig. Nein, die Silberengel marschierten neben ihren Schwesterlegionen in einen Heldenkampf für das Sternenreich. Krieg – wenn sie an dieses Wort dachte, musste sie auch immer an die Worte von General Palantur denken, die er ihr zu Anfang des Krieges in einem Interview mitgegeben hatte: „Krieg ist grausam. Wir müssen grausamer sein.“

»Und Euer Name ist … äh«, versuchte Isa das Gespräch mit dem mürrischen Stiarvalorer wieder aufzunehmen.

»Aglair … Tesari Aglair«, sagte er knapp.

»Ein Nachname vielleicht. Das wäre auch nicht schlecht« Isa vermerkte den Namen auf ihrer Computertafel.

»Der ist doch nicht von Belang, oder? Am Ende zählen nicht unsere Namen, sondern unsere Taten«

»Nun … schon … aber eigentlich«

»Wir sind da«

Sie hielten ruckartig an.

»Das ist das Quartier?«, fragte Isa und betrachtete die silberne Tür mit der Zahl '93' genauer.

»Ja«, sagte Aglair »Nach der Schlacht auf Tayiba ist dieses Quartier frei geworden. Glaubt mir, er hätte gewollt, dass Ihr es bekommt, wenn Euch das beruhigt.«

»So halbwegs«, meinte Isa kichernd. Eigentlich fühlte sie sich gar nicht wohl dabei, das Quartier eines jetzt Toten zu bewohnen. Eines Gefallenen.

»Ihr dürft Euch auf der Angre Gythesas frei bewegen, wenn das für eure journalistische Arbeit nötig ist. Aber haltet die Besatzung und die Soldaten nicht zu lange von ihrer Arbeit ab. Das wäre alles«, erklärte Aglair.

»Ja gut, danke«

Aglair nickte knapp und verschwand dann den langen Gang hinunter.

Isa atmete erleichtert auf. Es war nicht besonders angenehm, die ganze Zeit unter den prüfenden Blicken irgendwelcher Offiziere umherlaufen zu müssen.

Sie legte einen Finger auf das Bedienfeld neben der Tür und sie öffnete sich. Das Quartier war recht geräumig. Ein schräges Fenster ließ das Licht des Hyperraumes hineinblitzen und einige gelbe Lampen versprühten ein angenehmes Licht. Der Lärm und das Gerede der Offiziere auf dem Gang ebbte ab, als sich die Tür wieder hinter ihr geschlossen hatte. Ein kleines Badezimmer befand sich zu ihrer Linken, ein blaues Bett am Fenster und ein minimalistisch eingerichteter Schreibtisch gegenüber. Das sollte eigentlich für ihre Arbeit ausreichen. Isa erinnerte sich daran, gehört zu haben, dass Schiffe der Fairosara Klasse, wie die Angre Gythesas eines war, sogar eine Schwimmhalle besaßen. Das ganze Schiff hier war nicht nur ein Kriegskoloss, sondern eine ganze Kaserne, eine ganze Soldatenstadt. Sie beschloss, morgen früh der Brücke einmal einen Besuch abzustatten. Wie Aglair gesagt hatte, durfte sie sich frei auf dem Schiff bewegen – und sie wäre dumm, würde sie diese Gelegenheit nicht in ihrer vollen süßen Gänze auskosten.

Sie sprang kurz unter die Dusche, um den ganzen Dreck von den Tagen im stickigen Laderaum, abzuwaschen. Es tat gut, endlich wieder warmes Wasser auf der Haut zu spüren.

Man hatte ihr sogar Ersatzkleidung auf das Bett gelegt. Es brachte ein Schmunzeln über Isas Lippen, wie aufmerksam Laer doch war. Vielleicht bekam sie ja wirklich am Ende eine Uniform.

Nachdem sie sich angekleidet hatte, begab sie sich an den Computer, der am Schreibtisch stand. Sie versuchte eine ganz bestimmte Frequenz zu erreichen, um jemanden zu kontaktieren. Jemanden, der unbedingt erfahren musste, was sie heute geschafft hatte.

Isa hoffte inständig, dass die Hyperraumfunkkanäle auf dem Schiff nicht gesperrt waren. Selbst wenn ihr Ziel hunderte von Lichtjahren entfernt war – einen Versuch war es wenigstens wert.

Der Bildschirm blinkte auf, als die Verbindung hergestellt wurde. Er flackerte erst blau, dann rot und dann grün. Und schließlich erschien ein Gesicht, das Isa so unendlich froh war zu sehen. Es war ein hübsches Gesicht, wenn auch manchmal ein wenig überschminkt, wie sie fand.

»Isa, Schätzchen!«, schallte die Stimme aus den Lautsprechern. »Woher … oh lass mich raten, du bist an Bord?«

Isa nickte freudig erregt »Ja, ich hab's geschafft. Die Tage im Frachtraum haben sich ausgezahlt. Und ich bin sogar dann zu einem der Offiziere gekommen und jetzt haben sie mir ein Quartier gegeben! Ich will dir so viel erzählen«

»Das ist ja großartig! Und? Wie ist es so bei den Silberengeln? Ich wunder mich, dass sie dich nicht direkt von Bord geworfen haben«, die Frau auf dem Bildschirm kicherte.

»Es ist toll hier«, meinte Isa »Das Schiff ist riesig. Keine Ahnung, wie viele Decks die haben, aber jedenfalls mehr als ich bis jetzt zählen konnte. Ich will dir unbedingt noch mehr erzählen, Wika, aber ich weiß nicht, wie lange die Verbindung noch hält«

»Ja, ich weiß. Interferenzen und so. Meine Güte, es gibt im Raum der Duyari so unglaublich viele schöne Nebel. Aber ist ja auch egal.«, sagte Wika. »Dem Wardiari habe ich schon so viel mitzuteilen. Mein Chefredakteur wird Augen machen bei all den Informationen, die ich schon gesammelt habe. Vigolos Aghillion hier, ein Bild von einem Stiarvalorer. Unglaublich. Er spricht so offen, meine Güte über so viele Dinge. Aber ein Tipp von mir – mach die Interviews am besten an den Abenden nach den Schlachten. Dann sind alle froh und trinken viel, das kann helfen«

Isa nickte und lächelte. Ja, so kannte sie ihre alte Freundin. Sie fand immer einen Weg, das beste aus einer Situation rauszuholen. Obwohl sie beide eigentlich für konkurrierende Zeitungen arbeiteten, tauschten sie doch immer wieder gerne Informationen aus. Dies war sozusagen ihr kleines Geheimnis.

»Warst du schon in einer Schlacht?«, fragte sie.

Wika presste die blutroten Lippen zusammen »Aaah, nein, nicht wirklich. Bis jetzt haben mich die Offiziere noch nicht mitgehen lassen. Sie meinten, es sei zu gefährlich. Ich muss hier immer auf dem Schiff ausharren und darf die ganzen hübschen Planeten nur aus den Fenstern anschauen. Kannst du dir das vorstellen? Was es für glorreiche Bilder da unten geben könnte. Das wollte ich Aghillion auch schon sagen … aber er wollte nie, dass ich mitkomme«, jammerte Wika in ihrem typisch theatralischen Ton.

»Ich glaube, sie wollen einfach nicht, dass wir sterben«, meinte Isa schmunzelnd.

»Aber einmal!«, begann Wika wieder und kniff die mandelförmigen Augen zusammen »Da wurden wir von einem Geschwader an Duyarikreuzern angegriffen. Ich hab Bilder und Videos gemacht. Unsere Flotte hat zwei Schiffe verloren. Die Rimos hat nur leichte Schäden abbekommen, aber das war ein Schreck, das sag ich dir«

»Glaube ich. Und dann bist du dir ganz sicher, dass du mit auf einen Planeten da willst?«, fragte Isa.

»Aber sicher doch, Schätzchen! Ich bin Reporterin, dafür bin ich hier!«

»Also Lechent Laer nannte mich Kriegsberichtserstatterin«

Wika winkte abweisend mit der Hand »Ach, pah, dieses Wort beschreibt nicht im Ansatz, was wir hier tun. Wir dokumentieren. Das ist etwas ganz anderes. Und ich kann mir ehrlich gesagt nichts spannenderes vorstellen.«

»Wenigstens bist du offiziell dabei«

»Ach, wenn dich dieser Laer mag, dann bist du auch offiziell dabei. Du kannst mir nicht erzählen, die Silberengel ständen nicht auch gerne im Rampenlicht. Jede Legion tut das. Ganz besonders Aghillion, ja ja. Er macht schon Scherze darüber, dass er jetzt wohl bald alleine die Prominenz im Sternenreich stellt. So ein Strolch.«

»Hast du was mit ihm, oder was?« Isa zog belustigt eine Augenbraue hoch.

»Na, wir sind uns schon ein paar Mal etwas näher gekommen … also ziemlich nah. Aber egal, das ist ja auch egal. Wichtig ist nur, wie unglaublich spannend diese Reise ist.«

»Kennst du den Unterschied zwischen einer Reise und einem Feldzug immer noch nicht? Es ist Krieg, Wika«

»Ach komm, Schätzchen, sieh das ganze doch nicht so eng. Es ist ein Abenteuer. Darauf haben wir uns doch beide so gefreut«

Isa musste zugeben, dass sie damit recht hatte. Trotzdem gefiel es ihr nicht, dass Wika das alles so auf die leichte Schulter nahm.

Das Bild begann wieder zu flackern.

»Hören wir uns morgen wieder?«, fragte Isa.

»Ähm … nein … es geht gleich auf eine Mission, auf die ich mitkommen soll. Nichts großes. Aber es wird bestimmt ein großartiger Bericht.«, knisterte Wikas Stimme nur noch dumpf durch die Lautsprecher.

»Jetzt also doch?«, wollte Isa noch fragen, doch die Verbindung war bereits unterbrochen.

Der Bildschirm vor Wika verstummte und die Hyperraumverbindung wurde abgeschnitten. Sie seufzte und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Wenigstens hatte Isa jetzt ihren Platz bei den Silberengeln bekommen. Es war aber auch wirklich eine einfallsreiche Idee gewesen, sich bei Melnor einfach an Bord über den Frachtraum zu schmuggeln. Wika musste immer wieder breit grinsen, wenn sie daran dachte.

Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Dort im weißen Meer der Sterne hing etwas, das nur wie ein grün – brauner Haufen Matsch von hier aus wirkte. Nachod war wirklich kein Juwel zum Anschauen. Doch dort würde der nächste Angriff der Tweilithar Legion erfolgen. Besonders viel hatte ihr Aghillion darüber noch nicht mitgeteilt. Nur, dass sie auf diesem Planeten kaum auf nennenswerte Kräfte der Duyari stoßen würden. Viel mehr sollte es ein Routineeinsatz, Sicherung der Welt und Erkundungseinsatz werden. Deshalb hatte Aghillion auch nach einer halben Stunde des Jammerns und Bettelns ihrerseits eingewilligt, sie ausnahmsweise als Dokumentatorin auf diese Mission mitzunehmen. Ihr Geschwader hatte schon gestern das gesamte System nach feindlichen Schiffen abgesucht. Nur ein paar Korvetten waren ihren Schlachtkreuzern vor die Geschütze gekommen und waren nun nicht mehr als ein weites Trümmerfeld, das irgendwo im Weltraum herumflog.

Die Flotte der Tweiliathar Laghion hatte sich vor drei Tagen kurz vor Katalu Bna aufgeteilt. General Marghos und Lord Arthian, neuer Heerführer des Feldzuges, begann nun den Hauptteil der Legion Richtung Tuma Yadu zu führen. So wie Wika es mitbekommen hatte, würde ihr Teil der Legion dazustoßen, sobald Nachod erobert war.

Tuma Yadu, die Hauptwelt des Duyari Imperiums. Ihr wurde heiß am ganzen Leib dabei, wenn sie nur daran dachte, dass sie diesen bedeutenden Planeten bald angreifen würden. Es war eine brodelnde Freude, die in ihr aufstieg. Fast schon konnte sie ihr erotische Züge zusprechen. Es wäre so ein großartiger Sieg. Ein glorreicher Tag. Beinahe so glorreich wie jener Tag auf Melnor, als Kaiser Luminor Arthian zum Feldherren ernannte. Die ganzen Fahnen, die Trompeten, die Orchester, die marschierenden Soldaten und die krachenden Salutschüsse. Wika dachte mit Freude daran zurück. Sie hatten so viel gefeiert an diesem Abend. Es war auch der Abend gewesen, an dem sie Aghillion zum ersten Mal begegnete und ihn mit ihren Reizen dazu überreden konnte, sie als seine persönliche Dokumentatorin anzunehmen. Und bei den Göttern, sie würde ihrem Chefredakteur vom Wardiari so viele Interviews, Bilder und Filmausschnitte zukommen lassen, dass er darin ertrank. Vielleicht würde sie es sogar sein, die es schaffte als erste den ruhmreichen Sieg des Feldzuges zu dokumentieren.

So sehr sie ihr Ehrgeiz auch anstachelte, wusste sie doch auch, dass es schwierig werden würde, wirklich als erste Reporterin Tuma Yadu zu erreichen. Hunderte eifriger Journalisten hatten sich den Legionen zu Beginn des Krieges angeschlossen und lieferten täglich die schrecklichen Bilder der Kämpfe an die Sender und Zeitungen des Sternenreiches.

Ein kurzer verträumter Blick auf die Uhr über dem weiten roten Bett ihrer Kabine ließ sie aufschrecken. Um Siebzehn Uhr wollte sie sich doch mit Aghillion im Haupthangar des Schiffes treffen. Wika musste zugeben, dass sie ein wenig aufgeregt wegen dieser Mission war. Aber die Offiziere würden sie wohl kaum mit auf einen Ausflug nehmen, der für sie eine ernste Gefahr darstellte.

Schnell zog sie sich ihren lavendelfarbenen Rock und die schwarze Bluse mit dem großzügigen Ausschnitt an, die den Farben der Tweilithar Laghion nachempfunden waren. Irgendwie fühlte sie sich schon Teil der Legion; und das wollte sie auch offen zeigen. Das kastanienbraune Haar ließ sie offen. So dreckig konnte es da unten doch wirklich nicht sein – auch wenn der Blick aus dem Fenster etwas anderes verriet. Ihre peinlich akkurat manikürten Fingernägel hatte sie heute zur Feier des Tages rot lackiert. Sie strich sich damit durch ihr feines Haar, bevor sie das Parfüm aus der kristallenen Flasche auf der Kommode neben dem Bett auf ihren Hals auftrug.

Die Rimos war nun anscheinend in die Atmosphäre eingetreten und dicke grüne Wolken taten sich nun unter ihnen auf.

Wika trat ans Fenster. Da draußen offenbarte sich eine Landschaft, die geprägt war von dichten Wäldern und großen Seen. Ein merkwürdiger grüner Dunst lag in der Luft, als sie unter die Wolken kamen. Vielleicht sollte sie doch besser eine Regenjacke anziehen. Ein Schwarm von ISR 171 und Isvalor Jägern sauste am Fenster vorbei, begab sich in eine Keilformation und überflog den Sumpfwald unter ihnen in einer 8 – Form. Weitere Schlachtschiffe der Stiarvarg Klasse, Kreuzer der Steilspear Klasse und Fregatten der Ravan Klasse, sammelten sich neben der Rimos und bald war das gesamte Geschwader etwa eintausend Meter über der Landschaft vor Hochanker gegangen.

Wika griff sich ihre Kamera und machte sich auf den Weg zum Hangar.

Die gesamte Besatzung war in hellem Aufruhr. Mannschaftsmitglieder rannten wie aufgescheucht durch die weiß beleuchteten Gänge und Marines und Stiarvalorer eilten zu ihren Einsätzen.

Die Stimme des Captains der Rimos hallte durch die Lautsprecher über das gesamte Deck

»Bodenlandung erfolgt in zwanzig Minuten. Alle Soldaten zu ihren Einheiten im Hangar«

Wie oft hatte Wika diese Durchsage schon vernommen. Vor jeder Schlacht, in die die Legion zog und es war immer ein Aufruhr auf dem Schiff, dass man dachte, der Kaiser persönlich würde eine Bordkontrolle durchführen. Aber es war das erste Mal, in dem Wika ebenfalls an einer Mission teilnahm. Ihr Herz pochte wie wild, als sie sich den Weg zum Aufzug bahnte. Das war alles so aufregend und neu für sie.

Als sie auf das Hangardeck gefahren und die Türen sich geöffnet hatten, tat sich ein jetzt noch viel unübersichtlicheres Wirrwarr auf. Dutzende an Naichasgali Transportern, Jägern und Bombern standen wie in einem Chaos verteilt auf dem weiten silbernen Feld. Hunderte Offiziere und Ingenieure, die wie Ameisen zwischen den Fliegern hin und herwuselten, zeigten jedoch, dass dies hier ganz und gar nicht dem Chaos entsprach, dem es auf den ersten Blick glich. Einige der ISR 171 Jäger starteten unter lautem Dröhnen ihrer blau leuchtenden Triebwerken und schossen aus den glänzenden Energiefeldern des Hangars hinaus. Andere flogen hinein, landeten und wurden sogleich von einem Technikteam mit neuem Treibstoff versorgt.

Wika versuchte angestrengt in all der Masse an Menschen und Maschinen den Naichasgali von Aghillion auszumachen. Dass er sie nicht direkt hier abholte, empfand sie als ungeheuerlich.

Es dauerte fast eine Minute, bis sie die große blonde Gestalt in der schwarz – violetten Rüstung endlich in der Mitte der Halle ausmachen konnte. Sein Gesicht war ein Abbild dessen, wie ein Stiarvalorer-Krieger sein sollte: stolz, engelsgleich und über alles erhaben.

Wika machte Fotos auf ihrem Weg, versuchte so viele Bilder der dröhnenden Naichasgalis wie möglich einzufangen. Stiarvalorer und Marines sprangen in die Transporter und die Schiebetüren unter den Flügeln schlossen sich. Es war so unglaublich faszinierend. Wika lud die Bilder, die sie schoss, direkt in der digitalen Datenbank des Schiffes hoch, um sie nach der Mission sofort an die Redaktion senden zu können.

»Frau Gwendhert!«, rief Aghillion zu ihr herüber, der gerade zwischen vier seiner Männer stand. Er hatte das VG71 am Gurt über die Schulter geworfen und schaute so ernst drein wie er es immer tat, wenn er gerade im Einsatz war.

»Ah, Vigolos Aghillion. Ähm, ich wäre dann soweit«

Aghillion rümpfte kurz die Nase »War das Parfum wirklich nötig? Was soll das sein? Himbeere?«

Wika legte empört zwei Finger an den Hals »Also bitte. Das ist das edelste Parfum, das man im Sternenreich kaufen kann. Das ist ein Himiathift Eorgardas. Note Himbeere. Eine Flasche kostet fünfhundert Croni!«

»Die Duyari werden ganz entzückt sein, Fräulein Gwendhert«, lachte Aghillion.

Sie hasste es, wenn er so förmlich tat. Aber das musste er, wenn seine Männer in der Nähe waren.

»Jetzt aber hopp rein. Es geht gleich los«

Wika lächelte kurz und folgte den Stiarvalorern in den Bauch der Naichasgali, wobei sie sich betont nah an Aghillion hielt. Dieser zog jetzt auch den Helm über den Kopf. Es klickte, als dieser auf seiner Rüstung einrastete.

»Ein wenig nervös bin ich ja schon«, meinte Wika und versuchte ihre Anspannung im Zaum zu halten. Es war ihr unangenehm, jetzt in diese ausdruckslosen Helmgesichter zu blicken.

»Haltet euch einfach fest. Dann wird nichts schiefgehen. Nach der Landung schlagen wir ein Lager auf. Wir rechnen in diesem Bereich noch mit keinem Widerstand. Ihr werdet beim Lager bleiben, wenn wir angekommen sind. Alles andere wäre zu gefährlich.«

Eigentlich hätte Wika jetzt protestiert, wer er war, ihr zu sagen, was sie zu tun und zu lassen hatte, hätte sie nicht selbst diesen Plan für gut befunden.

»Festhalten!«, sagte Aghillion noch einmal eindringlich.

Wika konnte gerade noch die stählerne Halterung an der Decke greifen, bevor sich die Schiebetüren schlossen und sich die Naichasgali mit einem Ruck in Bewegung setzte.

Hoffentlich wurde ihr nicht schlecht auf diesem Flug. Das war das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte.

Es war Nacht über der Wüste geworden. Die vier kleinen Monde am Himmel warfen ein schimmrig silbernes Licht in den Tempel und erhellten die exotischen Gewächse, die in der großen Haupthalle wucherten. Sie hatten sich in dem Palast wohnhaft eingerichtet. Die Mauern um die Gärten herum hatte Eskalian zu mit Plasma – MGs ausgestatteten Festungen ausbauen lassen. Momentan waren seine Männer noch damit beschäftigt, die Lage in den äußeren Ringen von Zaiashad zu sichern. Erwion hatte mobile Werkstätten von der Flotte anbeordert, in denen ihre Fahrzeuge repariert und gewartet werden konnten.

Comantor Eskalian schritt durch die Gänge des frisch eroberten Palastes und war sichtlich froh darüber, dass sie diesem für die Duyari doch recht ästhetischen Bauwerk so gut wie keinen Schaden zugefügt hatten. Mit der Nacht kam endlich eine gewisse Kühle über die Stadt, die jeder der erischen Soldaten aufs schmerzlichste vermisst hatte.

Die Sklaven in den äußeren Bereichen von Zaiashad hatten sich überraschend kooperativ gezeigt, für Eskalians Geschmack sogar etwas zu kooperativ. Er konnte sich kaum vorstellen, dass es ihnen wirklich gefiel, einfach den Herren ausgetauscht zu bekommen. Er hatte seine Übersetzer angewiesen, ihnen klarzumachen, dass das Sternenreich keinerlei Interesse an der Eroberung dieser Welt hatte und dass ihr Volk nach der Beseitigung der Duyari frei sein und über sein eigenes Schicksal entscheiden könne. Bedauerlicherweise hatte sich herausgestellt, dass die meisten dieser menschlichen Sklaven nicht einmal wussten, was das Sternenreich überhaupt war, oder dass es überhaupt der Möglichkeit entsprach, dass sie jemals frei sein würden. Wahrscheinlich wünschten sich die meisten noch die Herrschaft ihrer alten Meister zurück, was mit ein wenig Pech für großen Aufruhr in der Stadt sorgen könnte. Doch solange die Stiarvalorer hier stationiert waren, rechnete Eskalian nicht mit großem Widerstand. Die Bevölkerung fürchtete sie, sie fürchtete sie vermutlich noch mehr als die Duyari. Der RSO hatte bereits angeboten, einige Einheiten zur Unterstützung und zur Sicherung des 'Friedens' auf dem Planeten zu schicken. Aber wie Eskalian diese Sonderabteilung des EED kannte, würden sie eher die Bewohner der Stadt in Schießjagden durch die Straßen jagen als, dass sie für Frieden sorgten. Leandian Hiuvari war ganz enttäuscht gewesen, als er seine Bitte abgelehnt hatte. Aber RSO Soldaten waren das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten.

Varius' Flotte hatte den Orbit von Okada vor wenigen Stunden verlassen und sich in Richtung Tuma Yadu zur Belagerung der Hauptwelt aufgemacht. Es hatte eine tiefe Wunde in Eskalian hinterlassen, dass ihr General ihn nicht auserkoren hatte, an dieser bedeutenden Schlacht teilzunehmen. Varius hatte ihm gesagt, er sei bei der Verwaltung des besetzten Planeten fürs erste besser aufgehoben. Eskalian wusste nicht, ob er dies als Beleidigung oder als Lob auffassen sollte. Natürlich, die Aufgabe zum Kommando der gehaltenen Planeten war wichtig – doch ein Mann mit seinen Fähigkeiten sollte an der Seite seines Generals und des Feldherren stehen, wenn sie die Hauptwelt dieses verhassten Feindes niederwarfen und seine Paläste in rauchende Ruinen verwandelten.

Die weiße Rose der Rowsa Legion flatterte auf rotem Grund an den Sandsteinwänden des Palastes. Direkt von Anfang an hatten sie klarstellen wollen, unter wessen Hoheit dieser Ort nun stand. Eskalian hatte breit gegrinst, als sie die schwarz-roten Banner Turesks von den Mauern gerissen und sie in einem großen Siegesfeuer in den Gärten des Tempels verbrannt hatten. Es war ein Zeichen, das sie auf jeder Welt setzen, die sie von den Duyari befreiten. Ein Zeugnis von dem, wer das Recht hatte, über die Sterne zu herrschen und wem all die Welten der Galaxis zustanden.

»Comantor, das solltet Ihr Euch ansehen. Wir haben hier was aufregendes gefunden.«, klang es aus dem Kommunikator an der linken Brustseite von Eskalians Rüstung.

»Was gibt es denn?«

»Die Jungs und ich haben in der obersten Etage was gefunden«, sagte Ramoth und lachte durch die Funkverbindung »Sieht aus, als hätten die Priester hier in ihrem Tempel ordentlich Spaß gehabt. Ich mein … ach, das müsst Ihr Euch selbst anschauen«

Eskalian erinnerte sich wieder an die vor Angst gelähmten Priester. Jeder der Soldaten war froh gewesen, dass sie keine Zachora im Tempel gefunden hatten wie vermutet. Stattdessen waren diese komischen Priester zum Verhör auf ihr Flaggschiff, die Morn Engla, gebracht worden, das jetzt zusammen mit der restlichen Flotte ihrer Legion auf dem Weg nach Tuma Yadu war.

»Gut, ich bin auf dem Weg. Mach es nicht so spannend, Ramoth. Was gibt es denn?«

»Das müsst Ihr Euch wirklich selbst ansehen«, wieder lachte der Offizier durch die Verbindung.

»Ist ja gut« Eskalian beendete die Funkverbindung und begann die Wendeltreppen hinauf in die oberen Etagen zu steigen.

Durch die schmalen Spalte an den Wänden des Treppenhauses glitzerte das Sternenlicht in das Innere. Man konnte sich zurecht fragen, wann dieser Teil des Planeten den letzten Regen gesehen hatte. Vielleicht vor Jahren.

Oben angekommen fand sich Eskalian in einem weiten Raum wieder, der Geschmückt war mit verzierten Teppichen in bunten Farben und Schleiern aus Seide, die anstatt Türen den Übergang zum nächsten Raum kennzeichneten. Es schien ein dämmriges, orangenes Licht, als er eintrat und sich umsah.

»Comantor, da seid Ihr ja!« Ramoth kam hinter einem der Tücher hervor. Er hatte ein breites Grinsen aufgesetzt. Den Helm seiner Rüstung trug er unter dem Arm.

»Was ist hier eigentlich los?«, wollte Eskalian wissen.

»Kommt mit«

Langsam wurde Eskalian stutzig. Ramoth führte ihn in weiten Raum, der voll war mit Sitzkissen in verschiedensten Farben und Formen. An der hinteren Wand musste der Comantor feststellen, dass etwa ein halbes Dutzend Sklavinnen aufgereiht war. Fünf Stiarvalorer standen um sie herum und zwei von ihnen hatten die Gewehre erhoben. Die Gesichter der Frauen waren mit Schleiern verdeckt, obwohl sie sonst nur fein gefertigte Kleidung trugen, die bloß ihre nötigsten Zonen bedeckte.

»Was soll das hier sein?«, fragte Eskalian misstrauisch.

Ramoth stellte sich vor ihn und breitete die Arme aus »Wie es aussieht, hatten diese Schweinepriester hier ihren eigenen Lustpalast.« Er lachte »Wir haben den Raum hier eben erst entdeckt. Eigentlich hätten wir hier in der obersten Etage nur eine Abstellkammer erwartet … und dann das … könnt Ihr Euch das vorstellen?« Er schaute zu den Stiarvalorern »Nehmt die Waffen runter, Jungs« Die Stiarvalorer senkten ihre VG71ger und sicherten sie mit einem Klicken.

»Warum habt ihr sie dann nicht an die Gefangenentransporte übergeben? Die Verwahrungslager für die Kriegsgefangenen sind außerhalb des Palastes. Lechent Pethir ist für die Gefangenenverwaltung zuständig. Warum habt ihr euch nicht an meine Anweisungen gehalten?«, sagte Eskalian in strengem Ton, der signalisieren sollte, dass er diese Aktion in keinster Weise guthieß. Was hatte Ramoth hier bitte geplant??

»Comantor …«, sagte Ramoth ernüchtert und senkte die Arme. »Das hier sind keine Kriegsgefangenen … das ist Kriegsbeute«

Eskalian warf einen Blick zu den Frauen an der Wand, dann zu den Stiarvalorern, dann zurück zu Ramoth.

»Senturior Ramoth …«, sagte er eindringlich »Ich weiß, dass ihr jetzt seit drei Monaten keine Frau mehr zu Gesicht bekommen habt. Aber das ist kein Grund, jetzt hier irgendwelche Schweinereien anzurichten.«

Ramoth presste auf diese Worte hin die Lippen zusammen. Er konnte dem Blick seines befehlshabenden Offiziers nicht mehr standhalten und schaute nach links und rechts. Dann wurde sein Blick wieder entschlossener und er sagte »Denkt Ihr, sie haben unseren Frauen Gnade erwiesen, auf unseren Welten, die sie besetzt hatten?!«

Eskalian trat einen Schritt näher. Die restlichen Soldaten konnten die Spannung, die wie ein elektrisches Feld in der Luft knisterte, anscheinend spüren, denn sie begannen sich gegenseitig zuzuflüstern.

»Das hier sind nicht ihre Frauen … das sind Sklavinnen. Gefangene. Wir sind Soldaten der Weltenwehr, keine Psychopathen vom RSO. So etwas ist unserer nicht würdig. Und es ist mein ausdrücklicher Befehl, dass ihr diese Sklavinnen zu den Gefangenenlagern bringt und sie Lechent Pethir übergebt.«

»Sir … dieser Befehl ist … das ist …«

»Wir sind keine dreckigen Duyarischweine, Senturior!«, schrie Eskalian. »Und glaubt nicht, ich hätte vergessen, was der Feind mit unseren Welten zu Beginn des Krieges angestellt haben. Auch ich habe Menschen verloren, die mir etwas bedeutet haben. Ich habe nichts von dem vergessen: Die Invasionen, die Bombardierungen, die Massaker auf Aether, Liviain, auf Tilion und Selain. Ich habe meinen Bruder, meine Mutter und tausende meiner Kameraden verloren. Und ich werde diesen elenden Abschaum für das bluten lassen, was sie uns antaten. Ihr wisst gar nicht, mit was für einer Freude ich erfüllt bin, wenn ich mit meiner Waffe ein weiteres Mal einem dieser Bastarde das Leben aus dem Körper schmettern kann. Aber die da hinten sind nicht unsere Feinde. Sie hassen die Duyari genauso, wie wir es tun. Und wir sind hier, um sie zu befreien. Das ist unser Auftrag. Wir sind hier, um Turesks Imperium zu vernichten! Wir sind Soldaten des Sternenreiches, wir sind Erionar. Und jetzt befolgt meinen Befehl, Senturior! Das gilt auch für euch!« Er zeigte mit einem Finger auf die Stiarvalorer.

»Befreien …«, flüsterte Ramoth in sich hinein. Ohne seinen Comantor anzuschauen, ging er an ihm vorbei und verkniff es sich, ihn mit der Schulter zu rammen. Eskalian ließ sich von dem nicht beirren, und warf ihm keinen Blick mehr hinterher.

Er ging zu der Mittleren der Sklavinnen herüber und zog ihr das seidene Tuch vom Mund. Zum Vorschein kam ein recht ansehnliches Gesicht. Es sah ziemlich weich und jung aus. Im nächsten Moment spürte er etwas feuchtes auf seiner Wange. Die Frau spuckte ihn noch ein weiteres Mal an »Ihr werdet alle sterben. Turesk wird kommen. Unser Herr Zarch Adrush wird eure toten Leiber aushüllen und euer Sternenreich in Strömen von Blut ertrinken lassen.«, sagte die Sklavin und fletschte die Zähne.

»Oh, das denke ich nicht«, sagte Eskalian betont gelassen. Er wischte sich mit einem Handschuh die Spucke von der Wange.

Ihre Gefährtinnen schauten nur ängstlich zu Boden.

»Ihr seid hier die Anführerin des Vereins?«, fragte Eskalian und zog eine Augenbraue hoch.

»Ich war die Ehefrau unseres obersten Priesters Sahafquch Aladu Aziman. Der Mann, den ihr getötet habt!«

»Oh, er ist nicht tot, meine Süße. Denn anders als deine Meister, töten wir nicht besonders oft unsere Gefangenen.«

»Ihr lügt, dreckiger Ere! Ihr lügt mit jedem eurer dreckigen, verlogenen Worte!«

»Eure Welt gehört nun dem Erischen Sternenreich. Findet Euch damit ab.« Eskalian nickte seinen Männern zu »Abführen«

Die Stiarvalorer packten die sechs Frauen unter den Armen und brachten sie unter dem Protest, Beleidigungen und den Flüchen ihrer Obersten aus dem Zimmer.

Was war auf einmal in Ramoth gefahren? Er beschloss gleich noch einmal ein paar Worte mit ihm zu reden. Dass sich Soldaten der Weltenwehr auf eine solche Weise verhielten, war untragbar.

Der Kommunikator am Brustteil seiner Rüstung blinkte wieder.

»Was gibt es?«, fragte Eskalian nach einigen Sekunden der geistigen Abwesenheit und aktivierte den Kanal. Zunächst war es nur Rauschen, das hindruch drang, dann der Klang von Explosionen und knisterndem Feuer.

»Comantor … wir … es …«

Aufgeschreckt versuchte Eskalian, die Verbindung zu verstärken »Was ist los? Wer spricht da?«

»Soldat Thorgon von den Panzereinheiten … hier ist was in die Luft geflogen!«

»Ich komme sofort!«

Auf der Stelle deaktivierte Eskalian die Verbindung wieder und sprintete die Wendeltreppen hinunter. Er rannte durch die große Haupthalle hinaus aus dem Tor und durch die Gärten. Stiarvalorer in Formationen sprinteten aufgeschreckt aus dem Tempel. Sie mussten die selbe Nachricht erhalten haben. Eskalian verfluchte sich, dass er gerade jetzt seinen Helm vergessen hatte.

Als er den Rand Gartens erreicht und hinaus in den inneren Ring der Stadt sah, erblickte er es. Mindestens zwanzig große Feuer loderten zwischen den braunen Lehmhäusern. Die Flammen leckten an den Wänden. Es sah jedoch nicht so aus, als wären es die Gebäude selbst, die brannten.

»Sir!« Ein Stiarvalorer kam vor ihm zum Stehen und salutierte »Sie haben die Bomben gezündet. Es muss heute Abend passiert sein!«

»Was? Was muss passiert sein?«

Der Stiarvalorer zog sich den Helm vom Kopf und fuhr sich durch das schweißnasse Haar »Sie haben Minen in der Stadt platziert. Senturior Erwions Panzer sind draufgefahren. Wir haben mindestens hundert Soldaten verloren«

»Wer? Wer hat Minen gelegt?«

»Wir wissen es nicht, Sir. Wir vermuten Partisanen. Unsere Einheiten sind noch dabei, die Feuer zu löschen«

Eskalian ballte die Hand zur Faust und sein Blick wurde starr »Partisanen …!«

Es war nicht das erste Mal, dass Duyari diese Taktik verwendeten. Sie spannten die Zivilisten und sogar die Sklaven der eroberten Welten kurz vor dem Kampf ein. Sie brachten sie mit Propagandaparolen dazu, sich gegen die Besatzung durch die Truppen des Sternenreiches mit allen nur erdenklichen Mitteln zu wehren. Sie erzählten ihnen Horrorgeschichten, was die Truppen des Sternenreiches mit ihnen und ihren Familien tun würde, sollte ein Planet in ihre Hände fallen. Man konnte nie wissen, wie viele der Bewohner einer Stadt oder sogar einer ganzen Welt auf ihrer Seite standen. Es ließ Eskalians Zorn aufbrodeln, als ihm klar wurde, dass wieder einhundert seiner Soldaten durch die feige Hand des Feindes den Tod gefunden hatten. Vielleicht hätten sie Zaiashad direkt nach der Eroberung niederbrennen und niemanden am Leben lassen sollen.

»Was ist mit Senturior Erwion?«, wollte er hastig wissen. Das Gesicht des jungen Stiarvalorers vor ihm wurde unsicher. »Ich … ich weiß nicht genau … ich glaube aber er lebt. Sir, ich weiß es nicht«

Eskalians Herz setzte einen Schlag lang aus, nur um dann wie wild weiterzupochen.

»Was genau ist mit ihm?!«

»Sir, er war während des Anschlages bei der Inspektion beim dritten Panzerbataillon. Er wurde schwer verwundet und ins Lazarett gebracht. Mehr weiß ich leider nicht, Sir.«

Legion

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