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Kapitel 1
ОглавлениеIch lief durch den finsteren Wald. Meine verletzte Hand pochte. Der Geschmack von Blut wollte einfach nicht aus meinem Mund verschwinden. Genervt seufzte ich auf und schielte zu Julia Riedel hinüber, ihrerseits Ex-Polizistin, aktuelle Privatdetektivin und ebenfalls geflohenes Entführungsopfer.... Ach ja und bekannte Nervensäge. Sie war auch in keinem guten körperlichen Zustand. Grüne und blaue Flecken überzogen sie. Sie war dreck- und blutverschmiert, außerdem trug sie nur einen BH. Ihr Oberteil wurde bei der Flucht zurückgelassen. So wie mein Hemd im übrigen auch. Ich schauderte. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Die Kälte kroch mir durch Mark und Bein. Langsam wird’s kalt, dachte ich nüchtern. Ich sah, wie Julia zitterte. “Ist dir auch kalt?“ “Nein. Ich schwitze!“, antwortete sie bissig. “Was glaubst du denn?“ Ich musste schmunzeln. “Ich würde dir ja mein Hemd anbieten, nur ist mir das leider abhanden gekommen.“ Julia grummelte irgendwas und lief einfach weiter. Innerlich zuckte ich mit den Schultern. Tja. Wenn sie nicht reden will, dann lassen wir es eben. Schweigend setzten wir unseren Weg durch den dunklen Wald fort. Zweige schlugen in mein Gesicht und hin und wieder geriet einer von uns ins Straucheln, weil er über irgendwas gestolpert war. “Wie kam es, dass man dich auch entführt hat?“, fragte Julia aus heiterem Himmel. Ich lächelte. “Du zuerst.“ Julia seufzte. “Na schön. Ich bin, nachdem ich bei dir war, auf schnellstem Wege nach Hause gefahren und in meine Wohnung gegangen. Ich wollte alle wichtigen Sachen zusammensuchen, um danach mit meinen Ermittlungen gegen Herrn Langenkamp zu beginnen. Doch man hat schon auf mich gewartet. Die Rocker haben sich auf mich gestürzt. Ich hab mich gewehrt so gut es ging, doch dann habe ich einen Schlag auf den Kopf gekriegt und alles wurde dunkel. Später bin ich dann gefesselt an den Stuhl wieder aufgewacht und man hat mir gesagt Herr Langenkamp würde bald vorbei kommen, um die alte Rechnung mit mir zu begleichen. Jetzt du!?“ Ich schwieg kurz und dachte über das gesagte nach. Alles in allem nichts überraschendes. Ich hatte mir das alles schon so selbst zusammengereimt. Julia stieß mich ungeduldig an. “Okay“, begann ich und atmete tief durch. “Nachdem du verschwunden warst, habe ich Herrn Langenkamp sofort verdächtigt. Deshalb bin ich zu ihm gefahren und habe ihn zur Rede gestellt..., anschließend bin ich wieder nach Hause gefahren und wurde angegriffen. Das nächste woran ich mich erinnern kann, ist wie ich bei dir wieder aufgewacht bin.“ “Und wann hast du die drei Rocker umgebracht?“, fragte Julia und schaute mich an. Ich bewahrte die Fassung und setzte ein Lächeln auf. “Ich habe keine Rocker umgebracht. Wie kommst du denn darauf?“ Julia kniff die Augen zusammen. “Du hast es dem Einen gerade erst süffisant erzählt, bevor du ihn aufgeschlitzt hast! Ich habe funktionierende Ohren!“ “Ach das“, erwiderte ich lahm und winkte ab. “Das war nur erfunden, um ihn zu provozieren. Da musst du nichts drum geben.“ “Du lügst“, sagte Julia sachlich. “Aber genug davon. Du würdest mir ja sowieso nie eine aufrichtige Antwort geben.“ “Du unterstellst mir ein Mörder zu sein“, entgegnete ich. “Ich wäre ein Vollidiot, wenn ich irgendwas zugeben würde.“ “Du weißt, dass ich die Wahrheit früher oder später raus finden werde“, sagte Julia. “Warum gestehst du nicht einfach und ersparst uns beiden eine Menge Arbeit?“ Ich verdrehte die Augen. “Du hast keinen Spatzen in der Hand. Eine Taube auf dem Dach, die versucht dich umzubringen und einen treuen Falken im Visier, der dir helfen könnte die Taube zu kriegen.“ “Du willst mir also wirklich helfen Herrn Langenkamp zu kriegen?“, fragte Julia. Ich grinste. “Wenn du lieb >Bitte, bitte!< sagst.“ Julia starrte mich unbeirrt an. “Warum?!“ “>Warum< was?“ “Warum willst du mir helfen?“, fragte sie. Ich zuckte mit den Schultern. “Wieso nimmst du meine Hilfe nicht einfach an? Muss ich irgendein anderes Motiv haben, als den Wunsch dir zu helfen?“ “Du bist ein Psychopath“, erwiderte Julia und spukte es aus wie eine Beleidigung. “Du machst nie etwas einfach nur so!“ “Und das weißt du, weil du in meinen Kopf gucken kannst?“, fragte ich überheblich. “Würde ein Psychopath nicht einfach die Gelegenheit nutzen und dich jetzt umbringen?“ “Tu nicht so, als hättest du nicht darüber nachgedacht!“, fauchte sie. “Du hast mich gerade fast erwürgt!“ “Nur weil du mich fast erschossen hast!“, entgegnete ich mittlerweile genervt. “Außerdem bist du diejenige, die mich angegriffen hat, obwohl ich dich gerettet habe!“ “Erzähl mir von Tod deiner Eltern“, sagte Julia und wechselte das Thema. Ich fixierte sie. “Vorsicht meine Liebe! Meine Vergangenheit behalte ich für mich. Wir wollen doch beide hier lebend rauskommen nicht wahr?“ Wir starrten einander an. Sie war die Erste, die wegguckt. “Warum-...“, begann sie, doch ich unterbrach sie. “Ich habe kein Mitteilungsbedürfnis. Lass uns einfach weitergehen.“ Sie nickte. Ich konzentrierte mich wieder vollständig aufs vorwärtskommen. Einige Zeit lang liefen wir einfach nur schweigend nebeneinander her. Ich genoss die Stille und sog die Gerüche und Geräusche der Nacht in mich auf. “Wie geht es deinem Daumen?“, fragte Julia unvermittelt in das Schweigen hinein. Ich zog eine Augenbraue nach oben und setzte ein leichtes Lächeln auf. “Hatte ich nicht gesagt, das ich kein Mitteilungsbedürfnis habe?“ “Ich versuche nur Konversation zu machen“, erwiderte Julia. “Entschuldige wenn ich Interesse an deinem Zustand zeige.“ “Mein Daumen ist nach wie vor gebrochen und sieht aus, wie eine entstellte Pflaume“, antwortete ich. “Und wie ist dein Befinden?“ Sie zuckte mit den Schultern. “Es ging mir schon besser.“ Ich linste zu ihr hinüber. Im genau richtigen Augenblick fiel Mondlicht durch das dichte Blätterdach und erleuchtete Julia. Ihr Blut und das der Rocker, die wir auf unserer Flucht getötet hatten, hatte sich vermischt. Es glitzerte im Mondlicht. Wie gebannt beobachtete ich sie. Ihre vornehm blasse Haut. Ihre schlanke beinah athletische blutverschmierte Statur. Der schwarze BH. Und ihre wilden braunen Locken. All das zog mich in ihren Bann. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Irritiert runzelte ich die Stirn. Was ist nur los mit mir? Verliere ich den Verstand? Julia bemerkte mein Starren. “Ist was?!“ “Nein, nein“, antwortete ich hastig und schaute weg. “Alles in Butter auf dem Kutter.“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Julia die Stirn runzelte und den Kopf schüttelte. Schneller Themenwechsel, dachte ich. “Was planst du eigentlich hinsichtlich Herrn Langenkamp zu unternehmen?“, fragte ich. Julia schien einen Augenblick lang zu überlegen. “Ich weiß noch nicht“, antwortete sie ausweichend. “Erstmal müssen wir raus aus diesem Wald.“ “Da ist was dran“, sagte ich gedankenverloren und strich genervt meine Haare aus meinem Gesicht. Leider war ich so blöd die verletzte Hand zu benutzen. Sternchen blitzten vor meinen Augen und ein fürchterlicher Schmerz schoss durch meine Hand bis in meine Zehenspitzen. Nach einigen deftigen Flüchen und Selbstverwünschungen ließ der Schmerz wieder nach. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Julia lächelte. Unwillkürlich schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht. “Ja ich bin ein ziemlicher Tollpatsch“, ächzte ich und wischte mir eine Träne aus den Augen. Julia kicherte. “Na wenigstens bist du hübsch. Da kann man sich das erlauben.“ Ich zog überrascht beide Augenbrauen nach oben und gluckste munter vor mich hin. Danach herrschte wieder Schweigen im Walde. Wir setzten unseren Weg ohne konkretes Ziel und ohne geplante Route fort. Links und rechts, vorne und hinten nichts als Bäume und Gestrüpp. Plötzlich stolperte Julia, fiel hin und blieb liegen. Ächzend richtete sie sich auf, doch es gelang ihr nicht wieder auf die Beine zu kommen. Sie atmete heftig und schaute auf ihre zitternden Hände. Ich trat an sie heran. “Kann ich behilflich sein?“, fragte ich in meiner besten Imitation eines besorgten Tonfalls. “Oder willst du keine Hilfe von dem angeblichen Monster?“ Julia kippte auf die Seite und drehte sich auf den Rücken. “I-I-Ich glaub nicht, dass ich weiter kann.“ Ich ging neben ihr in die Hocke und schaute sie unverwandt an. “Ich lasse dich nicht hier liegen. Notfalls trage ich dich.“ “So weit kommt es noch!“, stieß Julia hervor. “Gib mir nur einen Moment zum erholen, dann können wir weiter.“ Ich nickte. Einige Zeit verging. Fasziniert musterte ich Julia, wie sie mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag und sich ihr Brustkorb heftig hob und sengte, während sie versuchte wieder zu Kräften zu kommen. “Starr mich nicht so an!“, sagte Julia und schaute mich aus halb offenen müden Augen an. “Das ist schräg!“ “Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich bin ein ziemlich schräger Typ“, erwiderte ich schelmisch. Der Höflichkeit halber wandte ich trotzdem meinen Blick ab. Wieder verging einige Zeit, dann versuchte Julia sich auf zu rappeln. Es wollte nicht so ganz klappen, weswegen ich ihr helfend unter die Arme griff, wobei ich peinlich darauf achtete, meinen gebrochenen Daumen nicht zu belasten. Selbstverständlich tat es doch weh. Nun stand Julia schwankend, mehr schlecht als recht, auf ihren eigenen Beinen und halb auf mich gelehnt. Kalter Scheiß überzog ihre Haut. Selbst bei dem spärlichen Licht konnte ich erkennen, dass sie sehr blass war. “Geht schon“, murmelte sie und versuchte mich weg zuschrieben. “Ich kann das alleine!“ Ich verdrehte die Augen. “Du bist nicht mal alleine hochgekommen, geschweige den kannst du alleine stehen und was weiß ich ,wie viele Kilometer noch durch den dunklen Wald laufen. Lass dir doch einfach ein bisschen helfen.“ “Nein!“ “Na schön“, sagte ich und ließ sie los. Sofort fiel sie wieder auf ihre Knie. Seufzend bückte ich mich und half ihr wieder hoch, dann legte ich mir einen ihrer Arme um den Hals und wir liefen los. Ich ignorierte ihre schwachen Proteste und so setzten wir unseren Weg fort. Julia fluchte. “Ich hatte wirklich ne miese Woche.“ “Ach komm, es könnte schlimmer sein“, versuchte ich sie aufzumuntern. “Immerhin regnet es nicht!“ Genau in diesem Moment fielen die ersten Regentropfen. Ich verzog das Gesicht. “Hätte ich mal nichts gesagt!“ “Miese Woche!“, grummelte Julia und wir schleppten uns weiter voran. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie lange wir so durch den Wald gingen. Es können Minuten oder Stunden gewesen sein. Aber irgendwann hörte ich bekannte Geräusche in der Ferne. Lächelnd schaute ich Julia an. “Hörst du das? Das sind Autos.“ Ihr Gesicht hellte sich auf. “Dann lass uns mal weitergehen! Ich will nach Hause... und mir was anziehen!“ Wir schleppten uns weiter voran. Die Geräusche verstummten, aber wir wussten die Richtung. Wir liefen unbeirrt weiter. Zwischen einigen Bäumen konnte ich den Asphalt der Straße sehen. Und schon standen wir schlagartig auf einer Straße. Ich schaute nach links und rechts, doch weit und breit war kein Wagen zu sehen. “Julia ich lege dich am Rand ab“, sagte ich. “Dann halte ich das nächste Auto an, das hier vorbeifährt. In Ordnung?“ Sie nickte schwach. Vorsichtig lehnte ich sie an einen Baum am Straßenrand. Ächzend rutschte sie daran herunter und blieb sitzen. Danach stellte ich mich mitten auf die Fahrbahn und hielt Ausschau. Nach einigem Warten sah ich in der Ferne die Lichter eines Fahrzeuges. Ich winkte mit den Armen, um auf mich aufmerksam zu machen. Hoffentlich werde ich jetzt nicht überfahren, dachte ich und schmunzelte. Es wäre doch allzu blöd, wenn meine Flucht umsonst wäre und ich auf den letzten Metern sterben würde. Der Wagen kam immer näher. Kurz vor mir bremste er ab und blieb stehen. Eilig lief ich zur Fahrerseite. Im Wagen saß ein pummeliger Mann mit schütterem Haar und starrte mich entsetzt an. Ich setzte ein freundliches Lächeln auf und symbolisierte ihm, er solle doch bitte das Fenster runter lassen. Mit entgeistertem Gesichtsausdruck tat er dies. “Guten Tag“, sagte ich aufgesetzt freundlich. “Wären Sie so freundlich uns zu helfen?“ Der Mann starrte mich weiter an. Irritiert wedelte ich mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum. Keine Reaktion. Toll!, dachte ich genervt. Der steht unter Schock. Der eine, der uns helfen könnte ist ein Weichei. Ich drehte mich um und schaute mir Julia an, die nach wie vor am Baum zusammengesackt saß. Ihr Zustand war auch nicht auf wundersame Weise besser geworden. Ich wandte mich wieder dem Autofahrer zu. Blitzschnell packte ich ihn mit meiner gesunden Hand am Hals. “Hören Sie mir genau zu!“, stieß ich hervor. “Reißen Sie sich zusammen! Ich hatte wirklich einen schlechten Tag und ich habe aktuell wirklich keine Geduld für so etwas. Geben Sie mir Ihr Handy!“ “L-L-La-Lassen Sie mich los!“, stotterte der Mann. Ich verdrehte die Augen. “Letzte Warnung! Handy her oder ich werde ungemütlich!“ Mein Griff um seinen Hals wurde stärker. Hastig kramte der Mann sein Handy hervor und reichte es mir mit zittriger Hand. Verächtlich nahm ich es mir meiner verletzten Hand und löste meinen eisernen Griff um seinen Hals. Geschwind trat ich zurück und schon startete der Mann hastig seinen Wagen und raste davon. “Nutzlose Mimose“, grummelte ich und ging zu Julia. Ächzend ließ ich mich neben sie plumpsen. “Der Typ hatte das Nervenkostüm von einem Kleinkind“, berichtete ich. “Der war für Nichts zu gebrauchen.“ “Du warst aber auch nicht gerade nett“, gluckste sie. “So was kann man auch einfühlsamer regeln.“ Ich zuckte mit den Schultern. “Für so etwas habe ich keine Geduld. Immerhin habe ich ihm das Handy abgenommen. Soll ich jetzt die Polizei anrufen?“ “Wir wissen doch gar nicht, wo wir sind“, erwiderte Julia. Ich schmunzelte. “Dann sollen Sie eben das Handy orten. Wofür werden die den bezahlt, wenn die nicht mal so was hinkriegen?“ “Stimmt auch wieder.“ “Übrigens“, begann ich. “Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du dich mit den Einzelheiten zu unserer Flucht etwas zurückhalten würdest. Wenn du verstehst, was ich meine.“ Julia schaute mich an. “Woran hast du gedacht?“ Ich setzte ein strahlendes Lächeln auf. “Ich wäre froh, wenn du verschweigen würdest, wie ich den dicken Rocker dazu gebracht habe näher an mich heranzutreten.“ “Also ist es doch wahr, dass du drei Rocker abgeschlachtet hast“, zischte Julia. Ich starrte sie an. “Nein.“ “Warum willst du dann, dass ich der Polizei davon nichts sage?“ “Kannst du meiner Bitte nicht einfach nachkommen?“, fragte ich. Julia verzog das Gesicht. “Das ist keine >Bitte<, sondern eine Forderung.“ Ich rutschte näher an sie heran. “Ich habe dich gerade gerettet und anschließend durch den halben Wald geschleppt. Ist es da zu viel verlangt, wenn ich dich darum bitte diese klitze kleine Kleinigkeit zu verschweigen?“ Sie schien darüber nachzudenken. Nach einiger Zeit nickte sie. “Na gut.“ “Exzellent“, sagte ich, dann rief ich bei der Polizei an und erzählte denen alles wichtige. Die Dame am Handy versprach mir, dass in Kürze Beamte und Sanitäter zu uns kommen würden. Ich bedankte mich höflich für das Gespräch und blieb noch eine Weile in der Leitung, damit man uns orten konnte. Seufzend lehnte ich mich zurück. “Jetzt heißt es nur noch warten.“ “Du bist wirklich ein blutverschmiertes Rätsel“, sagte Julia und musterte mich. Überrascht öffnete ich den Mund, doch ich wusste nicht so recht, was ich darauf erwidern sollte. “Ääähm danke schätze ich“, antwortete ich und wurde meiner üblichen Eloquenz nicht gerecht. “War das ein Kompliment?“ “Nicht wirklich“, murmelte Julia und sezierte mich weiter mit ihrem Blicken. Ich zuckte mit den Schultern. “Entschuldige. Mein Fehler.“ “Du bist entschuldigt“, sagte sie. “Du kannst nichts dafür, schließlich bist du geisteskrank.“ Ich griff mir theatralisch ans Herz. “Das verletzt jetzt wirklich meine Gefühle.“ “Wer´s glaubt“, sagte sie abfällig und wandte sich ab. “Du lügst ja wann immer du den Mund aufmachst.“ Langsam nervte mich ihre Attitüde. Meine metaphorische dunkle Nische zischte mir zu. Ich schob es beiseite. Ich hatte nicht die ganze Arbeit auf mich genommen, um sie zu retten, nur um sie jetzt umzubringen. Tief durchatmend beschloss ich, sie einfach zu ignorieren. Mein Magen knurrte laut. Was würde ich gerne essen?, überlegte ich. Und schon war ich in tiefe Überlegungen über meine zukünftigen Mahlzeiten vertieft. “Eyy ich rede mit dir!“, fuhr mich Julia an und störte meine Gedankengänge. Ich schaute sie an. “Ich weiß! Aber ich habe besseres zu tun, als mir deine ewigen Vorwürfe und Unterstellungen anzuhören. Also wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt gerne wieder über erfreulicheres nachdenken. Danke schön!“ Sie schaute mich perplex an. Ich wandte mich ab und dachte wieder übers Essen nach. Der Regen prasselte weiterhin auf uns. Mittlerweile war ich vollkommen durchnässt und fror ganz erbärmlich. Ich linste zu Julia hinüber, die am ganzen Körper zitterte und schon fast kälter aussah, als ein Schneemann. Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich zurück und stellte mir vor an einem warmen Strand in der Sonne zu liegen. Dies half nicht wirklich, aber es war einen Versuch wert. Ich seufzte schwer. “Weißt du eigentlich, dass ich, bevor ich dich kennengelernt habe, nie halbnackt im Regen gesessen habe und mir den Hintern abgefroren habe?“ Sie stierte mich an. Sie zitterte so sehr, dass ich hören konnte, wie ihre Zähne klapperten. “Ich kann mir auch spaßigeres vorstellen!“ Ich wollte gerade etwas darauf erwidern, als mir der Geruch von Rauch in die Nase stieg. Schnuppernd schaute ich mich um. “Riechst du das auch?“ “Was denn?“ “Irgendwo brennt ein Feuer.“ Ich rappelte mich auf und schaute mich um. Nichts und niemand war zu sehen. “Ich ahne, was das ist“, sagte ich. “Wahrscheinlich haben die Rocker das Gebäude vom Schrottplatz angezündet, um Spuren zu vernichten.“ In dem Moment hörte ich in der Ferne Sirenen. “Endlich!“, stieß ich aus. Julia versuchte aufzustehen. Ganz der Gentleman, der ich vorgab zu sein, hielt ich ihr eine hilfsbereite Hand hin. Nach kurzem zögern, ergriff sie sie und ließ sich von mir hoch helfen. Blutverschmiert, klatschnass und entkräftet beobachteten wir, wie die Lichter der Polizeiwagen und der Krankenwagen immer näher kamen. Schließlich hielten sie quietschend vor uns und einige Personen sprangen aus ihren Fahrzeugen und stürmten auf uns zu. Genau in diesem Moment brach Julia endgültig zusammen. Ich schnappte sie und ließ sie möglichst sanft zu Boden gleiten. Anschließend unterdrückte ich die Schmerzensschreie wegen meines gebrochenen Daumens, der bei der Aktion selbstverständlich gelitten hatte. Die Sanitäter nahmen Julia, legten sie auf eine Trage und verfrachteten sie in einen Krankenwagen. Ich schaffte es gerade noch, der Polizei zu sagen, dass sich der Schrottplatz hinter diesem Wald befand, bevor ich auch selber eingepackt und in einen Krankenwagen verfrachtet wurde. Mich den Umständen ergeben, sparte ich mir jedwede Protestversuche, sie hätten sowieso nur auf taube Ohren getroffen. Im Krankenwagen wurde ich in eine Decke gehüllt, auf eine Trage geschnallt und bekam eine Infusion gegen die Dehydrierung und um meinen Kreislauf zu stabilisieren, das sagten zumindest die Sanitäter. Danach wurden allerlei kleine Tests mit mir durchgeführt und mir wurden etliche Fragen gestellt. Genervt ließ ich die Prozedur über mich ergehen. “Wie ist das mit Ihrem Daumen passiert?“, fragte einer der Sanitäter. Ich rutschte auf der Trage herum. “Das war ich selbst“, antwortete ich nüchtern. “Er war im Weg.“ Dem Sanitäter entglitt sein Gesichtsausdruck. “Ach so... Okay.“ Ich lehnte mich zurück, schloss die Augen und versuchte mich so gut es ging zu entspannen. Wir setzten die Fahrt fort und kamen nach einigen Minuten an einem Krankenhaus an. Der Krankenwagen hielt an und ich wurde auf der Trage liegend transportiert. Ich fand dies zwar etwas überzogen, aber ich verkniff mir abermals meine Einwände. Da man wusste, dass ich keine lebensbedrohlichen Verletzungen hatte, brachte man mich zunächst in ein Wartezimmer, setzte mich auf einen Stuhl und gab mir einen Eisbeutel, um meinen Daumen zu kühlen. Zusätzlich bekam ich noch den Rat den Daumen hochzuhalten, um eine zusätzliche Schwellung zu vermeiden. Dann ließ man mich warten. Ich atmete tief durch und versuchte das Unbehagen, wegen dieses Ortes zu verdrängen. Ich hasse nämlich Krankenhäuser. Sie sind schmutzige Todesfallen, die nur dazu da sind dem Gesundheitssystem und den Pharmakonzernen Geld einzubringen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie den Halbgöttern in weiß eine Bühne bieten, um ihrem krankhaften Narzissmus nachzukommen. Dreckiges Pack allesamt. Zurück zum eigentlichen Thema. Nachdem ich eine Stunde gewartet hatte wurde ich ins Behandlungszimmer geholt, dort reinigte man meine Hand und desinfizierte einige kleinere Verletzungen, bevor meine Hand geröntgt wurde. Wie sich herausstellte war mein Daumen gebrochen. Eine Tatsache, die keine wirkliche Überraschung für mich war, da ich derjenige gewesen war, der ihn gebrochen hatte. Nun folgte der wirklich unangenehme Teil. Die Knochen mussten gerichtet werden, bevor die Hand geschient und eingegipst werden konnte. Zunächst gab man mir eine örtliche Betäubung. Etwas was ich wirklich verabscheute, da sich meine Hand nun taub und fünfmal so groß anfühlte. Nun begann der Arzt an meinem Daumen herumzuwerkeln. Interessiert beobachtete ich seine Arbeit. Nach einigem herum wackeln saß mein >Pflaumen-Daumen< zu meiner großen Freunde wieder an der richtigen Stelle und machte einen ganz adretten Eindruck, dafür das er lila war. Nun wurde eine Schiene angelegt und das Ganze eingegipst. Anschließend gab man mir noch einige allgemeine Informationen. Die Hand zum duschen eintüten, Hand schonen, ab und an mal kühlen usw. Ich hatte mich kaum höflich für die Behandlung bedankt, als auch schon die Polizei auftauchte und mich in Beschlag nahm. Es wurden Fotos von mir gemacht mit besonderem Augenmerk auf die Blutspuren auf mir. Glücklicherweise hatte der Regen das Meiste ab gespült, sodass ich es für unwahrscheinlich hielt, das sie irgendetwas belastendes finden würden. Danach wurden Proben genommen. Es wurde der Dreck unter meinen Fingernägeln herausgepult, außerdem nahm man Proben von dem Restblut auf meiner Haut. Anschließend wurde meine Aussage zu Protokoll genommen. Erst danach konnte ich duschen gehen, bevor meine restlichen Verletzungen behandelt wurden. Freundlicherweise wurde mir angeboten mit Begleitung duschen zu gehen, doch ich lehnte dies strikt und bestimmt ab. Nachdem ich wieder halbwegs sauber war, blieb mir nichts weiter übrig, als Kleidung aus der Kleiderspende des Krankenhauses anzuziehen, da meine eigenen Sachen erstens ruiniert und zweitens von der Polizei beschlagnahmt worden waren. Nun folgten noch weitere nervige Behandlungen. Meine Rippen wurden geröntgt. Man stellte fest, dass ich drei geprellte und eine angeknackste Rippe hatte. Ich bekam einen Verband mit irgendeiner kühlenden Salbe und Genesungswünsche mit dem Tipp mich zu schonen. Danach wurden alle kleinen offenen Verletzungen gereinigt und desinfiziert. Eine besonders tiefe Macke an meiner Schulter musste sogar geklebt werden. Zum Schluss bekam ich noch einen Eisbeutel für eine fiese Beule an der Stirn und ein Angebot für Schmerzmittel, welches ich dankend ablehnte. Nun wurde ich auf ein Einzelzimmer gebracht (Gott sei dank bin ich Privatversichert!) und bekam die Anweisung mich zu schonen. Selbstverständlich ignorierte ich diese Anweisung geflissentlich und machte mich auf die Suche nach Julia. Ich fand ihr Krankenzimmer nach einigen Minuten. Höflich klopfte ich an und trat ein. Sie lag dick zugedeckt im Bett und hing am Tropf. Als sie mich sah, kroch ein kleines Lächeln auf ihre Lippen, welches allerdings schnell wieder verschwand. Ich trat näher an ihr Bett und musterte sie in dem hellen Licht. Sie hatte ein schmerzhaft aussehendes blaues Auge, eine geschwollene offene Lippe und mehrere Hämatome im Gesicht... ehrlich gesagt, sah sie übel aus. Fairerweise muss ich zugeben, dass ich zu diesem Zeitpunkt auch keine Schönheit war. Ich sah mindestens genauso verprügelt aus, allerdings war ich weder so dehydriert noch so unterkühlt, wie sie. Ich lächelte sie an, wobei meine Lippe wieder aufging und erneut zu bluten beginn. “Einen Moment bitte“, sagte ich und nahm mir ein Taschentuch aus einer entsprechenden Box auf einem Tisch in der Ecke. Damit tupfte ich meine Lippe ab. Ich nahm einen Stuhl, stellte ihn an ihr Bett und setzte mich. “Wie geht es dir?“, fragte ich aufrichtig interessiert. Sie zuckte die Schultern. “Es geht schon. Und dir?“ “Ach“, sagte ich abwinkend und zeigte auf mein lädiertes Gesicht. “Da habe ich mich schon beim rasieren schlimmer verletzt.“ Julia kicherte unwillkürlich, doch dann verzog sie das Gesicht und griff sich an die Rippen. Ich zog mein zu kleines T-Shirt hoch und zeigte ihr damit den Verband um meine Rippen. “Ich kenne das Problem“, sagte ich schmunzelnd. “Ich fühle mit dir.“ Julia setzte sich offensichtlich unter Schmerzen auf und schaute mich ernst an. “Ich muss dir etwa sagen“, begann sie. “Ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe und ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ich ohne dich...“ “Bald gefoltert und dann getötet worden wärst“, vervollständigte ich ihren Satz. Julia nickte. “Genau das. Aber trotz allem... Das was du bist und das was du tust, ist nicht mit mir und meiner Weltanschauung vereinbar. Du gehörst weggesperrt.“ Ich legte den Kopf schief und schaute sie an. Schließlich nickte ich. “Ich verstehe“, sagte ich ruhig und erhob mich. “Ich wünsche dir eine gute Genesung und viel Erfolg mit dem Überführen von Herrn Langenkamp. Ich werde mich nicht mehr einmischen.“ “Danke“, sagte sie. Schwerfällig lief ich zur Tür, öffnete sie und wollte gerade hindurch treten, um in den Sonnenuntergang zu reiten, als ich mich nochmal zu ihr umdrehte. “Pass gut auf dich auf“, sagte ich und setzte ein kleines Lächeln auf. “Du hast die Tendenz in Ärger zu geraten.“ Für eine Sekunde schien es so, als würde Julia lächeln, doch dann nickte sie nur ernst. Innerlich zuckte ich mit den Schultern. Nicht mehr meine Baustelle. Vollkommen ruhig verließ ich den Raum, schloss die Tür hinter mir und ging den Flur hinunter. Zielstrebig suchte ich einen Arzt und informierte ihn darüber, dass ich dieses Krankenhaus sofort verlassen würde. Er versuchte mich zu belehren, doch ich wischte seine Einwände verächtlich beiseite. Nach einer kurzen Diskussion brachte man mir die entsprechenden Papiere, ich unterschrieb und ging. Unten am Empfang ließ ich mir ein Taxi rufen, dann ging ich nach draußen und wartete an der frischen Luft. In dem Moment wurde mir klar, dass ich immer noch nicht wusste, wo, also in welchem Stadtteil, ich war. Kurzerhand fragte ich einen Mann in den mittleren Jahren, der an mir vorbei ging. Dieser sagte mir, dass ich in >Essen, Werden< sei. Uiuiui, dachte ich, nachdem ich mich höflich für die Auskunft bedankt hatte. Die Taxifahrt wird teuer! Andererseits wofür bin ich schließlich reich? Nachdenklich legte ich den Kopf in den Nacken und bewunderte das Schauspiel des Sonnenaufgangs, welches sich mir gerade bot. Einige Zeit verging bis mein Taxi kam, doch schließlich fuhr es vor und ich stieg ein. Höflich gab ich dem Fahrer meine Adresse und er fuhr los. Schweigend blickte ich aus dem Fenster und vermied es mich in Smalltalk verwickeln zu lassen. Nach gut 40 Minuten kamen wir bei mir zu Hause an. Mein zu Hause war eine schöne Eigentumswohnung in Oberhausen Styrum. Mein Nachbar wohnte im Erdgeschoss, während die beiden Etagen darüber mein kleines Reich waren. “Vielen dank für die Fahrt“, sagte ich zum Fahrer und stieg aus. “Warten Sie bitte einen Augenblick. Ich muss erst noch mein Geld holen.“ “Ist das Ihr ernst?!“, fragte dieser unwirsch. “Glauben Sie, ich habe den ganzen Tag Zeit, um auf meine Kunden zu warten!? Ich will Geld verdienen!“ Ich beugte mich zum Fahrerfenster hinunter und fixierte ihn. “Haben Sie von dem abgestochenen Taxifahrer letztens gehört?“, fragte ich ruhig. “Zunächst hielt ich dies für ausgesprochen fies, doch aktuell hat es einen gewissen Witz. Finden Sie nicht auch?“ Der Taxifahrer schluckte und versuchte zu verbergen, wie beunruhigt er war. “Ich lasse mir von Ihnen nicht drohen!“, sagte er wenig überzeugend. Ich zog die Augenbrauen nach oben. “Wer droht Ihnen den?“, fragte ich aufgesetzt überrascht. “Ich mache doch nur Konversation. Wenn Sie Ihr Geld haben wollen, warten Sie.“ Ich wandte mich ab und lief zu meiner Haustür, dort angekommen klingelte ich bei meinem Nachbarn. “Halli hallo Nachbar“, trällerte ich in die Sprechanlage. “Hier ist Damian Winter. Könnten Sie mir bitte öffnen?“ “Klar“, kam es aus der Sprechanlage und surrend wurde das Türschloss geöffnet. Ich drückte die Tür auf und trat ins Innere. Polternd kam jemand die Treppe hinunter. “Damian hatten Sie gestern Nasenbluten oder so was? Ich habe gestern das Treppenhaus geputzt und später auf dem frisch geputzten Boden Blutflecken gesehen. Wären Sie das nächste mal bitte so freundlich, dass dann wegzuputzen?!“ Mein Nachbar kam unten an. Er war ein bieder aussehender Mann in alten braunen Cordhosen und Golfhemden. Ich hatte ihn sogar im Sommer schon in Sandalen mit Tennissocken gesehen. Als er mich sah erstarrte er. “WAS ist denn mit Ihnen passiert?!“ Genervt überging ich diese Frage. “Danke fürs aufmachen.“ Aufmerksam inspizierte ich den Boden... und tatsächlich mein Schlüsselbund lag verlassen in einer Ecke auf dem Boden. Er muss mir runter gefallen sein, als die Rocker mich zusammengeschlagen haben. Ich hob ich ächzend auf und steckte ihn ein. In dem Moment ging mir ein Licht auf. Ich wandte mich an meinen Nachbarn. “Sie haben also gestern das Treppenhaus geputzt?“ “Genau das sagte ich gerade!“ “Und haben Sie danach, wie immer die Tür offen gelassen?“, fragte ich zuckersüß und spürte, wie das Verlagen in seinen Eingeweiden zu wühlen größer wurde. Mein Nachbar trat von einem Fuß auf den anderen. “Ja warum?...“, antwortete er nun leicht verunsichert. Ich trat näher an ihn heran. “Habe ich Ihnen nicht schon zig mal gesagt, dass Sie die Tür nicht für Stunden aufstehen lassen sollen?“ “Ja schon, aber...“ Ich atmete tief durch. “Ich hoffe, Sie unterlassen dies in Zukunft.“ Ich trat von ihm zurück und lief die Treppen rauf, dann schloss ich meine Wohnungstür auf und trat ein. Endlich alleine!, dachte ich erleichtert und warf die Tür ins Schloss. So alles klar. Falls Sie das bisher alles verwirrt haben sollte, keine Panik! Ich kläre alles auf. Mein Name ist Damian Winter. Ich bin freischaffender Künstler, ein netter Nachbar und treuer Steuerzahler, aber ich habe ein finsteres Geheimnis. Ich töte Menschen. Und ich bin sehr zufrieden mit mir. Vor nicht allzu langer Zeit war mein Leben sehr ruhig gewesen. Ich habe tagsüber die Fassade der Menschlichkeit aufrechterhalten und nachts bin ich meinen antisozialen Bedürfnissen nachgegangen. Doch eines Tages traf ich Julia Riedel und durch eine Reihe kurioser Ereignisse ist Julia hinter mein kleines schmutziges Geheimnis gekommen. Seitdem hat sie versucht Beweise gegen mich zu sammeln. Doch dann ist Patrick Langenkamp auf der Bildfläche erschienen. Er ist ein ekliger Vergewaltiger und Mörder, den Julia auf nicht ganz legale Art und Weise hinter Gitter gebracht hat und der sich nun an ihr rächen will. Den Rest müssten sie soweit wissen. Also zurück zum aktuellen Geschehen. Zielsicher lief ich ins Schlafzimmer, wo ich in einer Schublade Geld aufbewahrte. Ich zählte einige Scheine ab und ging zurück nach draußen zum Taxifahrer. Wortlos reichte ich ihm einige Scheine, dann drehte ich mich auf dem Absatz um und lief zurück in meine Wohnung. Erleichtert warf ich die Tür ins Schloss und pellte mich aus den zu kleinen Krankenhausklamotten. Eilig ging ich ins Badezimmer, tütete meine verletzte Hand ein und entfernte den nutzlosen Verband um meine Rippen, dann stieg ich unter die Dusche. Müde schrubbte ich mich ab. Ich beließ es bei einer sehr kurzen Dusche, danach trocknete ich mich ab und schlüpfte in eine bequeme Schlafhose und ein weites T-Shirt. Nun holte ich eins meiner Reservehandys und tätigte einige Anrufe, um meine Bankkarten sperren zu lassen. Die unverschämten Rocker hatten nämlich meine Hosentaschen leergeräumt, als sie mich entführt hatten. Und ich wollte selbstverständlich verhindern, dass sich diese Barbaren an meinem Vermögen bereichern. Nachdem das auch geklärt war, schleppte ich mich müde ins Bett. Vor Schmerzen ächzend rutschte ich unter meine Bettdecke, dann schloss ich die Augen und schlief ein... Na gut vielleicht fiel ich auch in Ohnmacht. Genau weiß ich es nicht.