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Titel
Vorwort
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Nach dem Tode ihres Gatten und Ludwigs XIV. trat an die Stelle der persönlichen und gesellschaftlichen Unannehmlichkeiten oder zu diesen hinzu noch die Sorge um Ihren Sohn Philipp, den Regenten, dem auch aus politischen Verwickelungen viele Gefahren drohten. Niemals aber mischte sie sich auch nur vorübergehend in Staatsangelegenheiten. „Warum ich mich in nichts mischen will? Ich bin alt, habe mehr Ruhe vonnöten, als geplagt zu sein. Ich mag nichts anfangen, was ich nicht wohl zu Ende bringen könnte. Regieren habe ich nie gelernt; ich verstehe mich weder auf Politik noch auf Staatssachen und bin viel zu alt, ’was so Schweres zu lernen. . . Dieses Königreich ist zu seinem Schaden durch alte und junge Weiber regiert worden. Es ist einmal Zeit, daß man die Mannsleute gewähren läßt . . . Ich begehre nichts als Friede und Ruhe . . ., muß nur sehen, so zu leben, daß ich ruhig sterben kann, und es ist schwer, in großen Weltgeschäften ein ruhiges Gewissen zu behalten.“
Friede und Ruhe begehrte Liselotte, und bis zu dem Tage, an dem sie in die Ewigkeit abberufen wurde, brachte jeder Tag ihres ereignisreichen Lebens neue Aufregungen. Die letzten schaffte sie sich selbst dadurch, daß sie sich zur Krönung Ludwigs XV. nach Reims begab, trotzdem die Ärzte der von Tag zu Tag schwächer werdenden Fürstin abredeten. Sie schrieb damals im festen Vertrauen auf Gottes Allmacht: „Den Weg zum Himmel kann man zu Villers-Coterets, zu Reims oder auch gar auf dem Wege finden; also mag ich nur in Gottes Namen meine Reise treten . .“ Zwei Tage nach ihrer Rückkehr aus Reims verschied Elisabeth Charlotte — zu St. Cloud am 8. Dezember 1722. Am 10. Dezember wurde sie in der Königsgruft zu St. Denis beigesetzt, und der Geistliche sprach die wahren Worte: „Hier ist ein Fürstenleben, von dem man ohne Furcht den Schleier wegziehen darf.“
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