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Erdbeerkiwikarussell

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Im Bus ist es stickig. Jemand öffnet ein Fenster und sofort spüre ich den kühlen Wind im Haar. Durch die Scheibe scheint die Sonne, wärmt meine Arme, lässt die feinen Härchen glänzen und die Haut wohlig kribbeln. Die Hitze macht mich träge, das aufgekratzte Lachen ringsherum verschwimmt in meinen Ohren zu einem monotonen Rauschen. Ich lehne meinen Kopf gegen die Fensterscheibe und mache die Augen zu.

Als unsere Station kommt, stupst du mir mit dem Ellbogen in die Seite, stehst auf und drängst dich an denen vorbei, die wie üblich die Türen verstellen. Ich bin ein wenig benommen, stolpere fast, folge dir aber dicht hinterher.

Draußen heben wir die Arme und strecken sie weit vom Körper weg, damit der Wind in unsere Shirts fahren und unsere Achseln kühlen kann. Die Pullis verstauen wir in den Rucksäcken, und dann machen wir uns auf den Heimweg.

Eine ungewohnte Gemächlichkeit hat sich über alles gelegt, über die Dorfstraße, auf der die Sonne liegt und schläft, und über die Häuser, aus deren geöffneten Fenstern leise Radiomusik in unsere Richtung schwappt. Mittagstischgerüche wehen uns um die Nase, machen uns hungrig, und du bleibst stehen und kramst aus deinem Rucksack einen Schokoriegel hervor. Wickelst ihn halb aus dem Papier und beißt hinein. Dann hältst du ihn mir hin, ich koste, dann wieder du, dann wieder ich.

So schlendern wir dahin, mitten auf der Straße, auf der fast nie ein Auto kommt, und die Fliederbüsche hängen ihre schwer behangenen Zweige aus den Gärten und uns vor die Nasen. Und wir sind wie benebelt von dem süßlichen Duft. Eine Kirchturmuhr wirft uns dumpf zwölf Schläge zu und in einer Einfahrt, an der wir vorbeikommen, liegt eine dreifärbige Katze und döst.

»Wünsch dir was«, fordere ich dich auf.

»Wie?«, fragst du und siehst mich verständnislos an. »Von dir?«

»Nicht von mir, vom Universum«, erkläre ich. »Man darf sich doch was wünschen, wenn man eine dreifärbige Katze sieht.«

Du überlegst. Eine ganze Weile.

»Ich weiß schon«, meinst du irgendwann, da sind wir längst an der Katze vorbei, »ich wünsch mir, dass das ganze Jahr aus lauter Tagen wie heute besteht.«

»Aber man darf den Wunsch nicht laut sagen, sonst geht er nicht in Erfüllung«, werfe ich ein.

»Tut er ja sowieso nicht«, lachst du.

»Stimmt«, gebe ich zu. »Leider.«

»Aber die Vorstellung«, sagst du, »die ist echt gut.«

»Was ist eigentlich das Besondere an Tagen wie heute?«

Du überlegst wieder.

»Keine Ahnung«, meinst du schließlich, »vielleicht dass sie so gut sind, dass es gar keine Worte dafür gibt. Man müsste glatt neue erfinden.

So wie rundquergestreift oder zirkuszinnoberrot oder …«

»Erdbeerkiwikarussell!«, rufe ich.

»Genau«, grinst du.

In diesem Moment tritt ein Mann aus einem Haustor und als wir an ihm vorbeigehen, rufe ich ihm übermütig zu: »Guten Erdbeerkiwikarussell-Tag!«

Der Mann sieht uns verständnislos an und neben mir wirfst du den Kopf in den Nacken und brichst in schallendes Gelächter aus. Dann streckst du wie zur Erklärung die Arme zur Seite und beginnst, dich am Stand zu drehen, immer schneller und schneller.

»Erdbeerkiwikarussell«, jauchzt du, und ich mache es dir nach, wirble rundherum und verliere beinahe das Gleichgewicht dabei.

Und das Erstaunliche an der ganzen Sache ist, dass ich aus dem Augenwinkel erkennen kann, wie der Mann die Arme zur Seite streckt und beginnt, sich ebenfalls im Kreis zu drehen.

die Nacht, der Falter und ich

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