Читать книгу Französische Sprachwissenschaft - Elissa Pustka - Страница 45
Stand der Forschung
ОглавлениеBevor Sie sich an Ihr erstes eigenes Forschungsprojekt machen, lernen Sie den korrekten Umgang mit wissenschaftlicher Literatur. Denn Wissenschaftler*innen müssen zunächst einmal sehr gut den Stand der Forschung zu ihrem Thema kennen. Es ist nicht sinnvoll, Zeit mit der Beantwortung von Fragen zu verschwenden, die bereits beantwortet sind, oder Fehler, die andere schon gemacht haben, zu wiederholen. Wissenschaft ist kumulativ, d. h. sie baut auf dem Wissensschatz auf, der bereits da ist, um Fortschritte zu erzielen.
Daher beginnt jede wissenschaftliche Arbeit mit einer ausführlichen Literaturrecherche in Bibliotheken und Online-Datenbanken. Die gefundenen wissenschaftlichen Texte liest man in der Regel nicht von vorne bis hinten durch wie Romane, sondern überfliegt sie erst und sieht sich dann die relevanten Stellen genauer an, oft auch mehrmals. Einen schnellen Überblick kann man sich verschaffen, indem man das Abstract sowie Einleitung und Schluss liest – daher sollte man auch bei Seminararbeiten besonders viel Energie in diese Kapitel stecken. Beim Lesen wissenschaftlicher Texte sollte man besonders sorgfältig und kritisch vorgehen. Es ist extrem wichtig, dass man die Inhalte gut verstanden hat und in seiner eigenen Arbeit korrekt wiedergibt. Wie im Journalismus gilt das ‘Zwei Quellen-Prinzip’: Man sollte jede Information stets in mindestens einer weiteren Publikation noch einmal überprüfen. Wenn man dabei auf Widersprüche stößt, ist das nicht schlimm. Im Gegenteil: Das ist ein interessanter Ausgangspunkt für künftige wissenschaftliche Studien! In jedem Fall sollte man Widersprüche in der Forschungsliteratur explizit thematisieren. Zudem sollte man sich immer selbst fragen, ob man für plausibel hält, was man gelesen hat, und ob einem dazu Gegenargumente einfallen. Der wissenschaftliche Text, den man danach schreibt, sollte keine Aneinanderreihung von fiches de lecture oder eine Zitate-Collage sein. Ziel ist eine eigenständige Argumentation.
Tipp:
Drucken Sie die für Ihre Arbeit wichtigsten Publikationen aus! Auf dem Papier sieht man einiges mehr als am Computer. Man kann es auf das Sofa, in den Park oder in den Zug mitnehmen und dort oft konzentrierter lesen als wenn alle paar Minuten eine Mail hereinkommt. Unterstreichen Sie sich beim Lesen Wichtiges und machen Sie sich am Rand Notizen. Legen Sie danach erst einmal ein paar Tage Pause ein. Schreiben Sie dann ihre Argumentation aus dem Kopf auf: Manche sammeln lieber erst in einer Mindmap Ideen, andere schreiben lieber gleich drauf los. Anschließend suchen Sie aus Ihren Unterlagen Detailinformationen, Zitate, Seitenangaben etc. sorgfältig heraus und vervollständigen und verfeinern ihren Text. Drucken Sie sich am Ende Ihre Arbeit aus und lesen Sie sie sich laut vor! Geben Sie sie mindestens einer weiteren Person zum Lesen.
Wenn man den Stand der Forschung zum Thema zusammenfasst, muss man immer sehr sorgfältig dokumentieren, woher man seine Informationen hat: Der Nachname der Autor*innen, die Jahreszahl und die Seitenzahl ermöglichen es den Leser*innen, die Information wiederzufinden. Dabei unterscheidet man direkte Zitate in Anführungzeichen von der Wiedergabe in eigenen Worten, die man auf Deutsch mit vgl. und auf Englisch und Französisch mit cf. markiert (in manchen Fachzeitschriften wird dies auch weggelassen). Dagegen ist es ein schweres Vergehen in der Wissenschaft – bei Student*innen genauso wie bei erfahrenen Wissenschaftler*innen – ein Plagiat zu begehen. Darunter versteht man sowohl copy&paste ohne Anführungszeichen, vergessene Literaturreferenzen als auch Übersetzungsplagiate und Ghostwriting. Plagiate können sehr schwerwiegende Konsequenzen haben, bis hin zum Verweis von der Universität und der Aberkennung von Studienabschlüssen und Doktortiteln.