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Kapitel Drei

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Anjou fühlte sich an diesem Morgen nicht besonders gut. Während der ersten Tage hatte sie tatsächlich unter Seekrankheit gelitten, obwohl es besser geworden war, wie Elly ihr gesagt hatte. Aber die vorherige Nacht war rau gewesen; sie konnte kaum einschlafen, da ihr Körper immer gegen die Wand der Kabine geworfen wurde. Hannah schwang auch in ihrer Hängematte hin und her, und es gab auch diese dauernden Geräusche - es schien, als würde die Arbeit der Seeleute nie enden. Ständig wurden Befehle gebrüllt, die von der Mannschaft wiederholt wurden, gefolgt von einem immerwährenden Singsang, der hin und her ging. Sie hatte schnell gelernt, dass „Hauptsegel einholen“ bedeutete, dass das Schiff bald wenden würde, und sie richtete sich darauf ein, damit sie nicht umhertaumelte, sondern sich festhielt.

Anjou wünschte sich nichts sehnsüchtiger, als aus der Kabine zu laufen und zu sehen, warum sie hin und hergeworfen wurden. Aber ihre Angst würde dadurch nicht geringer werden und sie hätte vermutlich ihrer größten Angst gegenübergestanden, nämlich als Futter für die Monster aus der Tiefe zu enden. Sie hatte von Hannah erfahren, dass ihre Kabine direkt neben der des Kapitäns lag - wo auch ihr Bruder war - und sie zog sich die Decke über den Kopf, anstatt nachzusehen, was passierte.

Nachdem der Sturm vorüber war, fiel sie in einen unbeständigen Schlaf, in dem sie von Aidan träumte. Er war von Gebäuden und Soldaten umgeben, es gab Geschrei und Rauch. Sie konnte sehen, wie jemand ein Gewehr über seinen Kopf hielt ... und in diesem Moment wachte sie auf.

Die vier Tage, in denen sie in der Kabine blieb und nichts außer Haferschleim aß, begannen an ihr zu zehren. Sie betete, dass ihnen der Wind gewogen war und die Reise so schnell wie möglich endete! Sie hatte jedes Schiff, mit dem sie reisen konnte, genauestens studiert und hatte diesen Schoner aufgrund seines Rufes gewählt, einer der schnellsten und windschnittigsten zu sein. Allerdings waren sie immer noch den Gnaden des Wetters ausgesetzt. Sie war entschlossen, sich unter Kontrolle zu halten, aber sie musste bald den Himmel sehen und frische Luft atmen. Wollte dieser nervtötende Kapitän eigentlich nie schlafen? In ihren Gedanken wurde er immer mehr zu einem Unhold, je mehr Zeit verging.

Charles besuchte sie mehrmals am Tag, um mit ihr Karten zu spielen, was die Langeweile ein wenig zerstreute. Aber er hatte noch keine Gelegenheit gefunden, zu der Kapitän Harris schlief und sie wach war. Es kam ihr fast vor, als würde der Kapitän von ihrem Vorhaben wissen und mit Absicht wach bleiben. Sie wusste, dass es albern war, so etwas überhaupt zu denken, aber vielleicht hinterließ diese hölzerne Kiste ohne frische Luft und Tageslicht doch langsam ihre Spuren bei ihr.

Sie ließ den Haferschleim von ihrem Löffel fallen und dachte, sogar ich könnte etwas Besseres kochen. Dennoch, obwohl sie noch nie eine Reise gemacht hatte, bei dem sie einen Ozean überquerte, wurde ihr bewusst, dass es vielleicht nichts anderes gab, was man kochen konnte.

Ihr gelüstete nach einem weichgekochten Ei, knusprigem Speck und frischen, warmen Scones, direkt aus dem Ofen. Sie warf den Löffel in die Schüssel - sie musste aufhören, sich selbst zu quälen. Eine weitere Erinnerung an Aidan stieg in ihr auf - sie hatte ihn an jenem Morgen vor langer Zeit heimlich getroffen, und er hatte ihr nicht nur gezeigt, wie man angelt, sondern auch, wie man den Fisch zubereitet.

„Jetzt nehmen Sie den Fisch bei den Kiemen, damit er sich nicht mehr bewegt, und entfernen vorsichtig den Haken.“

Sie starrte ihn ausdruckslos an.

„Nur zu“, ermutigte er sie.

Sie berührte mit einem zitternden Finger den Fisch, der daraufhin in alle Richtungen zuckte und zappelte, worauf hin sie erschrak.

Aidan lachte leise. „Ich werde es diesmal nicht für Sie tun.“

Anjou verzog frustriert ihr Gesicht, ergriff den Fisch und nahm ihn vom Haken, wie Aidan es ihr gezeigt hatte. Allerdings warf sie ihn danach so schnell wie sie nur konnte angeekelt auf den Boden.

„Immerhin ein Anfang“, sagte er amüsiert. „Jetzt müssen Sie ihn kochen.“

Er nahm einen der Fische, den er gefangen hatte, und zeigte ihr, wie sie ihn vorbereiten musste. Er gab ihr ein Messer und sie folgte seinem Beispiel, obwohl sich ihr Magen regelrecht umdrehte. Sie war entschlossen ihm zu zeigen, dass sie es konnte. Sie wollte nicht, dass er glaubte, sie sei ein Feigling.

Er legte den vorbereiteten Fisch in eine Pfanne und stapelte einige Äste, die er für ein Feuer gesammelt hatte. Er zog Schlagstahl und Zunder aus einem kleinen Beutel und zündete das Holz an. Es gab eine kleine blaue Rauchwolke, gefolgt von winzigen orangefarbenen Flammen, die am Zunder leckten.

„Wo haben Sie das alles gelernt?“, fragte sie.

„Von meinem Großvater. Er war Soldat und davon überzeugt, dass alle Männer wissen sollten, wie man allein zurechtkommt.“

„Ich nehme an, dass das für einen Soldaten wichtig zu wissen ist.“

„Vielleicht auch für die Frau eines Soldaten“, sagte er mit scheuem Lächeln.

Wie sanft und freundlich Aidan doch war. Nicht so ein brutaler Mann wie dieser Kapitän Harris! Wenn man es zusammenzählte, hatte sie weniger als zwei Wochen mit Aidan verbracht. Wie gut hatte sie den Mann, den sie geheiratet hatte, wirklich gekannt? Wie viele ihrer Gefühle waren ein Produkt ihrer eigenen Wünsche und Träume?

Mit ihrem jungen Herzen hatte sie sich nach ihm gesehnt, sie hatte Angst um ihn gehabt, ihn betrauert und beklagt, aber dennoch kannte sie ihn kaum. Würde sie ihn heutzutage überhaupt wiedererkennen?

Sie klammerte sich verzweifelt an die Erinnerungen, in denen sie beide noch Kinder waren - obwohl das auch nur wenige waren. Sie konnte sich nicht länger an sein Gesicht oder seinen Geruch erinnern, ohne dass sie ein Bild von ihm sah, oder seine vier Briefe.

Wie naiv sie doch gewesen war! In den vergangenen vier Jahren hatte sie die gehobene Gesellschaft mit Abstand betrachtet und ihr wurde bewusst, dass sie vollkommen ahnungslos war, als sie geheiratet hatten. Wie auch immer, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätten, sich täglich zu sehen und kennenzulernen, hätten sie es zweifelsohne durchgestanden.

Aber wie würde es sein, wenn sie ihn fände? Hatte er sich bewusst dagegen entschieden, zu ihr zurückzukehren? Etwas tief in ihrem Herzen sagte ihr, dass er nicht tot war, was sie noch mehr fürchtete, als wenn er es wirklich wäre.

Hör auf damit, schimpfte sie mit sich selbst. Du kannst nicht deine eigenen Gedanken gegen ihn vergiften. Dennoch, sagte ihr Verstand, du kannst der Sache auch nicht unvorbereitet entgegentreten. Was, wenn er entstellt oder verkrüppelt ist? Er würde nicht wollen, dass sie ihn so sähe. Vielleicht beging sie einen Fehler, aber es würde nicht richtig sein. Nein, sie musste endlich Frieden in ihrem Herzen haben. Jetzt war es zu spät, um umzukehren - sie war bereits mitten auf dem Ozean.

Anjou war froh, dass niemand wusste, dass sie verheiratet war. Sie war nicht davon überzeugt, dass viele es verstehen würden, falls sie zurückkam und nicht Trauer tragen würde, wo sie doch bereits ihre ganze Jugend mit Tränen und Trauer verbracht hatte. Es war ein Kampf zwischen Schuld und der Qual, den Aufmerksamkeiten charmanter junger Männer zu widerstehen, die ansonsten eine passende Partie für sie wären, während sie sich gleichzeitig fragte, ob es nicht sinnlos sei. Ihre Eltern hatten ihr die Ehe erlaubt, als sie ihnen keine andere Wahl gelassen hatte. Aber sie hatten sie schnell dazu ermutigt, ihr Leben wie gehabt weiterzuführen, als das Kriegsministerium ihn als im Kampf gefallen erklärte; speziell nachdem drei Jahre vergangen waren, in denen es keine Hinweise darauf gab, dass er in Gefangenschaft war.

Es erschien ihr immer noch unwirklich. Einerseits kam sie sich vor wie in einem Märchen aus einem ihrer Tagträume. Andererseits fühlte es sich an, als würde sie immer noch darauf warten, dass er zu ihr zurückkäme.


„Sie ist wirklich stur. Irgendwann muss ich schlafen“, sagte Edward, ohne dabei jemanden direkt anzusprechen.

„Wer ist stur?“, fragte Charles, obwohl er die Antwort schon wusste.

„Wir hatten jetzt Haferbrei zu jeder Mahlzeit. Wenn das so weiter geht, haben wir alle Skorbut, bevor die Reise zu Ende ist.“

„Dann solltest du meine Schwester um Hilfe bitten, obwohl ich keine Ahnung, wie gut sie sich eignet.“

„Noch nicht.“

„Bist du zufrieden damit, ständig Brei zu essen?“

„Lange genug, um zu sehen, wie du auf dem Boden kriechst.“

Charles lachte. „Das erinnert mich an unsere erste Woche in der Schule. Keiner wollte petzen, daher aßen wir eine Woche lang Haferschleim. Sie hatten es nicht gewagt, uns mehr davon zu geben, da sie Angst hatten, dass unsere Eltern davon Wind bekämen.“

„Damals war es lustig“, sagte Edward. „Ich brauche jetzt vernünftiges Essen.“

„Ich kann mich noch nicht einmal erinnern, was für ein Streich es war ...“, sagte Charles.

„Es war Gardiner. Er hatte Belchers Schubladen ausgeleert, nachdem Belcher ihn wegen eines Papieres schikaniert hatte, das er sich weigerte, für ihn zu schreiben. Und jetzt essen ich wieder seinetwegen eine Woche lang Haferschleim.“

„Tut mir leid, alter Junge, aber das kannst du ihm diesmal nicht anhängen. Das ist deine eigene Dickköpfigkeit.“

Edward grunzte.

„Du verlässt dich ziemlich stark darauf, dass Anjou kochen kann. Was, wenn sie die Küche in Brand setzt?“

„Sie kann kochen. Ich weiß es einfach.“

„Wie du meinst. Ich hoffe, dir fällt etwas ein, bevor die Vorräte schlecht werden.“

„Das hoffe ich auch.“

„Warum legst du dich nicht etwas hin? Du wirkst ausgezehrt.“

„Ich fühlte mich ausgezehrt. Ich glaube, ich werde mich ein wenig ausruhen. Das Meer ist im Moment ruhig genug.“


Anjou hörte ein Klopfen an der Kabinentür.

„Anj? Aufwachen!“, flüsterte Charles laut von der anderen Seite der Vertäfelung.

„Was gibt es, Charles?“, fragte sie, als sie die Tür öffnete, nachdem sie schnell einen Morgenmantel übergeworfen hatte.

„Er schläft endlich. Beeil dich.“

Sie griff nach ihrem Umhang und eilte ihm hinterher über den Niedergang und durch die Luke auf das Deck. Sie atmete so viel frische Luft ein wie nur möglich und streckte ihr Gesicht dem klaren Himmel und der Sonne entgegen.

„Das ist lächerlich“, sagte Charles, als er sie beobachtete.

„Vielleicht. Es ist eine Art Selbstschutz. Man könnte es eher aushalten, wenn es besseres Essen gäbe.“

„Stimmt. Man wartet förmlich darauf, dass es eine Meuterei gibt“, bemerkte er trocken.

„Meinst du, das Monster versteckt das gute Essen vor uns?“

„Ich ... ich ...“, stotterte Charles.

„Wir sollten gehen und nachsehen, solange er schläft“, sagte sie mit schelmischem Grinsen.

„Anjou, nein.“

„Wo ist die Küche“, fragte sie und ignorierte seine Warnungen.

Charles lachte.

„Was amüsiert dich?“, fragte Anjou. Sie sah sich auf dem Deck um und bemerkte die misstrauischen Blicke der Matrosen, die sie beobachteten, als sie in der Nähe des Vorderdecks standen. Sie ignorierte die Blicke und ging weiter, um einen großen Mast herum, stieg über Taue und Haken, hin zur Mitte des Decks.

„Es gibt keine Küche auf einem Schiff.“

„Woher soll ich das wissen? Bring mich zu dem Ort, wo das Essen zubereitet wird und die Nahrungsmittel lagern.“

Charles schenkte ihr ein schwaches Lächeln und wies sie mit dem Kopf an, ihm zu folgen. Das Schiff war größer, als sie es sich vorgestellt hatte, obwohl sich das Deck im Vergleich zu dem endlosen Meer klein anfühlte. Er führte sie eine weitere Leiter hinab, durch einige enge Durchgänge und in einen dunklen Raum, den er als Laderaum bezeichnete. Hier gab es eine unglaubliche Menge an Nahrungsmitteln in Säcken und Fässern und Anjou schnappte irritiert nach Luft.

„Ich kann es kaum glauben“, rief sie aus. „Warum bekommen wir zu jeder Mahlzeit Haferschleim?“

Charles zuckte die Schultern. „Ich nehme an, du könntest ihn das selbst fragen.“

Sie sah ihn an und zog ein albernes Gesicht. „Du bist, wie immer, der hilfreichste Bruder von allen. Du weißt, dass ich mit diesem Grobian nicht sprechen will.“

„Erst war er ein Monster und jetzt ein Grobian, was?“

Sie ignorierte ihn und hielt die Laterne höher. „Das ganze Essen wird schlecht werden, wenn es nicht gegessen wird! Oder füttert er seine Besatzung und ich bin die Einzige, die wie ein Sklave ernährt wird? Kannst du mich zum Koch bringen, Charles?“

Er blickte sie zögernd an.

„Soll ich ihn selbst suchen?“, drohte sie ihm.

„Ich werde dich zur Kombüse bringen. Ich weigere mich, mit dir zu den Unterkünften der Besatzung zu gehen.“

Er ging mit ihr zurück und auf das Zwischendeck des Schiffes.

Ein Schiffsjunge stocherte im Feuer in einem großen Ofen, der mitten im Raum stand und füllte den Kessel auf, der darüber hing. Entlang der Wände standen Schränke und Regale als Stauraum.

Er nahm nervös Haltung an, als er seine Besucher bemerkte.

„Mein Name ist Anjou“, sagte sie freundlich, um den Jungen zu beruhigen.

„Der Name ist Biggs, m‘lady.“

„Sind Sie der Koch, Biggs?“, fragte Anjou.

„Ja“, sagte er unsicher. „Also, nein. Der Koch kam nicht mit auf diese Reise.“

„Ist Haferschleim das Einzige, was Sie zubereiten können?“

„Ja“, antwortete er schüchtern.

Anjou riss die Hände hoch. „Gibt es hier Fisch?“

„Im Meer.“

„Ja, das weiß ich“, sagte sie geduldig. „Gibt es Fisch im Lager?“

„Nein, außer ein paar Heringen im Fass. Wir essen keinen frischen Fisch, bis das Fleisch gegessen ist oder wir eine Flaute haben. Der Käpt’n hält dafür das Schiff nicht an. Aber es gibt genug Fleisch und der Koch bereitet es genauso zu wie den Fisch.“

„Könnten Sie mir dann freundlicherweise etwas Fleisch holen?“

Der Schiffsjunge ging in den Laderaum, wie es ihm Anjou gesagt hatte.

„Was wirst du damit machen?“, fragte Charles.

„Aidan hat mir beigebracht, wie man Fisch brät“, erklärte sie.

„Werden die Wunder niemals aufhören?“, grübelte Charles.

„Du brauchst nicht so überrascht auszusehen“, sagte sie kurzangebunden.

„Zu meiner Verteidigung: Damen gehen nicht oft in die Küche und ich habe niemals gesehen, dass du etwas zubereitet hast.“

„Vielleicht nicht, aber ich habe gelegentlich gesessen und dem Koch zugesehen, vielleicht erinnere ich mich an etwas. Davon abgesehen, wenn du nicht noch weitere Wochen lang Haferschleim essen möchtest, muss ich es zumindest versuchen.“

„Ich nehme an, dass ein Versuch nicht strafbar ist.“

Der Schiffsjunge kam mit einem Fass zurück und hatte einen Sack über den Rücken geworfen. In dem Fass war eine große Hammelhälfte und im Sack Kartoffeln und Möhren. Er stemmte den Deckel auf und schüttete den Inhalt auf den Tisch.

„Das sieht nicht wie Fisch aus“, sagte Anjou, die auf den Berg von Nahrungsmitteln starrte.

„Ich bin das Fleisch holen gegangen und dabei fiel mir ein, dass der Koch dazu Kartoffeln und Möhren gemacht hat, wenn wir welche hatten“, sagte er stolz.

Anjou versuchte, kein angewidertes Gesicht zu ziehen, als sie das rohe Fleisch auf dem Tisch vor ihr sah. Der Fisch war schon furchtbar genug gewesen, aber das hier war noch schlimmer.

„Ich erinnere mich daran, dass unser Koch die Möhren und die Kartoffeln in einen Topf mit dem Hammel für die Dienerschaft gekocht hat, Anjou. Vielleicht könntest du das zusammen in den Topf tun und es auf den Ofen stellen?“, schlug Charles vor.

„Ja, danke, soweit war ich auch schon“, sagte sie zu ihrem Bruder. „Warum hältst du nicht Ausschau nach deinem geliebten Kapitän, damit ich ihm aus dem Weg gehen kann, falls er wach wird?“

„Du meinst, du willst dich verstecken? Willst du ihm nicht sagen, dass du kochen willst?“

„Natürlich nicht! Ich habe nicht vor, mit diesem Mann zu sprechen, wenn ich es vermeiden kann.“

„Wirst du ihm etwas von dem Essen geben?“

„Es ist immer noch sein Schiff. Ich bin mir nicht sicher, wie ich das verhindern könnte. Solange er nicht weiß, dass ich gekocht habe, und glaubt, dass es Biggs hier war, werde ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen.“

Charles dachte für einen Moment nach. „Das kann ich unterstützen“, sagte er mit einem listigen Grinsen. „Aber lass uns nichts überstürzen; lass uns erst einmal sehen, wie der Hammeleintopf schmeckt.“

„Du kannst jetzt gehen“, wies sie ihren Bruder mit durchdringendem Blick an. Dann sah sie zu, wie der Schiffsjunge die Möhren schälte und kleinschnitt und schüttelte den Kopf. Offensichtlich war es nur zu viel für ihn gewesen, selbst darauf zu kommen.

Sie nahm ein Messer und fing selbst an zu schälen und zu zerkleinern, was schwerer war, als es aussah, bis dass sie den Topf mit Hammel und Gemüse gefüllt hatten.

Der Schiffsjunge hob den Topf auf den Herd und sie setzte sich erschöpft auf einen kleinen Hocker. Sie verspürte etwas mehr Respekt für den Koch und seine Untergebenen. Sie dachte daran, dass sie mindestens drei warme Mahlzeiten pro Tag gehabt hatten!

Biggs starrte sie an, kratzte sich am Kinn und sah verwirrt aus.

„Was ist los, Briggs?“, fragte sie.

„Ich glaube, der Koch hat noch Gewürze in den Topf getan. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, welche.“

Anjou ging zu ihm hin, wo er auf einige beschriftete Gläser starrte.

„Ich nehme an, es wird nicht schaden, wenn wir einige davon hinzugeben. Ich weiß, dass unser Koch alles gewürzt hat.“

Sie wählte drei Gläser aus. Sie öffnete die Deckel und sah hinein. Sie hatte keine Idee, wieviel sie davon nehmen sollte.

„Wissen Sie, wie viel der Koch genommen hat?“

„Ich habe keine Ahnung“, sagte er und zuckte mit den Schultern.

„Ich denke, wir versuchen heute einige und sehen dann weiter.“ Sie schüttete von jedem Glas etwas in den Topf.

„Wie lange muss es kochen?“

„Lange“, sagte er. „Normalerweise rühre ich jede Stunde um, bis ich die Glocke höre, dass es Zeit für das Essen ist. Die Besatzung isst in Schichten.“

„Das klingt vernünftig.“

„Was rieche ich da?“ Sie hörte eine laute Stimme, gefolgt von lauten Stiefeln auf dem Deck. Anjou duckte sich hinter einen Schrank. Wieso klang er immer so verärgert? Würde er wütend auf Biggs sein?

„Ist dir auf einmal eingefallen, wie man kocht, Biggs?“, fragte der Kapitän, als er sich gegen einen Balken lehnte.

Aye, aye, Sir“, sagte der junge Seemann, der Haltung angenommen hatte.

„Interessant“, sagte der Kapitän, als er seine Augen zusammenkniff. Anjou hoffte, er würde sich nicht zu gründlich in der kleinen Kombüse umsehen. Sie nutzte die Gelegenheit und sah ihn etwas genauer an. Sie wünschte, er wäre nicht so groß. Er war in Hemdsärmeln, ohne Weste und es wirkte, als würden seine Muskeln gleich den Stoff sprengen. Sie war noch nie in der Nähe eines solchen Mannes gewesen. Gegen ihn wirkten die meisten Männer in ihrem Bekanntenkreis zierlich. Ihr Bruder und ihr Vater waren in Form, aber nicht so groß. Er war rau, was seine Manieren und sein Äußeres anging, mit einem unrasierten Bartwuchs, und er strotzte nur so von Männlichkeit.

Der Kapitän bewegte sich und sie drückte sich näher an den Schrank. Er ging zu dem Topf hinüber und sah hinein. Wenn er hochsah, würde er sie sehen.

„Hammel. Alles ist besser als noch eine weitere Schüssel mit Haferschleim.“

Er nahm einen Löffel voll und schnüffelte.

„Wieviel Salz und Pfeffer hat du da hineingetan?“

„Keine Ahnung, Sir.“

Der Kapitän sah in skeptisch an. „Ich nehme an, wir werden sehen, wie es wird. Danke, dass du es versucht hast, Biggs.“ Er schlug dem Jungen freundlich auf den Rücken, was Anjou überraschte.

Vielleicht mochte er nur keine Frauen. Sie hatte gehört, dass es solche Männer gab.


„Ich sage, ich gewinne die Wette“, beharrte Edward, als sie sich auf dem Achterdeck unterhielten.

„Unsinn“, stritt Charles ab. „Du hast sie nicht überredet, sie hat es aus eigenem Willen gemacht.“

„Vielleicht, obwohl, soweit ich mich erinnere, waren die Bedingungen nicht so speziell.“

„Ist es wichtig, wenn du dafür besseres Essen bekommst?“

„Ich bin mir nicht so sicher, ob es besser sein wird. Ich glaube, sie hat ein halbes Glas Salz in den Kessel gekippt. Wenn man den Eintopf essen kann, fress ich meinen Hut.“

Charles lachte. „Sie wird am Boden zerstört sein, wenn es schlecht schmeckt - fast so, wie sie es sein wird, wenn sie erfährt, dass du weißt, dass sie kocht.“

„Meinst du?“, fragte Edward nachdenklich. „Vielleicht sollten wir uns hineinschleichen und es mit etwas verdünnen, man könnte es retten.“

„So etwas wie Bourbon?“, schlug Charles vor. „Würde ich meine Wette verlieren, wenn ich Bourbon in meinem Essen habe?“

Edward starrte seinen Freund an. „Ich werde es in diesem Fall ignorieren, obwohl du mich nicht erwähnen wirst, was das Kochen deiner Schwester angeht.“ Er ging zu der Truhe hinüber, in der er seinen Alkohol aufbewahrte und suchte ein paar Minuten, bis er eine Flasche herauszog. „Das sollte passen. Ist deine Schwester immer noch in der Kombüse?“

„Nein“, Charles schüttelte den Kopf. „Ich habe sie zurück in ihr Quartier geschmuggelt.“

Edward ließ sein dunkles Lachen durch den kleinen Raum dröhnen.

„Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß seit ...“, seine Stimme brach ab. „Egal. Ich werde losgehen und versuchen, das Abendessen zu retten.“

Er ging absichtlich schweren Schrittes, als er sich der Kombüse näherte, für den Fall, dass Lady Anjou zurück war. Er hatte vorher Schwierigkeiten gehabt, sich unter Kontrolle zu halten, als er sah, wie sie sich versteckte. Wenn Sie nur gewusst hätte, dass ihre Röcke an der Seite des Schranks hervorquollen! Und ihre Haare ebenfalls! Er lachte laut. Als er durch die Tür kam, runzelte Edward die Stirn. Niemand war in der Kombüse. Vielleicht war Biggs für eine kurze Pause gegangen, aber er musste jemanden haben, der auf den Herd aufpasste. Das Gefährlichste, was es auf einem Schiff gab, war Feuer. Biggs war ein guter Junge, aber nicht besonders clever. Er würde nicht zu hart mit ihm sein, weil das sein erstes Vergehen war.

„So, wollen wir mal sehen, wie der Eintopf schmeckt“, sagte er und hoffte, dass es nicht so schlecht war, wie er befürchtete. Er nahm die Kelle und probierte ein wenig von der Brühe. Er sprang und spuckte es aus. Der Geschmack war unbeschreiblich. Bei der Menge an Salz, die diese Frau in den Topf gekippt hatte, konnte sie nicht gewusst haben, dass das Fleisch schon von vorneherein gesalzen war! Er sah sich um und suchte nach einer Möglichkeit, um einiges der Flüssigkeit fortzuschütten. Er fand eine leere Schüssel und löffelte so viel heraus, wie er konnte. Dann schüttete er den Wein hinein und gab noch etwas Wasser hinzu.

„Vielleicht hilft es ja“, sagte er zu sich selbst, als er im Topf rührte. Er probierte erneut einen kleinen Schluck mit dem Löffel. „Gar nicht übel“, sagte er zum Kessel. „Es besteht noch Hoffnung.“ Mit einem selbstzufriedenen Grinsen schlich er sich aus der Kombüse. Die Schüssel mit dem versalzenen Stew hatte er dabei hinter einem Sack verborgen, um es heimlich zu entsorgen.

Mit Dem Wind

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