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Kapitel 12

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Rosemarie hatte sich in die Tageszeitung vertieft. Sie nutzte immer die knappe Zeit, wenn ihr Mann Roland schon zur Arbeit gegangen war und zwischen ihrem eigenen Aufbruch, um sich kurz zu informieren, was es in der Kleinstadt an Neuigkeiten gab. Als sie die Todesnachrichten aufschlug stutzte sie. Carola Schmidt, las sie, verstorben plötzlich und unerwartet durch einen tragischen Unglücksfall!

Ihre ehemalige Lehrerin aus der Grundschule! Sofort beschlich sie ein ungutes Gefühl und längst verdrängte Erinnerungen kamen wieder hoch.

Sie sah sie vor sich in ihren Gedanken, diese so genannte Pädagogin, noch ganz nach altem Schlag, eine alte Jungfer, Mitte dreißig, schlank, fast dürr mit blondem Pagenkopf, erinnerte sich an ihre zackigen Bewegungen, ihrem forschen Gehabe, wie sie durch das Klassenzimmer geschritten war. Immer auf der Suche nach einem Kind, das ihrem kalten Blick nicht standhielt und ihren Anforderungen nicht entsprach.

Sie, Rosemarie, war dieses Kind gewesen.

Sie blätterte schnell eine Seite der Zeitung weiter und verdrängte die Gespenster aus ihrer Kindheit. Plötzlich stockte sie.

Moment mal!

Sie stand auf und holte die Zeitung von gestern aus dem Müllbehälter. Der Fall in der Rosenstraße! Carola S., 68 Jahre, ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden, wahrscheinlich erdrosselt. Ja, hier stand es. Sie hatten den Neffen der Frau verhört, aber wieder laufen lassen.

War sie das? War das ihre alte Lehrerin? Rosemarie erschauderte und schaute noch einmal in die Todesanzeige. Es waren einige wenige Verwandte aufgeführt, ihr Neffe stand auch darunter.

Unglaublich dachte sie, in unserer kleinen Stadt. Wann passierte hier schon mal ein Mord? Aber das war nicht ganz richtig, das wusste sie. Es war nicht ein Mord, es waren zwei.

Fritz Olischewski! Auch er war tot.

Zuerst hatte man es für einen Unfall gehalten, doch dann wurde festgestellt, dass er erschossen wurde. Eiskalt erschossen! Rosemarie erinnerte sich daran, wie sie vor ein paar Wochen seine Todesanzeige gelesen hatte. Eine Frau und ein kleines Kind nahmen Abschied von ihrem Ehemann und Vater. In stiller Trauer. War er ein guter Vater gewesen, seiner Frau ein guter Ehemann?

Zwei waren tot. Zwei, die sie gekannt hatte.

Zwei, deren Quälereien sie mehr oder weniger erfolgreich verdrängt hatte.

Mörderliebe

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