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Meine Story

Neulich las ich auf der Instagram-Seite eines anderen Users, der es geschafft hatte, erfolgreich in ein fitteres, gesünderes Leben zu starten, den Spruch »From Burgers to Burpees!« – und ich teilte ihn sofort, denn irgendwie erinnerte mich dieser Satz an meinen eigenen Weg. Denn das Leben ist ja eine Reise mit vielen Abschnitten. Es gibt ruhigere Phasen und wildere. Und jede bringt verschiedene neue Einflüsse mit sich, was sich letztendlich auch auf unser Essverhalten auswirkt. Von meiner ganz persönlichen Reise möchte ich Ihnen jetzt ein wenig berichten – vielleicht findet sich der eine oder andere darin wieder!

Dies ist kein normaler Ratgeber, und ich bin auch keine Ernährungswissenschaftlerin. Ich bin auch keine gelernte Köchin. Wobei – irgendwie schon. Denn gelernt habe ich ziemlich viel in den vergangenen Jahren. Essen und gute Ernährung spielten schon von klein auf eine große Rolle in meinem Leben. Und ich habe alles, was mich interessierte, einfach ausprobiert. Dieses Buch ist nun die Essenz meiner Erfahrungen, meiner Vorlieben und meiner Ideen: Ich möchte Ihnen zeigen, welche Lebensmittel Ihnen helfen, gesund, fit und jugendlich zu bleiben oder es wieder zu werden.

Einige werden jetzt vielleicht stutzen und fragen: Hat die nicht mal was mit Mode gemacht? Und jetzt ein Buch über gesunde Ernährung? Dazu kann ich nur sagen: Jeder Mensch hat viele Facetten – und ich habe die eben auch. Fashion & Food sind meine beiden Babys, sie begleiten mich seit ich überhaupt nur denken kann. Wie Sie gleich lesen werden, liegen die Modewelt und eine gesunde, vollwertige Ernährung näher beieinander, als man auf den ersten Blick denken mag. Jedenfalls war es bei mir so.

Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich mein Wissen teilen will! Denn ich denke, es geht um weit mehr als trendigen Veganismus und Anti-Aging. Ich wünsche mir, dass Sie wieder mehr Bewusstsein für Ihre Ernährung bekommen.

Es klingt vielleicht banal, aber wir können es drehen und wenden, wie wir wollen: WIR SIND, WAS WIR ESSEN. Und wenn wir zum Beispiel Rindfleisch essen von Kühen, die vor dem eigentlichen Schlachtvorgang tonnenweise Kampf- und Fluchthormone ausstoßen, dann sollte uns klar sein, dass WIR das ebenfalls mitessen. Und es macht etwas mit uns. Ich möchte an dieser Stelle nicht näher auf die Thematik Massentierhaltung eingehen – wir alle wollen nicht, dass Tiere gequält werden. Es gibt also nichts Wichtigeres, was wir dagegen tun können, als bei uns selbst anzufangen, bewusst zu essen! Unterschreiben Sie keine Petitionen, teilen Sie keine furchtbaren Facebook-Videos, sondern kaufen Sie bestimmte Waren erst gar nicht. Sie investieren damit am Ende in die eigene Gesundheit.

Bevor Sie nun also tief in meine Rezeptwelt und meine Tipps für ein jüngeres und fitteres Dasein einsteigen, möchte ich Ihnen jetzt meine Geschichte erzählen, die am Ende dazu geführt hat, dieses Buch zu verwirklichen:

#Babyspeck

Ich bin als Einzelkind im schönen Heuchelheim in Hessen aufgewachsen. Ländliche Gegend, Hausmannskost bei Oma, Gemüsegarten, Pferde – das ganze Programm. Bei uns zu Hause war ich damals schon die Prinzessin (!), und deshalb habe ich auch immer alles bekommen! Das war schön, hatte allerdings zur Folge, dass ich mit ca. zwölf Jahren nicht unbedingt den Körper hatte, den sich ein pubertierendes Mädchen wünscht. Da zeichneten sich richtig schöne Babyspeckringe unter meinem Badeanzug ab, wenn ich im Schwimmbad war. Damals hatte ich eine Freundin, die mit zwölf schon eine »Modelfigur« hatte. Ich bewunderte das zutiefst. Sie konnte essen, was sie wollte, und blieb immer schmal und hatte sogar schon einen Busenansatz, was ihr einen großen Fanclub bei den gleichaltrigen Jungs in unserer Schule einbrachte. Mich hingegen übersah man da eher oder benutzte mich bestenfalls als Überbringerin von »Willst-Du-mit-mir-gehen-Briefchen«. Ich kann mich erinnern, dass mich mein Aussehen da zum ersten Mal ärgerte. Ich fühlte mich so seltsam unsichtbar. Es war nicht so, wie ich es mir wünschte, und in mir reifte der Wunsch, das zu ändern.

Aber wie? Diese Gedanken – wohlgemerkt mit zwölf Jahren – zeigen den Wandel unserer Gesellschaft. Ich denke sogar, dass Kinder heute noch viel früher damit anfangen, sich mit anderen Gleichaltrigen, aber und auch mit den Stars zu vergleichen. Die Social-Media-Kanäle eröffnen heute ja schon sehr früh einen ziemlich großen Blick in die große Welt. Und manchmal ist der Blickwinkel darauf sogar etwas verzehrt …

Aber nun wieder zurück zu mir: Das Essen in unserer Familie war immer gut und wurde von meiner Mutter oder meiner Oma frisch zubereitet. Mehrere Obst- und Gemüsesorten wurden von meinen Großeltern selbst angebaut. Fertigprodukte waren eine Seltenheit. Obwohl meine Eltern beide voll berufstätig waren, hatte ich nie das Gefühl, dass das zulasten unserer Ernährung ging. Meine Eltern waren beide schlank. Sowieso gab es keine »dicken« Menschen in unserer Familie. Woher kam dann also mein Speck?

Diese Frage stand bei meiner Mutter und mir immer dann ganz besonders im Raum, wenn wir Besuch von Mamas Freundin aus dem mondänen Paris bekamen. Die Freundin hatte eine Tochter, die etwa drei Jahre älter war als ich. Zweimal im Jahr kamen sie also zu uns. Und immer brachten sie mir die schicke Kleidung mit, aus der die Tochter herausgewachsen war. Natürlich alles französische Supermarken, die man bei uns noch gar nicht kannte. Meine Mutter und ihre Freundin breiteten dann immer alles auf unserem Esstisch aus und bewunderten die tollen Schnitte und Farben. Sie hielten die Sachen hoch, hielten sie mir an den Körper und freuten sich!

Ich hasste diese Momente! Nicht, weil es »abgelegte« Sachen waren, nein, eigentlich fand ich sie sogar immer richtig schön. Ich mochte diese Situation nicht, weil ich genau wusste, dass mir die Hosen und Röcke wieder viel zu eng sein würden. Und dass meine Mutter dann wieder ausrufen würde, warum mir denn die Kleidung einer drei Jahre Älteren nicht passt! Unangenehm.

Also beschloss ich, auf DIÄT zu gehen. Dieser Begriff war mir bereits in diesem Alter geläufig, das kannte ich von Mamas Schwestern, die immer irgendeine machten! Diät, das Schlüsselwort zum Glück! Nur – wie ging das?

Mit zwölf weiß man aber nicht wirklich, wie so eine Diät eigentlich funktioniert. Da hatte ich mit meiner Mutter aber Glück. Als ich ihr von meinen Sorgen erzählte, reagierte sie sehr emphatisch und wahrscheinlich auf die einzig richtige Weise. Meine Mutter sagte nämlich, abnehmen sei nicht an sich gesund, und ich solle mir erst mal Wissen aneignen, welche Lebensmittel gut für mich wären und welche eben schlecht. Das war damals der entscheidende Satz.

Danach fuhr sie mit mir in eine Buchhandlung. Es gab ja weder Google noch das Internet.

Wir liefen dann durch die Abteilung »Ernährungsratgeber«, und ich war erstaunt, wie viele Bücher einen da zum Kauf animieren wollten. Nach kurzer Beratung mit einer netten Buchhändlerin entschieden wir uns für die »Fit-for-Fun-Diät« – herausgegeben von dem gleichnamigen Magazin. In dem Buch ging es darum, was man beachten muss, wenn man sich gesund ernähren und fit werden möchte. Da dämmerte mir zum ersten Mal, dass es da einen Zusammenhang gab. Gesund + fit = schlank!

Zu Hause las ich das Buch akribisch durch, befolgte alle Rezepte genau und lernte die Grundzüge gesunder Ernährung kennen und tatsächlich – ich verwandelte mich (dank zusätzlichem Wachstumsschub) vom Klößchen zum langbeinigen Schwan. Ich lernte, welche gesunden Lebensmittel welche Wirkung auf unseren Körper und unser Wohlbefinden haben. Ich fand den Zusammenhang damals so spannend, dass ich alles darüber las, was ich zu der Zeit finden konnte.

Und ich fing an, zu kochen. Zuerst kochte ich so gängige Dinge wie Spaghetti Bolognese oder Gulasch, aber eben nach meinem Style mit viel weniger Fett und Fleisch und mehr frischem Gemüse, als ich es vorher kannte.

Schon damals machte es mir Spaß, meine Familie zu bewirten und neue Rezepte zu probieren, um sie damit zu überraschen.

Meine Tage als »unförmiges Etwas« waren zu Ende, ich merkte, dass sich etwas Gutes in mir verankert hatte, und ich fing an, zu leben und zu genießen, nicht mehr zu verzichten. Ich wusste ja jetzt, was ich beherzigen musste, und ich war überrascht, wie gut das auch im Alltag ging.

#ModelLife

Mit 15 war ich dann eigentlich eher zu dünn als zu dick. Ich war schon über 1,70 m und wog gerade mal 49 Kilo. Ich erinnere mich noch gut daran, dass mein Vater mich immer wegen meiner sogenannten Spinnenärmchen aufzog.

Meine dünne Figur und meine langen blonden Haare, die bis zum Hintern reichten, fielen auf. So kam es, dass ich eines Tages beim Shoppen auf der Frankfurter Zeil von einem Modelscout angesprochen wurde. Das war zu dieser Zeit noch eher eine Seltenheit, und meine Mutter und ich wussten zuerst nicht so recht, was wir davon halten sollten. Aber der junge Mann machte einen professionellen Eindruck und gab Mama seine Karte. Sie suchten gerade aktuell nach einem Mädchen wie mir für einen Schokoriegel-Werbespot. Das ICH jemandem aufgefallen war, der gerade nach einem MODEL für einen Werbespot suchte, war für mich eine Sensation! Ich war vorher nie auf den Gedanken gekommen. Aber ich war dann mutig und drängte meine Mutter, bei der Agentur anzurufen. Gesagt, getan – heraus kam ein Termin zum Casting. Ich glaube, ich habe damals in der Nacht vor dem großen Tag vor Aufregung kein Auge zugemacht!

Dort angekommen, musste ich mich zuerst vorstellen und dann vor den Augen der gesamten Casting Crew in besagten Schokoriegel beißen, um mich darauf in ein großes Kissen hinter mir fallen zu lassen. Das Ganze dann dreimal hintereinander. Ich habe nicht groß nachgedacht, ich habe einfach die Anweisungen befolgt und versucht, so natürlich wie möglich rüberzukommen – wenn auch mit pochendem Herzen.

Dass es dann tatsächlich geklappt hat, hätte ich damals nie gedacht. Ich bekam den Werbespot und wurde in einer Modelagentur aufgenommen. Von da an folgte eine Zeit, in der ich viele Erfahrungen machte und neue Perspektiven kennenlernte. Ich war ein Wandler zwischen den Welten. Auf der einen Seite standen meine Schule und mein Leben in einer Kleinstadt mit ganz normalen Teeniesorgen – und auf der anderen Seite das große Tor zu einer Welt, in der es vor allen Dingen um gutes Aussehen, schöne Körper und den großen Auftritt ging. Ich bekam eine andere Einstellung zu meinem Körper und lernte, ihn als »Werkzeug« zu benutzen. Ich lernte, wie man bewusst steht, geht oder liegt, ohne künstlich rüberzukommen. Körpergefühl und Körperbeherrschung waren dabei ganz wichtig.


Es war auch ein ganz großer Schritt ins Erwachsenwerden. Zwar musste mich zu jedem Shooting noch ein Erziehungsberechtigter begleiten, weil ich ja schließlich noch nicht volljährig war, aber ich kam so mit vielen interessanten Menschen zusammen, von denen ich mir dann immer das Beste abguckte!

Von meinem Booker – das ist die Person, die in einer Modelagentur für dich verantwortlich ist, deine Jobs und Reisen plant und dich bei Neukunden vorschlägt – bekam ich viel Material zum Thema gesunde Ernährung, und er sprach das Thema Magersucht ganz offen an. Bekanntermaßen ein gängiges Problem in dieser Branche.

Nun war ich von der Magersucht noch weit entfernt, doch waren mir schon Mädchen aufgefallen, die hinter ihrer schönen Fassade irgendwie seltsam kraftlos wirkten.

Er sagte mir klipp und klar, dass es wichtig wäre, sich gesund und fit zu halten und bloß nicht mit dem Essen aufzuhören. Das mache auf Dauer ernsthaft krank.

Er war es auch, der mir riet, meinen Körper ein wenig besser zu formen. Denn nur dünn wirke nicht gut auf Fotos. Daraufhin ging ich viermal die Woche zum Aerobic.

Da kam wieder ein neues Spektrum hinzu. Denn Sport verändert auch die Essgewohnheiten. Vor dem Sport würde man nie etwas allzu Schweres zu sich nehmen und nach dem Sport auch nicht – dann wäre ja alle Mühe praktisch umsonst gewesen! Es machte mir einen solchen Spaß, mich im wahrsten Sinne des Wortes so richtig abzurackern, an meine Grenzen zu gehen, zu spüren, wie das Herz rast und wie einem der Schweiß auf den Boden tropft. Und mein Körper veränderte sich. Die ersten Muskelstränge wurden sichtbar, und ich verlor auch den allerletzten Babyspeck. Ich merkte aber auch eine mentale Veränderung. So war ich viel agiler als vorher und konnte mich auch in der Schule besser konzentrieren. Denn mittlerweile stand ich kurz vor dem Abitur, und es wurde ernster.

Zu dieser Zeit hatte sich meine Ernährungsweise sehr ausbalanciert. Ich hatte Glück, dass mir viel Salat und Gemüse und all die typischen gesunden Dinge auch wirklich gut schmeckten. Ich musste nie ernsthaft auf etwas verzichten, denn ich hatte mir genug Bewegung und Sport in meinen Alltag eingebaut, um völlig sorgenfrei zu leben.

Ich war eine selbstbewusste junge Frau geworden, der vor allen Dingen das Modeln dazu verholfen hatte, sich selber zu spüren und sich selbst zu mögen.

Ein wichtiger Punkt war, dass ich verstanden hatte, dass ICH, und zwar nur ich, es in der Hand hatte. Man ist, was man isst – das hatte sich förmlich in mein Hirn gebrannt.

#Kölle

Mode, Medien und Werbung – diese drei Felder hatte ich ja durchs Modeln schon beschnuppern dürfen. Ich spürte, dass das meine Zukunft war, und ich beschloss, nach Köln zu ziehen, um dort Kommunikationswissenschaften zu studieren. Um meine Finanzen ein wenig aufzubessern, wollte ich nebenher weiter als Model jobben.

Nun kam im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit der großen Freiheit. Erste eigene Wohnung, neue Stadt, neue Freunde, Partys und das Studium. Wenn ich jetzt sagen würde, ich hätte diese Phase nicht in vollen Zügen genossen, würde ich lügen! Das wilde Leben mit einigen heftigen Katern und nächtlichen Lernaktionen mit entweder viel Alkohol oder viel Kaffee zeigte natürlich auch bei mir einige Verschleißerscheinungen. Aber hey, ich war Studentin, und die Welt lag als buntes, großes Paradies vor mir. Ich denke heute noch so gerne an diesen Abschnitt in meinem Leben zurück, denn diese Unbeschwertheit der Studientage kam nie wieder so zurück.

Ich sprach ja anfangs davon, dass jede Lebensphase auch unterschiedliche Essensgewohnheiten mit sich bringt. Und so machte auch ich die Erfahrung, dass andauerndes Stressessen vor wichtigen Prüfungen und so manches »Akut-Hungern« vor wichtigen Shootings, weil ich es mal wieder anders nicht geschafft hatte, ihre Folgen auf Körper und Stoffwechsel haben. Willkommen in der Jo-Jo-Falle!

#PlötzlichPrinzessin

Nach acht Jahren am Rhein war es Zeit, sich zu verändern. Ich wollte Köln den Rücken kehren und nach Hamburg ziehen. Mittlerweile hatte ich seit einigen Jahren meine erste Festanstellung in einer internationalen Produktionsfirma und war zum Arbeiten oft oben gewesen. Aber es sollte doch anders kommen! Ich lernte meinen Mann durch Zufall über Freunde kennen, wir verliebten uns Hals über Kopf ineinander, und ich wurde mit Lichtgeschwindigkeit in eine ganz andere Welt katapultiert. Statt Mode und Medien hielten nun Schlösser, Jagden und Bälle Einzug in mein Leben. Da mein Mann Erbprinz eines der ältesten Fürstenhäuser Deutschlands ist, galt es für die Frau an seiner Seite, sich voll und ganz darauf zu konzentrieren, eine gute Prinzessin zu sein.

Eine turbulente Zeit begann für mich mit vielen Reisen, Ausflügen und »Prinzessinen-Pflichten«. Nach unserer Hochzeit zog ich ins Münsterland, wo wir auch heute noch auf Schloss Steinfurt leben. Das ländliche Leben kannte ich aus meiner Jugend in Hessen ja nur zu gut.

Da auch mein Mann sehr gut kochen kann, haben wir in dieser Zeit sehr viel zusammen auf Märkten gestöbert und dann zusammen gekocht. Er war für Fleisch und Dessert, ich für Pasta und Salate zuständig. Nun wurde Essen als Genuss zelebriert mit stets hübsch gedeckter Tafel und einem guten Schluck Wein.

Zu dieser Zeit festigte ich meine Art, Gerichte zu kreieren, und mit Vorliebe kaufte ich direkt beim Bauern um die Ecke ein. Zusatzstoffe, Industriezucker und Konservierungsstoffe wurden endgültig aus unserer Küche verbannt. Ich las die Lehren von Dr. Bruker (Unsere Nahrung, unser Schicksal) und fing sogar an, mein Getreide selbst zu mahlen und mein Brot daraus selbst zu backen. Da ich mich aber mit dem von ihm empfohlenen täglichen Frischkornbrei so gar nicht anfreunden konnte, fing ich an, erste eigene Alternativen zu entwickeln – die Vorboten meines heutigen Chiapudding-Rezepts hier im Buch!

Als ich dann schwanger wurde, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich ab sofort die Verantwortung für ein weiteres Leben trug. Das machte mir Freude, aber auch Angst. Deshalb wollte ich alles wissen über Ernährung in der Schwangerschaft und in der darauffolgenden Stillzeit. Viele Schwangere leben ja Extreme aus. Bei mir war es eine unendliche Lust zu lesen! Ich verschlang im Schnitt jede Nacht einen Ratgeber, denn schlafen konnte ich eh nicht richtig, da unser Sohn die Nacht zur Turnstunde in meinem Bauch machte. Jeden Tag setzte ich dann das neu erlernte Wissen in die Tat um, indem ich die Rezepte und Tipps aus den Büchern direkt ausprobierte. Auch die Zusammenhänge zwischen Körper, Geist und Seele wurden mir immer klarer, und von Tag zu Tag lebte ich mehr danach. Dennoch stand das Thema gute und gesunde Ernährung damals nicht im Vordergrund meines Lebens, es lief eher nebenher, wie das im Familienleben mit einem kleinen Kind eben so ist.

#Doppelbelastung

Nach einigen Jahren zu Hause ohne richtigen Job fing ich an, mein altes Leben zu vermissen. Ich wollte zurück in meine persönliche Traumfabrik, in die Modebranche. Eine tolle Chance tat sich auf – allerdings nicht unbedingt in der Nachbarschaft, sondern in Berlin. Eine Herausforderung für eine junge Familie, aber wir gingen es an. Von da an pendelte ich. Vier Tage Berlin, vier Tage zu Hause. Nach der großen Euphorie kam die ernüchternde Erkenntnis, dass man eigentlich nirgendwo richtig sein konnte. Ich hatte ständig das Gefühl, an beiden Orten unerledigte Aufgaben zu hinterlassen. Ich rackerte und rannte, aber kam doch nie richtig an. Der Koffer wurde zu meinem ständigen Begleiter, und wenn ich einmal pro Woche genügend Schlaf bekam, dann war das viel! Egal, wo ich war, hatte man tagelang auf mich gewartet, und das bedeutete auch, dass ich eigentlich nie mal eine Pause hatte zum Durchatmen. Mein Körper war auf Dauerfeuer eingestellt.

Klar habe ich auch in dieser Zeit versucht, meine Ernährungsphilosophie anzuwenden, aber oft machten mir späte Abendessen mit Kunden, Flugreisen oder Events einen Strich durch die Rechnung.

Sport habe ich zu dieser Zeit fast gar nicht getrieben. Ich merkte zwar, dass es mir gutgetan hätte, aber ich war oft schlicht zu müde oder einfach froh, wenn ich mich mal eine Stunde um gar nichts zu kümmern hatte.

Heute denke ich, dass diese Chance einfach zehn Jahre zu früh kam. Nach etwa zwei Jahren in diesem »Lebensmodus« gab mir mein Körper die ersten Zeichen, dass irgendetwas nicht so ganz rundläuft. Ich war gerade mal Anfang 30, als ich starke Herzrhythmusstörungen bekam. Am meisten nachts im Bett. Das macht einen schier wahnsinnig, weil es einen um den Schlaf bringt. Am Tag war ich schnell müde und ich hatte das latente Gefühl, dass mir irgendwas die Energie raubt. Aber anstatt direkt zum Arzt zu gehen, ließ ich diese Gedanken immer nur kurz zu. Denn ich musste ja weiter. Irgendeinen Termin gab es immer, wo ich performen und liefern musste.

Wir waren dann auf eine Hochzeit eingeladen. Es war sehr heiß an dem Tag. Wirklich 35 Grad im Schatten. Völlig unerwartet kam sie dann, die rote Karte meines Körpers. Ich fühlte mich, als würde ich jeden Moment umkippen, mein Herz spielte völlig verrückt. Ich dachte: Den Abend erlebst du nicht mehr. Also kein Hochzeitsempfang, sondern Krankenhaus.

Beim Arzt dann das ernüchternde Ergebnis. Verschleppte Herzmuskelentzündung – vermutlich Ergebnis einer aus Zeitgründen nicht auskurierten starken Erkältung. Ein EKG wie eine alte Frau. Super! Nun MUSSTE ich etwas ändern, zumindest, wenn ich nicht in den nächsten Monaten einfach umfallen wollte. Das Gefühl, das ich hatte, als ich von diesem Arzttermin kam, hatte ich noch nie zuvor verspürt: Ich fühlte mich schwach und winzig klein und war mir absolut bewusst, dass das Leben doch endlicher ist, als man denkt.

#BacktoBalance

Es ist erstaunlich, wozu man fähig ist. Vor allen Dingen, wenn man weiß, dass es jetzt fünf vor zwölf ist. Aber die Keule saß. Der Arzt hatte mir drei Dinge unmissverständlich klargemacht: Ich musste jetzt unter professioneller Anleitung mein angeschlagenes Herz trainieren, meine Ernährung dementsprechend anpassen und vor allen Dingen endlich wieder zu einem erholsamen Schlaf zurückfinden. Also im Klartext, ich musste meinen völlig aus dem Takt geratenen Körper langsam wieder auf Werkseinstellung zurücksetzen!

Als ich dann auch beruflich mehr Ruhe in mein Leben brachte, kam mir natürlich schon der Gedanke, wie das überhaupt hatte passieren können. Ich war drei Jahre einfach so schnell von A nach B gerannt, dass ich völlig das Gefühl für meinen Körper verloren hatte. Ich, die sich doch so gut mit Ernährung und allem drum herum auskannte, die immer viel Sport gemacht und auf sich geachtet hatte! Der Arzt machte mir klar, dass ich unter ständigem Adrenalin kombiniert mit ganz vielen Stresshormonen gestanden haben musste. Das typische »Leben auf der Überholspur« eben. Oxidativer Dauerstress – der stille Killer!

Da spürt man sich und seinen Körper einfach nicht, und deswegen ging es auch immer so weiter. Ich hatte bei all meinen Aufgaben überhaupt nicht gemerkt, dass ich im Begriff war, mich damit praktisch selbst zu zerstören.

Da sind wir wieder bei dem Thema, wie Lebensphasen die Ernährung beeinflussen und so manche schlechte Konsequenz nach sich ziehen. Ich erzähle das hier, weil ich glaube, dass es nicht nur mir so ging. Auch viele andere kommen in einen Strudel von Aufgaben rund um Familie, Arbeit und Verpflichtungen, der alles andere irgendwie unbemerkt aus den Fugen bringt. Der Prozess ist ja auch schleichend. Man merkt es erst, wenn der Körper einem die rote Karte zeigt.

Unser Sohn war damals gerade mal fünf Jahre alt, und wie jede Mutter wollte auch ich ihn aufwachsen und gedeihen sehen. Das war ein Riesenantrieb für mich. Mit diesem Gedanken machte ich einen radikalen Schnitt: Ich engagierte den Premium Personal Trainer und Ernährungsberater Raphael Gorski – der mir auch bei diesem Buch mit seinem hochprofessionellen Wissen geholfen hat –, stellte meine Ernährung wieder auf ganz gesund um und machte mit mir selbst den Deal, dass irgendwann am Abend auf mal Feierabend ist. Kein nächtliches Arbeiten mehr.

Ich kann Ihnen sagen, meine ersten Trainingsstunden waren wirklich so, dass ich kaum eine Runde um unser Haus joggen konnte (ca. 600 m) – Mann, was war ich aus der Übung!

Aber ich blieb dran. Trainierte jede Woche dreimal. Bei Wind und Wetter immer draußen. Klar, toll fand ich es nicht immer, was habe ich manchmal geflucht … Denn ich musste meine Komfortzone verlassen. Das tat weh. Ich hatte Muskelkater an Stellen, die ich vorher gar nicht kannte.

An der frischen Luft zu sein, die Stunde zu schaffen und sich jedes Mal zu steigern – das war ein tolles Gefühl. Mittlerweile kann ich eine ganze Stunde laufen und schaffe Übungen, die am Anfang schlicht nicht möglich waren. Ich wache jeden Morgen auf und bin energiegeladen, voller Ideen und habe gute Laune! Ein sehr schönes »Nebenprodukt« von meinem jetzt wieder gesunden Herz ist ein toller junger Körper, der an den richtigen Stellen definiert ist und eine straffe, gut durchblutete, rosige Haut.

Wenn ich jetzt vor dem Spiegel stehe, denke ich nicht mehr: »Ich kenne dich zwar nicht, aber ich schminke dich trotzdem!«

Ich glaube, dass ich heute so fit bin wie noch nie vorher in meinem Leben. Und das habe ich ganz alleine geschafft. Zwar brauchte ich eine Kopfnuss von meinem Körper, aber wenn das nicht passiert wäre, hätte ich nie angefangen, über Ernährung zu schreiben. Ich hätte nie meine eigenen Rezepte auf Facebook gebloggt und wahrscheinlich auch nie eine Kolumne über aktuelle Foodtrends geschrieben, die dann letztendlich zu diesem Buch hier geführt hat.

Alles passiert mit einem Grund, und es ist nie zu spät, etwas zu ändern. Ich habe gelernt, dass der Körper mit uns spricht und uns eigentlich sagt, was er braucht – wir müssen nur mal innehalten und hinhören!

Ich habe es geschafft, von »Burgers to Burpees« zu gehen – und ich möchte Ihnen Inspirationsquelle sein, Ihren eigenen Weg zu einem gesunden und schönen Aussehen zu finden. YOUR BODY IS MADE BY YOU! Vergessen Sie das nie!

Viel Freude mit diesem Buch wünscht

Elna-Margret zu Bentheim

Über Anregungen und Feedback würde ich mich sehr freuen:

www.elna-margret-zu-bentheim.com

Anti Aging Food

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