Читать книгу Gangster und Racketeer - Emil Droonberg - Страница 5
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ОглавлениеEs trat wieder eine Pause ein in der Vorführung, und die beiden Zeitungsleute konnten ihre Beobachtung der Gäste fortsetzen.
Tilton fiel eine Gruppe von vier Männern und drei Mädchen in einer der Kabinen auf. Eines der Mädchen hatte ihn augenscheinlich beobachtet, blickte aber weg, als seine Blicke sich ihr zuwandten. Es war eine Erscheinung von unverkennbar südländischem Typus, was die gebräunte Haut, das lange, seidenweiche schwarze Haar und die feingezeichneten schwarzen Augenbrauen in dem ovalen Gesicht, in das das Leben, das sie offenbar führte, noch nicht seine Runen niedriger Berechnung und grober Gelüste hineingezeichnet hatte, erkennen ließ. Ein dunkler Spitzenschal, den sie nach spanischer Art um den Kopf geschlungen trug, vervollständigte diesen Eindruck. So weit Tilton das in ihrer augenblicklichen Stellung beurteilen konnte, mochte sie von etwas mehr als Mittelgröße sein und ihre Glieder zeigten eine wundervolle Rundung und ein seltenes Ebenmaß. Alle ihre Bewegungen hatten etwas Vornehmes. Das zeigte sich eben jetzt wieder, als sie die Hand erhob, wie um etwas zu verdeutlichen, das sie zu einem ihr gegenübersitzenden Manne, der die Mitte der Dreißig erreicht haben mochte, sagte. An ihrem Handgelenk glitzerten zwei goldene Armbänder, das eine mit roten Steinen, vermutlich Rubinen, das andere mit Diamanten besetzt. Sie hatte die Zwanzig sicher noch nicht überschritten. Wenn ihr Gesicht nicht so schreiend bemalt gewesen wäre und man sie in einer anderen Umgebung und anderer Gesellschaft getroffen hätte, würde man sie unzweifelhaft für eine Angehörige der besseren Gesellschaft gehalten haben.
Die Gesellschaft, in der sie sich hier befand, schloß aber ihre Zugehörigkeit zu besseren Ständen aus. Die beiden andern Mädchen waren etwas älter und ganz von der Art, die man hier zu finden erwartete. Etwas zu magere, eckige Körper und ein Ausdruck in den grellbemalten Gesichtern und wissenden Augen, der deutlich bewies, daß ihnen das Leben und besonders das Leben der Unterwelt der Großstädte keine Geheimnisse mehr bot.
Neben dem Mädchen mit der mexikanischen Reboza saß ein Mann von ungefähr sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig Jahren, gutgekleidet, aber von grober Körperbildung und ziemlich abstoßendem Gesicht, das durch eine dicke, breite Athletennase noch unangenehmer wirkte. Ausgesprochener Verbrechertypus. Alle Züge scharf geschnitten, die Augen kalt und hart wie Stahl, als ob sie gewöhnt seien, an dem Laufe eines Revolvers entlang zu blicken, und das volle Haar rot, mit der üblichen Stirnlocke derartiger Persönlichkeiten. Er bemühte sich ziemlich auffallend um seine Nachbarin und man konnte es fast bedauern, daß seine Aufmerksamkeiten als etwas Selbstverständliches angenommen wurden und nicht Zurückweisung fanden, was man viel eher erwartet hätte.
Der Mann dem Mädchen gegenüber war offenbar ein Geschäftsmann, mit einem nicht unangenehmen, bartlosen Gesicht und jenem Grade von Intelligenz, wie er sich aus der Beschäftigung mit rein materiellen Dingen ergibt. Seine Geschäfte waren vielleicht nicht immer einwandfrei gewesen oder doch voll Risiko, denn sie hatten die Wirkung gehabt, ihn ziemlich nervös zu machen, was sich dadurch bekundete, daß seine Finger sich von Zeit zu Zeit wie Spinnen über die Tischplatte bewegten.
Die anderen beiden Männer waren noch jung, im Anfange der Zwanzig und wenn auch, wie ihre Freunde, gut gekleidet, doch unverkennbar der Rowdytypus der Unterwelt von Chikago. Ein Anerbieten, jemand gegen eine Belohnung von fünfundzwanzig Dollar über den Haufen zu schießen, auch wenn das mit einigem Risiko verbunden gewesen wäre, hätte vermutlich weder der eine noch der andere abgelehnt. Das gehörte zum Geschäft, denn sie waren entweder Revolvermänner oder Gorillas, eine kaum wesentliche Unterscheidung, denn Gorillas sind Leute, die den Häuptern des Ganges, sobald sie sich auf die Straße wagen, zu ihrem Schutze folgen. Keiner dieser Anführer kann sich ohne eine solche geheime Schutztruppe von oft sechs bis acht Mann öffentlich zeigen, denn er ist stets von der Konkurrenz bedroht, deren Erfolge bei Überfällen stets auf Überzahl und Überraschung beruhen.
Tilton hatte das Gefühl, als ob er dieses Mädchen mit dem südländischen Typus schon einmal gesehen haben müsse. Sie kam ihm bekannt vor. wahrscheinlich hatte sie Ähnlichkeit mit einer Dame, der er einmal begegnet war, wenn er sich auch nicht erinnern konnte, wo das hätte gewesen sein können. Wenn nur um eine Ähnlichkeit und vermutlich in vergröberter Form konnte es sich hier handeln. Er war erst zu kurze Zeit in Chikago, um ihr selbst begegnet sein zu können.
»Kennen Sie das Mädchen da drüben?« fragte er Dorsey. »Ich meine die mit der Reboza, die aussieht wie eine Mexikanerin.«
Dorsey blickte nach der angedeuteten Richtung.
»Ja«, entgegnete er. »Es ist Ramona del Barranca. So nennt sie sich wenigstens. Es ist aber vielleicht nur ihr Bühnenname, denn sie tritt hier auf. Gesang und spanischer Tanz, hübsches Mädchen. Tauchte vor ein paar Monaten hier auf, niemand weiß und fragt woher. Das ist verpönt. Scheint übrigens etwas wie ein Rätsel zu sein, denn sie macht alles mit, aber – well, immer nur bis zu einer gewissen Grenze, die es für die andern Mädchen, die Sie hier gewöhnlich antreffen, nicht gibt. Ob das nun Absicht ist, um sich begehrenswerter zu machen, oder was sonst, ich weiß es nicht. Sie hätte es nicht nötig, denn sie ist hübsch genug auch ohne Pose, vielleicht will sie sich nicht entwerten, obwohl ich nicht begreifen kann, warum sie sich dann in Lokalen dieser Art herumdrückt. Sie ist auch beliebt hier und mancher möchte sich wohl an sie heranmachen, aber da ist der Kerl neben ihr, der mit den roten Haaren. Es ist Piggy Donnovan. Er gehört zu einem Ring von Entführern, die reiche Leute oder die Söhne und Töchter solcher verschleppen und nur gegen ein hohes Lösegeld wieder freilassen. Man sagt ihm auch verschiedene Morde nach, aber selbst wenn die Polizei gegen ihn vorgehen wollte, findet sie keine Zeugen. Wer wird sich vor Gericht hinstellen und gegen ihn aussagen, wenn die Gefahr, der er sich damit aussetzt, größer ist als der Schutz, den ihm die Polizei gewähren kann? Piggy Donnovan ist Boß in seinem Ring und hat Verbindungen in allen Staaten und Schlupfwinkel in den Adirondaks, den Kentuckybergen, wie auch in den Küstengebirgen im Westen. Es ist nicht ratsam, mit ihm anzubinden, denn er schreckt vor nichts zurück, und eitel, krankhaft eitel, wie diese Leute alle sind, bildet er sich wahrscheinlich noch etwas darauf ein, als ein rücksichtsloser Killer zu gelten. Deshalb halten sich die meisten von Ramona fern. Wie weit er mit ihr ist, weiß natürlich niemand. Sie scheint ihn aber zu begünstigen und das ist etwas wie ein anderes Rätsel, denn sie könnte sich leicht einen besseren Geschmack erlauben.«
»Und wer ist der ältere Mann in dem grauen Anzuge?«
»Das ist Percy Stephens, ein Ölspekulant.«
»Reich?«
Dorsey zuckte die Achseln.
»Ich glaube, das weiß er selbst nicht. Ein Ölspekulant weiß niemals, ob er vier Fuß von einer Million Dollar, oder eine Million Fuß von vier Dollar entfernt ist.«
»Und der junge Mensch neben der Blonden?«
»Das ist Mike de Pike. Er steht im Dienste von Narbengesicht Al. Sein Gang stiehlt Automobile im ganzen Lande und verkauft sie an die Althändler. Al Capone ist nämlich keineswegs nur Bootlegger. Er ist offenbar ein ganz gerissener Geschäftsmann, arbeitet immer nur im großen und ist Boß von mehr Gangs als man gewöhnlich annimmt. Neuerdings hat er sich auch verschiedener Gewerkschaften bemächtigt. Dreiunddreißig hat er durch bezahlte Stimmen bereits in seine Gewalt bekommen und terrorisiert die Mitglieder genau so wie die Arbeitgeber, die immer mit Sabotage bedroht werden. Die Sache ist so schlimm, daß John Confield, der Präsident der Internationalen Union der Maschinisten und KIempner, jetzt hierhergekommen ist, um zu sehen, was er dagegen tun kann.«
»Sie sprachen von dem Ring der Autodiebe. Ist dem nicht vor kurzem ein kleines Mißgeschick passiert?«
»Sie meinen mit dem Reporter in Neuyork, der sich von einem Althändler ein Auto kaufte und mit diesem von dem Eigentümer, dem es in einem anderen Staate gestohlen worden war, betroffen wurde?«
»Ja, das meine ich.«
»Well, es fiel dem Reporter nicht schwer, sich zu rechtfertigen und die Untersuchung führte dazu, daß man eine über das ganze Land verbreitete Diebesorganisation entdeckte. Merkwürdigerweise, oder ich sollte wohl sagen, selbstverständlicherweise, ist die Sache wieder im Sande verlaufen. Es gibt eben auf diesem Gebiete noch zu viele Einzeldiebe in jeder Stadt und es mag schwierig sein, aus der ungeheuren Menge dieser die Organisation herauszuschälen.«
»Und der andere junge Mensch?«
»Den kenne ich nicht. Da er aber mit Mike de Pike zusammen ist, wird er wohl auch zu einem Gang von Narbengesicht Al gehören. Der hat ja so viel Leute in seinem Solde wie irgendein großes Industrieunternehmen. Nehmen Sie eine einzige Bierlieferung an. Wie viel Leute gehören da schon dazu. Früh um drei Uhr wartet ein Mann mit einem Chauffeur in einem teuren Automobil an einer bestimmten Stelle. Ein schnelles Lastauto mit Bier beladen und einer Plane überdeckt, rollt heran. Die Aufgabe des Mannes ist es, ihm zu folgen und es durch Hupensignale zu warnen, wenn er einen Polizisten bemerkt. Für den äußersten Fall hat er natürlich stets eine genügende Menge von Banknoten für den Herrn bei sich. Der hat dann nichts gesehen. Da die Geheimnisse des Ganges auch vor den Mitgliedern streng gewahrt bleiben müssen, führt ein Mann die Ladung von dem Lager oder der Brauerei ab. Er weiß nicht, wohin, denn an einer bestimmten Stelle wartet ein anderer auf ihn, der sie ihm abnimmt. Der fährt sie wieder nach einer anderen Stelle, wo er sie einem Dritten übergibt. Erst dieser besitzt die Liste der Kundschaft, an die er das Bier verteilt. Das Lager, oder die Brauerei ist somit immer nur einem Manne bekannt und die Kundschaft einem anderen.«
Ramona del Barranca erhob sich jetzt, legte ihre Reboza ab und begab sich nach dem Podium, während sich ein Neger an das Klavier setzte, bereit, ihren Gesang zu begleiten. Als sie so auf der Bühne stand, und ihre Blicke mit einem ziemlich gleichgültigen Ausdruck über die Gäste schweifen und zuletzt auf dem Schwarzen am Klavier ruhen ließ, wußte Tilton mit einem Male, an wen sie ihn erinnerte. An eine Dame, die er in San Franzisko kennen gelernt, Dolores Carranza. Sie war die Tochter eines vermögenden Brokers, eines Börsenmaklers. Bei einem Dinner, das der neugewählte Gouverneur von Kalifornien einer Anzahl seiner Freunde gab, war sie seine Tischnachbarin gewesen. Mr. Carranza gehörte zu diesen Freunden und Tilton hatte eine Einladung erhalten, weil er in dem vorausgegangenen Wahlkampfe lebhaft und erfolgreich für den Mann gearbeitet hatte.
Es war ein vergnügter Abend gewesen, denn seine Tischdame war unstreitig eines der schönsten Mädchen der Stadt. Die Familie Carranza gehörte zu den alteingesessenen des Landes, war mexikanischer Abstammung und hatte im Süden des Staates große Ländereien und Viehherden besessen, schon von der Zeit der großen Goldfunde, die Kalifornien erst auf die Landkarte brachten. Als das Land dann zu Amerika kam, wurden ihr die Ländereien streitig gemacht und es entspann sich ein Prozeß, den sie bei der rein amerikanischen Zusammensetzung und politischen Einstellung der Gerichte verlor. Im Laufe der Zeit hatte sich die Familie aber mit den amerikanischen Verhältnissen ausgesöhnt und war auch in ihren Lebensgewohnheiten fast ganz amerikanisch geworden, so daß in der Tochter nur noch der ausgesprochen mexikanische Typus an ihre Abstammung erinnerte.
Tilton hatte sich noch lange Zeit gern an diesen Abend erinnert, nicht zum wenigsten seiner schönen Tischdame wegen, die er aber nicht wiedergesehen hatte.
Später hatte er gehört und aus den Zeitungen erfahren, daß ihr Vater, als er eines Nachts aus dem Klub nach Hause kam, von Gangstern überfallen und verschleppt worden war. Da es sich um einen Mann von Bedeutung und mit einem großen Freundeskreise handelte, hatte die Sache mehr als gewöhnliches Aufsehen erregt. Hunderte von Detektiven, Sheriffs und bewaffneten Bürgern, die man in der Eile als Polizisten eingeschworen, suchten die Stadt und die Berge ab; Flugzeuge kreisten über den entlegenen Gegenden und als eine Aufforderung zur Zahlung einer hohen Summe als Lösegeld einlief, wurde diese der Polizei übergeben.
Das geschah hauptsächlich auf den Rat eines einflußreichen Verwandten hin, über dessen Motive denn auch mancherlei geäußert wurde, denn dieser Schritt erwies sich als ein verhängnisvoller Fehler. Die Banditen hatten davor gewarnt und als es doch geschah, war an dem Orte, wo das Geld niedergelegt werden sollte und der in weitem Umkreise umstellt worden war, niemand anwesend. Nur einen Zettel fand man mit den folgenden Zeilen:
»Wir haben Sie gewarnt. Jetzt müssen Sie die Folgen tragen.«
Ein paar Tage später fand man die Leiche des Brokers in einem Kanu aus dem Tahoe See treibend, mit einem Schuß im Hinterkopfe.
An die Tochter dieses Mannes erinnerte ihn das Mädchen auf dem Podium. Er war aber nicht sicher, wie weit die Ähnlichkeit ging, denn es war jetzt ein Jahr her, daß er Dolores Carranza gesehen hatte, und da war ein Irrtum wohl möglich. Auch war Dolores Carranza ein ganz anderer Schlag von einem Mädchen, besaß die sorgfältige Erziehung der Töchter aus besseren Häusern, während das Mädchen hier trotz der äußeren Vornehmheit ihrer Erscheinung doch dem Mob angehören mußte und augenscheinlich nicht einmal den Wunsch hegte, sich darüber hinauszuheben.
Sie sang einen Schlager aus einem neuen Tonfilm, den sie mit einem mexikanischen Tanz begleitete. Obwohl dem Vortrag aber alle Suggestivität fehlte, war die Melodie doch so prickelnd und die Tanzbewegungen der wohlgeformten Beine und Füße so bestrickend, daß selbst die Gäste dieses Lokals dafür empfänglich waren und in einen lärmenden Beifall ausbrachen, als sie geendet. Er wurde noch stürmischer, als sie sich anschickte, vom Podium abzutreten, so daß sie sich zu einer Zugabe gezwungen sah.
Tilton glaubte, auch in der Stimme eine Ähnlichkeit mit der von Miß Carranza zu entdecken, aber ihre Aussprache des Englischen war verschieden, denn Ramona del Barranca verriet darin deutlich ihre mexikanische Herkunft, während Dolores Carranza ein reines Englisch sprach.
Sie war kaum wieder nach ihrem Tische in der Kabine und der Gesellschaft ihrer Freunde zurückgelangt, als ein noch junger, etwas gigerlhaft gekleideter Mann an den Tisch der Journalisten trat. Er zeigte in seinem Anzug, Schlips, Kragen und Hut die neueste Mode, die aber nicht recht zu ihm zu passen schien, denn mit seinen groben Gesichtszügen, seiner etwas ungeschlachten, athletischmassigen Gestalt und der unvermeidlichen Rowdylocke in der Stirn machte er trotzdem und vielleicht gerade deswegen doch nur den Eindruck eines Mob-Dandy.
»Hallo, Jack«, begrüßte ihn Dorsey.
»Hallo, Louis«, grüßte Jack, besser bekannt unter dem Namen Dreifinger-Jack, zurück, indem er gleichzeitig einen prüfenden Blick auf Tilton warf.
Dorsey bemerkte diesen und stellte vor. Es ergab sich daraus, daß der wirkliche Name des Neuankömmlings Jack White war.
»Ich habe auf Sie gewartet«, fuhr Dorsey, fort. »Nehmen Sie Platz.«
Dreifinger-Jack rückte sich einen Stuhl zurecht und setzte sich. Dem Kellner gab er nur einen Wink und die Weisung:
»Wie gewöhnlich.«
Die Handbewegung ließ übrigens erkennen, warum er den Namen Dreifinger-Jack trug. Seiner rechten Hand fehlten zwei Finger.
»Ich dachte schon, Sie würden nicht kommen«, bemerkte Dorsey weiter. »Sie sind doch ein Feind der Öffentlichkeit und stehen mit auf der Liste.«
Dreifinger-Jack machte eine geringschätzende Bewegung.
»Ich weiß«, antwortete er, »aber es hat mir meinen Schlaf bisher noch nicht gestört. Man wird mich ja wohl gelegentlich verhaften. Das läßt sich nicht gut vermeiden, denn etwas muß die Polizei ja schließlich tun, aber in zwei Stunden bin ich doch wieder frei. Übrigens alle Hobos und Tramps werden sich jetzt etwas einbilden, daß wir auch als Landstreicher behandelt werden.«
Er lächelte und warf wieder einen Blick auf Tilton, als ob er nicht ganz sicher sei, wie weit er diesem gegenüber in seinen vertraulichen Äußerungen gehen könne, Dorsey beruhigte ihn aber.
»Sie können offen vor Mr. Tilton sprechen, ich bürge für ihn. von ihm haben Sie keine Ungelegenheiten zu befürchten, eher Hilfe. Und Sie wissen, es ist immer gut, wenn man einen Zeitungsmann zum Freunde hat. Wie geht's Ihnen übrigens?«
»Well, die guten Zeiten sind ja vorüber und die großen Bosse machen es uns immer schwerer. Ich habe mir aber jetzt ein neues Tätigkeitsfeld zugelegt.«
»Wie das?«
»Well, Sie kennen doch die Miniatur-Golfplätze, die man jetzt überall auf leeren Baustellen anlegt. Die Sache ist neu und ich wartete nicht, bis mir ein anderer zuvorkam, sondern habe sie übernommen. Man muß sich eben dazuhalten, wenn man heute vorwärtskommen will. Man zahlt mir und meinen Leuten ein Abschlußgeld von fünfunddreißig Dollar und dann jeden Monat fünf Dollar. Dafür übernehmen wir den Schutz der Plätze und sorgen dafür, daß keine Stinkbomben in die Anlagen geworfen werden oder daß ihnen kein sonstiges Mißgeschick passiert.«
»Bezahlen denn die Leute immer so gutwillig?«
»Wenn sie gescheit sind, ja. Es gibt aber immer noch welche, die nicht einsehen wollen, daß das das Vernünftigste ist, was sie tun können. Die müssen dann eben belehrt werden. Da waren die ›Institute für Schönheitspflege‹ zum Beispiel. Ich habe nichts damit zu tun, sie gehören einem anderen. Es sind über tausend. Einige wollten sich widersetzen und nicht zahlen. Da kamen aber vorige Woche ruchlose Leute und sprengten zwei davon mit Bomben in die Luft, heute gibt es kein einziges mehr, das nicht bezahlt. Es hat auch uns anderen viel genützt. Ich bin sicher, ich hätte ohne diese Bombenanschläge bei den Golfplätzen nicht so leichtes Arbeiten gehabt. Die haben ihnen aber gezeigt, daß es klüger ist, zu bezahlen. Übrigens, es sind immer nur die kleinen Gewerbetreibenden, die nicht zahlen wollen, die großen Unternehmungen zahlen alle prompt. Sie können sich Sabotage nicht leisten und wissen, daß es billiger für sie ist, sich bei uns zu versichern. Nur sind die großen Unternehmungen alle längst in fester Hand. Da kommt unsereiner nicht mehr ran; der Versuch wäre wenigstens ebenso gefährlich, als wenn Sie mit einer Klapperschlange spielen wollten.«