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Eingefroren

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Frühaufsteher waren die Passagiere alle nicht, obgleich es unter diesem Breitengrade schon gar keine Nacht mehr gab. Warum sollten sie sich strapazieren? Es waren ja Ferien. Aus der Koje zu springen und an Deck zu eilen, um die Wunder der Natur anzustaunen, das fiel ihnen gar nicht ein. Auf dem Theater hatten sie ja das alles auch. Waren sie aufgestanden, so wurde erst lange Toilette gemacht, gemächlich gefrühstückt, und erst dann erschien einer nach dem anderen an Deck, soweit sie nicht von anderen Beschäftigungen in der Kajüte festgehalten wurden.

Heute aber kamen sie auch nicht so weit; es war draußen zu neblig und kalt.

Als der Kapitän in die Kajüte trat – er sah sehr ernst aus – malte der Musiker, klimperte der Maler auf dem Klavier, aß der Dichter, trank der Baß, spielten der Heldentenor und der Komiker Sechsundsechzig, während die anderen lasen, plauderten und rauchten.

„Herr Kapitän, wie weit sind wir noch vom Nordpol entfernt?“

„Herr Kapitän, warum ist das Schiff stehen geblieben?“

„Herr Kapitän, warum ist es heute so kalt und neblig?“

„Herr Kapitän, wenn Sie zufälligerweise einen Walfisch sehen, bitte, rufen Sie mich, ich möchte gern einmal einen fangen. Aber zu klein darf er nicht sein, sonst lohnt sich’s nicht.“

So und anders scholl es Richard entgegen, und niemandem fiel dessen ernstes Gesicht auf.

„Meine Herrschaften,“ konnte dann Richard endlich das Wort nehmen, „ich muß Ihnen leider die Mitteilung machen, daß wir in Treibeis geraten und eingefroren sind.“

Er hatte noch andere Worte bereit, Worte des Trostes und der Ermutigung, er wollte den Herrschaften sagen, daß die Lage noch keine so schlimme sei, doch er kam nicht dazu.

Eine Nordpolfahrt

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