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Vorwort des Verfassers.

Als ich im Frühjahr 1913 wegen einer Diatessaronfrage mich an meinen Freund H. J. Vogels in München wandte, wies er mich in der Antwort auf einen von Preuschen in der Zeitschr. für die neutest. Wissenschaft 1911, 243 ff. behandelten, in armenischer Sprache überlieferten Text hin und riet mir, ihn zu übersetzen. - Herr Professor Preuschen habe ihm geschrieben, daß er sich freuen werde, wenn ihm in der Übersetzung des Textes ein anderer zuvorkommen würde.

Ich las mir den Aufsatz Preuschens "Eine altkirchliche antimarcionitische Schrift unter dem Namen Ephräms" durch. Dabei stieß ich auf so viele anregende Bemerkungen und tiefgreifende Probleme, daß ich dem armenischen Texte näher zu treten beschloß. Auf eine an Herrn Prof. D. Erwin Preuschen gerichtete Anfrage erhielt ich die Mitteilung, daß es ihm recht sein würde, wenn ich die Übersetzung machen wolle. Gleichzeitig bemerkte er, daß er über manches mittlerweile zu einem andern Urteil gekommen sei, als in dem genannten Aufsatze.

Es handelt sich bei dem gemeinten Texte um eine nur armenisch erhaltene Schrift, die die Mechitharisten im 2. Bande (p. 201—345) der armenischen Werke Ephräms des Syrers im Jahre 1836 in Venedig unter dem Titel "T'argmanut'inn awetarani" (= "Erklärung des Evangeliums") herausgegeben haben.

Zunächst hatte ich nicht viel mehr als eine Übersetzung dieser Schrift ins Auge gefaßt, um den Text weiterer Forschung zugänglich zu machen. Ich bin aber weit über diesen anfänglichen Plan hinausgegangen. Ich biete in dem vorliegenden Buche so ziemlich alles, was ich über den Text zu sagen habe.

Im Laufe meiner Arbeit fand ich, daß Vogels mir einen guten Rat erteilt hatte. Mir selbst ist die zum Teil recht mühevolle Übersetzung und Bearbeitung eine Quelle reicher Belehrung geworden. Möge sie auch den Lesern wenigstens das eine oder andere von Wert bieten können!

Nicht wenig würde es mich freuen, wenn dieses mein Buch jenen Wünschen hinsichtlich der "Erklärung des Evangeliums" entspräche, die mein hochverehrter Lehrer, Herr Prälat Professor Dr. Otto Bardenhewer, in seiner Geschichte der altkirchlichen Literatur I 2 (Freiburg i. B. 1913) 315 zum Ausdruck gebracht hat. Nachdem er über die Aufstellungen des angeführten Aufsatzes von Preuschen berichtet hat, schließt er: .Eine genauere Erforschung, Übersetzung und Bearbeitung der "Erklärung des Evangeliums" wäre allerdings sehr wünschenswert und anscheinend auch lohnend. Bevor jedoch wenigstens die Ursprache und die Abfassungszeit mehr oder weniger sichergestellt worden, Fragen, die meines Erachtens auf Grund von Evangelienzitaten überhaupt nicht entschieden werden können, sind weitere Mutmaßungen nicht am Platze."

Die Zurückhaltung, die der hervorragende Patrolog den Aufstellungen Preuschens gegenüber an den Tag gelegt hat, dürfte durch meine Schrift mehr als gerechtfertigt erscheinen.

Von Preuschen weiche ich in großen und kleinen Dingen manchmal gründlich ab. Sein Verdienst wird es aber bleiben, daß er sich erstmalig eingehender mit der "Erklärung des Evangeliums" befaßt hat und dabei mancherlei Anregung gegeben hat. Vor ihm haben meines Wissens nur zwei Gelehrte sich mit der Schrift beschäftigt: Burkitt kurz in: S. Ephraim's quotations from the Gospel, Cambridge 1901, 53 und: Evangelion da-Mepharreshe II 188 f., und A. Merx ganz gelegentlich einmal (siehe Preuschens Aufsatz 218, Anm. 1).

Die Übersetzung des armenischen Textes will als eine wörtliche gelten. Manchmal bin ich in der Wörtlichkeit gewiß zu weit gegangen, aber an einigen Stellen ging es über mein Vermögen, dies zu vermeiden, nämlich da, wo ich den armenischen Text selbst nicht hinreichend verstand.[i] In solchen Fällen halte ich eine unklare, holprige Übersetzung für ein kleineres Übel, als einen glatten Phantasietext. Will die Kritik an solchen Stellen meiner Übersetzung einsetzen, so kann und soll es ihr nicht verwehrt werden, nur möge sie dann auch meinem Unvermögen ein wirkliches Können gegenüberstellen.

So zahlreiche Übersetzungsäquivalente unter dem Texte anzuführen, hat mich u. a. die Erfahrung bewogen, die ich mit der Benutzung von Texten, die aus dem Armenischen übersetzt sind, seitens des Armenischen Unkundigen zu machen Gelegenheit hatte. Ein kleines Beispiel bietet die Polemik Baethgens gegen Zahn, von der im "Anhang" weiter unten gehandelt wird.

Zu nicht geringem Troste bei den Schwierigkeiten und Dunkelheiten des armenischen Textes gereicht mir der Umstand, daß mein sehr verehrter Lehrer im Armenischen, Herr Professor Dr. Bruno Lindner in Leipzig, die Güte hatte, die von mir gefertigte Übersetzung mit mir durchzusprechen, was ihr zu großem Nutzen gereicht hat, und wofür ich ihm auch hier herzlichst danke.

Nächst der Übersetzung der Schrift habe ich eingehend ihre neutestamentlichen Zitate behandelt. Auch die alttestamentlichen Zitate werden nicht zu kurz weggekommen sein: an einigen Stellen allerdings, wo ich nicht ein noch aus wußte, ist mir die Geduld ausgegangen.

Darüber, daß manches, was ich ausgesprochen habe, Hypothese ist, wenn auch nicht jedesmal eine entsprechende Warnungstafel aufgestellt ist, hin und her zu reden, habe ich dem aufmerksamen Leser und fachmännischen Kritiker gegenüber keine Veranlassung: er wird das aus dem Zusammenhang ohne Kopfzerbrechen selbst erkennen.

Nur noch einige Worte des Dankes. - Ehrerbietigen und herzlichen Dank statte ich Sr. Bischöflichen Gnaden, dem hoch würdigsten Herrn Bischof von Paderborn, Dr. Karl Joseph Schulte, ab, der seine Liebe zur Wissenschaft und sein Wohlwollen für mich wiederum dadurch betätigte, daß er mir einen namhaften Beitrag zur Drucklegung auch dieser Arbeit zuzuweisen die Güte hatte.

Durch warme Teilnahme für mein Werk hat sodann mein lieber Lehrer, Herr Professor Dr. Norb. Peters, sich von neuem ein Anrecht auf meinen Dank erworben.

Besonders dankbar bin ich Herrn Professor Dr. Bruno Lindner, der einen großen Anteil am Zustandekommen meiner Arbeit dadurch hat, daß er mich in liebenswürdigster Weise in das Altarmenische eingeführt hat und die auf den folgenden Blättern gebotene Übersetzung aus dem Armenischen mit mir durchgegangen ist.

Dann habe ich noch zu danken den verehrten Mitgliedern einer hochwürdigen katholisch-theologischen Fakultät in Breslau, die meine Arbeit als Dissertation freundlich angenommen hat, insonderheit Herrn Prof. Dr. Sickenberger, der als Referent dabei tätig war.

Endlich möge noch meinen Dank empfangen mein Freund Dr. H. J. Vogels in München, der meine Arbeil veranlaßt und wiederholt Teilnahme dafür bewiesen hat, und Herr Professor Dr. M. Meinertz, der ihr in seinen "Neutestamentl. Abhandl." freundlichst Unterkunft gewährte.

Möge meine Arbeit allen Genannten keine gar zu dürftige Dankesgabe sein, die ich ihnen zu meiner Dankesgesinnung darbiete!

Dr. Jos. Schäfers, Pfarrer in Lützen.

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