Читать книгу 100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 4 - Erhard Heckmann - Страница 7

Regenwald und Kratersee

Оглавление

Victoria, die gemütliche City mit Kleinstadtflair, zweitausend jährlichen Sonnenstunden, drei Häfen in der näheren Umgebung, beeindruckender Architektur und Natur ringsum; Hauptstadt von British Columbia und eine der ältesten Städte im pazifischen Nordwesten offenbarte uns noch einmal ihre Schönheit, als die MF Coho – 110 Autos und 1.000 Passagiere kann sie fassen – den Inner Harbour verließ. Wo früher Industrie die Ufer säumte, glitt nun der Blick über Stadtteile, Hotels und andere markante Gebäude. Linkerhand war es die Fassade des Shoal Point Condominiums, dessen Glas-Penthouses und verschlungene Skulpturen Öltanks und Chemiefabriken ablösten. Das „Inn“, mit Glasatrium und von parkähnlicher Landschaft eingerahmt, verdrängte am Laurel Point die bis 1974 existierende Farbenfabrik, während sich auf der anderen Seite, wo einst Sägewerke und Eisenbahnschuppen lärmten, Hotels etablierten. Das majestätische Parlamentsgebäude, für den der damals 25-jährige Francis Mawson Rattenbury den Zuschlag gegen etablierte Architekten erhielt, und das famose, 1908 eröffnete Eisenbahnhotel „Fairmont Empress“, das die Canadian Pacific Railway-Gesellschaft erbauen ließ, bleiben immer weiter zurück, wie auch die klassischen Säulen des 1923 im Stil eines griechischen Tempels erbauten Royal London Wax Museums und die den Hafen umgebende charmante Skyline der Altstadt, während die schmale Strait of Juan De Fuca, die Kanada von Amerika trennt, sich schnell ausbreitet. Und dort, in Amerika, soll unsere Reise durch die Bundesstaaten Washington, Oregon, Idaho und Montana weitergehen, ehe uns der Cowboytrail zurück nach Calgary führt.

Die Washington Olympic Peninsula vereint schneebedeckte und vergletscherte Berge, dichte Regenwälder mit hohen Farnen, weichen Böden und bemoosten Baumriesen, die lange „Ziegenbärte“ tragen, heiße Quellen, subalpine Wiesen, Täler, stille Buchten und naturbelassene Strände. Es ist ein Outdoor-Paradies, das nur neunzig Minuten von British Columbias Hauptstadt entfernt ist, und von der Großstadt Seattle durch den mit Inseln bestückten, langgestreckten Pugget Sound getrennt wird, der südlich der kanadischen Grenze wie ein gewaltiges Bollwerk in den Pazifischen Ozean ragt. Acht amerikanische Indianerstämme sind hier ebenso angesiedelt wie der 365.000 Hektar große Olympic National Park, der zum Welterbe gehört und den größten Altbestand der Wälder im pazifischen Nordwesten schützt. Mit Bäumen, die vor zweihundert bis eintausend Jahren ihre Wurzeln schlugen, Regenfällen bis zu 600 Millimeter jährlich und Höhenunterschieden, die vom Meeresspiegel bis weit über 2400 Meter klettern, wurde hier von der Natur eine einzigartige Landschaft kreiert, die der Congress 1988 zu 95 Prozent zur „Olympic Wilderness“ erklärte, um diesen seltenen und wilden Charakter zu schützen. Über die Entstehung der Olympics wird zwar noch debattiert, doch soll aus dem Erdinneren aufsteigende Lava vor fünfzig Millionen Jahren nach ihrem Auskühlen zu meilendicken Basaltschichten geführt haben, unter die sich vom offenen Meer herantriftender Sandstein und Schiefer schob, und sich die Olympics vor zehn bis zwanzig Millionen Jahren aus dem Meer erhoben. Gletscher der Eiszeit halfen die Strait of Juan De Furca und den Puget Sound formen und trennten dabei die Olympics vom nahen Land. Die nachfolgenden Jahre der Isolation sorgten dafür, dass sich auf dieser Halbinsel eine Biologie entwickelte, die auch mehr als zwanzig Pflanzen- und Tierarten hervorbrachte, die es nirgendwo sonst auf der Erde gibt. Und somit sind die Olympic Mountains für unseren Globus auch ein Geschenk des Meeres.

In Port Angeles, am Fuße der „Olympics“ rollen wir 2010 aus dem Bauch des großen Schiffes auf amerikanischen Boden und, weil die Passformalitäten schon beim Einchecken erledigt werden mussten, auf der „101 Ost“ zum Abzweig “Olympic National Park / Hurricane Ridge“ auch sofort weiter. Die im Winter geschlossene Straße, die Ausblicke auf Port Angeles, das Dungeness Valley und bis zum Mount Baker erlaubt, passiert nach etwa fünf Meilen die Heart O‘ the Hills Rangerstation, in deren Nähe sich der einzige Campingplatz in diesem Gebiet befindet, lässt drei kleine Tunnel hinter sich und zieht auf den restlichen zwölf Meilen durch Wald, in dem Rote Zedern, Ahorn, Fichten und Farne vorherrschen, in subalpine Landschaft. Dort beeindruckt auf 1.600 m Höhe – Parkplatz, Wanderwege, Aussichtspunkt, Visitor Center, Einkehrmöglichkeit – das Panorama der Bailey Range, in der der Mount Olympus (2.431m) die Krone beansprucht, gewaltig, weil sie sich von Meereshöhe nach oben reckt. Die kurz vor dem Parkplatz abzweigende Schotterstraße (nicht für Wohnmobile geeignet), die über weitere vierzehn Kilometern zum Parkplatz des Obstruction Points führt, erschließt weitere Wandertouren, die in das Badger- und Grand Valley führen, zum fünfzehn Meilen entfernten Deer Park oder zur Lillian Ridge und weiter hinein in das Schutzgebiet.

Mit diesem ersten Eindruck und einer kleinen Wanderung geht es wieder zurück in die Stadt, in der wir aber nicht viel Zeit vergeuden. Das Hafenstädtchen mit Waterfront, Cafés, Restaurants, dem Feiro Marine Life Center – ein Schaufenster des Lebens in der Strait of Juan De Furca -, North Olympic Marine Sanctuary, Symphonie Orchester oder Ballettensemble war auch die erst zweite „National City“, die Präsident Lincoln zu einer solchen erklärte. Mit der „101“ bietet Port Angeles schließlich auch die Möglichkeit, sich auf der Halbinsel für die Ost- oder Westseite zu entscheiden, wobei die „112“ allerdings schon bald in Richtung Pazifik übernimmt und weiter an der Küste bleibt. Ihr „Zubringer“ strebt im Inland nach Westen und findet, nach einem südlichen Bogen entlang des Hoh Rivers, bei Ruby Beach, ebenfalls zum Ozean. Erstere führt, bevor sie nach Süden abknickt und auf der Westseite des Hood Canals nach Seattle, Tacoma und Olympia verbindet, zunächst durch das gemütliche Sequimgebiet, dessen Dungeness National Wildlife Refuge Vogelliebhabern ein Begriff ist. Hier, wo sich der Welt längste natürliche Sandlandzunge ins Meer erstreckt, rasten während der Hochsaison in der Lagune mehr als 40.000 Vögel, die etwa 250 Arten vertreten. Weiter östlich findet sich mit Port Townsend ein weiterer „Hafen“ der Halbinsel, dessen geschäftige Zeit in den späten 1880er Jahren aber zu Ende war, als sich die Eisenbahn-Zaren für Seattle als Kreuzungspunkt wichtiger Schienenstränge entschieden. Heute lebt das Fährenörtchen hauptsächlich vom Tourismus. Bauernmarkt, Rhododendron Festival (Mai) und das Wooden Boat Festival, das im September mit mehr als 200 liebevoll restaurierten Holzschiffen, Regatten, Rennen und Musik an die Seefahrertradition erinnert, gelten als touristische Höhepunkte.

Unsere Fahrtrichtung heißt zwar schnell wieder „West“, weil Cape Flattery am nordwestlichsten Zipfel der Peninsula als nächstes Ziel gilt, doch wählen wir für die etwa 130 Kilometer nicht den direkten Weg, sondern verlassen die „112“ am Ende des kleinen Ortes Joyce, wo die nach East Beach führende, kaum auffallende Straße kurz hinter dem Tante-Emma-Laden „General Store“ nach links abbiegt und durch einsamen, dichten Wald in aller Bescheidenheit nach Süden zieht. Dort folgt sie dem Nordufer des schönen Crescent Lakes nach East Beach, wo uns die „101“, begleitet von Wald und Fels, weiter um das bis zu 190 Meter tiefe Gewässer westwärts mitnimmt, bis der Sol Duc River, dem wir folgen, nach Süden weist. Auch hier zieht das schmale Asphaltband durch sehr dichten Wald und bringt uns über weitere dreißig Kilometer zum Sol Duc Hot Springs Resort, auf dessen Campingplatz der Tag endet, nachdem wir den 38 bis 42 Grad warmen Quellwasser-Pool und das kühle Schwimmbecken ausführlich genossen hatten. Der Campingplatz (Wasser- und Stromanschlüsse) des Resorts – Lodge, Hütten und vier Pools – ist urig und liegt mit etwa zwanzig Stellplätzen mitten im Regenwald unter hohen Bäumen. Die Stille in diesem „Geisterwald“ mit seinen bemoosten Riesen und deren langen Flechtenbärten wird heute aber nicht gestört, denn außer uns gibt es nur noch einen weiteren Gast.

Am nächsten Morgen starten wir den Motor zeitig, fahren zurück zur „101“ und dort, entlang des Sol Duc Rivers, an dessen verstreuten, kleinen Wasserfällen sich Lachse mühen, um weiter flussauf zu schwimmen. In Sappho bringt uns die „113“ nach Norden zur „112“, die über Neah Bay den Weg zum Cape Flattery ermöglicht. Guter Asphalt, Wald und Einsamkeit sind hier die Stichworte, denn selbst die Tankstelle in „Irgendwo“ ist rund um die Uhr unbesetzt und funktioniert nur mit Kreditkarte und Selbstbedienung. Wieder an der Küste fällt der Hafen von Sekiu in der Clallam Bay als schön gelegen auf, und die kleinen Örtchen lassen auch sofort erkennen, wovon man hier lebt, vom Salzwasserfisch, kommerziell gefangen oder privat geangelt. Und die schmale Straße macht es sich auch nicht leicht, sondern kurvt auf dem wenigen Platz, den ihr Meer und Fels zusprechen, gewaltig hin und her. Eine kurze Pause muss sie uns jedoch in Neah Bay gönnen, wo das Makah Indian Reservation’s Cultural and Research Center interessiert. Das Museum selbst ist sehr informativ und mit original nachgebauten Booten, Longhouse, Korbarbeiten, Kunsthandwerk, Walskelett und Ausgrabungsfunden, die 1970 durch Gezeiten-Erosionen von dem einstigen Makah-Indianerdorf Ozette zum Vorschein kamen, eindrucksvoll gestaltet. Das Dorf, einst fünfzehn Meilen südlich des heutigen Neah Bay angesiedelt und bis ins 20.Jahrhundert hinein bewohnt, wurde durch einen Erdrutsch verschüttet und gab nach elfjährigen Ausgrabungsarbeiten (1981 abgeschlossen), Zehntausende sehr gut erhaltener Gegenstände aus den 500 Jahre alten Behausungen frei, die die Geschichte dieser Indianer als Walfänger, Fischer, Jäger, Sammler, Künstler oder Krieger dokumentierten. Nach diesem Stopp passt sich auch die Straße mehr und mehr der sich zuspitzenden Landmasse an, wird noch enger, noch kurvenreicher und stimmt so richtig auf das Kapp ein. Und dieses entpuppt sich als ein wildes Stückchen Erde mit Felsen, an denen das anstürmende Meer einige Meter nach oben springt, spielerisch leicht oder mit aufgetürmten Wellen voller Urgewalt in der Brandung, einer wilden Bucht und Regenwald. Es sind Bäume ohne Himmel. Hunderte von Jahren alt und unberührt, doch für diese Schönheit hatte mein Reiseführer kein einiges Wort übrig. Natürlich hatte ich Vorstellungen von einem Kapp, denn ich hatte schon an einigen gestanden, darunter auch an den gewaltigen Felsen die sich Nordkap, Cape Reinga (Neuseeland) nennen oder an dem, das Gute Hoffnung verspricht. Es waren nicht nur hier alles beeindruckende Momente, die das Spiel des Meeres zu ihren Füßen bot, sondern fast immer auch schon die Wege zu ihnen. So in Südafrika, wo der alte Pfad zum Cape of Good Hope über Holzstege führt, auf denen Paviane die Vorfahrt haben, und der sich abgeschieden und still durch Tausende von blühenden Proteabüschen windet und auf dieses „Ende der Welt“ einstimmt. Während der Blick oben am Kreuz die Gedanken animiert, sich zu verlieren, lädt die kleine, über Holzteppen linkerhand zu erreichende romantische Sandbucht ein, die afrikanische Sonne zu genießen und gleichzeitig die Urgewalt des anrennenden Meeres aus sicherer Entfernung zu beobachten. Aber hier am Cape Flattery war es auch sehr schön, nur ganz anders. Zu diesem wilden Regenwald und den rauen, trotzenden dunklen Klippen passen Regen, diesige Sicht, eine steife Brise und der aufgepeitschte Ozean auch viel besser, als Sonnenschein. Und weil das so ist möchte ich jetzt auch noch gar nicht weiterfahren, sondern bleiben, schweigen, und den Akzenten, die diese Natur hier setzt, nur lauschen. Auch, oder gerade weil es regnet und der Wind gewaltig pfeift.

Die 117 Kilometer, die dieses Kapp von den gestrigen „Hot Springs“ entfernt ist, haben sich gelohnt, denn die gesamte Fahrt, auf der uns fast nur schwer beladene Holzlaster begegneten, war eine sehr schöne und ein kurzer Halt in Calham Bay interessant. Diese kleinen ärmlichen Anwesen im Indianerreservat sind keine Idylle, sondern vermitteln das Gefühl, dass diese Bewohner in der modernen Welt noch immer nicht angekommen sind. Ein absoluter Treffer war allerdings der Räucherlachs, denn hinter einer unscheinbaren Verkaufswerbung verbarg sich allerbeste Qualität. Der „Laden“, in den wir stiefeln, sah allerdings gar nicht danach aus. Er war duster, klein und eng, unaufgeräumt und schien mehreren Funktionen zu dienen. In der Mitte des niedrigen Schuppens entwich einem uralten Räucherofen Wärme, die heute gar nicht so unangebracht war. Gleich daneben eine abgewetzte „Theke“ mit einem schwarzen überdimensionalem Topf mit Deckel und ein dickes, rustikales Schneidebrett, das auch nicht mehr zur neueren Sorte seiner Art gehörte. Dennoch roch es in diesem Raum recht gut, und aus der Gesamtkreation ließ sich auf Anhieb nur „Zedernholz“ diagnostizieren. Und eigentlich wollten wir auch gar keinen geräucherten Lachs kaufen, sondern einen fangfrischen für den Grill. Fangfrisch war die im großen Holzbottich gelagerte Ware auch, aber diese Lachse waren riesig und „so“ auch gar nicht zu verkaufen. Es war lediglich der Nachschub für den Räucherofen des dicken, großen Indianers, der mit Wolljacke, buntem Karohemd, Mütze, abgewetzten Jeans und Gummistiefeln unrasiert hinter seinem Ladentisch stand, mit dem rechten Zeigefinger kurz auf den riesigen Topf vor ihm tippte und anfügte „just smooked“. Fast gleichzeitig hob er mit der linken Hand den Deckel an, stach mit einem langen spitzen Messer in den Topf, schnitt von dem aufgespießten Stück Fisch auf dem Holzbrett zwei Scheibchen ab, stach diese mit dem langen Messer wieder an und streckte sie uns wortlos entgegen. Das erste Stück in Richtung Sabine, mit dem zweiten zielte er auf mich. Warmer, geräucherter Lachs, der erst kurz vorher den alten Ofen verlassen hatte und mit einem Geschmack, den ich bisher noch niemals auf der Zunge hatte.



Hoh Rain Forest, Regenwald an der Küste Washingtons

Der Preis war allerdings so saftig wie dieses Produkt, zwanzig Dollar für unser Kilo! Im Supermarkt gibt es dafür drei ordentliche Burschen, auch fangfrisch. Dennoch, was der Mann uns hier an „Qualität“ einpackte, war eine Besonderheit und damit ihren Preis wert. Sofort klar war auch, dass zu dieser Köstlichkeit ein „guter Weißer“ gehört, auch wenn ein solcher in Nordamerika viel zu teuer ist.

Wieder auf der „101“ und vorbei am Lake Pleasant, lockt kurz vor Forks die La Push Road über knappe zwanzig Kilometer zur Küste. Im 350-Seelendorf La Push haben die Quileute-Indianer schon seit über eintausend Jahren ihre Heimat, doch versprechen auch wildromantische Küstenabschnitte und die bis zu fünfzig Meter hohe Felseninsel James Island in der Wetterecke Amerikas ein fotogenes Panorama. Der alte Name des Ortes, den französische Pelzhändler hinterließen, blieb erhalten, die alten Häuser der Indianer, die heute von Fisch, Holz und Tourismus leben, nicht, 1889 wurden alle 26 ein Opfer der Flammen. Nördlich gegenüber, am Rialto Beach, haben Winterstürme gewaltige Mengen Treibholz aufgeschichtet, während der südliche „First Beach“ mit Hotel auch Surfer und, im Winter, Sturmbeobachter anzieht. Nach einem Spaziergang und einem größeren Lebensmitteleinkauf in Forks verlassen wir die „101“ erneut und folgen den etwa dreißig Kilometern der Upper Hoh Road in den Hoh Rain Forest, einem unserer wichtigsten Ziele in der Olympic Wilderness. Und hier, wo die Straße am kleinen Visitor Center endet, Trails und Rundwege starten und nur grün gefiltertes Licht durch das Blätterdach auf den feuchten Boden dringt, werden wir heute auch übernachten, um morgen auf einem Trail für ihn Zeit zu haben.

Dieser Hoh Rain Forest an der Westseite des Olympic National Parks gilt als eines der besten Beispiele des gemäßigten Regenwaldes in Amerika, gehört zu dem Gürtel des Pazifischen Nordwest-Regenwaldes, der einst die Küste von Südostalaska bis zur zentralen Küste Kaliforniens bedeckte, und hier präsentiert er sich noch in seiner fast unberührten Ursprünglichkeit. Drei bis vier Meter jährlicher Niederschlag lässt Grün in allen Schattierungen zur Hauptfarbe werden und neben Farnen auch Moose und Flechten wuchern, die sich teppichartig ausbreiten. Die alten Baumriesen verzaubern und ordnen dem Regenwald eine weitere Dimension hinzu. Vierhundert Jahre alte Wurzeln keilen sich hier in die Erde, und was stirbt bleibt liegen. Aus ihm wird neues Leben entstehen, neue Triebe oder Pilze, die vom mürben Holz leben. Dieser „Zauberwald“ mit gewaltigen Western Hemlock- und Douglastannen, erhabenen Sitka-Fichten und den dick bemoosten großblättrigen Ahorns ist einer der beliebtesten Orte im Park, von dem auch wir begeistert sind. Wir haben uns in dieser urig-schönen Umgebung unter einer riesigen Zeder einrangiert und genießen, während es draußen leicht zu regnen beginnt nach einem kurzen Bummel über den großzügigen Campingplatz, der entlang des Flusses im alten Wald 88 Standplätze anbietet, den Räucherlachs, dessen delikates Aroma den Gaumen richtig verwöhnt. Erfreulich ist auch ein Beitrag im „Olympic National Park Summer Newspaper 2010“ der darüber informiert, dass die beiden Dämme Elwha (33 Meter hoch) und Glines Canyon (64m) im Elwha River, der westlich von Port Angeles in die Strait of Juan De Furca mündet, entfernt werden, damit die Lachse wieder in sein 110 Kilometer langes Einzugsgebiet schwimmen können. Als die beiden Dämme in den zeitigen 1900er Jahren errichtet wurden, spielten sie in der gesamten Region eine wichtige Entwicklungsrolle, auf die man nun verzichten will oder kann. Der Elwha ist einer der wenigen Flüsse im heutigen Pazifischen Nordwesten, in den alle fünf Arten der Pazifischen Lachse zum laichen zurückkehren, doch statt der 400.000, die vor dem Bau den Fluss jährlich hinaufschwammen, waren es danach nur noch 4.000, und deren Weg war bereits nach acht Kilometern zu Ende. Nach jahrelangen Planungen und Vorbereitungen wurde 2010 der „letzten Damm-Sommer“ gefeiert und im September 2011 mit den Abrissarbeiten begonnen. Auch für den Indianerstamm der Lower Elwha Klallam, der seit ewigen Zeiten an diesem Fluss lebt und bei diesem Projekt als Partner fungiert, werden überflutete heilige Plätze wieder existent. Diese größte Dammbeseitigung, die es in der Geschichte der USA je gab und 2014 vollendet sein soll, ist, nach dem Everglades-Projekt, gleichzeitig das zweitgrößte, um ein Ecosystem wieder herzustellen. Dass die 350 Millionen Dollar heute noch ausreichen, die 1992 veranschlagt wurden als Präsident Busch das diesbezügliche Gesetz unterschrieb, kann angezweifelt werden. Sicher ist jedoch, dass in naher Zukunft die Kings, Cohos und ihre Artverwandten wieder in die Bäche schwimmen werden, die sich auch zu Füßen der Berge McCartney, Sentinental, Anderson, Dana oder Wilder anschicken, ihre Wasser dem Elwha River zu übergeben. Der Abschied von dieser grünen Wunderwelt fällt uns schon ein wenig schwer, aber wir sind in ihr einen Tag lang gewandert und haben auch noch sehr viel Schönes vor uns. Und gleich dort, wo die „101“ auf der Höhe des Ruby Beach – dunkler Sand, Felsen und Treibholz kennzeichnen ihn – den Ozean erreicht und ihm folgt, steht etwa auf halbem Weg zum „Beach 4“ ein Hinweisschild mit der Aufschrift „Big cedar tree“ und schickt uns sechs Kilometer in den Regenwald. Und diese gewaltige Zeder , die wegen der gleichnamigen Lodge in der Nähe auch als „Kalaloch-Cedar“ bekannt ist, hat ihre besten Tage zwar längst gesehen, denn vielmehr als ihr gewaltiges Wurzelwerk, der mächtige Stamm mit etwas Grün in einigen Metern Höhe ist von diesem Uraltriesen nicht geblieben. Sehenswert ist er dennoch, denn er schlug vor 550 Jahren seine Wurzeln, brachte es auf zwanzig Meter Stammdurchmesser und wuchs sechzig in die Höhe. Im Hoh Rainforest war sogar die Rede von einer gefallenen Zeder, die noch weit höher in den Himmel reichte, und deren dreißig Meter dicker Stamm den Stürmen der Zeit 1.500 Jahre getrotzt haben soll.

Zurück auf der Straße begleiten uns bis zum South Beach Küste und Strände so weit das Auge reicht. Der „Vierer“ hat eine Zufahrt, die anderen erreicht man über kurze Wege. Wir selbst wählen den „Einser“, zwischen dessen ausgeblichenem Treibholz und dem Meer sich herrlich marschieren lässt. Ein paar „Geister“ treffen wir im windgepeitschten Klippenwald nach dort unten auch. Eigentlich sind es nur „Burls“ die entlang des Spruce-Burl-Rundweges auffallend häufig an den Fichten auftreten, doch zeichnen diese knollenartigen großen und kleinen Wucherungen an Stämmen und Ästen im Nebel geisterhafte, gespenstische Konturen. So, als wären hier Gnome unterwegs, die unerkannt vorüberhuschen möchten und nur kurz innehalten, wenn sich jemand nähert. Der Sand am Strand ist weiß und weich, das Wasser eisig kalt, doch wäre das hier gefährliche Meer auch bei wärmeren Temperaturen nicht zum schwimmen geeignet. Was hier reizt ist die raue Natur mit frischer, feuchter Salzluft und der Ursprünglichkeit der Klippen, Bergen von Treibholz, Steine aller Größen und der kräftige Wind, der das Rauschen des Meeres untermalt. Zwischen den Steinen, die die Wucht der Wellen am Strand hinterlassen hat, dominieren die Hellgrauen, während die Weißen hilflos in der Unterzahl sind. Und einen dieser „Exoten“, hühnereigroß, nehme ich mit nach Hause weil ihm seine sechs kleinen, glitzernden Löcher ein lächelndes Gesicht verleihen. Vielleicht gar einer der winzig kleinen Gnome, die ihren großen dunklen und mürrischen Gesellen die Freundlichkeit gestohlen haben?

Nach diesem Abstecher führt uns die Küstenstraße über den Queens River und dann, südostwärts ziehend, durch die Quinault Indian Reservation zum Lake Quinault, wo sie nach Süden Richtung Aberdeen strebt. Auf der geschäftigen „8“ nach Olympia – Washingtons Hauptstadt mit der im Osten von ihr leuchtenden weißen Gletscherkappe, die auf den Riesen des Kaskadengebirges, den Mount Rainier hinweist – sind wir ebenso kurz Gäste wie danach auf der „5“ Richtung Tacoma, denn unser nächstes Ziel, der Mount Rainier, verlangt bei Puyallup die „7-Süd“ und danach bei Elbe die „706“. So richtig flott geht das allerdings nicht, denn auf den insgesamt sechs Spuren wird Richtung Olympia „Stopp and Go“ wie in Europa praktiziert. Schuld daran sind die unzähligen Einfahrten, die auf den nächsten zehn bis fünfzehn Kilometern in den Highway münden und deren Benutzer um diese Zeit nach Hause möchten. Richtung Elbe, durch Farmland und Wald, wird der Verkehr schnell geringer, und als wir am Silver Lake im Henley’s Resort – Wochenend-Domizil für Angler – nach 333 Tageskilometern um 22 Uhr schlafen gehen, regnet es in Strömen.

Ein sonnenüberstrahlter Tag war am nächsten, sehr frühen Morgen zwar noch nicht ganz verbürgt, aber es sah danach aus. Für uns wäre es ein regelrechtes Geschenk, denn wir sind auf dem Weg zu dem majestätischen, weißköpfigen Mount Rainier, den wir gern in seinem besten Kleid sehen würden. Richtung Elbe passieren wir den Alder Damm, wo 1912 am Nisqually River eines der ersten Wasserkraftwerke im amerikanischen Westen entstand, wechseln dann zur „706“, und die bringt uns über Ashford schon mit Sonnenschein zum Nisqually-Parkeingang des Mount Rainier Nationalparks. Sie wird sich durch den gesamten Südteil des Parks mühen, um im Ostzipfel des Schutzgebietes, beim Stevens Canyon Eingang, auf die von Norden kommende „123“ zu treffen, die in nördlicher Richtung am Cayuse Pass an den über den Chinook Pass (1.657 m) kommenden und in Richtung Seattle ziehenden Mather Memorial Parkway („410“) anknüpft. Und dieser schickt, auf der Höhe des Wild River Einganges, eine nur von Juli bis September offene Straße, zum „Sunrise“, dem mit 1.950 Meter höchsten Punkt im Park (Visitor Center; Lodge), der mit dem Auto erreichbar ist. Nach Süden verlässt die „123“ am Ohanapecosh Visitor Center den Mount Rainier National Park und verbindet dort auch zum nächsten wichtigsten Naturdenkmal, dem Mount St.Helens.


Mount Rainier, ein aktiver Vulkan, der sich in den Cascade-Bergen 4.392 Meter in die Höhe reckt

Der Nationalpark ist ein Bergwunderland mit dichten Wäldern, klaren, eiskalten Bächen, bunten Wildblumenwiesen, gewaltigen Schneefeldern und zerklüfteten Gletschern, von denen es um den Gipfel des Mount Rainier sechsundzwanzig gibt. Mit blauem Himmel, Sonne, der von Bäumen, Blumen und Erde gewürzten frischen Luft, mit intensivem Grün ringsum und der weißen Kappe des Königs der Cascade Range ist es ein Tag wie gewünscht. Aber dieser friedliche Riese ist ein aktiver Vulkan, der als Symbol für die Schönheit und Kraft der Natur steht, doch jederzeit sein Gesicht radikal verändern kann. Sein letzter großer Auftritt liegt zwar etwa zweihundert Jahre zurück, doch brachte er sich im 19. Jahrhundert auch zweimal in Erinnerung, zuletzt 1963. Und seine Familie, die Cascade Bergkette, die schon seit Millionen von Jahren vulkanisch aktiv ist, weil sie sich dicht an der Westflanke der nordamerikanischen tektonischen Platte befindet. Der Berg selbst ist allerdings noch ein Jüngling, denn geologisch betrachtet sind 500.000 Jahre nur ein Atemzug. Aber wie die anderen Vulkane der Cascades auch, hat er jederzeit das Potenzial zu einem neuen Ausbruch. Ähnlich unberechenbar ist hier auch das Wetter, denn wenn die vom Pazifik kommenden Regenfronten gegen die Hänge des Berges treffen, dann laden sie enorm viel Regen ab, und in den höheren Lagen auch Rekordmengen an Schnee. Und diese Niederschläge gestalten alles, was der Besucher hier sieht. Von den Gletschern, die sich an die Bergspitzen krallen, bis hin zu den dichten Wäldern, in denen uralte Douglas-, Hemlocktannen und Zedern die Altbestände sichern. In den subalpinen Abschnitten und an den Schultern der Berghänge, wo sich genügend Feuchtigkeit mit vulkanischem Boden und intensivem Sommerlicht verbindet, bedanken sich grandiose Wildblumenwiesen für diese Kombination. Die wenigen Straßen sind schmal und eng, und besonders in den Niederungen reicht der Wald fast bis an die Räder, denn die Parklandschaft sollte so wenig als möglich belastet werden. Im Winter sind alle geschlossen. Nur die achtzehn Meilen zwischen dem Südwesteingang und „Paradise“, als auch die Zufahrt an der Nordwestecke des Schutzgebietes zum Carbon River-Eingang sind frei. Aber dort gibt es auch die größten Niederschläge, die die Carbon River Road oft überschwemmen.

Als wir durch den Nisqually-Eingang fuhren und kurz darauf den Sunshine Point Campingplatz passieren sind wir äußerst gespannt, denn der Abschnitt bis zum Longmire Museum, das neben dem Hotel „National Park Inn“ zu finden ist und nur wenige Schritte vom Wilderness Information Center entfernt seinen Standort hat, gilt als eine der schönsten Waldstraßen, die man auf unserem Globus finden kann. „Longmire“, erhielt seinen Namen von James Longmire, der 1888/89 mit seiner Familie dort Heilquellen entwickelte, und dessen Standort nach der Parkgründung 1899 vorerst zum Hauptquartier der Verwaltung wurde, ehe es zum Museum mutierte. Viel Zeit schenken wir diesen Einrichtungen nicht, denn uns hat längst der Blick auf den Berg fasziniert, und somit genießen wir „den Weg und diese Natur“ und halten dort, wo die Straße den Kautz Creek überbrückt für die ersten Fotos an. Auf der Weiterfahrt zur Hochebene „Paradise“ reißen die schönen Blicke nicht ab, und auch der Hauptakteur des Parks zeigt sich immer wieder anders.


Herbststimmung im Mount Rainier Nationalpark

Aussichtspunkte und Frühstücksplätze locken überall zum Verweilen, wie auch mehr als zwanzig Wasserfälle, die sich mit etwa zwanzig bis zweihundert Meter präsentieren, und von denen der „Christine“ in unmittelbarer Nähe der „706“ gelegen ist. Und auch der Wanderweg zu einem der beiden schönsten im Park, den „Comet Falls“ – der andere ist der breitgefächerte, 107 Meter hohe Spray Falls – beginnt etwa vierhundert Meter westlich der Brücke, die sich an den Christine Falls über den gletschergefütterten Van Trump Creek spannt. Nach weniger als drei Kilometern steht man zwischen Longmire und Paradise vor seinen drei Sprüngen, die er mit 119, 16 und sechs Metern vollführt. Der am meisten besuchte Ort im Park ist „Paradise“, mit dem Hauptbesucherzentrum auf 1.647 Metern und der schönen, nur im Sommer geöffneten Lodge. Bekannt ist es für sein grandioses Panorama, das im Sommer durch Wildblumen, im Herbst durch das Rot des Laubes auf den Hügeln noch zusätzlich unterstrichen wird. Wer den Rucksack schultern möchte, kann das ebenfalls tun, bis hin zu den 93 Meilen des „Wondertrails“, der mit Start und Ziel zu Longmire in einem großen Bogen den Park durchzieht und hier und dort auch Begegnungen mit Schwarzbären, Hirschen, Rehen, Bergziegen, Eichhörnchen oder Murmeltieren ermöglicht. Die Zufahrtsstraße wird auch im Winter geräumt, denn in der Paradise-Region fallen jährlich mehr als siebzehn Meter Schnee, der Langläufer, Schlittenfahrer und Schneeschuhwanderer begeistert.

Nach ein paar Stunden in dieser herrlich bunten Bergwelt kurvt unsere Straße am felsigen Hang des gewaltigen Paradise Valleys entlang und windet sich in Schleifen um Seen und Felskanten hinunter ins Tal. Unterwegs berührt sie die Stevens- und Box Canyons und schlägt zwischen den Cougar- und Silver Falls ein langes „V“, um die Backbone Ridge zu umgehen. In der Nähe des „Grove oft the Patriarchs Trailheads“ und des Stevens Canyon Einganges, wo der Höhenunterschied in etwa wieder ausgeglichen ist, geht die Straße zu Ende und trifft auf die „123“. Hier sofort nach Süden zu fahren, um den Park am Ohanapecosh Visitor Centers zu verlassen, in dessen altem Wald wieder wunderschöne Zedern, Tannen und der Campingplatz am gleichnamigen Fluss locken, sollte man vermeiden, sondern vorher noch die etwa vierzig Kilometer auf der „123“ nach Norden fahren, und zum „Sunrise“ abzuzweigen. Wer dort das Glück eines klaren Sonnentages wie heute hat, dem zeigt dieser Park dort auch seine Schokoladenseite mit bunten Bergblumenwiesen, dem Mount Rainier, Emmons Gletscher und weitere Vulkane dieser Bergkette. Übernachten muss man aber vor den letzten Kehren, zu White River, weil der dortige Campingplatz auf 1.341 Metern die letzte Möglichkeit ist, und die Sunrise Day Lodge (1.950 m) nur mit einem Restaurant aufwartet.

Wir haben das getan und verlassen später den Park über das Ohanapecosh Besucherzentrum, fahren durch den Gifford Pinchot National Forest, nutzen die „12“ und „25“ nach Süden bis sich in der Nähe von Iron Creek Falls die „99“ anbietet, um mit uns in vielen Kurven zur „Windy Ridge“, und damit zum Mount St.Helens hochzuklettern, wo nur noch Wandertrails um den Vulkan weiterführen, die teils aber eine Genehmigung voraussetzen. Als der Mount St.Helens am 18.Mai 1980 letztmals ausbrach, sah die Welt erschütternde Bilder: Bäume, die wie Streichhölzer umknickten, Aschenregen, Schlamm- und Erdmassen, die sich über die Hänge des mächtigen Vulkans schoben. Aber so furchterregend das war, erdgeschichtlich gesehen kam die Explosion am „St.Helens“ der eines Knallkörpers gleich. Als der ebenfalls im Kaskadengebirge beheimatete Mount Mazama vor 6.800 Jahren ausbrach, schleuderte er 42mal so viele Kubikkilometer vulkanischer Auswürfe in die Luft! Von wandern kann heute auch keine Rede sein, denn je höher wir uns durch Regen und Nebel nach oben tasteten, desto dichter wurde beides, und dort, wo normalerweise der Blick auf den Vulkan fällt, reichte die Sicht keine zehn Meter mehr. Es ist also ratsam, sofort wieder zu drehen, um dieser Waschküche unbeschadet zu entkommen. Ganz überflüssig war der Ehrgeiz dennoch nicht, denn dort, wo der Nebel unterwegs die Hänge hinaufglitt und den Blick auf Verbranntes freigab, schauten die damals verkohlten Baumstämme mit verschwommenen Umrissen wie rastende Gespenster von den rechten Hängen herab, während sich linkerhand bereits halbhohe grüne Nadelhölzer, Sträucher, Gras und Blumen zeigten. Mehr war nicht zu sehen, und somit blieb nur noch nachzulesen, was im kostenlosen Mount St.Helens Visitor’s Guide unter der Überschrift „30th Year Commemorative Edition Volcano Review“ zu erfahren war: Die Eruption dieses Vulkans war zwar eine der stärksten im 20.Jahrhundert, doch reichte sie nicht an Amerikas schlimmstes Ereignis dieser Art in jenem Jahrhundert heran, dass sich am 6.6.1912 in Alaska ereignete. Als damals der Novarupta im heutigen Katmai National Park dem inneren Druck nachgeben musste, schleuderte er dreißig Kubikkilometer Schlamm, Geröll und Lava aus sich heraus. Aber auch die Lawine des St.Helens, der zu dem sich um den Erdball ziehenden „Ring of Fires“ gehört, riss in wenigen Minuten mit ihrem totbringendem Feuersturm alles nieder und verwüstete ein Gebiet, das etwa zweimal so groß wie München war. Am Ende war die gesamte Nordflanke des Berges weggerissen, die Gerölllawine sehr schnell von der in Richtung Spirit Lake fließenden Lava überholt, so dass diese verheerende Schäden anrichtete, wie die Säule aus Asche und Gasen, die sich über elf Bundesstaaten verteilte. Auf dem Berg schmolzen Schnee, Eis und Gletscher, und der Vulkanschlamm erreichte sogar den fünfzig Kilometer entfernten Columbia River, während der Spirit Lake, ein glasklarer Bergsee, in kürzester Zeit seinen Sauerstoff verlor und zu kochen begann. Was im Umkreis von dreißig Kilometern stehenblieb, war verkohlt, von der Hitze gebogen und ragt noch heute astlos aus dem Boden Andererseits hat die Natur in den vergangenen dreißig Jahren gezeigt wozu sie in der Lage ist, wenn man sie in Ruhe lässt. Am See, der bereits nach zehn Jahren seine einstige Wasserqualität wieder erreicht hatte, gibt es wieder blühende Wiesen, Wapitis haben das offene Land in Besitz genommen und auf dem Berg, dessen heutiger Krater eine Meile breit, zwei lang und 2.200 Meter tief ist, hat sich Amerikas jüngster Gletscher gebildet. Als die ersten Pioniere, die für diesen Wandel sorgten, gelten Lupinen und Taschenratten. Diese benötigen jene als Futter und durchwühlten und lockerten den Boden mit Röhren und Höhlen. Und weil die tiefen Wälder offenem Land gewichen waren, trugen auch die besitznehmenden Wapitis zum Neubeginn bei. Mit ihren Tritten brachen sie in dem von den Ratten durchwühltem Boden ein, wodurch der Regen eindringen, und die Regeneration beginnen konnte. Dreißig Jahre später ist dort, wo einst der Wald die Szenerie beherrschte eine Bimssteinebene entstanden, und Pflanzen und Tiere haben das verlorene Paradies zurückerobert. Nur der Spirit Lake friert wegen der gewaltigen Treibholzansammlung nicht mehr zu, und der 150 Meter dicke neue Gletscher, der sich im Krater gebildet hat, liefert für die völlig neue Landschaft mit Tümpel und Seen das Wasser. Mit diesem kamen auch die Bieber zurück, und die durch ihre Dämme aufgestauten Gewässer nützen Amphibien und Kröten. An den Ufern gedeiht wieder saftiges Gras, und die dichten Büsche wurden zum Unterstand der Wapitis. Dreißig Jahre nach der Verwüstung ist die Natur wieder zurück und der Vulkan ruht; aber das kann sich auch sehr schnell wieder ändern. Mit dem St.Helens im Rücken, der bei der Explosion von seinen knapp dreitausend Metern vierhundert verlor, verlassen wir das Naturschutzgebiet und fahren auf der „25“ über den Elk Pass in Richtung Columbia River, bis zu dem die Curly Creek Road und der Wind River Highway die Lücke zu Carson schließen sollten. Den Weg, den sich dieser Highway sucht, berührte keine einzige Siedlung, kurvt die Anhöhen im Wald hinauf, durchzieht einsame Täler und lässt erkennen, dass es solche Straßen in Europa kaum noch gibt. Kurz vor Carson versinkt die angenehme Fahrt aber plötzlich in schwerem Regen, sodass wir auf dem einfachen Bear Creek Campground abbrechen und hoffen, dass morgen wieder besseres Wetter zurückkommt.

Wunsch erfüllt oder nur Zufall? Auf alle Fälle scheint fünfzehn Stunden später wieder die Sonne, und somit rollen wir auch frohgelaunt über die lange Brücke (0,75$ Maut) nach Hood River auf die andere Seite des Columbia Flusses, um unser Programm mit dem „Columbia Szenic Drive“, Portland und einigen Autobahnkilometern Richtung Süden fortzusetzen. Ein kurzes Zwischenziel an der den mächtigen Columbia begleitenden „84“ ist die Fish Hatchery im kleinen Ort Cascade Hocks, in deren Aufzuchtbecken sich Tausende von Forellen tummeln. Und auf dem Weg dahin entdecken wir einen kleinen einheimischen Markt, auf dem Obst und fangfrische Lachse dominieren. Einer davon, der kleinste, reist auch bei uns im Gefrierfach mit, als wir die Fahrt auf dem alten Highway zum Bonneville Staudamm fortsetzen. Eigentlich ist auch er – pro Pfund einen Dollar – für unseren Bedarf noch zu groß, doch seine Brüder waren alles Riesen, und „ohne“ wegzufahren, das ging bei diesem Angebot auch nicht. Für den alten, historischen Columbia River Highway – knappe 22 Meilen zwischen Dodson und Troutdale – haben wir allerdings den Mount Hood aufgegeben, der sich hier über die „35“ in südlicher Richtung auf einer anderen Schleife angeboten hätte. Er ist mit 3.426 m zwar Oregons höchste Erhebung, die sich an solchen Sonnentagen wie heute glasklar im Mirror Lake spiegelt, doch ist auch er ein Vulkan mit weißer Kappe, der zu den Kaskade-Bergen zählt, während der „Szenic Drive“ mit völlig anderer Umgebung lockt.


Die Multnomah Fälle (190 m) an der Panoramastraße Columbia Drive

Da sind viele Aussichtspunkte auf Nordamerikas viertgrößten Fluss, das Vista House auf steilem Fels am Crown Point und ein Dutzend Wasserfälle, von denen die kaskadenartigen Multnomah Fälle, die knappe 190 Meter in die Tiefe springen und auf halber Höhe mit einer schmalen Brücke in luftiger Höhe Interessierte nochmals näher bitten, die die meisten Touristen anlocken. Bereits vorher gedenkt man im Starvation Creek State Park dem Historischen Highway und nach den Bridal Veil Falls, die in zwei Etappen etwa fünfzig Meter hinter sich lassen, auch der Expedition von Lewis und Clark im kleinen Memorial Park. Als die beiden Explorer auf einem Erkundungsausflug ihr Schiff mit einem kleinen Boot verließen, sollen sie damals in etwa dort gestanden haben, wo der kleine Park ihrer heute gedenkt. Der Insel vor ihnen (Government Island) gaben sie den Namen Point Vancouver, und den Berg, den sie in der Ferne sahen, benannten sie nach Admiral Viscount Hood, während sie von den ansässigen Indianern lernten, dass sie einen wichtigen Zufluss zum Columbia erreicht hatten, der für Lewis und Clark zum Quick Sandy River wurde.

Die einstige Roadhäuser des alten Highways, die heute als Hotels oder Lodges fungieren wie das Columbia Gorge Hotel zu Hood River, die Multnomah Lodge oder das Vista House, haben den Sprung in die moderne Zeit im neuem Outfit geschafft wie auch die Straße selbst, die mit gutem Asphalt abwechslungsreich unterwegs ist, hoch oben kurvend, oder im Tal durch Wald und über schmale Brücken ziehend. Der Historische Columbia River Highway war einst Teil des Columbia River Highway Systems, das in Oregon die „30“ und die „Interstate 84“ vereinte und von Astoria bis an Idahos Westgrenze zog. Der „historische Teil“ war das Original, das den Columbia River Gorge im Bundesstaat Oregon überquerte, von Troutdale bis nach The Dalls. Und das ist dort, wo am 10.3.1957 der „The Dallas Dam“ – die Staumauer der Talsperre ist 79 Meter hoch und 2.705 lang – 88 Meilen östlich der Großstadt Portland die berüchtigten Columbia River Celilo-Fälle verschluckte, an denen die Eingeborenen schon seit zehntausend Jahren fischten, und die Männer wie David Thompson zu ihrer Zeit noch zu meistern hatten. Dieser Highway war auch der erste „Szenic Highway“, der in den USA angelegt und am 6.6.1916 am Crown Point als Columbia River Highways (Portland- Hood River) offiziell eröffnet wurde, und dessen Konstruktion als ein Meilenstein galt. An der Formung des Columbia River Gorges, der als weite Felsenschlucht die Kaskadenkette durchbricht, ein achtzig Meilen langes geologisches Wunder ist und als Grenze zwischen dem südlichen Washington und des nördlichen Oregons seines Weges zieht, war der Mensch nicht beteiligt, denn das hatten Gletscher schon lange vorher erledigt. Eingeschnürt hatte man den großen Fluss auch schon 1938, als das erste Elektrizitätswerk des Staudammes zu Bonville vierzig Meilen östlich von Portland ans Netz ging, dem 1982 ein zweites folgte. Neben Elektrizität und Wasserregulierung entstand aber auch hier, wie beim Vetter „The Dalls“ ein erhebliches Freizeitpotential.

Portland, die „Stadt der Rosen“, siebzig Meilen vom Pazifik entfernt und mit elf Partnerstädten in aller Welt verbunden, bringt uns die „Interstate 5“ näher, die mitten durch die Großstadt führt und uns anschließend ein paar flotte Kilometer südwärts bringen soll. Zwischen den Flüssen Columbia und Willamette schön gelegen, hat Mains Namensvetter zwar Kleinstadt-Charme, mit fast 600.000 Einwohnern und zwei Millionen im Großraum jedoch entsprechenden Verkehr und zahlreiche Straßen, so dass Sabine höllisch aufpassen muss, dass ich ohne Navigationshilfe auch an den richtigen Ecken abbiege. Als das geschafft ist satteln wir Schusters Rappen, denn die Stadt ist fußgängerfreundlich, hat viele Parks, Gärten und Grünanlagen als auch gute öffentliche Verkehrsmittel. Den ersten Kontakt mit Europäern hatte diese Gegend zwar schon 1805, als die Expedition Lewis und Clark am heutigen Fort Clatsop National Memorial – zehn Kilometer westlich der Stadt Astoria – ihr Winterlager aufschlug, während Portland 1850 noch nicht mehr als 800 Einwohner zählte. Der Seehafen der Stadt, die lange Jahre im Schatten der einstigen Hauptstadt Oregon City stand, verlor schnell an Bedeutung, als die Eisenbahn ausgebaut wurde, und Seattles Tiefseehafen immer stärker ins Blickfeld rückte. Dennoch wurde und blieb Portland die größte Stadt und das wirtschaftliche Zentrum im Bundesstaat und ist, hinter Seattle und dem kanadischen Vancouver, die drittgrößte Metropole im Pazifischen Nordwesten. Zwei Flüsse verlangen Brücken, für die Eisenbahn, die Autos und den Schiffsverkehr, dem sie allerdings Platz gewähren müssen. So befinden sich unter den 14 Brücken auch Konstruktionen wie die grüne Hawthorne Bridge, die 1910 fertiggestellt wurde und als älteste Hubbrücke der Welt gilt, während die 529 Meter lange rote Klappbrücke ein Teil der Broadway Street ist und äußerlich ausschaut wie die kleinen Brücken, die ich als Kind aus dem Märklinbaukasten für meine Eisenbahn zusammenschraubte. Als zweitlängste Stabbogenbrücke der Welt gilt die 1973 errichtete zweistöckige Fermont Bridge, die eine Stützweite von 383 Metern besitzt und sich über 656 m ausstreckt. Die jüngste begrüßte die sympathische Stadt mit dem Mount Hood am östlichen Horizont 1982, als sich die „Glenn Jackson“ über 3.581 Metern vom Government Island über den Columbia River hinüber nach Washington ausstreckte. Aber auch Galerien, Museen, Restaurants, Cafés und Sportstadien, der Portland Saturday Market oder historische Gebäude gehören zum Bild dieser Stadt. So die Konzerthalle, die 1928 als Theater begann und 1974 umgebaut wurde und im Inneren Rokokostil zeigt, das elegante Benson Hotel stammt aus 1912 und das Lloyd Center war bei seiner Eröffnung 1960 das größte Einkaufszentrum der Welt. In der Altstadt finden sich „gusseiserne Gebäude“ aus der Gründerzeit, während andernorts die Moderne himmelwärts strebt, Gemütlichkeit einlädt oder einzelne Bauten den Blick ganz für sich allein beanspruchen wie der weiße Tempel oder der auffallende rote Ziegelbau der Union Station, deren Holzbänke in der großen hellen Halle das Warten verkürzen, und deren Turm für „GO BY TRAIN“ wirbt. Gefeiert wird in einer Stadt, in der es wie überall im Pazifischen Nordwesten vom Herbst bis zum Frühjahr viel Regen gibt, im Sommer umso mehr. Zu den bekanntesten Sport- und Festlichkeiten zählen das seit 1907 jährlich im Juni stattfindende Rosenfestival, eine großen Messe, die sich Oregon Brewers Festival nennt und die Spring Beer- und Weinfestivals im Frühjahr und Herbst.

Als der Stadtbummel im Straßencafé abgeschlossen ist wäre es eigentlich an der Zeit, den Tag zu beenden, doch heute ist Sonntag und kein Feierabendverkehr unterwegs, sodass wir auf der dreispurigen „5 Süd“ den Höchstspeed noch eine Weile nutzen möchten, den „die Polizei“ hier erlaubt. Gemütlicher wäre es natürlich weiter im Inneren der Provinz, wo die Landstraßen durch die Mt.Hood-, Willamette- und Deschutes National Forests führen, doch bringt uns die Autobahn Zeit für andere Abstecher, und große Waldgebiete liegen im Oregon auf der Fahrt nach Osten auch noch vor uns. Reizend ist auch die „101“, die sich an der Küste von Washington bis nach Kalifornien streckt, aber die verlangt richtig Zeit, weil sich dort ein Badeort an den anderen reiht, und wir hatten sie auch schon unter den Rädern, bis hinunter nach San Diego. So lesen wir an der „5“ zunächst die Ausfahrten im Willamette Valley für die Hauptstadt Salem, Albany, Springfield und Eugene. Zwischen den abzweigenden Highways „20“ (Albany) und „38“ lockt, etwa sechzig Kilometer entfernt, auch Oregons Zentralküste mit vielen Stränden, State Parks, Recreation Sites, Aussichtspunkten, Waltouren und anderen Urlaubsangeboten. Beide Straßen eigenen sich auch um das Oregon Coast Aquarium zu Newport und die Oregon Dunes südlich des Touristenstädtchen Florence zu besuchen, dass sich von der „5“ auch ab Eugene anfahren lässt. Nördlich des Ortes finden sich das malerische Heceta Lighthouse und die Sea Lion Caves, wo Hunderte dieser Gesellen in einer vom Meer ausgewaschenen Höhle ansässig sind und durch die Kombination „Aufzug und Aussichtspunkt“ aus nächster Nähe beobachtet werden können. Oregons schöne Küste weiß allerdings auch die heimische Werbung zu vermarkten, die da meint: “When god created the earth, He spend a little extra time on the Oregon coast. And it is as He placed the Heceta Lighthous there Himself”. Übertrieben finde ich das nicht. Einen 40-Kilometer-Abstecher mit Fragezeichen hatte ich allerdings auf der Höhe von Salem in meinem Reiseplan, denn dort findet sich auf der Ostseite der „Silver Falls State Park“, der mehr als 3.600 Hektar gemäßigten Regenwald unter Schutz stellt, in dem Schwarzbären, Kojoten und Pumas heimisch, und die acht Meilen des „Trails of Ten Falls“, der sich am Silver Creek durch alte Douglas- und Western Hemlock-Bestände schlängelt, das Herzstück darstellen. Es ist ganz sicher ein sehr schöner Spaziergang, aber alles geht nicht, und heute ist es auch schon zu spät. Somit bleibt alles bei dem Stichwort Roseburg, denn dort verbindet die „138“ zu unserem nächsten Ziel, dem Crater Lake, während sie selbst als eine großartige Touristenstraße beschrieben ist, die viel versteckte Schönheit verspricht und als „Wild and Scenic River Byway“ kaum Ortschaften berührt. Wir nehmen sie heute auch noch unter die Räder, lenken unser Gefährt aber gleich auf den nächsten Campingplatz, wo wir die einzigen Gäste sind, und der Hausherr vom „Elk Haven“ sofort mit einem Grill für unseren fetten Lachs zur Stelle ist. Und erst, als auch trockenes Holz auf dem Boden liegt und die Anschlüsse für Wasser und Strom funktionieren meint der sehr nette Erdenbürger „twentythree Dollars“. Als wir das wegen der Kreditkarte in seinem „Büro“ regeln, staune ich nicht schlecht: Jenes, „besetzt“ mit Schreibtisch, PC, Kreditkarten-Lesegerät, etlichen Ordnern und Pappkartons, auf denen diverse Kleidung deponiert ist, nimmt die rechte Ecke des Wohnzimmers ein, während direkt hinter der Tür auf dem Fußboden fünfzehn bis zwanzig Paar Schuhe und Gummistiefel verschiedener Größen auf ihren nächsten Einsatz warten wie die darüber an der Wand hängenden Kappen und Hüte. Ein verstohlener Blick nach links lässt noch Küchenzeile, großen Kühlschrank, Tisch, Sitzecke und einen laufendem Fernseher erkennen, ehe mir der etwa Vierzigjährige meine „Master“ wieder in die Hand drückt und meint, dass die heißen Duschen inbegriffen sind …


Die Toketee Falls, ein Ort zum Nachdenken

Die Attraktionen der durch den Umpqua National Forest nach Diamond Lake am gleichnamigen See führenden „138“ sind Regenwald und vierundzwanzig Wasserfälle, für die vier Flüsse sorgen. Und nach einem ersten Spaziergang zu den Susan Creek Falls stand sofort fest, dass wir zu Fällen wandern möchten, wo der Weg lange, oder besonders spektakulär, direkt von dieser Straße aus durch diesen wunderschönen Regenwald führt. Und unter diesem Gesichtspunkt empfiehlt uns die Broschüre, die die Wasserfälle im hiesigen National Forest vorstellt, noch mindestens drei an: Fall Creek, Tokeete und Watson. Nur bei den Yakso Falls des Little Rivers und des „Hemlock“ machen wir eine Ausnahme, weil sie fotogen in den Regenwald eingebunden sind. Ersterer springt achtzehn Meter über die Klippen, und der andere rauscht zwischen Farnen und hohen Bäumen 24 Meter äußerst druckvoll nach unten. Der „Watson“ rückt zwar schon nach etwas mehr als einem halben Kilometer ins Blickfeld, doch bietet dafür die kleine Holzbrücke, die dort den Watson Creek überspannt, nach beiden Seiten erstaunliche Blicke. Auf der einen Seite kippt der mit 83 Metern höchste Wasserfall im Südwesten Oregons steil und ohne Verzögerung über seine Basaltkante, und entgegengesetzt sucht sich der Fluss zwischen bemoosten rötlichen Felsen und hohen Bäumen schäumend seinen weiteren Weg.

Absolut begeistert haben uns aber zwei andere Fälle, weil der Weg zu ihnen unglaubliche Schönheit bot. Es war ein Pfad wie durch einen Märchenwald, auf dessen feuchtem Boden eindringende Sonnenstrahlen hin und her huschen, als würden sie mit ihrem Spiel den Schatten necken wollen. Dazu uralte Bäume, deren Äste und Stämme von dickem Moos überzogen sind; frischer, feuchter Duft, hellgrünen Farne, kleine, großen und überdimensionalen Felsen, die unter ihrem grünen, feucht-weichem Moospelz die Fantasie anregen, ihnen irgendeine Figur anzudichten. Anderswo recken sich an den Ufern des kleinen Flusses steile, hochaufragende Klippen in den blauen Himmel, die grün-gelb und rotbraun leuchten. An ihren zerfurchten Fels krallen sich hier und dort Nadelbäume, während die Häupter der basaltenen Gesellen mit dicken Moospolstern bemützt sind. Von diesen Fantasiewäldern mit ihren Giganten, der kleineren Vegetation und den Wasserspielen wie sie der Tourist am Fall Creek- und den Toketee Fällen erlebt, sind wir restlos begeistert. Es ist pure Natur und ohne laute Menschen ein großartiges Naturerlebnis. Erstere, die in zwei Stufen von elf und fünfzehn Metern ihr neues Bett erreichen, zeigen sich nach einer Meile Fußmarsch entlang einer engen Schlucht mit üppiger Vegetation, während sich die Toketee Fälle schon früher präsentieren. Ihr Pfad, der mit zweihundert Stufen durch den uralten Wald und entlang des Flusses, der sich seinen Weg durch den engen Gorge auch mit kaskadenartigen Sprüngen erzwingen muss, unterstützt wird, verlangt jedoch viel Zeit. Das Auge wird hier immer wieder aufs Neue beschäftigt, rät zum Verweilen, und hinter jedem Felsvorsprung, an dem sich der schmale Pfad vorüberdrängt, warten Motive, die zur Kamera greifen lassen. Der Waschbär, der am Ende dieses Trails über den stabilen Holzboden einer Aussichtsplattform huschte, durch den ein gewaltiger Stamm nach oben strebt und einer Bank Anlehnung verschafft, war allerdings zu schnell. Und hier auf der Bank, unter dem Blätterdach der gewaltigen Zeder, lassen sich Wasserfall und Regenwald so richtig genießen. Der Fluss stürmt in zwei Stufen, zwölf und vierundzwanzig Meter, über einen Wall vulkanischen Gesteins, landet schäumend in dem Pool, den er selbst geschaffen hat und trägt ganz dezent mit seiner eigenen Symphonie zu einer zauberhaften, wunderschönen Regenwaldkulisse bei, in der die Natur mit all ihrer Harmonie, Facetten, Farben und Geheimnissen so meisterhaft gezaubert hat. Und wenn märchenhaft und Zauberwald die richtigen Ausdrücke sind, hier treffen sie zu …

Die Schönheit des Crater Lakes, dessen Gewässer in einem nahezu irrealen Blau leuchtet, hat Menschen seit Generationen fasziniert und in ihren Bann gezogen. Sechshundert Meter überragt es der Felsengürtel des Kraters mit seinen dunklen Nadelwäldern, und auf dem Rand des Kraters verläuft eine Autostraße, die von Mitte Juni bis Mitte Oktober befahrbar ist und atemberaubende Aussichten auf das Gewässer und die kleine vulkanische Insel Wizard Island garantiert. Als der ebenfalls im Kaskadengebirge liegende, vor einer halben Million Jahre entstandene Vulkan Mount Mazama vor etwa 7.700 Jahren explodierte und sich auslöschte, war das die schwerste Eruption, die Nordamerika in Hunderten von Jahrtausenden erlebt hat. Zurück blieb ein Krater von neun Kilometern Durchmesser, in dem sich Amerikas tiefster See bildete. 592 Meter sind es bis zum Grund, auf dem heiße Quellen aktiv sind. Spätere Eruptionen türmten nur Wizzard Island hoch genug auf, um heute in dem durch Regen, Quellen und Schnee gespeisten Crater Lake als Insel im westlichen Bereich die Blicke auf sich ziehen zu können. Wanderer mit guter Kondition können über den Cleetwood Trail das Seeufer erreichen, an einer geführten Bootstour teilnehmen und den Gipfel von Wizard Island besteigen. Entdeckt wurde der See 1853 durch Goldsucher und am 22.Mai 1902 zum Nationalpark erklärt, in dem es heute auch 140 Meilen Wanderwege, Lodges und Campingplätze gibt. Die äußeren Hänge der Berge werden inzwischen von Wäldern und Canyons bedeckt, und für acht bis neun Monate überzieht Schnee diese Landschaft. Wildblumen blühen spät und kurz, weil der harte Bimssteinboden ein karger ist, und neben kleinerem Getier sind auf diesem Abschnitt des weiten Plateaus der Cascade Range, die sich von Kanadas Mount Garibaldi bis zum Lassen Peak in Nordkalifornien hinzieht, auch Hirsche, Schwarzbären oder Stachelschweine unterwegs. Um ihnen hier im Park zu begegnen braucht man allerdings sehr viel Glück. Völlig ungeniert zeigen sich dagegen die beiden höchsten Berge im Rim, der Mount Scott (2.721 Meter) und Hillman Peak (2.485 Meter). Auch die Vulkanasche der nördlich gelegenen Pumise Desert, fünfzig Zentimeter tief, ist noch ein Produkt der Eruption, doch die eigentliche Attraktion ist das Blaue Juwel. Und von diesem sind wir nach unserem Frühstück am Diamant Lake und der Zahlung der Zehn-Dollar-Tagesgebühr am Nordeingang des Crater Lake National Parks nur noch wenige Kilometer entfernt.

Der Übergang in das 74.000 Hektar große Schutzgebiet ist ziemlich fließend, denn das, was es begrenzt heißt im Norden Umpqua Forest und Mount Thielsen Wilderness; im Westen Rogue River Forest, während der Osten und Süden vom Winema National Forest umschlungen wird, der am äußersten Südwestzipfel auch die Sky Lakes Wilderness noch zu dulden hat. Auf halbem Wege der etwa 15 Kilometer langen Zufahrt schneidet die Straße auch die Pumise Desert, ein kahles staubiges Gebiet, in der die Asche-Lawine des Kraterausbruches das einstige Tal dreißig Meter unter sich begrub. Wasser ist in der Tiefe zwar vorhanden, aber der nährstoffarme Boden gibt Pflanzen selbst nach über 7.000 Jahren kaum Chancen. Und es wird noch sehr lange dauern, bis die wenigen halbhohen Pinien, die wie vergessen in der kahlen Gegend ausharren, diesen trostlosen Bereich in einen Wald verwandelt haben werden. Kurz später künden die Berge Red Cone und Grouse Hill, die die Zufahrtsstraße flankieren, den Rim Drive mit dem, den Kraterrand überragendem Llao Rock (2.423 Meter) und dem Merriam Point bereits an, der einen ersten Blick auf den azurblauen See gewährt. Für die Rundfahrt auf dem 33 Meilen langen „Rim Drive“, der hier und dort auch eine größere Schleife ziehen muss, um Bergzügen auszuweichen, nehmen wir uns sehr viel Zeit, um keinen der Aussichtspunkte auszulassen und den See, seine Klippen und Berge, Hänge, Wasserfälle und den Blick auf ein unendlich weit erscheinendes Land zu genießen. Und nach vielen Stunden, am Ende der Rundfahrt, mussten auch wir so strapazierten Worten wie majestätisch, betörend, faszinierend oder überwältigend beipflichten.


Oregons blaues Wunder, der Crater Lake ist 593 Meter tief

Und das galt nicht nur für den See und seine Umgebung, sondern auch für die Straßenführung, die am Cloudcap Overlook aus 545 Meter über dem Crater Lake keine Wünsche offen lässt, das „Phantom Ship“ am Südostufer näher präsentiert, wo die Erosion einem etwa 16 Etagen hohen Fels die Konturen eines Piratenschiffes verlieh, das von Bäumen eingerahmt wird, auf dem Weg zum Rim Village die Vidae Fälle ins Bild rückt, die kaskadenartig dreißig Meter über Klippen hüpfen oder am Watchman Overlook am Westrim das beste Foto vom Wizzard Island garantiert. Und wenn ein so schöner Tag auch noch auf einem gepflegten Campingplatz unter uralten Zedern mit zarten T-Bone-Stakes und Lagerfeuer ausklingt, dann sind keine Wünsche unerfüllt geblieben. Natürlich gäbe es hier noch mehr „Natur“, so die Scenic Byways „Volcanic Legacy“, der nach Kalifornien zieht, den „Cascade Lakes“, der auf seinen 66 Meilen vierzehn Bergseen berührt oder, mit der „242“ als Zentrum, die vielen Möglichkeiten, die sich zwischen den National Forests „Willamette“, in dessen Three Sisters Wilderness sich die Proxy-Fälle mit einem Sechzigmeter-Sprung zeigen, und dem „Deschutes“ bieten. Und dann wäre da noch das „Outback“ mit dem Columbia Plateau, der Alvord Desert und dem Harney Basin, in der sich das Hart Mountain National Antelope Refuge befindet. Aber alles geht eben nicht, man muss Kompromisse machen.

Der Morgen auf dem Big Pines RV Park in Crescent ist neblig-diesig als wir dort, gut ausgeschlafen, die „97“ wieder unter die Räder nehmen und gespannt darauf sind, was der neue Tag mit den Zielen Oregon City und Hells Canyon bereithält. Aber nicht nur diese sollten sich als lohnend erweisen, sondern die gesamt Fahrt durch Zentral- und Ostoregon war ein Volltreffer, mit Vulkanlandschaften in sanften oder schroffen Formen, rostroten Felsen, Salbeisträuchern in grau bis gelb, Wachholder in dunkelgrün, gelben Prärien mit trockenem, hartem Gras und schwarzen Rindern, eingerahmt von sehr viel Sonne und einer Landschaft, der nur mit künstlicher Bewässerung sattes Grün abzuringen ist. Und schon südlich von Bend lädt das Newberry National Volcanic Monument ein, sich einen Eindruck von den „Lavalands“ im zentralen Oregon zu verschaffen, wo auf mehr als zwanzigtausend Hektar Lavaflüsse, Kraterseen, Lavagesteinslandschaften und spektakuläre geologische Charakteristiken zu finden sind, und der Tourist auf seiner Fahrt auch durch die siebzehn Quadratmeilen große Caldera eines Schild-Vulkans geführt wird, der für sich fünfhundert Quadratmeilen beanspruchte und damals mit reichlich 3.000 Metern Höhe das Zentrale Oregon-Bassin beherrschte. Nach seinen Ausbrüchen über die Jahrhunderte und den letztendlichen Kollaps blieben dem Paulina Peak als höchste Erhebung im 21 Meilen langen Rim des Newberry Craters nur noch 2.434 Meter übrig. Von den beiden Seen zeigt sich der „Paulina“ mit 615 Hektar als der größte, und der Paulina Peak auch als weite Aussicht auf die Oregon Cascades und die High Desert im Südosten. Nach diesem Abstecher geht es für uns zu Redmond auf die „26“ und dort ostwärts in den „Wilden Westen“ Oregons, auf dessen trockenen Hügeln Schafe und Rinder zu Hause sind.


Unterwegs begleitet uns heißes, karges Cowboyland

Es ist auch eine Region mit roter Erde, Kegelbergen und Hügeln, kahl, kantig oder von gelbem Gras überzogen, schroffen Felsformationen und Lavagestein. Kontraste setzen in der ausgedörrten Landschaft, in der Salbeisträucher, große und kleine Kakteen zum Alltag gehören, deren harte, spitze Stachel mehrere Zentimeter messen, kleine Wäldchen, einzelne Baumgruppen, Bäche, schmale Flüsse, Rinderherden und dunkelgrüne Bewässerungsstreifen. Redmond, das kaum mehr als 6.000 Einwohner zählt, verweist auch auf seinen Smith Rock State Park, dessen Canyonlandschaft viele Freunde hat, während nebenan kleine Orte wie Prineville, Mitchel und Dayville typisches Westernflair verkörpern und im Ochoco National Forest die braunen und bunten Berge und die Wilderness Gebiete begeistern. In Mitchel, das als „Gateway“ zu Oregons farbigen Badlands und Painted Hills gilt, erfreuen in der heißen Vulkanlandschaft besonders die Old West-Style-Gebäude Little Pine Café und die Wheeler Country Trading Company, die mit „Croseries, Sporting Goods, Hardware, Antiques & Needfull Things“ wirbt, und bei einem Holzschnitzer schauen wir zu, wie er „Burls“ gekonnt zu Möbelstücken verarbeitet. Sie brauchen aber viel Platz, sind teuer und Geschmacksache, doch hat der Mann auch einen Abfallhaufen, und in dem finden wir zwei kleinere Stücke, die mit ihren eleganten Formen und der Farbkombination Schoko-Kern, elfenbeinfarbiger Mantel äußerst dekorativ wirken, zumal der Mantel den Kern nur teilweise umschließt. Vielleicht hat der lustige Bursche uns mit seiner Antwort „Fünf Dollar“ auch bedauert, doch wir hätten auch zehn bezahlt.

Auf der Weiterfahrt bleibt die Landschaft ein weites, karges, heißes Cowboyland, das uns gefällt, mit Angusrindern auf meist gelbem Gras, Tafelbergen und solchen die Säulen, Kegeln, großen Maulwurfshügeln oder Terrassen gleichen. In den Mulden ringsum leuchtet gelbblühender Salbei, verstecken sich Kakteen, und die dunkelgrünen Streifen sind weit ausfahrbaren Armen der computergesteuerten Bewässerungsmaschinen zu danken. Der Osten Oregons hat aber auch Wälder und State Parks, und in kleinen Museen werden Themen wie Grant County, Rodeo, Cowboys, Goldrausch 1862, Sumpter Valley Railway und der Chinesischen Geschichte des Amerikanischen Westens im 19.Jahrhundert dokumentiert. Dayville, im John Day Valley am gleichnamigen Fluss gelegen, ist mit seinen knapp 150 Einwohnern ein richtiges Cowboydorf, mit Farmen, die sich neben der Rinderzucht hauptsächlich der Erzeugung des proteinreichen Alfalfa- und Timothy-Heus und solchem aus Orchard Gras widmen. Blickfang sind das Dayville Café und an dessen Ostseite ein Bretterfußweg, der entlang einer Mini-Straßenkulisse aus frühere Zeiten entlangzieht und vorgaukelt, dass man in Angel’s Hotel oder die lokale Bank eintreten, den Marshall und sein Shooters Jail besuchen, im Keystome Junction einkaufen, oder seine Kinder in der Lernin‘ School abholen kann. Und dort, wo man wirklich durch die Tür tritt, im „Dayville Merc“, einem mit viel Blumen dekoriertem Mehrzweckladen, war die Dame an der Kasse nicht nur ein lustiger Zeitgenosse, sondern auch ausgesprochen schlagfertig. Als ich mir beim Bezahlen den Spaß erlaubte, auf das ausgestellte Prachtstück „Westernsattel“ zu zeigen, an dem ein 3.000-Dollar-Preisschild hängt, und dazu bemerke: „Was nützt der denn ohne Pferd?“, kommt prompt die Antwort: „Let’s go around to the paddock, and there you have the choice between two grays and a black one; Quater Horses, with top pedigrees, Twentyfive Thousand each …“

Diese großartige Landschaft, eine durch semi-arides Klima geprägte Region mit trockenen, heißen Sommern und kalten Wintern im Nordosten Oregons und östlich der Kaskadenkette gelegen, hat auch noch etwas ganz Besonderes zu bieten: Das „John Day Fossil Beds National Monument“ mit seinen drei nicht zusammenhängenden Gebieten Sheep Rock, Clarno und Painted Hills. Und dazu lässt die Informationsbroschüre des National Park Servicses wissen, dass sich unter Ostoregons Bergen und Tälern eine der größten Fossilienansammlungen der Erde befindet, eine Welt, die Millionen Jahre Entwicklungs- und Erdgeschichte abdeckt und flussaufwärts durch immer jüngere geologische Schichten führt. Und es sind die große Zeitspanne, die Vollständigkeit der Schichten und der Reichtum an tierischen und pflanzlichen Fossilien, die dieses Gebiet für die Forschung so wertvoll machen. Und diese John Day Fossil Beds, die nach dem nahen Fluss benannt sind und sich über 20.000 Quadratmeilen ausbreiten, gaben bisher nicht nur außerordentlich gut erhaltene Fundstücke frei, sondern diese auch in großer Anzahl und in bemerkenswert vielen Variationen. Und all die Überbleibsel ihrer einstigen Umgebung, von uralter Erde, Flüssen, Tümpeln, Erdrutschen, Ascheregen, Misthaufen, Trampelfaden, Prärien und Wäldern helfen der Wissenschaft, die Zusammenhänge zu erkennen und Rätsel der Vergangenheit zu lösen. Die Forscher sind auch in unseren Tagen hier weiter bei der Arbeit und entschlüsseln auch evolutionäre Vorgänge, globale und lokale, klimatische Veränderungen, Massensterben oder neue Lebensformen, die bisher unbekannt waren und längst vergangene Ecosysteme erkennen lassen In der Museums-Galerie des Thomas Condon Paleontology Centers (mit Visitor Center an der Kreuzung „26/19“ (kurz vor Dayville in der Sheep Rock Unit gelegen) erklären acht dieser Rekonstruktionen dem Touristen die Zusammenhänge, die bis zu etwa 55 Millionen Jahre zurückreichen. 300 gefundene Pflanzenarten, 175 verschiedene Früchte und Nüsse und versteinerte Hölzer belegen, dass die Clarno Region vor 44 Millionen Jahren einem ähnlichen Dschungel wie dem heutigen in Panama entsprach. Und jenseits dieser großartigen Dokumentationen führen zahlreiche Wanderwege durch eine ebensolche Landschaft und lassen staunen. Auf der weiteren Fahrt begleiten uns weitere „Westernortschaften“ wie Mount Vernon, John Day, dessen benachbartes Canyon City während des Goldrausches 1862 die größte Stadt Oregons war, der kurze Picture Gorge, wo gewaltige Berge näher zusammenrücken, ehe ein breites Tal Rinderfarmern wieder mehr Platz bietet. Hinter Prairie City hält der kurze, steile Dixie Pass (1.609m), über den die „7“ als „Through Time Scenic Byway“ führt, nicht nur einen schönen Rundblick bereit, sondern dort erinnert auch ein überdimensionaler Planwagen daran, dass man sich unweigerlich dem Oregon Trail nähert. Aber Baker City und der berühmte Trail stehen für uns erst morgen an, weil in diesem „Karl May und Winnetou-Land“ ein Campground im hohen Ponderosa Kiefernwald am Phillips Lake lockt und wir vorher noch einen kurzen Umweg Richtung Sumpter auf der geteerten Granite Hill Road unternehmen möchten. Zu Sumpter wurde 1890 Oregons einzige Dampfeisenbahn etabliert, die, weil Holz und Goldminen in jenen Tagen ein erhebliches Potential besaßen, als „Sumpter Valley Railway“ florierte und von 1910 bis 1947 auch Prairie City mit Baker City verband. Der Pfiff der renovierten Dampflock ist zwischen Mai und September auch in unserer Zeit wieder zu hören, wenn sie an Wochenenden und Feiertagen für 15 $ ihre Runde zwischen Sumpter und McEven zieht. Und in der Nähe erinnert auch noch ein überholter und unter Schutz gestellter Goldbagger, der Sumpter Dredge, an Pioniertage, der seine letzte Schaufel goldhaltiges Gestein 1954 hob. Als er damals in Rente ging stand seine Gesamtausbeute bei mehr als vier Millionen US-Dollar. Aus jener „Mining-Zeit“ blieben hier auch einige Geisterstädte, oder deren Reste, übrig, die mit Namen wie Whitney, Bourne, Granite, Bonanza, Greenhorn, Sparta, Auburn, Clarksville, Sumpter oder McEven über die „7“ und „86“ zu finden sind. Nicht alle verdankten ihre Entstehung dem Gold, doch als Henry Griffin am 23.Oktober 1861 südwestlich des heutigen Baker Ville in einem Bach das erste Gold fand, war der Boom ausgelöst, und im Frühjahr des folgenden Jahres Auburn die erste „Stadt“, die in der Wildnis entstand. Für andere waren die Eisenbahn oder das Holz die Grundlage, und wieder andere erreichten nur Zeltstatus, weil das Gold schnell zu Ende war.

Vom Union Creek Camping am Nordufer des Phillip-Sees (60 Plätze; 18 Dollar mit Strom pro Wohnmobil; Wasserski, schwimmen, wandern, fischen) sind die 15 Meilen bis Baker City bei blauem Himmel und Sonnenschein schnell erledigt. Die Stadt, die langsam wuchs, 1866 ein Post Office erhielt und in ihrem Tal von den Wallowa Mountains im Osten und, gegenüber, durch die „Elkhorns“ geschützt wird, liegt am berühmten Oregon Trail. Durch ihre Downtown zieht der Powder River dem „Snake“ entgegen, und auf beiden Seiten greifen große Forstbereiche nach ihr. Dennoch bleibt für die weniger als zehntausend Einwohner genügend Platz, wie auch für die im Schachbrettmuster großzügig angelegten Straßen, in deren Mittelpunkt die First Street steht. Kirche, Kathedrale und der historische Teil, in dem die City Hall zu den schönsten Gebäuden zählt, finden sich damit automatisch. Sieben Jahre vor der letzten Jahrhundertwende sorgte hier ein Achtzehn-Millionen-Dollar-Renovierungsprogramm dafür, dass der heutige Besucher wieder vom gleichen Design empfangen wird wie diejenigen, die hundert Jahre früher durch diese Straßen gingen. Lange sah es jedoch nicht danach aus, denn als man 1977 feststellte, dass die Goldrauschzeit noch 110 Gebäude überlebt hatten, war bei vielen die schöne Fassade in den 1950er Jahren längst unter grauem Einheitsputz verschwunden, dem man anschließend wieder zu Leibe rückte.

Auf unserem Stadtbummel, den wir kurz vor Acht Uhr starten, werden wir davon überrascht, dass um diese Zeit maximal der Bäcker oder ein „Coffeehouse“ die Türen schon geöffnet haben, und bei den Passanten ist es ähnlich. Man könnte sie auch per Handschlag begrüßen und würde dennoch kaum Zeit verlieren. Aber die, die wir treffen, sind unwahrscheinlich freundlich, und einer von ihnen klärt uns auch auf: „Vor 9 Uhr 30 geht nichts“. Also marschieren wir weiter, gehen frühstücken, stocken danach im „Saveaway“ für 75 Dollar unsere Vorräte auf und schauen anschließend hier und dort noch rein. Danach geht die Reise auf der „86 Ost“, dem „Hells Canyon National Scenic Byway“ weiter, dessen erste Meilen uns hinauf zum „National Historic Oregon Trail Interpretive Center“ bringen, das mit großartigen Darstellungen aufwartet; innen auch mit lebensgroßen Gespannen, außen mit mehreren Planwagen und einem sich heraufschlängelndem schmalen Asphaltstreifen. Mit diesem sollte das Stück des Oregon-Trails sichtbar gemacht werden, das hier über diesen Berg zog. Und „hier“ heißt: Wo der historische Weg auf das herrliche Baker Valley traf, und die frühen Emigranten über die Südseite des Flagstaff Hills nach oben zogen und die Blue Mountains im Westen sahen. Und das war dort, wo ein einzelner, großer und starker Nadelbaum stand. Mächtig und majestätisch behauptete er über der Talsenke seinen Platz und diente, wie ein einsamer Wächter, Indianern, Trappern, Missionaren und Oregon-Emigranten über Jahrzehnte als Wegweiser. Und dieser Ort, der hier in der Powder River-Region als „Lone Tree“ bekannt war, wurde von vielen der frühen Travellers auf ihrer langen Reise auch für eine kurze Erholung genutzt. Als sich Amerika in den 1800er Jahren von der östlichen Hälfte Richtung Westküste ausbreitete, war der Oregon Trail für etwa acht Jahrzehnte der natürliche Korridor, der über rund 3.500 Kilometer vom Missourie River Richtung Rocky Mountains westwärts zum Willamette Flusstal führte, das sich bei Oregon City, am Rande Portlands im Bundesstaat Oregon nach Süden ausbreitet und über den fast 400.000 Menschen zogen. Im südlichen Idaho bog ein Pfad nach Kalifornien ab, und der Mormon Trail verband von Counvils Bluff nach Salt Lake City. Entstanden ist der heute historische Weg aus zahlreichen, nicht mit einander verbundenen Indianerpfaden, die der Pelzhandel ausdehnte. In den 1830er Jahren folgten Missionare der schwachen Spur entlang des Platte- und Snake Rivers, und ein Jahrzehnt später, als westlich des Mississippis nur drei amerikanische Staaten existierten, sorgten politische Ereignisse, der Zusammenbruch des internationalen Pelzhandels und die Wirtschaftskrise für die große Wanderung nach Westen. Und der gleichen Route, die als „Oregon Road“ in die Geschichte einging, folgten bald auch die Priester, um die Indianer zu christianisieren, und diese Migration veränderte alles. Zunächst verwischte sie die Grenze zur Wildnis, und innerhalb weniger Jahrzehnte veränderte sie auch das Leben der Indianer. Auch die Grenze der Nation wurde von der Kontinentalen Wasserscheide bis an den Pazifik verschoben und das Leben von Millionen von Büffeln ausgelöscht. Schließlich einigten sich die USA und England, die das „Oregon Country“ bisher gemeinsam genutzt hatten, auf eine Grenze entlang des 49. Breitengrades. Danach bewältigte die Transkontinentale Eisenbahn die riesigen Distanzen und setzte neue Maßstäbe.

Der Weg bis dahin, und an den Willamette Fluss, der seinen südlichen Weg etwa einhundert Kilometer parallel zum Pazifik sucht, war jedoch weit, schwierig, kaum vorhanden und führte durch Gelände, bei dem jeder einzelne Abschnitt seine eigenen Probleme in den Weg legte. Am Anfang waren die „High Plains“ zu bewältigen, wo es galt, sich der Routine anzupassen, ihre Wagen in Ordnung zu halten, auf Wasser und Gras für das Vieh zu achten und miteinander auszukommen, das Camp täglich auf- und abzubauen und fairen Regeln zu folgen, die jeder einzuhalten hatte. Und als „tägliche Routine“ wurde folgendes überliefert: Der Weckruf der Nachtwache ertönte Vier Uhr morgens; eine Stunde später wurden die nachts weidenden Rinder zusammengetrieben, und ab 5 Uhr 30 stand das Frühstück bereit. Nach dem Sieben Uhr-Trompetensignal machten sich dreißig Minuten später mit Schaufeln und Hacken ausgestattete Reiter auf den Weg, um Fahrbahnprobleme zu beheben, während die Frauen das Nachtlager abbauten und die restlichen Männer die Wagen beluden und ihre Teams für den umgehenden Start fertigmachten. Nach einer kurzen Mittagspause für Mensch und Tier waren die Pioniere zwischen 13 und 17 Uhr wieder unterwegs, um täglichen 25 bis 30 Kilometer zu schaffen. War abends ein Übernachtungsplatz mit Gras und Wasser gefunden, wurde ausgespannt, die Wagen in Halbkreisen aufgestellt und um 18 Uhr ausgeladen, was gebraucht wurde. Danach wurden die Wachen für vor und nach Mitternacht eingeteilt, zu Abend gegessen und ab 20 Uhr geschlafen. Sechs Reisetagen folgte ein Ruhetag, denn die Siedler wussten von erfahrenen Stimmen, dass einige der schwierigsten Wegstrecken erst gegen Ende der langen Reise anstehen, wenn die Berge noch vor dem Winter überquert werden müssen. Der Start, der auch im Platte River-Tal (Nebraska) noch durch einfaches Gelände führte, musste unbedingt im Frühjahr erfolgen, um unterwegs auf genügend Gras und sauberes Wasser zu treffen, denn bei späterem Aufbruch war das nicht immer der Fall und der Auslöser dafür, dass unterwegs mehr Menschen an Cholera starben – ihre Ursache war damals noch unbekannt – als aus jedem anderen Grund.


Das Oregon Trail Memorial erinnert an den schweren Weg nach Westen

Ein erstes Aufatmen gab es dort, wo der Chimney Rock und Scotts Bluff (Mitchell Pass) die Landschaft markierten und gleichzeitig verkündeten, dass das erste Drittel des Weges geschafft war. Andererseits stellte sich auch die Frage, ob die finanziellen Mittel ausreichen würden, oder ob Brücken-, Fährenzölle und bisherige Käufe in den Handelsposten bereits zu viel aufgebraucht hatten? Wie auch immer die Antwort war, der Treck musste weiter vorwärts, denn erst in einer Woche würde man Fort Alarmier erreichen, das sich vom einfachen Handelsposten mit den Indianern schnell zu einem Militärposten und großen Depot für die Emigranten entwickelte. Hier konnten Vorräte aufgebessert, Räder repariert oder auch Wagen verkleinert werden, um die steilen Anstiege zur kontinentalen Wasserscheide leichter zu bewältigen. Zu bedenken war auch die trockenere Luft, die das Holz der Räder schrumpfte und die Eisenbereifung davonrollen ließ. Je weiter die Reise Richtung Westen ging, desto seltener wurden auch die Büffelherden, durch die die Siedler ihr Frischfleisch aufstockten. Auch vieles, was man aus der Heimat mitgebracht hatte, wurde nun unterwegs abgeladen weil Überleben immer wichtiger wurde. Die sich zwischen Fort Laramie (Meile 650) und Fort Bridger (Meile 1.026), in der Südwestecke des heutigen Wyoming gelegen, mit dem „Oregon“ vereinigten Mormon- und California Trails trennten sich nun wieder. Während der „Mormon“ schon zu Fort Bridger, einem Versorgungspunkt für die Siedler, nach Südwesten und Utah zog, bog der „California“ erst nach dem Fort Hall der Hudson’s Bay Company vom Oregon Trail ab, der am Ende der gemeinsamen Strecke nordwestwärts zum Snake River-Tal zog. In Wyoming gab es westlich des South Passes mit den „Lander“ und „Sublette“ Cutoffs auch zwei Abkürzungen, aber sie waren sehr gefährlich. So zog ersterer fünfzig Meilen durch unfruchtbares Land ohne Wasser und so gut wie graslos. Es war eine strapaziöse Route, doch die, die es wagten und überlebten, hatten 85 Meilen und eine ganze Woche gespart, wenn sie in der heutigen Blackfoot Fort Hall Indian Reservation, südwestlich des Yellowstone National Parks zwischen Idaho Falls und Pocatello, wieder auf die Hauptroute trafen. Die frühen Emigranten trafen auch auf größtenteils freundlich gestimmte Indianer, doch als sich die Wagenkolonnen nach 1860 vielfach multiplizierten, wurde diese Freundschaft erheblich belastet. Die Weisen auf beiden Seiten gingen dieser Konfrontation aus dem Wege und überlebten in der Regel, und statt zu kämpfen halfen diese Indianer den Weißen mit zusätzlichen Wagen-Teams, Lebensmitteln, medizinischer Hilfe oder als Führer im schweren Gelände und bei Flussdurchquerungen. Aber die Siedler brachten ihnen auch Krankheiten und schossen ihr Wild.

Das letzte Drittel des Weges war nicht nur das schwierigste, sondern der vor der Tür stehende Winter verlangte von den Erschöpften auch noch Tempo, weil er täglich die Pässe schließen oder müden Gruppen zwischen den Blue Mountains im Osten Oregons und den westlichen Cascade Mountains jeden Weg abschneiden konnte. Und in den frühen Jahren dieser Siedlergeschichte, als die 1846 eröffnete Mautstraße „Barlow Road“ über die Cascade-Bergzüge noch nicht existierte, blieb den Emigranten östlich der Blue Mountains – zu Baker City – auch nur der Weg zum Columbia River, wo sie ihre Reise von The Dallas mit einem Floß fortsetzen konnten, oder Boote bauen und die Wagen stehen lassen mussten. Riskant war beides, denn Stromschnellen und gefährliche Strudel forderten so manches Leben dieser Frauen und Männer, obwohl ihr Ziel schon so greifbar nahe war. Im Willamette Tal, südlich des Columbias, angekommen etablierten die Emigranten Farmen und kleine Ansiedlungen. Nördlich des großen Flusses ließen sich damals nur wenige der Emigranten nieder, doch als sich die USA und Großbritannien auf eine Internationale Grenze einigten und die Hudson’s Bay Company ihr Fort Vancouver nach Vancouver Island verlegte, siedelten sie auch im heutigen Washington Amerikaner. 1850 notierte die Volkszählung, dass im Oregon 12.093 Einwohner lebten, die zehn Jahre später, als der Staat ein Jahr alt war, auf 52.495 angewachsen waren. Winzige Ansiedlungen wuchsen zu kleinen Städten heran, und primitive Unterkünfte wichen soliden Log-Cabins. Langsam zog auch wieder die Zivilisation ein, die die Geschundenen auf den etwa 3.700 Kilometern Ungewissheit von Missourie über Oregon City durch die heutigen Bundesstaaten Nebraska, Wyoming und Idaho in das Willamette Flusstal im Oregon führten, oder, wenn sie schon vorher nach Kalifornien oder Salt Lake City, Utah abbogen, hatten hinter sich lassen müssen.

Als erster Siedler, der das Risiko einging und 1840 den kompletten Trip mit seiner Familie schaffte, gilt Joel Walker. In großem Umfang startete die Migration 1843, als eine „Wagon-Train“ mit mehr als 800 Leuten, 120 Planwagen und 5.000 Rindern die fünfmonatige Tortour antrat. 1847 flüchteten Mormonen vor der Verfolgung nach Salt Lake City, und 1848 riefen die Goldfunde zu Kalifornien Tausende von Glücksrittern auf den beschwerlichen Pfad, während in den folgenden dreißig Jahren Militär- und Handelsposten dafür sorgten, dass vom Oregon Trail viele Seitenwege abzweigten. Als die Central Pacific Railroad 1869 Kalifornien mit dem Kontinent verband, die Oregon Shortline 1884 die Lücke zwischen Portland/Oregon zur Union Pacific Railroad in Wyoming schloss und Wagenkolonnen modernem Transport weichen mussten, nutzten Viehtriebe den Oregon Trail Richtung Osten, bis er im 20. Jahrhundert zur Geschichte und Ikone wurde. 1906 startete Ezra Meeker, ein Pionier von 1852, auf dem alten Trail verschiedene Aktivitäten und ermunterte die Ortschaften in der Nähe, Markierungen zu etablieren, um die „Oregon Road“ der Nachwelt zu erhalten. 1978 verlieh der Kongress dem Trail den Titel „National Historisch“. Über die Jahrzehnte verlor die alte Wagon-Straße durch neue Ortschaften, landwirtschaftliche Entwicklungen und Straßen viele Abschnitte, doch sind heute noch immer über 300 Meilen dieser leidvollen Spuren erhalten, um die sich verschiedene Institutionen, Städte und Privatpersonen kümmern, sodass auch der Reisende im 21. Jahrhundert seinen Fuß auf die staubige Erde setzen kann, die einst jene Siedler aufwirbelten.

Der Hells Canyon National Scenic Byway ist eigentlich ein Rundkurs, dessen südliche Hälfte als Highway 86 von Baker City über Richland zum Hells Canyon führt und zur „71“ in Idaho verbindet, während die schmale „39“ den Nordbogen startet, den die „82“ zu La Grande wieder dem Highway System übergibt, wo sich der Tourist neu entscheiden kann. Diese „39“ stand auch auf meinem Fahrplan, denn sie sollte uns zu einem großartigen Aussichtpunkt an den westlichen Rand des Canyons bringen. Dieser Gedankengang war jedoch schon nach zwei Meilen Makulatur, weil ein Flutschaden die Weiterfahrt blockierte. Also zurück zur „86“, und nach 220 Kilometern Panoramastraße richten wir uns im Copperfield Park für einen zeitigen Feierabend gemütlich ein, nachdem wir unmittelbar vorher die Brücke über den Snake River überquert hatten. Dieser Fluss, den der Oxbow Damm in unmittelbarer Nähe aufstaut, zieht hier die Grenze zwischen Oregon und Idaho und trennt zwei Zeitzonen, indem er die Pacific Time beendet und die Mountain Time startet. Der Campground ist sehr sauber, gut ausgestattet und verfügt über ordentliche und heiße Duschen. Nur das Feuerholz fehlt, doch das gibt’s „drei Meilen zurück im Store“, und von dort bringe ich neben vierzehn supertrockenen Zedernstücken auch noch einen ordentlichen „roten Californier“ mit, denn für ihn, die T-Bone-Stakes und den warmen Sommerabend mit zirpenden Grillen haben wir heute richtig viel Zeit. Die nimmt sich später auch noch eine Hirschkuh, als sie mit ihrem Kalb ohne Hast und Scheu ganz gemütlich über den Platz stiefelt und auf der anderen Seite wieder so lautlos verschwindet, wie sie gekommen war.

Blauer Himmel auch am nächsten Morgen, und die „eine Stunde“ nimmt uns die Mountain-Time auch noch nicht weg, denn der „Hells Canyon National Scenic Byway“ (454) bleibt auf der Ostseite des Snake Rivers im Pacific-Zeitbereich. Und hier am Südeingang bei Oxbow beginnt, was bis zum Hells Canyon Damm auch als „Devils Trail“ bekannt ist. Uns haben diese 22 Meilen, die im Canyon der östlichen Felswand ihre Meter abringen, imponiert, denn sie kurven auf schmaler Straße hoch und runter und winden sich rechts vom Snake River um kantige Klippen, bis sie ihren letzten Meter an der Staumauer absolviert haben. Es war eine Panoramafahrt mit dem Prädikat großartig! Natürlich hat dieser Canyon nicht die Weite oder Farbenvielfalt wie der berühmte Grand Canyon in Arizona, aber der Snake River hat über viele Millionen Jahre mit 2.432 Metern immerhin Nordamerikas tiefsten River- Canyon in Basalt und Granit gegraben, und diese etwa 100 Kilometer, von denen rund fünfunddreißig über den Südeingang befahrbar sind, sind unwegsame Canyonlandschaft, ursprünglich, wild, schön und nicht überlaufen. Uns hat diese Schlucht sehr gut gefallen, auch wenn sich Dickhornschafe und Bergziegen gut zu verstecken wussten und wir neben dem Grand Canyon auch die Canyon Lands in Colorado, Namibias Fish River Canyon oder die Schluchten im australischen Outback kennen. Auf der Rückfahrt gewährt dieser Canyon nochmals ganz neue Blicke, doch dann entführt uns die Riverside Road Richtung Brownlee Damm und die „71“ nach Cambridge, und damit in den Bundesstaat Idaho, wo die Mountain Time Zeitzone gilt und wir die vorher gewonnene Stunde wieder „abliefern“ müssen.


Der Snake River im Hells Canyon, Oregon

Die Fahrt geht auch hier wieder durch trockenes, hügeliges Land mit kargen Bergen, Nadelbaumgruppen, Salbeisträuchern und gelbem, hartem Gras. Üppiges Grün erscheint nur an den Bachufern oder in den breiten, künstlich bewässerten Tälern. Die Farmhäuser verstecken sich unter großen Bäumen, während schwarze oder kastanienbraune Rinderherden bewegliche Tupfer setzen. Das Grün ist hier fast ausschließlich Alfalfa, ganz selten Rotklee, und die in langen Doppelreihen gestapelten „Strohballen“ halten statt Getreidestroh harte, helle, holzige Halme zusammen. Im kleinen Westernort Cambridge, auf etwa 800 m Höhe mit 360 Einwohnern angesiedelt und von Farmen, Ranches und Holz lebend, müssen wir tanken und nutzen die Gelegenheit für einen kurzen Ortsbummel. Es sind nur ein paar Hundert Meter, die der Ort für sich rechts und links an der aus dem Süden durchziehenden „95“ für sich beansprucht. Die Berge, die das Tal hier säumen, schauen aus etwa 2.500 Meter auf die im Western-Stil aneinandergereihten roten, blauen, weißen und braunen Gebäude, die fast obligatorisch auch den hölzernen Fußweg vor ihnen mit einem „Verandadach“ schützen. New Meadows und Riggins sind auf der Weiterfahrt durch den Payette National Forest ähnliche Dörfer und letzteres, am Rande des Nez Perce National Forests, auch unser Ausgangspunkt, um den Havens Gate Outlook in den „Seven Devil Mountains“ anzusteuern, der den Blick von Idaho aus auf die Hells Gate Wilderness erlaubt. Den Abzweig dieser schmalen Forststraße, die sich „517“ nennt, muss man erfragen. Danach rollt das Fahrzeug nach fünf der achtzehn Meilen auf Schotter, der im „Nez Perce National Forest“ immer schlechter und steiler wird. Und als sich die letzten zwei Meilen nach oben in die Einsamkeit ankündigen lässt das, was wir hier sehen, nur noch einen Gedanken zu: „Probieren oder gleich zu Fuß“? Letzteres! Doch dann kam der Zufall zu Hilfe, ein Pick Up, dessen Fahrer meint, dass es mit unserer „Camperversion“ eigentlich gehen müsste. „Ausweichen kannst Du aber selten, und oben stand eben noch ein PKW“. Es ging, und auch das Auto fuhr erst nach unserer Ankunft vom Parkplatz weg, doch bestätigte sich zum wiederholten Male, dass ein Pickup-Lenker ganz anders urteilt. Das „Schwitzen“ auf diesen letzten Kilometern hat sich aber gelohnt, denn schon diese Anfahrt erlaubte so manchen großartigen Blick in die Tiefe. Vom Parkplatz aus sucht sich der winzige Pfad seinen Weg durch lichten Wald und buntgefärbte Sträucher, ehe ihn krumme, kleine Birken und zerzauste oder verbrannte Kiefern und Felsen ein paar Hundert Meter hinauf zum steinigen Plateau begleiten, wo nur noch die weiße Wetter- und Feuerwarn-Station vom höchsten Felsen auf uns herunter schaut, und der Blick hinüber zu den Zacken der Seven Devil Mountains – der High Devils Peak ist mit 2.863 Metern der Höchste unter seinen Brüdern – fast auf Augenhöhe erfolgt. Der Snake River ist von hier oben, auf der Idaho-Seite, nicht mehr zu sehen, er liegt zu tief, doch dafür zeigt sich die imponierende Westwand seines Canyons in voller Größe. Und der Rundblick auf die vier Staaten Idaho, Montana, Oregon und Washington ist ebenfalls kostenlos. So ganz unrichtig scheint die Werbung des Örtchens Riggins doch nicht zu sein wenn sie meint, „dass es hier ist, wo der Spaß beginnt“, während der selbst vergebene Titel „Whitewater Capital oft he World“ auch anderswo noch beansprucht wird.


Der Havens Gate Outlook in Idaho


Das White Bird Battle Field. Hier begann der Vernichtungskrieg gegen die Nez Percé Indianer

Dennoch, auch ohne diesen Titel hat der Salmon River, der die Jetboote in Idahos Wilderness mit Hirschen, Bergziegen, Dickhornschafen, Bären und Pumas lockt, schon ein erhebliches Freizeitpotential. Direkt an diesem Fluss liegt am Abend auch unser nächster Campingplatz in Lucille, und dieser Riverfront Gardens RV Park, der auch Blockhütten vermietet, ist mit 32 Standplätzen klein, verrät aber schon bei der Ankunft mit gepflegtem Rasen und viel Blumenschmuck eine äußerst „gepflegte Handschrift“. Und seine Sanitärräume erinnern eher an ein gepflegtes Bad mit Föhn, Seife, Shampoo, Duschgel und Badehandtücher. Doch so schön es hier ist, unser Ziel ist die Straße, und die haben wir am nächsten Morgen kurz nach Sechs Uhr auch schon wieder unter den Rädern. Bis Grangeville ist das die „95“, während uns die „12“ durch Wald- und Gebirgslandschaft über den Lolo Pass nach Missoula in Montana bringen wird, wo auch unser Tagesziel, der „Flat Head Lake“ liegt.

Die hiesige Landschaft ist schön, das enge Tal von Braun und Grün gezeichnet, und seine Berge hinterlassen den Eindruck, als hätte sie eine überdimensionale Hand gefaltet und geglättet, ohne Ecken und Kanten. In den Mulden wächst hartes, langes Gras, das hier und dort von Strauchwerk und einigen Nadelbäumen verdrängt wird. Und die lange Brücke des neuen White Bird Grad Highways fügt sich elegant und schön in das Tal ein, ohne dass eingezwängte Miniörtchen Whitebird dabei zu stören. Danach folgt der weiterführende, nach zehnjähriger Bauzeit 1975 fertiggestellte Asphalt dem Talrand und ringt dem braunen, gefurchten Berghang ein paar Meter Breite ab, um, parallel eingepasst in den Bergsockel, den nächsten Kamm zu erklimmen. Viel früher, 1872, hatte bereits die Eisenbahn ähnliche Pläne verworfen, weil der durch Süd- und Ost Idaho ziehende Salmon River mit seinem Canyon in diesem Gebiet die umliegenden Berge eine Meile tief einschnitt. Erst seit 1921 klettert eine Straße, die 1938 ihren ersten Asphalt erhielt, als „Old Spiral Highway“ über den White Bird Hill, auf der anderen Talseite, mit doppelter Länge und zahlreichen Haarnadelkurven, die zusammen 37 Kreise ergaben. Lange Jahre hatte sie auch das Privileg, Idahos einziger Nord-Süd Highway zu sein. In der Moderne reist man bequem, und diese Landschaft ist so schön wie sie es schon immer war. Auch heute an diesem zeitigen Morgen, an dem die aufgehende Sonne auf die Berge, das Tal und die unendlichen Hügel im Osten goldgelbes, warmes Licht zaubert und Hänge und Hügel wie weiche Teppiche erscheinen lässt, auf denen herbstlich gefärbte Gräser, Sträucher und einzelne dunkelgrüne Tannen und Kiefern Nuancen setzen.

Dieses Land gehörte einst den Nez Percé-Indianern (auch als Nee Me Poo bekannt), die seit unzähligen Generationen zwischen den mächtigen Gebirgen, Flüssen, Schluchten und grasbewachsenen Ebenen des Hochplateaus ihre Heimat hatten, wo die heutigen Staaten Oregon, Idaho und Washington zusammentreffen. Und dieses Land hatte die US-Regierung fünf Jahre vor ihrem vertraglichen Wortbruch zu schützen gelobt. Danach kamen Goldfunde, Tausende strömten in die Reservation, errichteten Siedlungen wie die des heutigen Lewiston, und der Druck der Goldsucher veranlasste die Regierung, den betroffenen Häuptlingen einen Vertrag vorzulegen, nach dem sie 25.000 Quadratkilometer ihres Landes aufgeben und in ein Gebiet umziehen sollten, das nur noch einem Zehntel ihrer jetzigen Heimat entsprach. Chief Josef und andere Häuptlinge weigerten sich, doch gelang es durch Bestechung Unterschriften von Häuptlingen unter den Vertrag zu bekommen, von denen kein einziger das Recht hatte, für die gesamte Nez Percé Nation zu sprechen. Als Josef davon erfuhr soll er seine Bibel weggeworfen, zur Religion seines Volkes zurückgekehrt sein und gesagt haben, dass kein Mensch, der frei geboren wurde, damit zufrieden sein kann, eingepfercht zu leben ohne die Freiheit zu haben, zu gehen wohin er will. Genauso gut könnte man erwarten, dass die Flüsse rückwärts fließen. Dennoch ging die US-Regierung von der Gültigkeit des neuen Vertrages aus, und hier unter dem Berg, wo ein „Nez Persé Monument“ an der „95“ die Aufmerksamkeit auf das „White Bird Battle Field“ lenkt, begann am 17.6.1877 die absolute Feindschaft und der Krieg mit den US-Truppen. Auslöser waren zwei unverhoffte gefallene Schüsse auf Seiten der Kavallerie-Soldaten unter Captain David Perry, als eine Abordnung der Indianer zwischen den beiden Hügeln in der Talmitte mit der US Armee friedlich verhandeln wollte. Von den etwa 100 US-Soldaten fand ein Drittel den Tod, der Rest floh ungeordnet. Für die Nez Persé-Indianer endete dieser kleine Sieg in einer langen Reise, mit Verfolgung, Aufgabe und der Ergebung von Chief Joseph, ihrem Häuptling, denn am Ende, kurz vor der rettenden kanadischen Grenze, hatten sie keine Chance mehr. Die Nez Perce waren hier zu Hause, und es war nur ein kleiner Teil dessen, was sie seit Generationen als Heimat bewohnten; siebzehn Millionen Acker Homeland bevölkerten sie insgesamt, knapp sieben Millionen Hektar. Als Gold gefunden wurde, nahm ihnen der „Treaty von 1863“ 90 Prozent des Landes weg. Danach kam es zum Kampf und zur Vernichtung dieser Indianer, die sich mit den Pelzhändlern, von denen sie ihren Namen erhielten, angefreundet, der amerikanischen Armee geholfen und den Missionaren den Weg nicht versperrt, und die auch die von Lewis und Clark angeführte Expedition in den Bitterroot Mountains 1805 vor dem Verhungern gerettet hatten. Mit Blick über das Tal und das weite Hinterland kann man sich hier oben jenen Tag vorstellen. Dort, wo heute der kleine Ort existiert standen die Tipis der Nez Percé, von links kamen die Soldaten, und die Gruppe der Verhandlungsführer mit ihren weißen Fahnen standen zwischen den beiden Hügeln …

Auf 1.294 Meter Meereshöhe zieht der moderne Highway über den Pass nach Granville, wo wir kurz darauf bei Kooskia – dem Tor zu den Clearwater –, Bitterrood Forests und der Selway-Bitterroot Wilderness – der von Lewiston kommenden „12“ nach Missoula in Montana folgen, und die schöne Fahrt durch Wald und Fels fortzusetzen, auf der uns der Lochsa River ein ganzes Stück Gesellschaft leistet. In der 70.000-Einwohner-Stadt mit Universität, internationalem Flughafen, von Bergen umgeben und den Flüssen Clark Fork, Bitterroot und Blackfoot durchzogen, waren wir schon einmal zu Gast, sodass wir nicht dort, sondern am Lolo-Pass die Reise kurz unterbrechen, der den Bitterroot-Bergzug auf knappen 1.600 Metern überquert und den Highway dort nach Montana bringt. Und diese „12“, die sich auch „Lewis & Clark Trail“ nennt, entstand auch auf historischem Boden, denn Lewis und Clark kamen am 12.8.1805 über den Lemhi Pass in das damalige Homeland der Sacajawea Indianer (ein Zweig der Lemhi Shoshone), folgten in nördlicher Richtung der heutigen „93“ nach Lolo/Missoula, um dann dem neuzeitlichen Verlauf des Highway „12“ in Richtung Lewiston und weiter in den Bundesstaat Washington zu folgen. In Montana hatte die Expedition, die einen Wasserweg vom Osten zum Pazifik finden, Flora und Fauna dokumentieren und die Eingeborenen entlang des Weges treffen sollte, den Missouri benutzt, bevor sie bei Great Falls nach Süden zog und auf der Höhe vom heutigen Dillon, wo wenige Kilometer südlicher das Lewis and Clark Memorial zu finden ist, Richtung Westen den Lemhi Pass (2.247 Meter) überschritt, um danach wieder nordwärts durch die Bitterroott-Mountains zu marschieren Der Heimweg verlief in dieser Gegend allerdings getrennt. Lewis ging eine ähnliche Route Richtung Sidney zurück, Clark hielt sich ab „Dillon“ südlicher, und sein Weg berührte ungefähr die heutigen Orte Billings und Glendive. Eine kurze Begegnung mit jenen Männern gibt‘s am Highway auch schon dort, wo die „Cedar Grove Historic Site“ einlädt, an diesem alten Western Red Cedar-Bestand nicht achtlos vorbeizufahren. Geehrt wird an diesem Ort Bernhard De Voto, der hier sehr oft gecampt und die Journals von Lewis und Clark studiert haben soll, um sie fünfzig Jahre später zu veröffentlichen. Und hier erfasst das Auge wohl noch die gleichen Bilder, die auch jener vor mehr als 200 Jahren gesehen hat, denn Zedern wachsen sehr langsam und sind erst nach 400 bis 500 Jahren ausgereift. Und gewährt man ihnen den nötigen Schutz, dann können sie bis zu 3.000 Jahre überleben.


In engen Tälern finden sich viele winzige Farmen

Am Lolo Pass, der Grenze zwischen Idaho und Montana, ist das Visitor Center – auch eine Büste von Chief Josef gehört zur Ausstattung – ein Muss. Außerhalb finden sich am „Wetland Trail“ zwei Gedenksteine. Ersterer erinnert daran, dass genau hier, am 23.7.1877, 750 Nez Persé-Indianer mit mehr als 2.000 Pferden entlangzogen, um der US-Armee zu entkommen und damit ihre Heimat für immer hinter sich ließen. Sie folgten diesem Trail über die Bitterrot Mountains in der Hoffnung, weiter östlich bei befreundeten Stämmen Frieden zu finden. Dass es anders kam, bestätigten Chief Josefs letzte Worte in seiner Kapitulationsrede – tagelang belagert und umzingelnd, ihre Pferde verjagt, die wichtigsten Häuptlinge tot, und ihre Frauen und Kinder hungerten erbärmlich – am 5.10.1877 nahe der Kanadischen Grenze und des Baars Pam Mountain: „Ich werde nie mehr kämpfen“. Die rettende Grenze hatten sie nicht mehr überschreiten können. 1971 machte sich die Amerikanerin Hetty Dutra zu Pferd auf den Fluchtweg dieses Indianervolkes und ritt die etwa 1.300 Meilen des Nez Percé National Trails bis dorthin zu Ende, wo Chief Joseph aufgeben musste. Zwanzig Jahre später, 2014, wiederholte die inzwischen 71-jährige diese Tour erneut und war unterwegs, wie vorher auch, fast immer allein. Geld dafür hatte sie nicht, und deswegen bat sie im Internet um Spenden.

Ein weiterer Gedenkstein, nur ein paar Meter entfernt, ehrt den Professor und Schriftsteller Stephen E. Ambros, der mit seinem Bestseller „Undaunted Courage“ – die Lewis und Clarkstory – Millionen von Amerikanern für ihre Vergangenheit begeisterte, weil er sein Wissen durch die Kunst seines Schreibens weiterreichen konnte. Schließlich passt auch das 2003 eröffnete rustikale „Lolo Pass Visitor Center und Rest Area“ – der Ranger Station aus den 1930er Jahren nachempfunden – selbst zu dieser friedvollen Umgebung. Der sanfte, sehr gut ausgestattete Sechs-Millionen-Dollar-Bau aus dicken Holzbohlen ließ bei seiner Entstehung auch die Indianerstämme teilhaben, die den Jahrhunderte alten Pfad über die Bitterroot Mountains genutzt hatten, der durch das Besucherzentrum ebenfalls geehrt werden sollte. Lauscht man heute an dem populären Stopp am Wetland Trail in den Wald oder das Feuchtgebiet hinein, dann kann man sich das Getrappel jener zweitausend Pferde schon vorstellen, die unter schweigenden Indianern auf diesem Trail vorüberzogen und deren Habe trugen, als sie noch Hoffnung hatten. Im Visitor Center hängt auch eine passende Story, zu der vermerkt ist, dass Ella Clark, eine Nez Percé, diese Geschichte von dem Jungen und dem Bär erzählt hat:

“A boy of the People was lost in the Mountains when he met HAHATHS, the Grizzly Bear. The Grizzlys eyes were filled with hatred. He did not won’t to give his land to the People, but the boy was not afraid.” “I can only die. Death is part of life”, he said. Bear was surprised. “You have shown the bravery of Bear, the wisdom of Coyote, and the pride of Eagles. I will show you the secrets of your new home. Bear showed him streams full of fish and the homes of Beaver, Moos, Elk and Dear. He climbed the “backbone of the highest mountains” to show the boy the way to the other side where quas-peet-za (curled hairs) buffalo lived. He also showed him the huckleberry, chokecherry and serviceberry. Then he brought him home to his family. Go tell your People what you have learned about this great land and the trail that will take them across the mountains, Bear said. Then he disappeared, and the boy returned to his People”…


Die Bronze-Büste des Nez Persé Häuptlings Chief Joseph

100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 4

Подняться наверх