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Zwölf Menschen betrachten das 20. Jahrhundert

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Isaiah Berlin (Philosoph, Großbritannien): »Ich habe fast das ganze 20. Jahrhundert erlebt, ohne persönliche Not zu erleiden, wie ich hinzufügen muß. In meiner Erinnerung ist es nur das schrecklichste Jahrhundert in der Geschichte des Westens.«

Julio Caro Baroja (Anthropologe, Spanien): »Es besteht ein ganz offensichtlicher Widerspruch zwischen den eigenen Lebenserfahrungen – Kindheit, Jugend und Alter sind still und ohne große Abenteuer vorübergegangen – und den Fakten des 20. Jahrhunderts … den schrecklichen Ereignissen, die die Menschheit durchlebt hat.«

Primo Levi (Schriftsteller, Italien): »Nicht wir, die Überlebenden, sind die wirklichen Zeugen. Das ist eine unbequeme Einsicht, die mir langsam bewußt geworden ist, während ich die Erinnerungen anderer las und meine eigenen nach einem Abstand von Jahren wiedergelesen habe. Wir Überlebenden sind nicht nur eine verschwindend kleine, sondern auch eine anomale Minderheit: wir sind die, die aufgrund von Pflichtverletzung, aufgrund ihrer Geschicklichkeit oder ihres Glücks den tiefsten Punkt des Abgrunds nicht berührt haben. Wer ihn berührt, wer das Haupt der Medusa erblickt hat, konnte nicht mehr zurückkehren, um zu berichten, oder er ist stumm geworden.«

René Dumont (Agronom, Ökologe, Frankreich): »Ich sehe es nur als ein Jahrhundert der Massaker und Kriege.«

Rita Levi Motitalcini (Nobelpreisträgerin, Wissenschaft, Italien): »Trotz allem hat es in diesem Jahrhundert auch Revolutionen hin zum Besseren gegeben … den Aufstieg des vierten Standes und das Erscheinen von Frauen nach Jahrhunderten der Unterdrückung.«

William Golding (Nobelpreisträger, Schriftsteller, Großbritannien): »Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, daß dies das gewalttätigste Jahrhundert der Menschheitsgeschichte war.«

Ernst Gombrich (Kunsthistoriker, Großbritannien): »Das wesentliche Merkmal des 20. Jahrhunderts ist die schreckliche Vermehrung der Weltbevölkerung. Es ist eine Katastrophe, ein Desaster. Wir wissen nicht, was wir dagegen tun können.«

Yehudi Menuhin (Musiker, Großbritannien): »Wenn ich das 20. Jahrhundert zusammenfassen sollte, würde ich sagen, daß es die größten Hoffnungen hervorrief, die die Menschheit jemals gehegt hat, und alle Illusionen und Ideale zerstörte.«

Severo Ochoa (Nobelpreisträger, Wissenschaft, Spanien): »Die wichtigste Sache ist der wissenschaftliche Fortschritt, der wirklich außergewöhnlich war … Das ist es, was unser Jahrhundert kennzeichnet.«

Raymond Firth (Anthropologe, Großbritannien): »Technologisch betrachtet gehört die elektronische Technik für mich zu den bedeutendsten Entwicklungen des 20. Jahrhunderts; was Ideen anbelangt, der Wandel von einer relativ rationalen und wissenschaftlichen Sicht der Dinge zu einer nichtrationalen und weniger wissenschaftlichen.«

Leo Valiani (Historiker, Italien): »Unser Jahrhundert demonstriert, daß der Sieg der Ideale von Gerechtigkeit und Gleichheit immer nur kurzlebig ist, aber auch, daß wir immer wieder von neuem beginnen können, wenn es uns gelingt, die Freiheit zu erhalten … Es gibt keinen Grund zur Verzweiflung, selbst in den verzweifeltsten Situationen.«

Franco Venturi (Historiker, Italien): »Historiker können diese Frage nicht beantworten. Für mich ist das 20. Jahrhundert nur der immer neue Versuch, es zu verstehen.«

(Agosti und Borgese, 1992, S. 42, 210, 154, 76, 4, 8, 204, 2, 62, 80, 140, 160.)

Das Zeitalter der Extreme

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