Читать книгу Irgendwo Auf Dieser Welt - Erick Carballo - Страница 5

1. Kapitel

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Ein Dienstfahrzeug näherte sich. Zwei Polizeibeamte stiegen aus, um zu kontrollieren, ob sich auch keine Autos, Motorroller oder Fahrräder auf der Fußgängerzone bewegten. Im selben Moment kam ein Essenslieferant auf dem Fahrrad vorbei. Einer der beiden Polizisten stellte ihn zur Rede, während der andere weiter die Umgebung kontrollierte:

„He, junger Mann! Bleiben Sie bitte einen Moment stehen!“

„Selbstversändlich, Herr Beamter. Was gibt es denn?“, antwortete der Bote und brachte sein Fahrrad zum Stillstand.

„Wissen Sie denn nicht, dass es verboten ist auf dieser Straße zu fahren?“, fragte der Polizeibeamte und schaute ihn streng an.

„Nein. Das wusste ich nicht.“, gab der Junge überrascht zurück.

„Nun, dieses Gesetz trat im Oktober des letzen Jahres in Kraft“, sagte der Polizist, während er ein kleines Buch mit den Verkehrsverordnungen hervorholte. „Na, jetzt wissen Sie es ja. In Ordnung?“

„Natürlich.“, versicherte der Junge.

„Wenn Sie sich auf dieser Straße bewegen wollen, müssen Sie zu Fuß gehen oder aber Sie nehmen eine Ausweichstraße in der Nähe.“

„Ich werde mich daran halten.“ „Und vielen Dank für die Information.“, fügte er schnell hinzu und ging.

Der junge Essenslieferant führte seinen Weg fort und beachtete dabei die ihm zuvor auferlegte Verordnung, auch wenn dies für ihn bedeutete, dass er seine Bestellungen erst mit einigen Minuten Verspätung ausliefern konnte.

Zehn Minuten später...

Die Türsprechanlage klingelte durch. Nach wenigen Sekunden meldete sich die Stimme einer jungen Frau.

„Ja, wer ist da bitte?“

„Der Essensbote! Machen Sie mir auf? Ich bringe Ihre Bestellung.“

Daraufhin summte der Türöffner und eine automatische Stimme meldete: „Tür geöffnet. Bitte nach Eintritt schließen.“

Der Bote trat in das Gebäude und ging zum Aufzug. Während er wartete, schaute er sich um. Ein sanfter Duft von Rosen stieg ihm in die Nase. Er kam von einem Lufterfrischer der in der Ecke einer Wand angebracht war. Die Aufzugstür öffnete sich. Er trat ein und dachte an den Zwischenfall mit dem Verkehrspolizisten.

Endlich kam er im obersten Stock des Wohnhauses an, worauf sich die Aufzugstür öffnete und er hinaustrat. Er bahnte sich seinen Weg zu der Wohnung, wo er die Bestellung abliefern sollte. Er klingelte an der Tür und kurz darauf machte ein Mädchen auf. Sie war ungefär 20 Jahre alt, hatte sehr helle Haut und braune, glatte Haare.

Dem Jungen blieb der Mund offen stehen, als er sie sah.

„Du kommst zu spät.“ — beschwerte sich das Mädchen. Ich sehe es gar nicht ein dir die Bestellung zu zahlen. Solange wie du gebraucht hast, ist es sicherlich eh schon kalt.

Der Junge war hin- und weg von ihrem Anblick, vor allem aber von ihrer Stimme.

„He, aufwachen! Haaalloo! Ist da jemand?“ Sie schnippte mit den Fingern vor seinem Gesicht herum.

„Entschuldigung“, endlich fand er seine Sprache wieder. „Ja, ähm…hier hast du deine Bestellung.“, antwortete er und gab ihr eine Plastiktüte mit drei Behältnissen chinesischem Essens, während er sie weiter anstarrte.

„Danke, aber ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht zahle. Du bist fünf Minuten zu spät.“, sagte das Mädchen pampig.

„Du hast mich schon bezahlt.“, gab der Junge zurück und hielt seine Augen weiterhin auf sie gerichtet.

„Wie bitte?“, fragte sie stirnrunzelnd.

„Ach nichts, ich wollte nur sagen, dass es schon okay ist. Entschuldige bitte die Verspätung.“, stammelte er verlegen. Nie zuvor hatte er so ein hübsches Mädchen gesehen.

Er ging aus der Wohnung in Richtung Aufzug und drückte auf den Knopf. Nach einer Minuten, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, öffneten sich endlich die Türen. Er dachte darüber nach, was gerade passiert war und hing in seinen Gedanken immer noch dem wunderschönen Anblick des Mädchens nach.

Dann veließ er den Aufzug und lief zur Tür, um das Wohnhaus zu verlassen. Er erreichte sein Fahrrad, entfernte das Schloss und befestigte es am Gepäckträger. Schließlich steuerte er auch die anderen Wohnsitze an, um die restlichen Bestellungen abzuliefern – jedoch gleichermaßen, mit einigen Minuten Verspätung.

Fünfzehn Minuten danach...

Als er wieder an seiner Arbeitsstätte ankam, traf er gleich auf den Restaurantbesitzer. Er legte sich die Worte zurecht, um seinem Chef zu erklären, dass er alle Lieferungen verspätet zugestellt hatte.

„Herr Wong...“, brachte er schließlich kleinlaut hervor.

„Was gibt es, Felipe?“, fragte Herr Wong mit seinem unüberhörbaren chinesischen Akzent.

„Nun, es war so, dass ich die Bestellungen mit ein paar Minuten Verspätung zugestellt habe. Ja und dann haben die Kunden leider nicht zahlen wollen.“

„Was sagst du? Warum? Wie ist das passiert?“, fragte Herr Wong. Ärger machte sich in seiner Stimme breit.

„Es gab da einen kleinen Zwischenfall.“, Felipe druckste herum.

„Ein Zwischenfall?“, fragte sein Chef. Jetzt war er wirklich böse.

„Ja, Herr Wong. Ein Verkehrspolizist hat mich angehalten, weil ich über eine vielbeschäftigte Fußgängerzone gefahren bin.“

„Was hast du dir nur dabei gedacht, Bursche? Du bist ein Taugenichts, verantwortungslos bist du!“, schimpfte er wütend.

„Es tut mir leid, Herr Wong.“, entschuldigte Felipe sich und schaute zu Boden.

„Es tut dir leid? Es tut dir leid? Ja, mir tut es auch leid, denn die Summe die sie dir nicht gezahlt haben, die ziehe ich dir von deinem Gehalt ab. Das Geschäft wird nicht darunter leiden müssen, Bürschchen.“, sagte Herr Wong und zuckte mit der linken Augenbraue. „Sei mir dankbar dafür, dass ich dich nicht rausschmeiße. Dennoch werde ich dich erst einamal eine Woche von der Arbeit suspendieren.“

„Was? Eine ganze Woche?“ Felipe war verzweifelt.

„Du hast mich schon richtig verstanden.“

„Aber Herr Wong“, er stockte. „Was soll ich denn jetzt machen? Ich muss doch meine ganzen Schulden abbezahlen. Mein Vermieter ist kurz davor mich aus der Wohnung zu schmeißen, weil ich ihm noch die Miete von drei Monaten schulde.“

„Das ist nicht mein Problem.“, antwortete Herr Wong gleichgültig. „Verschwinde jetzt, du verschwendest nur meine Zeit.“

„Aber Herr...“

„Du sollst gehen, ich will nichts mehr hören!“ unterbrach er ihn forsch.

Herr Wong ging weg und schlug dabei wütend auf einen der Tische.

„Verdammt! Was mache ich jetzt nur?“, dachte Felipe.

Er ging nach Hause, spät nach neun Uhr am Abend. Das chinesische Restaurant fuhr mit seiner Arbeit fort, es gab schließlich noch andere Boten, die das Essen auslieferten.

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