Читать книгу Aus Aschaffenburgs und dessen Umgebung alten Tagen - Erik Schreiber, Friedrich Rolle, Leo Woerl - Страница 8
ОглавлениеDie Mainreise von Mainz bis Aschaffenburg.
Der Weg von Mainz nach Frankfurt beträgt 2 Poststationen, oder 4 Meilen. Zwei kleine Stunden von Mainz liegt Hochheim. Von der Höhe hat man eine herrliche Aussicht über den Main und nach Mainz hinab. Der Wein, der hier wächst, wird zu den Rheinweinen gezählt, und zwar zu den vorzüglichsten Arten derselben. Der Weinberge in der Gemarkung von Hochheim sind sehr viele, aber die Blume der hiesigen Weine wächst auf einem Hügel, hinter der ehemaligen Dechanei, auf einem Gelänge von ohngefähr 8 Morgen. Jeder Morgen trägt 4100 Stöcke, und jeden Stock schätzt man auf einen Dukaten. In guten Jahren trägt dieser Berg bis 12 Stückfässer Wein (das Stückfaß zu 7 ½ Ohm). Das Stück wird oft von der Kelter mit 1500 fl. und darüber bezahlt. Der genannte Berg ist ganz der Sonne zugekehrt und wird von der Stadt gegen die Nordwinde geschützt. Durch einen Bach, der um den Berg abfließt, wird der Boden in trockenen Jahren befeuchtet, und damit in nassen Jahren die Weinstöcke nicht ertrinken, so ist der ganze Berg mit hölzernen Röhren unterlegt, wodurch der schädliche Zufluß von Feuchtigkeiten abgeleitet wird. Zwischen Hochheim und Hattersheim liegt Weilbach, mit einem von Pappeln beschatteten Gesundbrunnen, dessen Wasser Schwefelwasserstoffgas, kohlensaures Gas, Kalkerde, Bittererde, Alkali und Schwefelharz enthält. An letzteren soll es stärker seyn, als die Schwefelquellen von Aachen und Nenndorf. Es bewährt sich besonders heilsam gegen Vergiftungen durch Blei, Kupfer und Arsenik, und Krankheiten, die vom Mißbrauche des Quecksilbers, von Magensäure, Verstopfungen der Eingeweide, Schwäche der Lungen herrühren. Jährlich werden ohngefähr 40,000 Krüge an diesem Faulborn gefüllt, ohne was die Umgegend braucht. Von Weilbach ist es eine Stunde bis Hattersheim, wo eine Post ist, und von da geht es, über das gewerbsame Höchst, nach Frankfurt. Die Gegend ist mannichfaltig und zeigt überall fleißigen Anbau. Frankfurt liegt sechs Stunden von Darmstadt, acht Stunden von Mainz und eben so weit von Wiesbaden entfernt. Alte Warten bezeichnen den Umfang des ehemaligen Weichbildes der Stadt, die sich majestätisch auf einer schmalen Ebene, am vielbeschifften Main ausbreitet. Sie nimmt, mit Sachsenhausen, einen Flächenraum von 625 Morgen ein, und hat über 3600 Häuser, ohne die Nebengebäude, 217 Straßen und Gassen, 6 große, freie Plätze, 14 kleinere, 115 Brunnen, 3 katholische, 7 lutherische, 2 reformierte Kirchen, 2 lutherische Bethäuser und 1 der Brüdergemeinde, 1 Synagoge, über 30 öffentliche Gebäude, 85 Gasthöfe, ohne die geringeren Herbergen, und, in ihrem Gebiet, eine Bevölkerung von mehr als 50,000 Seelen.
Die merkwürdigsten öffentlichen Gebäude sind:
1. Der Römer, nicht als Werk der Architektur, aber historisch bedeutend. Hier ist das Wahlzimmer (jetzt das Senatszimmer), wo die Kurfürsten oder ihre Abgeordneten sich versammelten; der Kaisersaal, mit den Bildern der Kaiser, von Konrad I. an, in Nischen; hier wird noch die goldene Bulle, als Reliquie aufbewahrt. Den Namen soll das Gebäude von Lombardischen Kaufleuten haben, denen es, in früher Zeit, zum Waarenlager diente.
2. Der Saalhof (seit lange Privateigenthum), ursprünglich eine Königspfalz von Ludwig dem Frommen erbaut. Von dem alten Gebäude ist nur noch die Hauskapelle mit einer Todtengruft übrig.
3. Das Schauspielhaus. Frankfurt hat eine stehende Bühne, die unter der Mitleitung des als Mensch und Dichter achtbaren I. I. Ihlee steht.
4. Das Senkenbergische Bürgerspital. 5. Das Irrenhaus.
Unter den Kirchen sind zu bemerken:
1. Der Dom, oder die Bartholomäusstiftskirche. Ludwig der Deutsche und eine fromme fränkische Matrone gründeten das Stift, welches frühzeitig mit der Kirche verbunden war, sie erhielt aber ihrer gegenwärtige Gestalt erst gegen die Mitte des 14ten Jahrhunderts, und gehört seit dem Interim wieder den Katholiken. Sie hat die Form eines Kreuzes, und nur einen unvollendeten, und oben abgestumpften Thurm, an welchem von 1415 bis 1509 gebaut wurde, und der als das letzte Werk altdeutscher Baukunst betrachtet werden kann. Von diesem Thurme (gewöhnlich Pfarrthurm genannt) genießt man der herrlichen Aussicht. In dem Dom selbst ist besonders das Grabmal des unglücklichen Günthers von Schwarzburg merkwürdig.
2. Die Kirche zu Unserer Lieben Frau, aus dem 14ten Jahrhundert, doch sind manche Aenderungen mit dem Gebäude vorgenommen worden. Das Bildwerk über der mittleren Eingangsthüre, die Anbetung der Könige vorstellend, ist von alter Meisterhand.
3. Die Kirche des deutschen Hauses, jenseits der Mainbrücke, von schönen Verhältnissen. 4. Die evangelische Hauptkirche, auf der Stelle der alten Barfüßerkirche erbaut. Sie ist kein Meisterstück.
5. Die Katharinenkirche, mit den Gräbern der berühmten Gelehrten H. Ludolf und Z. K. Uffenbach, das Altarbild von H. Boos und die treffliche Orgel sind bemerkenswerth.
6. Die Klosterkirche der weisen Frauen, schon 1142 eingeweiht. Sie hat eine schöne Orgel und ein gutes Altarblatt von Wendelstädt.
7. Die Nikolaikirche, von Rudolf von Habsburg erbaut. In Hinsicht der Architektur eine der merkwürdigen. Sie dient zum Waarenlager.
8. Die Kirche der deutschen Reformirten.
9. Die Kirche der französischen Reformirten.
Von Privatgebäuden bemerken wir:
1. Der ehemalige Thurn und Taxische Palast, nachher die Wohnung des Fürsten Primas, gegenwärtig der Versammlungsort des Bundestags und die Wohnung des präsidirenden östreich. Gesandten. Das Innere ist mit Pracht und Geschmack eingerichtet. Kunstreiche Pariser und Brüsseler Tapeten, Wandmalereien von Schütz, Bernardini und Colomba, treffliche Statuen von du Quesnoy erfreuen das Auge. Ueber der Haupttreppe steht, in einer Nische, eine altrömische Statue aus weißem Marmor.
2. Das Deutschordenshaus, an der Mainbrücke, mit herrlicher Aussicht. Es wurde 1221 von Kuno von Münzenberg gestiftet, und der verstorbene Großherzog (Karl v. Dalberg) hatte es dem Spital zum heil. Geist geschenkt. Da jedoch die förmliche Ratifikation mangelt, so wurde es, mit den anderen Besitzungen des deutschen Ordens im Frankfurter Stadtgebiet, von Oestreich in Beschlag genommen.
3. Die großen und schönen Gebäude von Rumpf, (mit dem Casino und dem großen Lesekabinet) von Leonhardi, Schmid, Mühlens, Schweizer, Sarafin, Müller u. a. – auch ist der neue, schöne Kay nicht zu übersehen, und der Wollgraben, wo eine prächtige Häuserreihe längs dem Maine hin zieht, die mit Recht den Namen der schönen Aussicht führt.
Anstalten und Sammlungen:
1. Das Museum, im englischen Hofe, künftig in dem neuen Bibliotheksgebäude, welches errichtet wird. Es theilt sich in drei Klassen: der Musik, der Redekünste und der zeichnenden Kunst. Eine vierte Klasse besteht ausschließlich aus Kunstfreunden. Alle 14 Tage ist öffentliche Sitzung. Fremde können zu jeder Zeit durch ein Mitglied eingeführt werden. Man findet hier mehrere schöne altdeutsche und einige gute moderne Malereien. Von den Arbeiten der Mitglieder ist die erste Sammlung gedruckt worden.
2. Die Stadtbibliothek mit vielen Handschriften und alten Drucken.
3. Die städelsche Stiftung. – Banquier Städel, der am 2. Dec. 1816 starb, vermachte seine sehr bedeutende Gemälde= und Kupferstichsammlung, seine Häuser und ein Kapital von mehr als 1,200,000 fl. zur Begründung dieses Instituts, welches nicht nur die Förderung der Kunst im Allgemeinen, sondern auch die Bildung junger Künstler durch angemessene Unterstützung zur Absicht hat. Die schöne Kunstsammlung des 1817 verstorbenen Doktors Grambs kam, durch Kauf, gleichfalls an dieses Institut. Die Städelschen Hauptbilder gehören in die Niederländische Schule. In der letzten Zeit haben jedoch die Vorsteher der Anstalt auch einige gute Bilder aus der Italienischen Schule angekauft.
4. Die musikalische Akademie, von Dilettanten errichtet.
5. Der Verein für deutsche Sprache, im Jahr 1817 entstanden, welcher Grotefend, Engelmann, unter seinen Mitgliedern zählt.
6. Die Bibelgesellschaft, seit 1816.
7. Die Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und ihrer Hülfswissenschaften, Ende 1816 gestiftet.
8. Das kronstädtische Damenstift.
9. Das Gymnasium.
10. Das vorzüglich eingerichtete Gymnasium.
11. Die Bürgerschule.
12. Die Volksschule.
13. Die Mädchenschule des trefflichen Frauenvereins, eines Instituts, das den liebens- würdigen und wackern Frankfurterinnen zur Ehre gereicht, und nicht genug zur Nachahmung empfohlen werden kann.
14. Das Engelmann’sche Töchterinstitut.
15. Der Almosenkasten (woraus Dürftige, ohne Rücksicht auf Religionsunterschied, unterstützt werden) und das damit verbundene Irrenhaus.
16. Das senkenbergische Stift mit einem botanischen Garten (wo das Grab des Stifters), einer Bibliothek, einem anatomischen Theater und einem Bürgerspital.
17. Das Spital zum heil. Geist, für Gesinde und Handwerksbursche.
18. Die Versorgungsanstalt für alte und Gebrechliche.
19. Das Waisenhaus.
20. Das Spital der Israelitischen Gemeinde.
Privatsammlungen:
Die Gemäldesammlung des Kammerherrn von Holzhausen, des geschickten Landschafters Schütz, die Gerningschen Sammlungen, bestehend aus einer Schmetterlingssammlung, welche vielleicht die erste in Europa ist, aus Antiken, zum Theil aus Pompeji, aus einer Sammlung alter, meist griechischer Münzen, in Golde, aus vielen alten Kupferstichen und einer Reihe trefflicher Gemälde, darunter das herrliche Bildniß Raphaels und seines Waffenmeisters, wahrscheinlich von ihm selbst (nach Einigen von Giulio Romano). Auch in den Kabinetten der H. Spelz, Wilmans, Brentano, Leerse, Prehn, Mac=Wiegel und anderen sind schöne, zum Theil erlesene Bilder. – In den Kunsthandlungen von Silberberg, Rheinheimer und Prestel findet man gleichfalls interessante Kunstsachen. Einen Besuch verdienen auch der Salzwedel’sche und Löhrl’sche botanische Garten, so wie die naturhistorischen Kabinette der Herren Dr. Neuburg und Völker.
Vergnügungen:
1. Deutsches Schauspiel und Oper.
2. Musikalischer Zirkel.
3. einige geschlossene Gesellschaften oder Kollegien.
4. Das große Casino, in welcher der Fremde eine Zutrittskarte auf 4 Wochen erhält.
Unter den Gärten verdienen besucht zu werden:
1. Der Bethmann’sche. Man findet hier eine Sammlung der vorzüglichsten nach Paris gebrachten Antiken, in trefflichen Gypsabgüssen, und die bekannte, herrliche Ariadne, das Meisterstück Danneckers 2. Der englische Garten des Freiherrn Holzhausen. 3. Der Gontard’sche, Gogelsche und noch andere Gärten.
Frankfurt hat zwei Messen, deren, urkundlich, zum erstenmale in dem Geleitsbriefe K. Friedrichs II. vom J. 1240 gedacht wird. Das eigentliche Aufblühen des Frankfurter Handels fällt aber erst in das 16. Jahrhundert, und die Stadt verdankt dies den gewerbsamen Brabäntern, welche damals, vor der Spanischen Bedrückung, hierher flüchteten, doch sich, zum Theil bald wieder, hinweg und nach Hanau, Frankenthal und St. Lamprecht wendeten, wo ihre Gewissensfreiheit gesicherter war. – Der Weinhandel ist der älteste und bedeutendste in Frankfurt. Der Absatz geht meist nach Norden. Außerdem findet ein großer Zwischenhandel statt mit Englischen Waaren, mit Italienischen und Französischen Seidenwaaren, mit Holz (nach Holland) und mit Schafwolle. Der Kommissions= und Speditionshandel soll eher ab= als zunehmen, und dasselbe behauptet man von den Wechselgeschäften. Die Börse ist im Braunfels, wo auch die Messen über, in den geräumigen Hallen, Luxuswaren aller Art ausgelegt sind. Im gewöhnlichen Verkehrt rechnet man hier nach Kreuzern und Gulden im 24 fl. Fuß, in Wechselzahlung aber nach dem 20 fl. Fuß, mit einer Abrechnung von 3/8 Prozent, und dem unveränderlichen Verhältnisse wie 45 : 55. An Fabriken und Manufakturen ist Frankfurt nicht eben reich. Die bedeutendsten Artikel der hiesigen Industrie sind: Tabak, Tapeten, Gold= und Silberwaaren, Galanteriewaaren, Essig, mathematische und andere Instrumente. An geschickten Handwerkern fehlt es keineswegs. Auch das äußere Frankfurt und seine näheren und entfernteren Umgebungen nehmen die Aufmerksamkeit des gebildeten Reisenden vielfach in Anspruch. Vor dem Friedberger Thore steht das Monument, welches Friedrich Wilhelm II. König von Preußen den, bei Erstürmung der Stadt im J. 1792 gefallenen, Hessen errichten ließ. Ein anderes Denkmal wollen die dankbaren Frankfurter ihrem Landsmann Göthe jetzt erbauen. Warum aber nicht lieber ein vollständiges, vaterländisches Pantheon mit den Büsten all der trefflichen Männer, die von hier ausgegangen sind, und von denen wir nur Senkenberg, Schlosser, Fichard, die Feyerabend, Savigny, Feuerbach, dann die Künstler Elzheimer, J. v. Sandrart, J. Lingelbach, A. Mignon, J. H. Noos und M. Noos nennen wollen. Die Wälle und Vorwerke, welche sonst die Stadt beengten, sind jetzt in die anmuthigsten Spaziergänge verwandelt. Dazu kommt die trefflich angebaute Mark und die Menge schöner Lustgärten, die einen wohlthuenden, höchst erfreulichen Anblick gewähren, und einen beneidenswerthen Vorzug Frankfurts ausmachen. Unter den etwas entferntern Umgebungen verdienen einen Besuch:
1. Bornheim, ein vielbesuchter Flecken, ½ Stunde von der Stadt.
2. Hausen, im anmuthigen Niddagrunde, mit einigen Landhäusern.
3. Rödelheim, kaum ¼ Stunde von Hausen, der Sitz eines altgräflichen Geschlechts. Der Schloßgarten und einige Villen verschönern den Ort.
4. Das Forsthaus, 1 Stunde von der Stadt, auf dem linken Mainufer, in einem Walde, der die Einrichtung eines Lustparks hat. Die Wohnung des Oberförsters ist zugleich ein gutes, häufig besuchtes Gasthaus.
5. Niederrad, nicht weit vom Forsthause, mit vielen Sommerwohnungen, einer Salmiakfabrik und einer Zuckersiederei.
6. Das Wäldchen, ganz nahe bei Niederrad.
7. Der Sandhof, unfern des Wäldchens.
8. Der Riedhof, in geringer Entfernung vom Sandhof, eine prächtige Villa des Hrn. Moritz von Bethmann, mit bequemen Einrichtungen für Gäste, herrlichen Gehölzen und einem Wildpark.
9. Oberrad, zwischen Offenbach und Frankfurt, wo ein gutes Gasthof (der Frankfurter Hof) ist.
10. Offenbach, 1 Stunde vor Frankfurt, sonst der Sitz des Fürsten von Isenburg, der sich, seit sein Land unter Hessen=Darmstadt gekommen, nach Birstein zurückgezogen. Die Stadt hat freundliche Straßen, viele schöne Gebäude und ohngefähr 9000 Einwohner. Am Main liegt das Gothische Schloß, vom Grafen Reinhard von Isenburg im J. 1556. erbaut. Sehenswert sind: der botansiche Garten des Hrn. geh. Raths Mezler in Frankfurt, mit einem herrlichen Bade; die antiquarische und Kunstsammlung des Hofr. Becker; das naturhistorische Kabinet des Dr. Meyer; die Andre’sche Musik= und Steindruckerei. Ferner besitzt Offenbach eine weit bekannte Schnupftabakfabrik unter der Firma der Brüder Bernard, eine Rauchtabakfabrik (Kraft u. Komp.), eine Baumwollenspinnerei, Wachsbleichen, Wachstuch= und Wachslichter=Fabriken, nebst mehrern andern. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Wagenfabrik von Diek und Kirschten, die einen großen Absatz, selbst nach Rußland, Schweden, Dänemark und Holland hat. Außer den angegebenen Orten und Stellen verdienen noch besucht zu werden: Die Ginnheimer Höhe und der Röderberg mit ihren herrlichen Aussichten; die Schlachtfelder bei Bergen und an der Nidda; das Wilhelmsbad mit seinen schönen Anlagen. Ein interessanter Ausflug läßt sich von Frankfurt in das nahe Taunusgebirge machen, welches sich von Friedberg in der Wetterau bis Wiesbaden, und vom Rheingau bis Oberlahnstein, zwanzig Stunden lang, in zwei neben und hintereinander laufenden Reihen, mittelst Uebergangs= und Flozgebirge hinziehen. Ein Arm erstreckt sich bis zur Ems, und im Schoos dieser Bergkette entspringen mehr als dreißig Mineralquellen. In der Umgebung Frankfurts ragen der Feldberg mit dem Felsenbett der Austrasischen Brunehild und der 2000 Fuß über die Mainfläche erhabene Altkönig aus der Reihe mächtig hervor. Wer den Abstecher in ein paar Tagen machen will, der gehe über Rödelheim, wo schöne Landsitze und Gärten sind, über Soden, wo eine Saline und drei Badhäuser sich befinden, wende sich von da nach Kronenberg, das, mit seiner alten Burg, unter Frucht= und Kastanienbäumen, am Fuße des Altkönigs ruht, und manches Denkmal alter Zeit bewahrt. Von Kronenberg besuche man die herrlichen Ruinen von Falkenstein; von dem Gemäuer überschaut man an siebzig Ortschaften und einen Theil des Rheingaus. In der Nähe sind die vier romantischen Thäler von Fischbach, Lorsbach, Fockenhausen und Bremthal, und dazwischen Eppstein mit seinen zwei Ritterburgen. Auch im Thal von Eppstein ist ein Mineralbad. Der Altkönig ist mühsam zu besteigen, aber die Aussicht ist lohnend. Um ihn her liegen noch die gesprengte Veste Königstein, Homburg vor der Höhe, mit seinen schönen Anlagen und Römerdenkmälern; die Saalburg von Drusus erbaut, und nahe dabei Reste eines römischen Bades. Dem Altkönig zur Seite liegt der Feldberg, 2600 Fuß über die Meeresfläche erhaben. Von der Kuppe übersieht man einen Kreis von etwa 150 Stunden. Die fernsten Punkte sind: Der Inselberg bei Gotha; die Höhen an der Mosel und die Siebenberge bei Bonn; die Gebirgskette des Herzogthums Westphalen und der Westerwald; der Meißner in Niederhessen; der Habichtswald bei Kassel. Drei Marktschiffe kommen täglich von Mainz, Offenbach und Hanau, in Frankfurt an, und gehen wieder dahin ab. Eben so geht täglich im Sommer um 6, im Winter um 7 Uhr eine Postkutsche nach Mainz ab, und langt gewöhnlich gegen Mittag daselbst an. Für den Preis eines Laubthalers (2 fl. 45 kr.) macht man mit diesem Wagen die Reise hin und zurück. Vom 1. Mai bis zum 1. Oktober fährt auch eine solche Dikigence von Frankfurt nach Wiesbaden und zurück.
Gasthöfe:
1. Zum Römischen Kaiser.
2. Zum Weidenhof.
3. Zum Weidenbusch (enthält den größten und schönsten Saal in Frankfurt).
4. Zum englischen Hof.
5. Zum Schwan.
6. Zur Stadt Paris.
Zu empfehlen sind:
Ulrichs trefflicher Plan von Frankfurt im größten und kleinern Format und Kirchers Geschichte dieser Stadt, so wie dessen treffliche, mit schönen Kupfern ausgestattete Beschreibung von Frankfurt und Umgegend.
Die Reise von Frankfurt bis Aschaffenburg beträgt nur zehn Stunden, und sie bietet manches erfreuliche dar, sowohl zur Ansicht und Belehrung als für die Erinnerung. Der Weg nach Hanau (4 Stunden von Frankfurt) geht durch eine Gegend von angenehmer Abwechslung. Diese Stadt, von ohngefähr 12,000 Einw. liegt am Einfluß der Kinzig in den Main. Ihren Namen mag sie von Han, Hain, oder Häge (Bann, Friede), haben. Hier war der Sitz der alten Grafen von Hanau=Münzenberg, welche später auch die Grafschaft Lichtenberg erhielten, und als angesehene Dynasten, schon unter Rudolf dem Habsburger vorkommen. Johann Reinhard, der letzte Graf von Hanau, starb den 28. März 1736, und durch seine einzige Tochter, die an Ludwig VIII. von Hessen= Darmstadt vermählt war, fiel Hanau= Lichtenberg an das eben gedachte Haus, Hanau= Münzenberg aber an Hessen=Cassel. In Hanau ist viel Kunstfleiß. Besonders merkwürdig sind die hiesigen Bijouteriefabriken, die seit 1670 bestehen, und treffliche arbeiten liefern, wie man sie weder in Paris, noch in London zu fertigen weiß. In der Teppichfabrik von Leisler und Comp. werden die gezogenen Wiltonteppiche in größter Vollkommenheit bereitet. Auch liefert diese Fabrik nichtgeschorne und hochgeschorne Teppiche auf Sammetart, Venetianische und Schottländische Teppiche. Auch die Fabrik der seidenen Tapeten verdient Erwähnung. Die Zeichnungsschule, unter Leitung des Hofr. Westermayr, ist ein Institut, dessen Göthe mit verdientem Lobe gedenkt. Westermayrs Gattin, sowie die Mahler Tischbein, Carteret, Bernaud und Franz Nikel verdienen gleichfalls rühmlicher Erwähnung. Von Hanau sind auch die trefflichen Künstler Kraft und Buri ausgegangen. In der neuern Zeit ist hier besonders viel Naturgeschichte gethan worden. Gärtner, Leisler, Kopp, Schaumburg und der (jetzt in Heidelberg angehörende) geistvolle geh. Rath Leonhard gründeten die bekannte naturforschende Gesellschaft in der Wetterau, welche besonders um Mineralogie und Botanik so entschiedene Verdienste hat, und ein reiches Museum besitzt. Das Gärtner’sche Kabinet schließt sich würdig an dasselbe an. Hanau ist der Sitz verschiedener Behörden; es hat ein Gymnasium und eine französische reformirte und eine wallonische Gemeinde. Die Einwohner sind gesellig, und der gebildete Reisende findet leicht Zutritt in den Familien. Angenehme Spaziergänge führen nach dem freundlichen Wilhelmsbad und dem nahen Lustschloß Philippsruhe. Auf dem Weg nach dem letzten öffnet sich eine schöne Aussicht auf die Freigerichtb erge, und, vom Garten aus, nach dem Taunus. Der Naturforscher findet, bei Steinheim, Basaltbrüche, wo ein Gang Halbopal vorkommt, und ein schöner Chalcedon. Die Heilquelle zu Wilhelmsbad hat keinen sonderlichen Ruf, und sie stellt sich als gewöhnliches Wasser dar, in welchem etwas Eisen durch Luftsäure aufgelöst erscheint. Deshalb fehlt es diesem Bade immer an Kurgästen, aber die schönen Anlagen werden doch häufig aus der Nachbarschaft besucht. Hohe Laubgänge führen zu dem stattlichen Gebäude, welches, in freundlicher Umgebung steht, und große Säle für Tanz, Spiel und die Tafel enthält. Zu beiden Seiten sind Pavillons und ein Schauspielhaus. Gegenüber liegt ein Park für Lustwandler. Hier sind ein paar Inseln mit sumpfigen Wasser umgeben, auf der einen das Denkmal eines Hessischen Prinzen, der in der Wiege starb, auf der andern ein gothischer Thurm mit einer schönen Aussicht. Hinter dem Hauptgebäude sind noch hübsche Baumparthieen, eine Einsiedelei u. s. w. Die Quelle ist mit einem kleinen Tempel bedeckt, auf dessen Kuppel ein Aeskulap steht, als Hüter des hessischen Wappenschildes. Von dem 3 Stunden entfernten Frankfurt, so wie von Hanau aus, wandern oft Gesellschaften hierher, zum Theil des Spiels wegen, welches in Frankfurt, löblicher Weise, verboten ist. Einen Tag hindurch, wenn man nicht allein kommt, und alles menschenleer findet, mag man sich recht gut in diesem Bade unterhalten.
Gasthöfe in Hanau:
Zum Riesen und Die Scheuer. Wir können Hanau nicht verlassen, ohne noch einen Blick auf zwei Hauptereignisse der Stadt zu werfen. Sie litt schrecklich im dreißigjährigen Kriege, zumal in den Jahren 1635 und 1636, da sie vom kaiserlichen General von Lamboy belagert wurde. Er baute am Walde, oberhalb Hanau, über die Kinzig eine Brücke, die noch seinen Namen trägt. In der Stadt kommandirte der schwedische General Ramsay, ein braver Schotte, und leistete muthigen Widerstand, bis endlich Landgraf Wilhelm von Hessen=Cassel den Entsatz bewirkte. An 22,000 Menschen sollen in Hanau, während der Belagerung, durch die Pest hingerafft worden seyn. Alles Landvolk aus der Gegend hatte sich hineingeflüchtet. Bernhard Hundeshagen hat die Geschichte dieser Belagerung in einem interessanten Büchlein erzählt. Das zweite denkwürdige Ereignis, welches Hanau traf, war eine Folge von Napoleons Rückzug nach der Schlacht bei Leipzig. Die furchtbarsten Tage für die geängstigten Einwohner waren der 30. u. 31. Okt. 1813. Die deutschen Vorposten standen in der Gegend von Rückingen; der rechte Flügel auf beiden Kinzigufern, vom Neuhof an bis in den Bulauwald, parallel mit dem Rodenbacher Chausseehause; hinter der Lamboybrücke östreichische Infanterie zum Soutien dieses Flügels; das Centrum zwischen dem rechten Ufer der Kinzig und der Heerstraße nach Gelnhausen, den Lamboywald in der Fronte; der linke Flügel, meist Kavallerie, links der Gelnhäuser Straße, nach dem Bruchköbler und Puppenwald zu, en échelons. Im Rücken des linken Flügels, auf der Friedberger Chaussee Kosacken. Die Reserve befand sich hinter dem linken Kinzigufer, längs dem Rodenbacher Hochwege, und eine östreichische Grenadierbrigade hielt die Stadt besetzt.aus dem Lamboywalde hervor entwickelte sich die Hauptmasse der Franzosen. Von Morgens 10 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr schwankte der Kampf, unentschieden. Jetzt drang die Kavallerie der französischen Garde auf der Gelnhäuser Straße, zwischen dem Puppenwald und dem sogenannten Eichenwäldchen hervor, und die Schlacht war schnell für die Deutschen verloren. Das Getümmel wälzte sich der Stadt zu, die in der Nacht in Brand gerieth. Am nächsten Morgen erneuerte sich das Treffen noch furchtbarer. Napoleon hatte die Nacht im Lamboywalde zugebracht, und nahm jetzt seinen Rückzug. Ein Theil jener Vorhut hielt indessen Hanau besetzt. Gegen 3 Uhr Nachmittags ließ Wrede die Stadt stürmen, wobei neuerdings Feuer auskam, und noch einen großen Theil des bisherigen Wohlstandes verzehrte. – Die Erinnerungen an diese schrecklichen Szenen treten unwillkührlich vor die Seele des theilnehmenden Reisenden, wenn er die Gegend von Hanau durchwandelt. Manche Wunde, die damals geschlagen wurde, ist noch nicht verharrscht. Von Hanau sind es 2 Stunden bis Hörstein, wo ein vorzüglicher Wein wächst. Man läßt sich recht gern den Aufenthalt von ein Paar Stunden gefallen, um Seligenstadt, auf dem linken Mainufer, zu besuchen. Hier ruhen Eginhard und Emma, im Grabe vereint, wie im Leben (Die Geschichte kennt Emma als Eginhards treue und geliebte Gattin, aber nicht als Tochter Karls des Großen. Aber er hatte viele außereheliche Kinder, konnte sie nicht von diesen seyn?) Ihre Ehe war kinderlos, darum machten sie, im frommen Sinne jener Zeit, geistliche Stiftungen. Eginhard besaß Güter zu Mühlheim und Michelstadt, wo er gerne verweilte, wenn er vom Hoflager abkommen konnte. An beiden Orten baute er Kirchen und versah die zu Mühlheim mit Reliquien, weswegen sie den Namen Seligenstadt (Stätte der Religion) erhielt. Auch stellte er dabei Geistliche an. Eginhard und Emma hatten eine Wohnung und ländliche Wirthschaft zu Seligenstadt, wahrscheinlich auf der Burg, von welcher man noch die Ruinen am Main sieht, und beim Volke das rothe Schloß heißt. sie selbst baute nun auch, mit ihrer Schwester Gisela, eine Zelle mit einer Kapelle in einer einsamen Waldgegend, unweit Seligenstadt, bei dem Dorfe Zellhausen. Die Kirche zu Seligenstadt wurde im J. 920 durch die Hunnen abgebrannt, aber in der Folge wieder hergestellt, und sie ist ein schönes Denkmal unserer Baukunst aus dem Ende des 10. und 11. Jahrhunderts. Im Chor ruhen die Gebeine Eginhards, seiner Emma und ihrer Schwester. Schade, daß man sie aus dem alten, im edlen Styl gearbeiteten Sarkophag herausgenommen, und in einen neuern, zwar prächtigern aber auch geschmacklosern gelegt hat. Die Kirche zu Zellingen, in deren Nähe sich nach und nach das Dorf Zellhausen erhob, wurde im J. 1815 für 329 fl. 30 kr. auf den Abbruch versteigert.
Wir wenden uns jetzt wieder auf das rechte Mainufer, wo der Weg nach Dettingen führt, einem Dorfe von ohngefähr 400 Einwohnern, mit einer Poststation. Hier fiel die denkwürdige Schlacht vor, welche George 2. König von England dem Marshall von Noailles liefert. Der ganze Weg, welcher am Fuße des zum Main sich herneigenden Spessarts hinzieht, ist sehr angenehm, und gewährt die schöne Aussicht auf den belebten Strom und über eine Fläche, die von dem Odenwald begränzt wird. Die Ufer des Mains sind mit großen Dörfern bedeckt. In Dettingen ist ein Baierscher Hauptzoll. Das Durchsuchen des Gepäcks hat viel Beschwerliches, auch muß man hier seine Pässe visiren lassen. Wer von Seligenstadt aus auf dem linken Ufer bleibt, muß sich diesen Förmlichkeiten zu Stockstadt unterwerfen. Von Dettingen hat man noch 3 Stunden bis Aschaffenburg. Diese Stadt hat ihren Namen ohne Zweifel von dem Bach Aschaff, der im Spessart entspringt, und sich hier in dem Main einmündet. Ihre Lage ist hügelicht, und nur die Fischergasse, ober der Brücke, liegt eben und tief. Die Zahl der Einwohner ist zwischen 6 und 7000, ohne das Militär. Durch den Aufenthalt des letzten Kurfürsten von Mainz und des Fürsten Primas, der seine Residenz hier nahm, hat sich Aschaffenburg sehr verschönert, und es ist viel gebaut worden. Unter den neuen Häusern zeichnen sich aus: das geschmackvolle Palais der verstorbenen Grafen von Ostein an der Brücke, der Frankfurter Hof, die Briefpost, die Häuser der Hrn. Strecker und Reuter auf der neuangelegten Karlsstraße, der Kaufleute Ernst, Frank und Meilhaus am Scharfen Eck, die Kaserne vor dem Herstall=Thore, die Hotels der Hrn. v. Hazfeld, Frankensteil, Dalberg.
Von öffentlichen Gebäuden sind bemerkenswerth:
1. Das Schloß. Wahrscheinlich hatten schon die fränkischen Könige auf den Trümmern des alten Römerkastells sich ein Lustschloß erbaut, denn sie liebten den Spessart, der damals bis an den Main reichte, um der Jagd willen, und machten ihn zum gebannten Königsforste. Erzbischof Adalbert 1. aus dem Hause Saarbrück, erneute, vergrößerte und befestigte Burg und Stadt, und endlich ließ Kurfürst Johann Swikard (von Kronberg) von 1605 bis 1614 das jetzige prachtvolle Residenzschloß durch den Baumeister Georg Rüdinger von Strasburg aufführen. Der Kurfürst Friedrich Karl Joseph (von Erthal) verschönerte es im Innern, und nahm in Aschaffenburg (wo er auch 1802 starb) gewöhnlich seinen Sommeraufenthalt. Das Schloß bildet ein schönes Parallelogramm, an dessen 4 Ecken 4 Thürme stehen, um welche oben Gallerien mit Ballustraden laufen. Die Treppen, welche in diese Thürme führen, sind in vier angelehnte Türmchen gelegt. Von der alten Burg steht noch ein schöner, viereckiger Thurm, im Flügel gegen dem Hauptstein ganz über. Er mag aus dem 12. Jahrhundert seyn, und ist geschickt in den Plan des Ganzen gezogen. Der innere Hof hat ohngefähr 170 Fuß ins Gevierte. Neben dem Thor an der Nordseite ist die Schloßkapelle mit einem trefflichen Altar aus Alabaster. Die Gemächer sind nicht modern, aber prächtig möblirt, und Manches ist noch für Verschönerung geschehen, seit der Kronprinz von Baiern seine Residenz darin genommen. Besonders sehenswerth sind in dem Schlosse:
Der Kaisersaal, mit interessanten historischen Gemälden, die reiche Galerie, wo manches herrliche Bild den Kunstfreund anspricht, die überreiche Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen, welche der verstorbene Baron von Erthal (Bruder des letzten Mainzer Kurfürsten) nach Aschaffenburg vermachte; Die Bibliothek, deren Besuch an den edlen Heinse erinnert, der hier, als Bibliothekar und Vorleser des obgedachten Kurfürsten starb, die Sammlung felloplastischer arbeiten von May, die Gallerie der Mainzer Regenten, in lebensgroßen Bildnissen. Der Schloßkeller ist von außerordentlicher Größe.
2. Das Lyceum. Von der nur kurze Zeit dahier bestandenen Universität ist nur noch dieses, nebst einem Forstinstitut und einer Zeichenschule übrig.
3. Das alte Deutschordenshaus mit dem neu erbauten Schauspielhause.
4. Die Stifts= und Pfarrkirche zu dem heil. Vater und Alexander auf dem Badberge. Sie wurde ursprünglich im 8. Jahrhundert von Herzog Otto von Baiern, einem Enkel K. Otto’s des Großen, erbaut, der auch die Stadt Aschaffenburg selbst, so wie den größten Theil des Spessarts, an dieses freie Stift vergabte. Moller hat von diesem schönen, ehrwürdigen Gebäude, eine Abbildung in seinen Denkmälern gegeben. Im Innern sind die Grabmäler des Stifters und seiner Familie, des Erzbischofs Dietrich (von Erthal), des Kurfürsten Friedrich Karl Joseph, dem Aschaffenburg viel verdankt, und des Kurfürsten Anselm Frank.
5. Die Pfarrkirche zur lieben Frau. Sie steht mitten in der alten Stadt, kommt schon im 12. Jahrhundert vor, wurde aber von ihrem Pfarrer Stadelmann im J. 1768 neu und prächtig erbaut. 6. Die alte Pfarrkirche zur heil. Agatha, mit vielen alten Grabmälern. 7. Die übrigen Kirchen sind unbedeutend. Ein Paar Kapellen sind abgebrochen worden, davon war eine dem heil. Michael im Kapitol geweiht. Diese Benennung scheint auf etwas Römisches hinzudeuten. Aschaffenburg besitzt noch ein Englisches Fräulein=Institut, für Mädchenerziehung, und ein sehr zweckmäßige weibliche Schule. Das Haus des Deutschen Ordens ist jetzt dem geselligen Vergnügen gewidmet. Hier versammelt sich die sogenannte Harmonie zu Lectüre und Spiel. Der (so häufig verkannte und so oft verunglimpfte) edle Fürst Primas ließ einen Redoutensaal und ein Theater darin zurichten. Unstreitig sind, im furchtbaren Wechsel der Zeit, für Aschaffenburg manche Gewerbsquellen versiegt, doch bleiben den Einwohnern noch Feld= und Weinbau, Holzhandel, Schifferei und ein bedeutender Transitohandel zu Wasser. Man findet fast immer Fremde hier, denn die vielbesuchten Heerstraßen von Frankfurt nach Leipzig und Nürnberg, nach Hanau, in die Wetterau, treffen in dieser Stadt zusammen. Auch fehlt es nicht an guten Gasthäusern. Die vorzüglichsten Darunter sind: Zum Schwarzen Adler, Zum Römischen Kaiser, Zum Freihof, Zur goldnen Brezel, Zum Mainzer Hof. Des Abends findet man gute Gesellschaft bei Petermann im Frankfurter Hof.
Ein großer Vorzug dieser Stadt sind die anmuthigen Spaziergänge. Als die vorzüglichsten sind zu bemerken:
1. Das Schönthal. Der Kurfürst Karl Friedrich ließ die langen Gräben, welche sich um die Stadt zogen, in einen höchst anmuthigen englischen Garten verwandeln. Das ganze bildet ein mit Baumreihen besetztes Thal zwischen mannichfach angepflanzten Höhen. Man thut wohl, den Eingang durch das Sandthor zu nehmen, wo eine Terrasse, von Platanen beschattet, eine schöne Aussicht gewährt. Von da kommt man zur Orangerie, die auch, für den Sommer, einen Konzertsaal enthält. Teiche, Brücken, Laubgewölbe, Oeffnungen zwischen den Gebüschen, die den Blick ins Freie erlauben, wechseln angenehm. Auf einer Insel wird man durch die zwischen Bäumen und Gesträuchen halbverdeckten Ruinen der alten Kapelle zum heil. Grab und das Nonnenkloster zur heil. Jungfrau im Hayn oder Hagen überrascht. Gottfried von Kuglenberg, Probst zu Moxstadt, erbaute diese Klause im J. 1218, als aber später die Nonnen der klösterlichen Zucht vergaßen, so wurden sie nach Schmerlenbach, in eine einsame Gegend des Spessarts versetzt. In der Nähe dieser Ruinen stehen, auf einem Piedestal, zwei kolossale Figuren aus Stein, der heilige Martin, zu Pferd, wie er eben einem Bettler ein Stück von seinem Mantel abschneidet, und der heilige Johannes. Es ist ein treffliches Werk der Sculptur. Der weitere Weg durch den ehemaligen Zwinger und durch die Felsengrotten unter dem Heerstall und Kapuzinerthore führt zu einer herrlichen Aussicht von einer Felsengruppe, deren Spitze einen geschmackvollen Pavillon trägt. Auf einem geplatteten Wege gelangt man jetzt in den eigentlichen Schloßgarten, wo gleichfalls hübsche Parthieen sind.
2. Die Fasanerie, ein großer verschlossener Park, wozu sich jeder Einwohner den Schlüssel verschaffen kann. Es sind hier schöne Spaziergänge und herrliche Baumgruppen.
3. Der Goldberg, ein reicher Weinberg, von dessen Felsenkuppe sich schöne Aussichten darbieten.
4. Der schöne Busch. Er liegt ¾ Stunden von Aschaffenburg. Der Weg geht über die schöne Mainbrücke, und ist, vom jenseitigen Ufer an, mit Pappeln bepflanzt. Der schöne Busch war ein kleiner wilder Wald, den der letzte Kurfürst in einen herrlichen Park verwandeln ließ. Der verstorbene Forster (der nebst Joh. v. Müller, Heinse und anderen ausgezeichneten Männern im Dienste dieses geistvollen Fürsten stand) versicherte oft, dies sey der einzige englische Garten in Deutschland, welchem die Benennung mit Recht gebühre. Gleich am Eingang steht das Wirthschaftsgebäude. Nahe dabei ist das Gewächshaus mit einem kleinen botanischen Garten, gegenüber ein geschmackvoller Tanzsaal, und hinter demselben ein See. Links erhebt sich auf einer Höhe ein alter Thurm, von welchem man eine entzückende Aussicht nach allen Seiten hin hat. Am andern Ufer des Sees liegt das schöne Stammschloß, im edlen Styl erbaut. Das Innere ist reich und geschmackvoll. Dicht hinter dem Schlosse sieht man den obern See mit einer Insel, die den Tempel der Freundschaft trägt. Er hat eine Frontispice von dorischen Säulen und erhält sein Licht durch die Kuppel. In jenem stehen, in vier Nischen, die Bildsäulen der Weisheit, Standhaftigkeit, Liebe und Treue, vom geschickten Pfaff aus Mainz. Ringsum sind die Symbole der Freundschaft angebracht. Nicht weit vom Tempel ist, im Gebüsch versteckt, eine Einsiedelei mit den Büsten alter Philosophen geschmückt. Von da kommt man in die Meierei und das Fasanenhaus. Nahe dabei sieht man ein kleines Gebäude in antiker Form. Hier pflegte der Kurfürst zu frühstücken. In der Baumschule werden die edelsten Obstarten gepflanzt und auch exotische Gewächse gezogen.
5. Der Nilkheimer (Nölkheimer) Hof. Er liegt nicht weit vom schönen Busch, und ist aus dem eingegangenen Dorfe Nilkheim entstanden. Ein Freiherr von Mergentbaum besitzt ihn jetzt als Erblehn, und hat eine musterhafte Wirthschaft eingeführt. Von diesem Hofe wird ein Theil der Stadt täglich mit Milch versehen. Die Geschichte dieses Hofs ist merkwürdig. Schon im Anfang des 8ten Jahrhunderts baute hier der Priester Adalbuno eine Kirche, welche der Metropolit Regbert von Mainz einweihte. Diese Kirche mag wohl die erste in der Gegend gewesen seyn, und später dem Dorfe Nilkheim die Entstehung gegeben haben, welches aber im 30jährigen Kriege zerstört wurde. Um Aschaffenburg liegen noch viele Dörfer, Mühlen, Höfe, meist in freundlicher Umgebung, wohin ein Spaziergänger Ausflüge machen kann. In Aschaffenburg gedenkt der Deutsche, nicht ohne Unwillen, des verderblichen Konkordats, welches, im Jahr 1337, in dieser Stadt von dem päpstlichen Legaten Aeneas Sylvius und dem Erzbischof Dietrich von Mainz in der Stille entworfen und im folgenden Jahr in Wien zu Tage gefördert wurde. Eine andere, aber freundlichere Erinnerung gewährt das Andenken des trefflichen Historikers Lambert von Aschaffenburg, der hier im 11ten Jahrhundert, das Licht erblickte, und mit Treue und Aufrichtigkeit die ihm wohlbekannten Ereignisse seiner Zeit erzählte. Bevor wir die Gegend von Aschaffenburg verlassen, wollen wir noch einiges über den angenehmen Spessart anmerken, der für die Stadt so wichtig ist, und das Hauptprodukt ihres Handels liefert. Dieser ehemalige Königsforst hat jetzt noch, nachdem er durch die Kultur in engen Grenzen eingeschlossen worden, einen Umfang von ohngefähr 30 Stunden, und gehört dem Stromgebiet des Mains an. Die Berge sind nicht von beträchtlicher Höhe. Der Kern besteht aus Lagern von Granit, Gnais, Sinter, die von Böthmen herstreichen. Gegen den Vorspessart stoßen Kalklager an, und gegen die Röhn zeigt sich Basalt. Von Mineralien findet man Silberspuren, Kupfererz, Kobalt und beträchtliche Eisenerze. Im Mittelalter wurde dieses Gebirg meist nur von Kohlenbrennern, Holzhauern, Schiffern und Fuhrleuten bewohnt, jetzt, nachdem manche Gegenden angebaut worden, kann man seine Bevölkerung auf 72,000 Seelen angeben, die in 5 Städten, 146 Flecken und Dörfern, in Weilern, auf Höfen und Mühlen wohnen. Karl der Große, Ludwig der Fromme und Heinrich der Heilige verweilten hier öfters der Jagd wegen. Später kam die Wildbahn des Spessarts größten Theils an die Erzbischöfe zu Mainz. In der Gegend dieses Waldes hausten, schon im zwölften Jahrhundert, die längst ausgestorbenen Grafen von Nieneck, welche die Vogtei über das Stift zu Aschaffenburg hatten, und Mainzische Vasallen waren. Sie bauten die Burg Wildenstein und Eschau. Ein noch älteres im Spessart heimisches Geschlecht waren die Grafen von Wertheim, deren Stamm, in seinen männlichen Gliedern, im J. 1556 erlosch. Das Hauptprodukt des Gebirgs ist das Holz. Die Eiche erreicht hier eine bedeutende Höhe und ist meist von schlankem Wuchse. Dasselbe gilt von der Buche, die nicht nur ein treffliches Brennholz giebt, sondern sich auch, von 20 Jahr an, zu mancherlei Gebrauch sehr gut verarbeiten läßt. Von weniger Belang sind die Kiefer und die Birke. Die Eichen liefern, für den auswärtigen Handel, das Holländerholz. Nicht minder ergiebig ist der Absatz mit Bau= und Nutzholz, mit Kohlen und Asche. Schneidmühlen, Glashütten, Eisenhämmer waren sonst in größerer Anzahl vorhanden. Eine sehr gründliche Schrift über den Spessart und seine Benutzung verdankt man dem Badischen Referendar K. Ludwig (Miltenberg 1805). Ueber Aschaffenburg und die Umgegend verdient das gründliche Werk des Herrn Pfarrers Dahl (Darmstadt 1818) gelesen zu werden. Sie ist besonders für den Historiker Interessant. Ueber die Römischen Alterthümer dieser Gegend besitzt man eine Abhandlung von Heim (Frankfurt 1790). Einige Stellen derselben sind vom Pfarrer Dahl in einer besonderen, kleinen Schrift berichtigt worden.