Читать книгу Speck Schnaps Mord - Ernest Zederbauer - Страница 10
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ОглавлениеTags darauf fuhren Kalteis und Schönkirchner zu drei Schnapsbrennern, deren Namen auf den Etiketten standen. Keiner ließ ein gutes Haar an dem Toten. Sie bezeichneten ihn als unkorrekten Beamten, der ständig nur herumgenörgelt, dem dies und das nicht gepasst hatte und der erst abgezogen war, wenn man seine Taschen gefüllt hatte. Der sich hin und wieder erdreistet hatte, Frau und Tochter unsittliche Anträge zu machen. Rudolf Grubeck, ein Großbauer aus dem Nachbarort, bekannt für seine unverblümte Direktheit, traf mit seiner Aussage den Nagel auf den Kopf.
„Der Hieminger war der größte Falott in Gottes freier Wildbahn, der hat uns Bauern behandelt, als wären wir seine Leibeigenen. Man sollte dem Mörder direkt dankbar sein, dass er uns von dieser Last befreit hat!“
Kommissar Kalteis stand vor einem Rätsel. Selbst ihm, dem alten Hasen der Kripo, war so ein Fall noch nie untergekommen. Wohin er auch kam, mit wem er auch sprach, fand niemand ein gutes Wort über das Mordopfer. Auf dem Finanzamt blies man in dasselbe Horn. Seine Kollegen beschrieben Hieminger als mürrischen Einzelgänger, der jeglichen Umgang mit ihnen vermieden, weder an Betriebsausflügen noch an Jubiläumsfeiern oder Ähnlichem teilgenommen hatte. Er galt als Radfahrer, der nach unten trat und nach oben buckelte. Doch auch seine Vorgesetzten waren aus ihm nie schlau geworden. Der Leiter des Finanzamtes bezeichnete ihn als erfolgreichsten Fahnder des Landes, der dem Amt Jahr für Jahr eine stolze Summe an Finanzstrafen eingebracht hatte. Seine Trefferquote war österreichweit seit Jahren unerreicht, sodass er in den Statistiken seit Langem an erster Stelle rangierte. Dessen ungeachtet hatte man nicht viel Freude mit ihm gehabt. Er hatte als unnahbar, abweisend und extrem verschlossen gegolten. Seine Aufzeichnungen waren ohne Fehl und Tadel, roboterhaft, von seelenloser Korrektheit, auf das i-Tüpfelchen genau. Keiner der fünfzig Beamten und Vertragsbediensteten war jemals in seiner Wohnung gewesen, hatte jemals mit ihm ein Bier getrunken, war jemals länger als unbedingt notwendig mit ihm in ein Gespräch verwickelt gewesen. Freundschaft oder gar Vertrautheit innerhalb seiner Dienststelle war ihm fremd gewesen, nie hatte er irgendjemandem gestattet, auch nur den kleinsten Blick hinter seine Fassade zu werfen. Selbst jetzt, wo er tot war, ja sogar ein außerordentlich schändliches und unrühmliches Ende gefunden hatte, kam keinem der Kollegen ein Wort des Bedauerns über die Lippen. Man sprach von Hieminger wie von einem Schatten, der zwar allgegenwärtig, aber nicht greifbar war.
Keiner hatte ihn gemocht, keiner hatte mit ihm gekonnt. Dieser einzigartige Umstand verwirrte Kalteis über alle Maßen. Denn der übliche Kreis der Verdächtigen, die erfahrungsgemäß zumeist innerhalb der Familie, Freunde oder Bekannten zu finden waren, konnte ausgeschlossen werden. Denn Hieminger hatte keine Familie, keine Bekannten und schon gar keine Freunde. Paradoxerweise gab es aber dennoch in diesem Verwirrspiel eine unendlich große Zahl an Verdächtigen, nämlich all jene, die von ihm in den letzten Jahren überprüft und zur Ader gelassen worden waren. Fleischermeister Karl Adamek war natürlich einer von ihnen – und er brachte die Sache Kalteis gegenüber als Erster auf den Punkt. Sein würziger Kommentar „Endlich hat’s den Sauhund erwischt“, der sogleich von Mund zu Mund ging, stand stellvertretend für all jene, die genauso dachten wie er, und wurde in den Tageszeitungen gehörig ausgeschlachtet.
Kommissar Kalteis, für seine Präzision bekannt, ging nun systematisch vor. Anhand einer Liste, welche ihm der Vorstand des Finanzamtes nur widerwillig aushändigte, begannen er und Schönkirchner in den folgenden Tagen mit der gezielten Vernehmung von Gastwirten, Kaufleuten und Handwerkern, die von dem Toten in den letzten zwei Jahren geprüft und mit einer höheren Finanzstrafe bedacht worden waren.
Als Kalteis den ersten der Gewerbetreibenden vernahm, hörte er dieselbe Litanei wie auf dem Finanzamt: „Der Hieminger, den ein gerechter Gott nun endlich zu sich geholt hat, war ein beinharter Prüfer, ein unerbittlicher Erbsenzähler, der sich wie ein Bluthund verbissen an die Spur auch der allerkleinsten Ungereimtheit geheftet hat, die er in unseren Büchern gefunden hat. Überall, wo er hinkam, galt er als Schreckgespenst, als Geißel, als Großinquisitor des ,Instituts für moderne Christenverfolgung‘, wie wir die Finanzämter manchmal nennen. Sie müssen wissen, Herr Kommissar, dass wir kleinen Handwerker und Kaufleute hier an der Grenze durch die übermächtige Konkurrenz der Lagerhäuser, Baumärkte und Supermarktketten, die ungerechte Steuerpolitik, die den Mittelstand aushöhlt, und die verfehlte Wirtschaftspolitik des Landes, die ohnehin nur die Ballungszentren rund um Wien begünstigt, bereits genug gestraft sind. Da können wir auf so pragmatisierte Leuteschinder, wie der Hieminger einer war, durchaus verzichten. Keinem von uns tut der Hieminger leid, das können Sie mir glauben!“
Karl Adamek stand natürlich ganz oben auf Kalteis’ Prioritätenliste. Um nicht unnötigen Staub aufzuwirbeln, vernahm er den Fleischhauer im Büro hinter der Fleischbank. Prachtvolle Biedermeiermöbel aus edlem Holz, eine gemütliche Sitzecke und eine gut gefüllte Hausbar zeugten von gediegenem Wohlstand, widersprachen jedoch dem grobschlächtigen Äußeren des Fleischermeisters.
Ohne langes Wenn und Aber kam Kalteis sogleich zur Sache: „Herr Adamek, ich denke, dass Ihnen klar ist, dass Sie mit Ihrer öffentlich geäußerten Feststellung ,Endlich hat’s den Sauhund erwischt‘ zum Kreis der Hauptverdächtigen zählen. Sie haben den Toten gehasst, da er Ihnen eine saftige Strafe eingebracht hat. Und schließlich waren Sie derjenige, der die Leiche Hiemingers entdeckt hat. Finden Sie nicht, dass dies Grund genug ist, um an Ihrer Unschuld zu zweifeln?“
Seine ratlose Wut ließ Adamek aufheulen: „Herr Kommissar, ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass ich besoffen war, als ich den Toten gefunden habe. Er war schon tot, mausetot, und ganz kalt, wie ich ihn angegriffen habe. Und wenn Sie alle verhaften wollen, die dem Sauhund den Tod gewünscht haben, dann können Sie die Hälfte der anderen Fleischhauer, Bäcker, Wirte und sonstigen Gewerbetreibenden im Bezirk mitnehmen. Denn der hat ein grausames Spiel mit uns getrieben, für den waren wir doch alle potenzielle Schwarzgeldmacher, Steuerhinterzieher und Sklaventreiber. Dabei sind es gerade wir, die mit unseren Steuern den ganzen Beamtenapparat erhalten müssen. Die großen Konzerne zahlen doch meistens keine Steuern und müssen dazu noch mit unserem schwer verdienten Geld subventioniert werden!“
Jetzt wurde der Kommissar grantig. Adamek hatte einen Nerv getroffen, da er doch selbst ein Beamter war und all die Vorurteile gegenüber seinem Berufsstand kannte. Seit Jahren hingen ihm all die blöden Witze betreffs Beamtenschweiß, Beamtenmikado und viele andere mehr zum Hals heraus. Unbewusst verschärfte er die Gangart.
„Wissen Sie was, Herr Adamek, jetzt machen wir Nägel mit Köpfen. Wir versiegeln ab sofort Ihre Schlagbrücke, Sie werden für morgen sicherlich noch genug Ware zu verkaufen haben. Meine Kollegen von der Ermittlung werden die Räumlichkeiten Zentimeter für Zentimeter durchkämmen, denn für mich sind Sie noch lange nicht aus dem Schneider!“
Jeder Widerstand war zwecklos. Adamek, seine Frau und seine Tochter mussten mit ansehen, wie die Ermittler ans Werk gingen. Sechs Mann hoch untersuchten sie die Schlagbrücke nach verdächtigen Spuren, kratzten stichprobenartig Blutreste, die naturgemäß zahlreich vorhanden waren, von Wand und Boden ab und durchsuchten Adameks Auto nach verräterischen Hinweisen. Kalteis mochte Adamek nicht, für ihn stand fest, dass man einem, der Schweine, Kälber und Rinder umbrachte, auch den Mord an einem Menschen zutrauen durfte – und an einem Motiv mangelte es sowieso nicht. Während die Kollegen den Betrieb genau unter die Lupe nahmen, in Gullys leuchteten, Mülltonnen ausleerten und Schlagwerkzeuge nach Fingerabdrücken untersuchten, nahm er weiterhin Adamek in dessen eigenem Büro in die Zange. Aber obwohl ihm die Schweißperlen auf der Stirn standen und ihm Kalteis’ aufdringliche Verhörmethoden sichtlich auf den Nerv gingen, blieb Karl Adamek bei seiner Aussage. Doch der Kommissar ließ sich nicht so leicht überzeugen.
„Ich sage Ihnen, wie das alles passiert ist“, setzte er sein Verhör gnadenlos fort. „Irgendwo ist Ihnen das Mordopfer an jenem Freitag zufällig über den Weg gelaufen. In Ihrem Suff haben Sie mit ihm einen Streit begonnen und die leidige Angelegenheit ist aus dem Ruder gelaufen. Wahrscheinlich ist er davongelaufen, Sie ihm hinten nach und haben ihn mit einem runden Gegenstand, mit einem dicken Rohr oder irgendeinem Werkzeug, von hinten den Schädel eingeschlagen und aus blinder Wut dem am Boden Liegenden noch ein paar Mal kräftig auf seinen Rücken gedroschen. Dann haben Sie den verhassten Kerl in Ihr Auto gehievt, ausgezogen und nackt dort draußen im Straßengraben liegen gelassen. Irgendwann in dieser Nacht sind Sie noch einmal zurückgekommen und haben die Leiche unter dem Reisighaufen versteckt. Dann erst haben Sie bei der Polizei angerufen, den Fund gemeldet und den Erstaunten gespielt, als er nicht mehr im Straßengraben lag. Jetzt stelle ich Ihnen zwei Fragen: Wo haben Sie die Mordwaffe versteckt? Und wo haben Sie seine Kleidung und Wertsachen – wie Ausweise, Brieftasche, Schlüssel, Armbanduhr und Ähnliches – entsorgt?“
Jetzt brannten Adameks Sicherungen durch. Er sprang von seinem Sessel auf, Zornesröte überzog sein Gesicht. Er schlug mit geballter Faust gegen die Tischplatte, dass es nur so krachte.
„Ich hab euch doch schon hundertmal gesagt, dass ich diesen Menschen nicht umgebracht habe. Ich hab ihn schon wochenlang nicht mehr gesehen. Warum geht ihr immer nur auf mich los, nur weil ich ihn gefunden hab? Fragt doch die anderen, die wegen ihm blechen haben müssen, ich war doch nicht der Einzige, der wegen diesem rücksichtslosen Typen Probleme mit dem Finanzamt hatte!“
Wie ein wild gewordener Stier stürmte er aus dem Büro. Bevor Kalteis noch reagieren konnte, fiel die Tür krachend ins Schloss.
Der Kommissar war verärgert. Noch nie war ihm so eine Respektlosigkeit widerfahren. Er schluckte seine Wut mühsam hinunter und begann mit der Vernehmung von Adameks hübscher Tochter. Da sie im rückwärtigen Teil des Hauses wohnte, hatte sie nicht gehört, wann ihr Vater in der fraglichen Nacht nach Hause gekommen war. Ihr war lediglich aufgefallen, wie nervös und fahrig er seit dem Wochenende war.
„Aber“, so erklärte sie, „ist das nicht normal, wenn man sturzbetrunken ist, einen Toten sieht, der dann am nächsten Tag nicht mehr dort ist, wo er sein sollte? Würden Sie da nicht auch an Ihrem Verstand zweifeln?“
Erneut brauste Kalteis auf: „Erstens war ich noch nie so besoffen, wie Ihr Vater es vermutlich des Öfteren ist. Und zweitens hab ich noch nie einen Toten entdeckt, der dann nicht mehr da war, zum Donnerwetter! Gehen Sie und schicken Sie Ihre Mutter zu mir!“
Eva Adamek war nicht so aufsässig wie ihre Tochter. In den dreißig Jahren ihrer Ehe hatte sie viel Kummer erfahren. Die vergangenen zwei, drei Jahre waren ihr endlos erschienen und als Vorgeschmack auf die Hölle nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Ihr einstmals attraktives Gesicht war nunmehr von tiefen Falten durchzogen. Die Alkoholsucht ihres Mannes hatte fatale Spuren hinterlassen. Sie, die gefeierte Schönheit glücklicher Jahre, war in die Breite gegangen, ließ jeglichen Elan vermissen und stopfte wahllos Antidepressiva in sich hinein. Erduldete all seine gewalttätigen Ausbrüche und flüchtete in eine Scheinwelt, welche hell und klar war. Ihre subtile Rache bestand darin, dass ihr der Griff in die Kasse zur Gewohnheit geworden war – und so wuchs ihr geheimes Bankkonto proportional zu den Proportionen ihres Körpers. Denn irgendwann war ihr bewusst geworden, dass die Gefahr, mit fünfzig Jahren Witwe zu werden, von Tag zu Tag größer wurde. Karls Herzinfarktrisiko war an der Spitze der Skala angelangt, die wiederholten Ermahnungen seines Hausarztes schlug er vorsätzlich in den Wind. Er trank viel zu viel, ernährte sich ungesund, da er aus Berufsräson zu viel Fleisch und zu wenig Obst und Gemüse aß. Sie aber wollte nicht eines Tages als mittellose Witwe dastehen und so war sie indirekt auch daran schuld, dass nach Hiemingers Finanzprüfung eine saftige Nachzahlung fällig geworden war, weil es hinten und vorne mit der Kalkulation nicht gestimmt hatte. Dieser Umstand war ihr durchaus bewusst, doch er war ihr egal.
Der Kommissar, aus Erfahrung mit den Adamek’schen Familienverhältnissen vorsichtiger geworden, änderte hier seine Taktik. Behutsam, ungewohnt sacht, begann er mit der Vernehmung der Ehefrau des Fleischermeisters.
„Frau Adamek, können Sie sich erinnern, wann Ihr Mann freitagnachts nach Hause kam?“
„Nein“, kam wie aus der Pistole geschossen die Antwort. „Wir haben seit einigen Jahren getrennte Schlafzimmer, weil der Karl immer so laut schnarcht, wenn er betrunken ist. Außerdem“, so fügte sie resignierend hinzu, „tut sich sowieso nichts mehr bei uns. Doch der Karl hat den Hieminger sicher nicht umgebracht, dafür leg ich meine Hand ins Feuer. Wir haben den Mann zwar gehasst und gefürchtet wie die Pest, doch deswegen muss man einen Menschen doch nicht gleich umbringen, oder?“
„Meine liebe Frau, es sind schon Leute wegen Nichtigkeiten umgebracht worden. Sie sollten gar nicht glauben, was mir da schon untergekommen ist. Und Hass ist immer ein gutes Motiv. Erzählen Sie mir etwas über Hieminger. Wie haben Sie auf ihn reagiert?“
„Der Hieminger war im ganzen Waldviertel als unbarmherziger Prüfer verschrien, der hartnäckig so lange in den Büchern herumgewühlt hat, bis er etwas gefunden hat. Als der Brief vom Finanzamt kam, dass wir durch ihn geprüft werden sollen, habe ich alle möglichen Zustände bekommen. Sie müssen wissen, Herr Kommissar, dass ich für die Buchhaltung zuständig bin. Bereits als ich den Brief öffnete, setzte Herzrasen ein und mein Blutdruck ist hinaufgaloppiert bis zum Gehtnichtmehr. Nächtelang habe ich nicht schlafen können, so hat mich die Nachricht von der bevorstehenden Überprüfung aufgewühlt. Schweißausbrüche, Verzweiflung, ja beinahe schon Hysterie haben sich breitgemacht, meine Gedankengänge gelähmt. Der Hieminger war ja kein Unbekannter, den hat jeder gefürchtet. Unser Finanzamt war bereits das dritte, in dem er seinen Dienst versehen hat. Wegen seiner Härte hat er sich nirgendwo Freunde gemacht, weder unter den Gewerbetreibenden noch unter den Kollegen. Im Weinviertel hat sich ein Hotelier wegen ihm aufgehängt, weil er ihn so schikaniert hat. Ein paar kleine Handwerker haben wegen ihm den Laden dichtgemacht, weil sie saftige Finanzstrafen nicht zahlen konnten oder wollten. Bei der geringsten Unregelmäßigkeit in der Buchführung hat er alle Spuren verfolgt, so lange, bis er irgendetwas gefunden hat. Überall, wo er hinkam, ist er angeeckt, ein Mensch ohne Skrupel ist er gewesen, unternehmerfeindlich durch und durch. Kein freundliches Wort ist je über seine Lippen gekommen in den drei Wochen, in denen er sich bei uns hier eingenistet hat. Immer nur hat er sein süffisantes Lächeln aufgesetzt, hat keinem in die Augen schauen können. Und wenn er es einmal doch getan hat, dann mit dem Ausdruck: ,Warte nur, dich erwische ich auch noch!‘“
Kalteis setzte nach: „Hat Ihr Mann jemals den Wunsch geäußert, Hieminger umzubringen?“
Eva Adamek seufzte: „Das ist durchaus möglich, aber da war er sicher nicht der Einzige. Hieminger hat uns geschäftlich sehr geschadet, denn er hat uns nicht nur sehr viel Geld gekostet, sondern hat auch seiner Putzfrau boshafterweise erzählt, dass wir durch ihn eine saftige Geldstrafe aufgebrummt bekommen haben. Die Panagl, dieses geschwätzige Weib, hat das in der ganzen Stadt verbreitet. Tagelang waren wir Zielscheibe von Spott und Hohn. Schadenfreude hat sich breitgemacht und etliche unserer Stammkunden sind wochenlang ausgeblieben. Die Leute glauben doch immer nur das Negative und bei vielen gelten wir Kaufleute und Handwerker ohnehin nur als Schwarzgeldmacher und Sklaventreiber. Dabei sind es doch wirklich nur mehr die Klein- und Mittelbetriebe, die den Wirtschaftsmotor am Laufen halten. Das Geschäft ist schon lange kein Honiglecken mehr, seitdem es Supermärkte gibt, die den Preis ruinieren. Natürlich gibt es zum Glück noch eine Handvoll Leute, die unsere Qualität schätzen, weil sie wissen, woher unser Fleisch kommt. Nämlich nur von ausgesuchten Bauern, von hundertprozentigen Biobetrieben. Aber das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel! Am liebsten würden wir eher heute als morgen zusperren!“