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Schiffskoch Ernst Richter – in Emden festgemacht

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Meine frühe Lebensgeschichte und die ersten Jahre als Schlachter-Kochsmaat und Schiffskoch erzählte ich bereits im Band 17 und meine Reisen als Koch auf Schleppern in Band 18 dieser maritimen gelben Buchreihe „Zeitzeugen des Alltags“.

Hier möchte ich nun noch einen weiteren Bericht, bis zu meinem Rentenalter 1999 geben – über die Jahre bei der Reederei A.G. Ems in Emden auf Fähr- und Passagier-Schiffen.

Als ich im Februar 1975 meinen Dienst bei der Reederei P.W. Wessels beendet hatte, genoss ich bei einem langen Landaufenthalt mit Freunden und vielen Bekannten eine schöne Zeit in Emden, bis ein neuer Arbeitsvertrag in Aussicht wäre.

Meine kleine Wohnung befand sich in Emden in der Friedrich-Ebert-Straße 69, wo ich im Haus von Evi und Karl mit noch weiteren 16 Seeleuten auf der vierten Etage lebte.

Unser Leben verlief sehr abwechslungsreich, wir verstanden uns und kamen gut miteinander aus, da wir uns im Laufe der Jahre durch unsere Seefahrtszeit alle gut kannten. So verbrachten wir manchen schönen Abend in unseren stadtbekannten Treffpunkten und hatten uns viel zu erzählen. Die Gaststätte „Bei Evi“ war für uns immer der erste Anlaufpunkt, wo sich doch stets die ankommenden und die wieder an Bord gehenden Seeleute trafen.

Dann lernte ich eine nette Person kennen, die mich nach einiger Zeit überzeugte, doch an Land zu bleiben und hier eine neue Tätigkeit aufzunehmen. Der Gedanke, nicht mein ganzes Leben an Bord zu verbringen, bewegte mich schon länger, und somit wagte ich jetzt also den Sprung an Land. Die Idee war geboren, das Zusammenleben mit einer Partnerin zu riskieren, denn an Land lebte es sich doch auch sooo schön!

So wollten wir beide, meine Freundin und ich, uns gemeinsam um eine Tätigkeit in der Lebensmittelbranche bemühen, um uns dort etwas aufzubauen. Und so ergab es sich, dass mir noch während meines Urlaubes hier in Emden von einem Filialleiter einer Imbisskette ein gutes Angebot gemacht wurde. Da auch meine Freundin aus dieser Berufsbranche kam und ich ja als Schiffskoch tätig gewesen war, so entschlossen wir uns, es zu wagen.

Die Bedingungen für mich waren eine sechswöchige Ausbildung in Oldenburg in dem großen Imbiss „Kochlöffel“, um den Einkauf, die Verarbeitung, den Verkauf sowie auch die Abrechnung zu erlernen.

Nach reichlicher Überlegung sagte ich bei der Firma zu, um diese Ausbildung zusammen mit meiner Freundin, doch baldmöglichst zu beginnen.

So mussten wir am 20. Februar 1975 die Koffer packen, um für sechs Wochen in Oldenburg in der Fußgängerzone im dortigen „Kochlöffel“ zu praktizieren. Nach unserer kurzen Reise von Emden nach Oldenburg hatten wir gleich bei unserer Ankunft ein Vorstellungsgespräch mit dem damaligen Filialleiter und Ausbilder, Herrn Meyer, für meinen neuen Landjob, welcher mir damals doch sehr entgegen kam. Vieles wurde am Tage unserer Ankunft besprochen, was zur Ausbildung als Filialleiter nötig war. Nach dieser ausführlichen Besprechung spürte ich gleich eine gegenseitige Sympathie und eine gute Harmonie.

Am ersten Tage brauchten wir nicht mehr tätig werden, und so waren wir glücklich, die Stadt Oldenburg gleich etwas näher kennen lernen zu können. Diese Stadt war im 2. Weltkrieg, nicht von Bomben zerstört worden, so dass die Innenstadt mit ihren alten schönen Häusern und auch Plätzen erhalten geblieben war. Außerdem hatte Oldenburg als erste Stadt im Norden Deutschlands eine Fußgängerzone.

Mein neuer Arbeitsplatz in Oldenburg, der Imbiss, befand sich genau im Innenstadtviertel, was mir sehr gefiel. In der uns zugeteilten Filiale waren sechs Verkäuferinnen und ein Chef beschäftigt, die sich im Tagesgeschäft immer abwechselten. Der große Imbiss war zur damaligen Zeit 1975 immer sehr gut besucht.

Für den Verkauf von Hähnchen, Pommes, Bratwurst, Currywurst und vielen anderen Spezialitäten, auch verschiedener Getränke, musste ich Sorge tragen, dass diese Waren immer reichlich vorrätig waren.

Unsere Unterkunft für die nächsten sechs Wochen war in einem Hotel, welches wir als sehr angenehm empfanden.

Am darauf folgenden Tag, begann unser Dienst um 8:00 Uhr morgens, um uns mit dem damaligen Filialleiter auf unserem neuen Arbeitsplatz einzurichten. Ich musste mich gleich um Bestellungen, Bankverbindungen, Personal, Sauberkeit und vieles andere mehr kümmern, alles was zu einem Lebensmittelbetrieb so dazu gehört, um so meinem neuen Arbeitsplatz an Land gerecht zu werden.

So gefiel mir meine neue Tätigkeit, wenn sie auch viel Konzentration erforderte. Sie machte mir viel Spaß, denn von meinem Beruf als Schiffskoch her war mir ja vieles vertraut und gut bekannt, es ging mir auch recht flott von der Hand.

Mit meinem Vorgesetzten herrschte gutes Einvernehmen, auch mit dem übrigen Personal war die Zusammenarbeit und Kameradschaft außerordentlich gut, und so konnte ich nach kurzer Einarbeitungszeit des Öfteren Bestellungen und die täglichen Kassenabrechnungen selber vornehmen, welches aber natürlich vom Filialleiter geprüft wurde, der jedoch keine Fehler entdeckte. Alle Warenbestände sowie die Kasse, wurden einmal pro Woche vom Bezirksleiter ohne vorherige Anmeldung überprüft.

Bei einer so großen Verkaufskette, wie der ‚Kochlöffel’ es zu der damaligen Zeit war, war es unabdingbar, dass die Bezirksleiter die Oberaufsicht sicherstellten und den Betriebsablauf prüften.

So vergingen die Wochen meiner Einarbeitung viel zu schnell.

Wenn ich als bisheriger Schiffskoch nun an Land eine neue Aufgabe übernehmen wollte, so hatte ich jetzt die Möglichkeit, mich in einer Stadt ins Landleben einzugewöhnen und beruflich zu qualifizieren. Da ich damals diese Ausbildung mit dem Vorsatz antrat, danach als Filialleiter einen eigenen Imbiss von ‚Kochlöffel’ in Emden zu übernehmen und zu führen, so war ich zur Zufriedenheit aller besonders gewissenhaft und fleißig.

Leider kam es anders, als zunächst von mir geplant. Nach den sechs Wochen Ausbildung wurde mir das Angebot gemacht, eine Filiale in Aurich zu übernehmen. Somit waren für mich die Voraussetzungen erfüllt, nun einen eigenen Imbiss zu führen. So gab man mir die nötigen Ausbildungsunterlagen, die mir nun bestätigen, eine eigene Filiale übernehmen zu können.

Da der Betrieb in Aurich am Markt wegen Unsauberkeit von den Behörden (Ordnungsamt) schon vor etlichen Wochen geschlossen worden war, wurde mir von der Firma vier Wochen Zeit gegeben, um den Laden in Ordnung und auf Vordermann zu bringen. Als gelernter Fleischergeselle und Schiffskoch hatte ich in solchen Dingen ja genügend Erfahrung. Mit guter Beurteilung und besten Zeugnissen konnten wir Oldenburg verlassen mit dem neuen Ziel Aurich. Wir hatten uns bei dem Gebietsleiter für den ostfriesischen Raum dort in Aurich zu melden.

Nach Absprache und Übernahme und nach gründlicher Reinigung konnten wir endlich nach vier Wochen den Imbiss eröffnen mit dem festen Versprechen, dann nach einem bestimmten Zeitraum nach Emden in eine eigene Filiale übersiedeln zu können. Mit dem neuen Personal, welches ich mir selbst aussuchen konnte, alle waren sehr fleißig, starteten wir und hatten gleich einen guten Umsatz. Sauberkeit, Ehrlichkeit und nette Bedienung, das war für mich die erste Pflicht. Sei es von der Kundschaft oder der Firma, wir wurden sehr gelobt.

In Aurich waren wir auch wieder in einem Gasthof einquartiert. Die schöne kleine Stadt Aurich hat uns sehr gut gefallen. Auch hatten wir schnell Freundschaften gefunden und geschlossen, jedoch hatten wir unser Ziel nie aufgegeben, wieder nach Emden zurückzukehren. Dort hatte ich immer noch meine kleine Wohnung und die vielen Freunde von der Seefahrt, die ich doch sehr vermisste. Das Glück war mit uns, und die Zeit in Aurich verging auch wieder sehr schnell.

Nach acht Wochen als Vertretung des Filialleiters in Aurich wurde mir noch einmal ein Angebot unterbreitet, in einer weiteren Filiale in Norden die Urlaubsvertretung zu übernehmen, da die Filiale in Emden noch immer nicht für mich frei sei.

Nachdem ich mich mit meiner Freundin abgesprochen hatte, stimmten wir zu, die Urlaubsvertretung in Norden zu übernehmen, aber nur mit dem Versprechen, dann endlich nach Emden zu kommen. Die Übergabe des Geschäfts in Aurich verlief reibungslos und ohne Beanstandungen. Mit einem guten Freund, den wir inzwischen kennengelernt hatten, fuhren wir per Auto von Aurich nach Norden, denn ich hatte ja zu jener Zeit noch keinen Führerschein.

In der stadtbekannten Fußgängerzone in Norden meldeten wir uns im Geschäft ‚Kochlöffel’, wo wir auch schon als Urlaubsvertretung erwartet und freundlich aufgenommen wurden. Dieser Imbiss war doch gleich wie alle anderen Kochlöffelläden eingerichtet, und nach kurzer Vorstellung bei der Filialleiterin, die ich ablösen sollte, ging dann alles reibungslos nach Vorschrift in punkto Waren- und Kassenübernahme. Das Verkaufspersonal war über unser Ankommen schon informiert worden. Mit diesen vier Frauen hatten wir gleich ein gutes Verhältnis, und die Zusammenarbeit war bestens. Wie gewohnt waren nach einigen Stunden Einarbeitungszeit der Verkauf und der Umgang mit der neuen Kundschaft nichts Neues für uns.

Sehr schnell hatten wir uns mit dem Verkaufspersonal abgesprochen bezüglich Einteilung im Schichtbetrieb beim täglichen Anrichten der Waren und Verkauf, so dass wir alle anfallenden neuen Arbeiten und Aufgaben unter meiner Leitung gut bewältigten. Im Umgang mit dem Personal, beim täglichen Verkauf, bei Sauberkeit sowie Pünktlichkeit wurde durch meinen persönlichen Einsatz gegenüber meiner Vorgängerin einiges besser, auch wurden die Einnahmen um ein Vielfaches gesteigert.

Zu diesem Zeitpunkt gab es hier nur die allzeit so beliebten Essgewohnheiten, jedem schmeckte es, und jeder aß gerne bei uns. Und so verging auch hier wieder die Zeit wie im Fluge, denn auch in dieser schönen Stadt Norden konnte man in seiner Freizeit, Land und Leute kennen lernen. Jedoch, mein Herz sehnte sich nach Emden, und so kehrten meine Gedanken oft dorthin zurück, und ich fragte mich, ob wir wohl die Filiale, die uns doch versprochen worden war, endlich einmal übernehmen könnten, denn Emden war doch unser Lebensziel, und deswegen hatten wir die Ausbildung in Oldenburg doch durchlaufen. Als sich dann jedoch unsere Urlaubsvertretung in Norden so langsam ihrem Ende näherte, da fassten wir den Gedanken, mit dem Gebietsleiter, der ja wöchentlich einmal kam, dieses Thema anzuschneiden.

Die Warenkontrolle wurde ja vom Gebietsleiter selbst durchgeführt, und er fand keine Beanstandung. So fragten wir nach Abschluss wegen der uns versprochenen Filiale in Emden. Die sei leider immer noch nicht zur Übernahme frei, da der jetzige Filialleiter mit seiner großen Familie noch keine geeignete Wohnung gefunden habe. So machte er uns das Angebot, auf der Insel Helgoland erst einmal eine Urlaubsvertretung zu machen. Nach unseren Überlegungen kamen wir zu dem Schluss, dass sich die ganzen Monate, die wir in den auswärtigen Filialen gearbeitet hatten, nicht gerechnet und gelohnt hatten, denn die Miete in Emden und die Abgaben liefen ja weiter, und trotz der doppelten Löhne von meiner Lebensgefährtin und mir reichte es nicht, und damit habe ich diesen Versuch, doch einmal an Land zu arbeiten, aufgegeben. So ward die Liebe zur Seefahrt wieder geweckt.

Nach einer ausführlichen Besprechung und im guten Einvernehmen mit der Firma ‚Kochlöffel’ haben wir den Arbeitsvertrag gekündigt und unseren Job in freundschaftlicher Weise abgeschlossen. Wir übergaben alles ordnungsgemäß und kehrten voller Freude nach Emden in unsere kleine Wohnung zurück, wo wir es uns auf eine schöne Zeit einrichteten. Und dann beobachteten wir auch, dass der damalige Filialleiter von Emden mit seiner großen Familie noch einige Jahre im dortigen ‚Kochlöffel’ tätig war.

So kam ich allmählich zu der Überlegung, mich doch wieder nach einer Arbeit in der Seefahrt umzusehen, denn Arbeitsgelegenheiten als Koch gab es dort reichlich. Somit führte mich mein Weg wegen einer Anstellung auf einem Schiff zur Heuerstelle in Emden, welches auf große Fahrt hinausfuhr. Es klappte alles wunderbar und ich bekam auch gleich von drei Reedereien ein Angebot zum Aussuchen.

Das erste Schiff gehörte einer Hamburger Reederei, das zweite Schiff war von der Reederei Schulte und Bruns, welches auf große Fahrt gehen sollte. Zur weiteren Auswahl kam ein Fährschiff der Reederei A.G. Ems, welches zwischen Emden und Borkum verkehrte. Letzteres interessierte mich sehr, denn inzwischen hatte ich mich ja schon mit meiner Lebensgefährtin zusammengelebt.


Seefahrterinnerungen – Service an Bord

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