Das einfache Leben

Das einfache Leben
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Das einfache Leben ist ein Roman von Ernst Wiechert. Er schrieb dieses Buch unmittelbar nach seiner Haft im KZ Buchenwald im Sommer 1938, um sich die erlittenen Leiden «von der Seele zu wälzen».Erst nach dem Verfassen dieses Buches fühlte sich Wiechert in der Lage, seinen Bericht über die Leiden im KZ im Roman «Der Totenwald», niederzuschreiben.Für Wiechert was «Das einfache Leben» die Landkarte, die ihm (und auch den damaligen Lesern) den Weg in die Innere Emigration wies, um sich den Gräueln des Naziregimes zu entziehen –wenn schon nicht real so doch zumindest seelisch sollte die Flucht sein.Protagonist ist der Kapitän und Kriegsveteran Thomas von Orla, der seiner Familie und der Zivilisation den Rücken kehrt und sein Trauma aus den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges endlich zu vergessen sucht.Das Buch traf (natürlich) die Ablehnung durch Goebbels Propagandaministerium und wurde schließlich nur versehentlich veröffentlicht. Ernst Wiechert selbst nannte es «sein» Buch und «das einzige meiner Bücher vielleicht, das ganz mein war».Null Papier Verlag

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Ernst Wiechert. Das einfache Leben

Dan­ke

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Ernst Wiechert

Das einfache Leben

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Er sah an den mat­ten Ster­nen, dass er nach Os­ten ging, und er merk­te es an dem Ge­sicht der Stadt. Här­ter als in den an­de­ren Vier­teln hat­te der Krieg hier re­giert. Die Häu­ser wa­ren wie vom Aus­satz zer­fres­sen, die Fens­ter er­blin­det, die Ge­sich­ter ver­wüs­tet, und was aus den Tor­we­gen sich auf die Stra­ße schlich, hat­te fah­le Stir­nen und einen lei­sen Schritt, wie über ver­las­se­nen Schlacht­fel­dern. Mäd­chen spra­chen ihn an und folg­ten ihm eine Wei­le, und es war ihm, als könn­te man durch ihre Au­gen hin­durch­se­hen ins Bo­den­lo­se. Sel­ten emp­fing er ein bö­ses oder ro­hes Wort, und auch dies klang nur wie hin­ter ei­ner zu­ge­schla­ge­nen Tür. Er fürch­te­te sich nicht, denn er be­saß nichts. Er war so al­lein wie die­se Aus­ge­sto­ße­nen aus Kel­lern und Hinter­hö­fen, und was sie ihm zum Be­sitz rech­ne­ten, war ihm so schal, wie ih­nen die Luft, die sie at­me­ten.

Er woll­te sie we­der prü­fen noch be­keh­ren. Er woll­te nur eine Welt er­fah­ren, die er nicht kann­te. Was sie in sei­nem Hau­se hin­ter den dunklen Vor­hän­gen spra­chen und dach­ten und be­gehr­ten, kann­te er al­les. We­der Brot noch Wein wür­de ihm dar­aus wach­sen. Aber dies hier kann­te er nicht, und er woll­te al­les ken­nen, die gan­ze Erde, wie sie rund und schwei­gend vor sei­ner Bü­cher­wand schweb­te. Ge­fecht und Schlacht, Tod und Zer­stö­rung, das konn­te nicht al­les sein. Ir­gend­wo schleif­ten die zer­ris­se­nen Zü­gel die­ses Wa­gens über die Erde, und so lan­ge muss­te man ge­hen, bis sie über einen hin­weg­feg­ten und man ver­su­chen konn­te, ein Stück zu er­grei­fen. Den Sinn muss­te man zu fin­den su­chen; nicht das Gan­ze, die Lö­sung, das Letz­te, aber ein Stück­chen Sinn, den Schim­mer ei­nes Pla­nes, und dann woll­te man in Got­tes Na­men noch ein­mal an­fan­gen.

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