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Wie sind die Finanzmärkte so mächtig geworden?

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Das gegenwärtige Finanzsystem ist am Ende des Zweiten Weltkrieges entstanden und spiegelt noch immer die damaligen Machtverhältnisse wider. Zentraler Dreh- und Angelpunkt des Systems ist der US-Dollar, der 1944 zur globalen Leitwährung erklärt wurde und Ende der 1940er Jahre einen historischen Siegeszug um die Welt antrat, der als „Nachkriegsboom“ in die Geschichtsbücher eingegangen ist.

Größter Nutznießer dieses Wirtschaftsaufschwungs waren die ameri­kanischen und europäischen Banken, die die Wirtschaft mit Krediten ver­sorgten und daran glänzend verdienten. Als der Boom in der Mitte der 1970er Jahre zu Ende ging, ging aber auch die Nachfrage nach Krediten zurück, so dass die Banken sich nach anderen Verdienstmöglichkeiten umzusehen begannen.

Auf Grund ihrer in den vorangegangenen Jahrzehnten gewonnenen fi­nanziellen Macht drängten sie die Politik, die rechtlichen Vorschriften für den Bankensektor zu lockern und ihnen so neue Profitquellen zu eröffnen. Das Drängen hatte Erfolg und setzte einen Prozess in Gang, der heute als Deregulierung bekannt ist und das Gesicht der Weltwirtschaft von Grund auf verändert hat.

Einer der wichtigsten Meilensteine der Deregulierung war die Zulas­sung von Hedgefonds. Dabei handelt es sich um Vermögensverwaltungen einer ultrareichen Klientel, die wie Banken arbeiten dürfen, ihren gesetz­lichen Vorschriften aber nicht unterliegen. Dieser Schritt war die größte Machterweiterung, die die Banken in ihrer über 500-jährigen Geschichte erlebt hatten, denn er ermöglichte es ihnen, eigene Hedgefonds zu gründen und fortan all die Geschäfte zu betreiben, die ihnen zuvor verboten waren.

Die Zugeständnisse an die Finanzindustrie gingen allerdings noch weiter. Im Zuge der Deregulierung wurden auch Aktienrückkäufe, die zuvor als unlauteres Instrument zur Kursmanipulation verboten waren, erlaubt. In den angelsächsischen Ländern wurde das Trennbankensystem abge­schafft, das nach dem Börsencrash von 1929 zum Schutz von Bankkunden eingeführt worden war. Rund um die Welt wurden immer neue Steueroasen geschaffen, Briefkastenfirmen zugelassen und Bilanzvorschriften gelockert.

Besonders wichtig war die Einführung immer neuer Finanzprodukte, insbesondere von Derivaten. Auch wenn diese historisch einmal zur Ab­sicherung von Risiken erfunden worden sind, handelt es sich bei ihnen in ihrer heutigen Form zum weitaus überwiegenden Teil um nichts anderes als um Wetten, mit denen Investoren auf zukünftige Preise, Kurse oder Zinssätze setzen. Ihr Umfang ist im vergangenen Vierteljahrhundert expo­nentiell gewachsen und nimmt heute den mit Abstand größten Platz im gesamten globalen Finanzgefüge ein.

Die Folge dieser Maßnahmen war ein ungezügeltes Wachstum des Fi­nanzsektors, das zur „Finanzialisierung“ der gesamten Weltwirtschaft führte. Geld, das vorher in Form von Investitionen in die industrielle Produktion geflossen war, wanderte in immer größerer Menge in den Finanzsektor. Während die Realwirtschaft zu verkümmern begann, nahm die Spekulation an den Finanzmärkten exponentiell zu und verwandelte sie in ein globales Casino, in dem mit den Wetteinsätzen auch die Risiken immer weiter an­stiegen.

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