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Vorwort.

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Es sind die lebenswahrsten Biographien, in denen die geschilderten Personen mit ihren eigenen Worten direkt zu dem Leser sprechen und der Verfasser nur das verbindende Glied, der Erklärer ist. Dazu gehört vor allem, daß genügend schriftliches Material zur Verfügung steht, also Briefe, Tagebücher, Aufzeichnungen, auf denen sich dann zur Ausfüllung der Lücken Voraussetzungen und Vermutungen aufbauen lassen, die aber nur zu irrigen Anschauungen führen, wenn das Material fehlt. Ich habe den vorliegenden Blättern mit voller Absicht den Untertitel gegeben: „Das Lebensbild einer Verkannten“, denn wenn auch die Gemahlin Friedrichs des Großen in F. W. M. von Hahnke vor fast 60 Jahren einen Biographen gefunden hat, der mit großem Fleiß alles ihm damals zugängliche Material zusammengetragen hat, um dieser bescheiden im Schatten gestandenen Gestalt die ihr im Leben versagt gewesene Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, so hat er doch nur ein sehr verwischtes Bild von ihr entworfen, weil er das Material, schon durch seine Anordnung des Stoffes, nicht richtig verwendet hat und weil er in seiner Darstellung noch zu sehr von dem Gefühl beherrscht wurde, durch eine Unterstreichung der nackten Tatsachen dem Andenken des großen Königs zu nahe zu treten, und das einmal von dem Geschichtsschreiber gemünzte Wort über die „Hochachtung“ des Königs für seine Gemahlin, die er so beispiellos schlecht dabei behandelt hat, zum Leitmotiv seiner Arbeit machte. Auch der Superintendent E. D. M. Kirchner in seinem fleißigen Werke über die „Churfürstinnen und Königinnen auf dem Throne der Hohenzollern“, dem Hahnkes Biographie der Königin Elisabeth Christine fast abschriftlich zugrunde liegt, schrieb in derselben Tonart, nur noch etwas lauter zugunsten dieser merkwürdig dokumentierten „Hochachtung“; beider Stimmen sind verhallt und ihre Arbeiten fast vergessen, und wo der Name der Königin notwendigerweise in den Werken über den großen König gestreift wird, da wiederholt sich dieselbe Phrase: „Sie war zu unbedeutend, als daß der Held Genüge an ihrer Gesellschaft hätte finden können, wenn er auch ihren Tugenden alle Anerkennung zollte und sie mit der größten Hochachtung behandelte usw. usw.“ Der Rest ist — Schweigen. Das sind so ungefähr die Worte in ihrer Quintessenz, mit denen Elisabeth Christine von Braunschweig in der Geschichtsschreibung erledigt wird, aber weder ihre „Unbedeutenheit“ noch auch diese ewig wiederholte „Hochachtung“ haben mir je recht einleuchten wollen, seitdem ich einmal ein Bild von ihr sah, dessen Ausdruck nicht der einer törichten Frau war, zu welcher die sie systematisch gestempelt haben, denen sie ihre Zurücksetzung verdankt.

Dem gütigen Entgegenkommen der braunschweigischen Regierung verdanke ich die Erschließung des Konvolutes von Briefen der Königin Elisabeth Christine an ihren Bruder, den Herzog Karl I., im Landesarchiv zu Wolfenbüttel, aus dem ich manchen feinen Zug für ihr Bild und geschichtliche Tatsachen gezogen habe, die ich bisher noch nirgends erwähnt fand. Ob sonst noch etwas von der ausgedehnten Korrespondenz der Königin — denn sie war eine fast ebenso fleißige Briefschreiberin wie die Herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans — existiert, ist fraglich und mir nicht bekannt; ich wäre dankbar für jede diesbezügliche Mitteilung, die in einer hoffentlich ferneren Auflage dieses Buches sicher ihren Platz finden würde. Da alle Schriftstücke der Königin französisch geschrieben sind, woraus ihr, der deutschen Fürstin, kein Vorwurf zu machen ist, da sie darin nur ihrer Zeit und dem Beispiel Friedrichs des Großen selbst folgte, so habe ich mich in Anbetracht dessen, daß vielen Lesern die französische Sprache nicht allzu geläufig ist, entschließen müssen, die Zitate daraus ins Deutsche zu übersetzen, desgleichen die Proben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit im Anhange dieses Buches, der auch, um Wiederholungen zu vermeiden und ein klareres Bild der verwandtschaftlichen Beziehungen zu geben, zwei Stammtafeln der Herzoglich Braunschweigischen und der Königlich Preußischen Familie enthält. Das Verzeichnis der Quellen wird mir das Zeugnis ausstellen, daß ich im Aufbau dieses Lebensbildes nicht flüchtig war.

Ausgerüstet mit diesem Material, sei es mir denn vergönnt, eine Lanze zu brechen für dies arme Verkannte, die freilich selbst keine Geschichte gemacht hat, die politisch nicht mitgewirkt „am sausenden Webstuhl“ ihrer Zeit, aber ich hoffe, daß dies Kapitel zur Geschichte Friedrichs des Großen in dem weiten Kreise des „Vereins der Bücherfreunde“ wie auch außerhalb desselben die Legende von der „unbedeutenden“ Königin zerstören und eine herzliche Teilnahme schaffen wird für eine Fürstin und Frau, welche sich durch ihr stilles Heldentum eine Krone errungen hat, die, obschon nur aus Dornen geflochten, dennoch verdient, in das Licht gerückt zu werden, das auf ihr verdunkeltes Leben einmal noch zurückleuchten soll.

Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem.

Karlsruhe i. B., im Januar 1908.

Elisabeth Christine

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