Nietzsche - Zerstörer oder Erneuerer des Christentums?
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Eugen Biser. Nietzsche - Zerstörer oder Erneuerer des Christentums?
Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
NIETZSCHES KRITIK DES CHRISTENTUMS
Wer ist Nietzsche?
Was wollte Nietzsche?
Nietzsches Kampf
Der parabolische Widerruf
Die schönste Apologie
Die furchtbarste Anklage
Der Doppelgänger
Die Rekonstruktion
Der Gang der Wirkungsgeschichte
Das Defizit der Rezeptionsgeschichte
Der Widerstreit der Interpretationen
Das Zielbild der Integration
Die Vervollständigung des Fragments
III. Der Mythenzerstörer und Mythenschöpfer
Auf dem Rücken eines Tigers
Das Gedankenexperiment
Die Affirmation
Das goldene Gleichgewicht
Der Irrtum
Die Exposition
Das Attentat
Die Destruktion
Die Fürsprache
Die Zielruhe
Die Resignation
Das Feuerzeichen
NIETZSCHES REKONSTRUKTION DES CHRISTENTUMS
Der Unzeitgemässe
Das Interpretament
Die Widersprüche
Die Anverwandlung
Die Inkubation
Der Hauptbegriff
Der Widerruf
Die Selbstauflösung
Der Verschonte
Der Nachahmer
Der Possenreißer
Die Passionsfigur
Der Vieldeutige
Der Ansatz
Das Feindbild
Die Selbstkritik
Das Sensorium
Das Gegenbild
Die Urgestalt
Die Perspektive
Das Modell
Die Rückschöpfung
Das Prisma
Die Gegenprobe
Die Beherzigung
Epilog
Der Dreischritt
Der Symbolismus
Die Wiederkunft
Anmerkungen
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Отрывок из книги
Eugen Biser
Nietzsche - Zerstörer oder Erneuerer des Christentums?
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Demgegenüber stellt Nietzsche selbst die durch den Gottestod ermöglichte Steigerung des Menschen heraus. Zunächst in dem Aphorismus „Excelsior!“ der ,Fröhlichen Wissenschaft‘, der mit dem großen Verzicht auf den Ausblick auf das Gebirge beginnt, „das Schnee auf dem Haupte und Gluten in seinem Herzen trägt“, also im Verzicht auf einen Vergelter und Verbesserer letzter Hand und auf die Ruhestatt in der Gewissheit eines letzten Friedens, und der mit dem Bild eines Sees schließt, der „einen Damm dort aufwarf, wo er bisher abfloss“ und seither immer höher steigt (III, § 285). Vor allem aber bezieht sich das auf die von Karl Löwith in ihrem Rang als Spitzenleistung Nietzsches herausgestellte Lehre von den „drei Verwandlungen“ zu Beginn des ,Zarathustra’: der Verwandlung des Menschen in das Kamel, die Figur der Heteronomie, sodann der Verwandlung des Kamels in den Löwen, das Sinnbild der Autonomie, und schließlich des Löwen in das Kind, die Symbolfigur des zu erfüllendem Seinsglück und voller Identität gelangten Menschseins. Wie Nietzsche diese Idee der Erhebung des Menschen mit dem Postulat seiner Rückübersetzung in den naturhaften „Grundtext“ vereinbart, ist nicht abzusehen. Dafür zeichnet sich von da aus eine zweite wirkungsgeschichtliche Spur ab, diesmal aber in Richtung auf die mörderischen Exzesse der Unmenschlichkeit durch die von ihm angesagten „Herren der Erde“, von denen er im Fall, dass er sie erlebt hätte, zweifellos mit allen Zeichen des Entsetzens zurückgewichen wäre, denen er aber durch seine brutalen Formeln gleichwohl verbalen Vorschub leistete. Welchen Fortgang aber nahm sein Kampf gegen das Christentum?
Im Grunde war Nietzsches Kampfziel dadurch erreicht, dass er mit seiner Toterklärung Gottes den Zentralbegriff aus dem christlichen Systemgebäude herausgebrochen hatte. Weil er aber angesichts der religiösen Beharrungskräfte am Erfolg dieser Attacke zweifelte, verfiel er auf zusätzliche Strategien, die sich freilich wie Wasser und Feuer zueinander verhielten. Die eine bestand in einer destruktiven Auslegung des Christentums, die andere in einer exzessiven und schließlich sich selbst überschlagenden Verbalpolemik.
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