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Die Geschichte von Goldie

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Frau Schweikart ruft alle in den Stuhlkreis. In der letzten Zeit sprechen sie viel über Haustiere, und heute sind Fische im Aquarium dran.

Miriams Vater hat ein Aquarium. Miriam erzählt, wie er das Aquarium sauber macht und dass sie die Fische oft füttern darf. Dabei muss sie aufpassen, dass sie nicht zu viel Futterflocken ins Wasser streut.

Danach will Frau Schweikart eine Geschichte vorlesen über einen kleinen Goldfisch in einem großen Aquarium. Er heißt Goldie, weil er eine außergewöhnlich schöne, goldglänzende Farbe hat. Sie geht erst einmal herum und zeigt jedem ein Bild von Goldie.

Amos freut sich. Er hört gern Geschichten. Und Tiergeschichten mag er besonders.

Frau Schweikart setzt sich und will anfangen vorzulesen. Das tut sie immer erst, wenn es ganz leise geworden ist.

Alle sind still außer Laura. Sie hampelt herum und will mit Aysche reden, die auf dem Platz neben ihr sitzt. Aysche möchte lieber zuhören und antwortet nicht. Das ärgert Laura, und sie sagt „Blöde Kuh!“ zu ihr.

„Laura!“, mahnt Frau Schweikart.

Für einen Moment ist Laura ruhig und Frau Schweikart kann mit dem Vorlesen beginnen:

Goldie ist neu im Aquarium und schwimmt überall herum. Er will sich alles ansehen: den Sand, die Steine, die Pflanzen. Und er möchte die anderen Fische kennenlernen.

Laura findet das anscheinend furchtbar langweilig. Sie gähnt, schaukelt mit den Beinen und versucht mit Ben zu flüstern, der auf der anderen Seite neben ihr sitzt.

„Laura! Sei bitte still!“, sagt Frau Schweikart und liest weiter.

Die Fische im Aquarium mögen Goldie, weil er so hübsch und nett ist. Nur der andere Goldfisch, der hasst ihn. Er ist sehr groß und sieht gar nicht golden aus, sondern rot. Deshalb ist er neidisch auf Goldie.

Laura hört einfach nicht zu. Sie rutscht nach vorn, legt den Kopf auf die Rückenlehne des Stuhls und fängt an, leise vor sich hinzusummen.

Ben stößt sie in die Seite. „Hör auf, das nervt!“

Laura knufft ihn zurück. „Blödmann!“

Frau Schweikart legt das Buch in den Schoß. „Amos und Laura“, sagt sie. „Tauscht ihr mal bitte die Plätze.“

Nun sitzt Amos zwischen Aysche und Ben, und Laura sitzt neben der Karina, die Frau Schweikart in der Gruppe hilft.

Frau Schweikart zeigt ein Bild von Goldie, wie er sich mit den Fischen unterhält. Er ist in der Mitte, und alle anderen Fische schwimmen um ihn herum. Der große Goldfisch versteckt sich unter den Pflanzen bei einer Felsenhöhle und belauert ihn mit bösen Augen.

Amos wird unheimlich. „Bestimmt tut er dem armen Goldie was“, denkt er.

Frau Schweikart liest weiter vor.

Amos hat recht gehabt.

Der große Goldfisch entführt Goldie und sperrt ihn in der Felsenhöhle ein. Er schiebt Steine davor und passt auf, dass er nicht herauskommt. Weil Goldie jetzt Tag und Nacht im Dunkeln ist und kaum etwas zu essen bekommt, verliert er seine schöne Farbe und wird ganz weiß.

Die anderen Fische suchen Goldie natürlich. Dabei kommen sie an der Felsenhöhle vorbei.

„Hoffentlich finden sie Goldie!“, denkt Amos. Er ist riesig gespannt, wie es mit dem kleinen Goldfisch weitergeht.

Laura rutscht die ganze Zeit auf ihrem Stuhl hin und her. „Ich muss aufs Klo!“, schreit sie plötzlich dazwischen. Karina geht schnell mit ihr hin. Amos wünschte, sie würden lange wegbleiben, damit er die Geschichte in Ruhe zu Ende hören kann.

Frau Schweikart liest vor, dass die anderen Fische Goldie finden und freilassen. Aber sie glauben ihm nicht, dass er Goldie ist, weil er völlig anders aussieht. Darüber ist Goldie sehr traurig. Der böse Goldfisch kriegt das alles mit und blubbert große Blasen vor Freude über Goldies Unglück.

Frau Schweikart zeigt den Kindern ein Bild vom weißen Goldie. Der sieht wirklich nicht mehr hübsch aus.

Laura kommt mit Karina zurück. „Ist die öde Geschichte noch nicht zu Ende?“, trompetet sie.

„Scht!“, sagt Karina und zieht sie neben sich auf den Stuhl.

Und so geht die Geschichte weiter: Nach und nach erkennen die anderen Fische Goldie. Nicht an seinem Aussehen, sondern weil er eben besonders nett ist. Genau wie früher. Weil er jetzt wieder im Licht schwimmen kann, bekommt er nach und nach seine goldene Farbe zurück. Er erzählt, was der große Goldfisch mit ihm gemacht hat, und endlich glauben sie ihm, und niemand im Aquarium will noch was mit dem großen Goldfisch zu tun haben.

Amos freut sich riesig. Das geschieht dem bösen Goldfisch recht! Und er ist froh, dass Goldie seine Freunde wiederhat.

Alle anderen Kinder im Stuhlkreis denken dasselbe. Bloß Laura nicht. „Ich finde Goldie doof“, sagt sie. Frau Schweikart fragt, warum, aber das kann Laura nicht erklären.

Hinterher malen die Kinder ein Bild zu der Geschichte.

Amos malt Goldie, wie er fröhlich im Aquarium herumschwimmt. Er ist unten weiß und oben golden.

Als er Lauras Bild betrachtet, fängt er laut an zu lachen. Laura hat nämlich einen großen schwarzen Fisch mit einem gelben Punkt in der Mitte gemalt. „Ein schwarzer Fisch kommt in der Geschichte gar nicht vor!“, ruft er.

„Klar kommt der vor!“, widerspricht ihm Laura. „Man sieht ihn bloß nie, weil er sich in der dunklen Felsenhöhle versteckt.“

Die anderen Kinder kommen an den Tisch und schauen sich Lauras Bild ebenfalls an.

„Warum hat dein Fisch einen gelben Punkt in der Mitte?“, will Julius wissen.

„Das ist Goldie“, erklärt Laura. „Als der große Goldfisch ihn in die Höhle gesperrt hat, hat der schwarze Fisch ihn gefressen.“

„Das kann gar nicht sein“, widerspricht Miriam. „Sie haben Goldie doch später aus der Höhle befreit.“

„Das war nicht Goldie“, erklärt Laura, „sondern der Freund von dem schwarzen Fisch. Er hat gelogen, als er sagte, er wäre Goldie.“

Amos sagt nichts dazu. Lauras Geschichte ist gar nicht übel. Und sie könnte irgendwie hinkommen. Trotzdem gefällt ihm die Geschichte, die Frau Schweikart vorgelesen hat, besser.

Er geht zu Frau Schweikart hin. „Können wir mal über Hamster sprechen?“, fragt er.

„Klar! Warum nicht?“, antwortet sie.

„Super!“, ruft Amos. „Ich habe nämlich einen Hamster. Den Tobi. Von dem kann ich dann erzählen!“

„Schön“, erwidert Frau Schweikart. „Ich bin gespannt, was du uns zu berichten hast.“

Amelie und Amos gehen in den Kindergarten

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