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EINLEITUNG UND GEDANKEN

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Das ist ein ziemlich großer Abschnitt in unserem gemeinsamen Leben. 30 Jahre gehen nicht spurlos vorüber. Ich werde dennoch vorwiegend die vielen guten Momente beschreiben.

Das Schreiben fällt mir seit einiger Zeit sehr schwer. All das zuvor Geschriebene war für mich spannender, kribbliger, reizvoller. Es war zunächst die Kindheit, dann folgten die Erlebnisse aus dem Jugendalter, die Ausbildungszeit. die erste Ehe und die anderen weiblichen Freundschaften. Im Gegensatz zu heute war das aufregender, mit viel mehr Eindrücken, ich kann das nicht vergleichen. Vielleicht auch, weil es in meiner Heimat geschah. Dort war alles einfacher, ärmer gestaltet, nicht mit ständigen Problemen behaftet. Oder lag es an meinem Alter, an meinen Ansichten und an fehlenden Erfahrungen? Okay, jeder verändert sich, bei einem doch krassen Wohnort-Wechsel vielleicht noch extremer. Ich habe von vielen anderen zugezogenen Menschen ähnliches gehört. Sie haben ähnlich gedacht. Was wäre wohl passiert, wenn ich dieses oder jenes anders gemacht hätte? Es sind manchmal eigenartige Gedanken, erzeugt durch viele Auslöser im Leben.

Durch das viele Fremde, durch das ständige Ruhigstellen mit falscher Medizin, dass erzwungene Kennenlernen anderer Freunde und der Vergleich mit den doch langjährigen Freunden. Manchmal fühlte ich mich wie im Exil. Das hatte auch große Vorteile für meine Psyche, für meine Ruhe und den Drang, immer viel erleben zu wollen oder auch müssen.

Das Leben in meiner neuen Heimat ist mit nichts zu vergleichen. Ich fühle hier anders, bekomme andere Eindrücke, musste und muss ständig hinzulernen. Es gibt viel mehr kulturelle, sportlich, lehrreiche und musikalische Möglichkeiten der Entfaltung und Gestaltung der Freizeit und des Lebens.

Das musste ich zuerst einmal vergegenwärtigen, nutzen und auch finanzieren. Das gelang mir, natürlich auch mit meiner Frau, mit meiner beschaulich kleinen Familie, ganz gut. Etwas zu erkennen und dann noch zum Positiven zu verändern, eine doch zum Teil herausfordernde Aufgabe für viele.

Ich könnte mir vorstellen, dass es für viele nicht leicht ist, alles Wichtige einfach und schnell zu realisieren. Ich meine auch jene, die ‘hier’ geboren sind.

Das allerverrückteste war, fast jeder hat die ‘Wessis’ zu Ost-Zeiten beneidet, auf sie geschaut, kam mit der Situation kaum zu recht. Jeder ‘Ossi’, der in den Westen zog, war fremd, ein Exot, manchmal auch eine Konkurrent, nicht sehr erwünscht. Zumindest war das in meiner Firma so, manchmal im Alltag, in der Nachbarschaft. Aus meiner heutigen Sicht handelt es sich dabei aber um intolerante, meist ungebildete Leute, oft mit eigenen Problemen Kämpfende.

Viele meiner Landsleute hat das kaum interessiert oder gestört, mir dagegen tat das oft weh. Ich hatte in Dresden einen guten Status, war nicht der ‘Fremde’, kein Exot oder wie auch immer. Das Ganze ist nicht aus der Luft gegriffen. Ich kann das bei meinen Söhnen deutlich sehen, meiner jetzigen Frau erging es ähnlich. Andere Landsleute meinten, sie verdienen hier ihr Geld und gehen wieder zurück in ihre Heimat.

Der Hass, der Neid, dass gefühlte Ungerechte zwischen den ehemalig getrennten deutschen Staaten ist weit größer als bekannt. Nicht überall, nicht in jedem Fall. Ich persönlich höre und fühle davon genügend. Bei der jetzigen politischen Situation ist alles noch krasser, deftiger, unnötiger.

Der Spagat, die Unterschiede, die ganze Politik, dass Kulturelle, der Humor, es sind manchmal Welten zwischen Ost und West. Natürlich gibt es auch Unterschiede zwischen Nord und Süd, die haben dennoch keinen politischen Charakter. Es ist ein Unterschied, ob einer in irgendetwas hineinwächst oder ob er fast blind hineingelangt. Egal aus welchen Gründen auch immer, die Fakten bleiben die gleichen. Ich hab noch wichtiges, sehr verdecktes, sehr oft und selbst Erlebtes, von solchen Leuten zu berichten. Viele, so wie ich auch, kamen von Osteuropa in den „Westen“. Nicht alle träumten von den goldenen Trauben. Das war, so meine ich, den meisten klar. Das ganz andere war, sie meinten, mit ihrem Beruf könnten sie Wunder erreichen.

Genug davon, es sind nur Gedanken, manchmal bewegen sie einen, tauchen auf. Solche Gedanken hatte ich dreißig Jahre in Dresden nicht, es waren andere, vielleicht für eine bessere, eine andere Welt. Ich war dennoch überrascht von alledem, was auf mich zukam. Ich möchte um Gottes Willen niemandem oder irgendetwas nachtrauern. Der Typ bin ich nicht. Nur hätte ich niemals gedacht, was und wo und wann mit mir geschieht. Ich kann mir ebenso nicht vorstellen wie ich im hohen Alter werde. Ich habe keinen Bezug dazu. Es ist auch gut so, wenn man nicht alles vorher weiß. Das übt Geduld, vielleicht auch Vorsicht oder man lässt es mehr krachen, je nach seinem Muster und seinen Möglichkeiten.

Heute, nach 30 Jahren, ist es anders. Ich bin froh darüber, viel geschafft zu haben. Noch besser, angekommen zu sein. Das gleich in vielerlei Hinsicht. Ich bin angekommen in meiner Ruhe, in meinem Erlebten, mit meiner Familie und meinen Bekannten. Ich habe immer Wege gesucht, habe zum Teil Hilfe bekommen, es hat sich gelohnt, dafür etwas zu tun. Ich muss nicht mehr auf jede Party, jedes Grillfest oder wie auch immer. Ich finde es zu Hause gemütlich, ich werde nicht permanent gestört wie in meiner Kinder- und Jugendzeit. Noch auf meinen heutigen Status gesehen, ich hatte meine eigene Firma, ich war nie arbeitslos, habe eine liebe Frau und Kinder und Schwiegertöchter. Nicht zu vergessen, den fast zu großen Kater. Ich bekomme demnächst meine Altersrente und kann mich um unseren Enkel kümmern. Habe Kontakt zu meinem Bruder und wer weiß was noch alles passiert. Ich achte auf meine Gesundheit, treibe ein wenig Sport, erlebe kleine Events zwischendurch. Wir fahren in den Urlaub zusammen, gehen ins Kino oder Theater, aber in Maßen. Ich muss nicht mehr die Welt retten oder alles verbessern, die Sturm- und Drang-Zeiten sind vorbei.

Das Schreiben gibt mir Ruhe und Kraft. Wichtige Erkenntnisse, es hilft an vielen Stellen. Ich habe das vorher nicht geahnt oder gewusst. Es war ein Kindertraum, mein Leben auf Papier zu bringen. Ich kannte damals nicht viele Schicksale, nicht viel Böses, ich hielt nur mein Leben für etwas anderes, besonderes. Diesen Gedanken bekam ich selbst erst sehr spät los, verrückte Welt. Ich verstand das nicht, es war nicht greifbar für mich. Wahrscheinlich waren das feste, schon fast massive Punkte in meiner Erlebenswelt.

Viele kommen zu mir und fragen mich nach Ratschlägen, Ideen, Tipps. Hier mal salopp gemeint, man sagt „Ende gut, alles gut“. Es hat nur Wunden, Narben, es kostete Zeit und Nerven. Uns beide, meine Frau und mich, hat es stark gemacht. Jede Medaille hat eben ihre zwei Seiten. Ein Guter hält es aus, um einen Schlechten ist es nicht schade!

Ich möchte mich an dieser Stelle entschuldigen. Das ist mein erstes Geschriebenes in dieser Richtung. Wenn solche Gedanken bei mir auftauchen, muss ich darüber schreiben. Gehört nicht unbedingt zu einer Autobiographie, es funktioniert aber nicht anders. Vielleicht ist es auch eine Art Bereicherung für einige. Noch komisch, ich selbst habe in meinen Leben sehr wenig gelesen. Das ist der daraus unverfälschte Stil meines Schreibens. Also nichts kopiert oder nachgeahmt, einfach nur mein eigenes, meine Persönlichkeit. Ich werde mich jetzt auf das Wesentliche konzentrieren und weiter im Text schreiben. Immer schön neugierig bleiben.

Es soll jedem etwas Spaß bereiten.

Auf den Punkt. Die Zeit vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2015. Jeder Zeitabschnitt, jede Epoche des Lebens hat seine Reize, seine Erlebnisse, einen gewissen Charakter, seine Eigenarten. Man muss das nur erkennen, respektieren, annehmen, verwirklichen. Falls das alles funktioniert, wenn man dabei vor oder zurück schaut, dabei kann jeder glücklich und zufrieden werden. Also keine Scheuklappen, offen genug, ich habe das oft auch nicht gesehen oder auch erkannt. Gründe dafür gibt es genügend. Trotz alledem wird es eine Bereicherung beim Erkennen der verschiedenen Epochen des Lebens geben. Das zu erkennen, dass kann nur jeder selbst. Wie so oft im Leben, es ist eine reine Kopfsache! Glück und Zufriedenheit empfindet jeder anders. Dafür gibt es sehr verschiedene Maßstäbe, zu viele, denke ich manchmal. Wo beginnt das Glück, wo endet es! Es ist alles relativ, Ansichtssache, eine innere Einstellung. Es ist nicht immer Geld, Macht, es sind auch kleine, unscheinbare Dinge, Glück kann man nicht kaufen, dass ist auch gut so, meine ich. Doch es ist was Gute. Es ist leicht vom Glück sich inspirieren zu lassen, aber gefährlich vom Negativen sich beeinflussen und noch schlimmer ist, sich manipulieren zu lassen.

Das Mutmacherbuch (2): Angekommen

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