Читать книгу Über 1.000 Seiten - Pralle Erotik, dralle Frauen, heiße Geschichten - Fabienne Dubois - Страница 15

Ein neuer Gast

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Die Tür ging auf, kalter Wind wehte von draußen herein und brachte einen süßlichen Duft mit. Der Wirt stellte ein dickes schweres Whiskeyglas vor Miller ab und blickte neugierig auf den neuen Gast, der sich zwei Barhocker weiter hinsetzte. Miller hörte, wie sich jemand auszog. Etwas wurde achtlos über einen Barhocker geworfen. Er nippte an seinem Glas, schielte kurz zur Seite, ganz leicht zog er seine Augenbrauen hoch.

Endlos lange nackte Beine wurden übereinander geschlagen. Ein kurzer Einblick wurde ihm gewährt, denn ihr Rock war eher ein zu knapper Gürtel. Miller wunderte sich nicht, in dieser Stadt schienen nur Verrückte zu wohnen. Bei diesem miesen Wetter so vor die Tür zu gehen war nicht gerade chic. Obwohl er natürlich zugeben musste, dass sie einen wirklich schönen, fast hätte er gesagt leckeren Anblick bot.

Er schaute wieder in den Spiegel. Eigentlich wollte er sich heute Abend besaufen. Die letzten Tage waren ziemlich stressig gewesen. Zu viele Leichen die er noch verarbeiten musste lagen in den Fächern in seinem Keller. Sein Job gefiel ihm, er hatte ihn immer gerne gemacht. Wenn die Polizei ihm den Tod brachte wurde er lebendig. Er untersuchte die Leichen sehr gewissenhaft. Doch nach seiner Arbeit fiel er immer öfters in ein dunkles Loch. Die Seelen der Toten schlugen über ihm zusammen, erdrückten ihn mit ihren Geschichten.

Wie ein Rockstar, der nach seinem Auftritt allein in seiner Umkleidekabine sitzt und das eben Erlebte verarbeiten muss, so empfand Miller seinen Feierabend. Kein Mord würde jemals unbemerkt über seinen Tisch gehen. Jede Pore, jede Falte untersuchte er. Er sah die Abgründe von Menschen, sah in ihre Mägen, in ihre Köpfe und unter ihre Haut. Jedes noch so kleine Geheimnis entriss er ihren Körpern. Mit jedem Schnitt seines Skalpells kam er ihnen näher. Mit jedem Tropfen, jeder Faser, die er fand, wurde sein Blick klarer für das, was dem Menschen vor ihm auf seinem kalten stählernen Tisch passiert war.

Seine Augen waren rot, das Weiße hatte sich zurückgezogen um sich der verrauchten Umgebung in der Bar anzupassen. Die Lady in rot und der Wirt rauchten eine nach der anderen, unterhielten sich leise. Miller sah in ihnen Tumore wachsen, die er dann irgendwann herausschneiden durfte, um ihre Todesursache zu dokumentieren. Die Frau neben ihm würde sicherlich draußen erfrieren. Er schloss kurz die Augen und sah sie vor sich steif, nackt und blau auf seinem Tisch liegen.

Er nippte lächelnd an seinem Glas. Seine Kollegen mochten ihn nicht besonders. Sie fanden ihn ziemlich schräg wenn nicht sogar bizarr. Er konnte schon immer besser mit den Toten kommunizieren. Lebende redeten ihm zu viel ohne etwas zu sagen.

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