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EIN HEIKLE$ KUVERT

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Auf dem Weg durch die Stadt nahm ich die Einladung aus meiner Jackentasche. Die Sitzung war für 18 Uhr angesetzt. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich bereits zu spät dran war. Ich war wohl doch nicht rechtzeitig vom Spital losgegangen. Die Ambulanz für entzündliche Erkrankungen des Nervensystems war heute wie an so vielen Tagen übervoll gewesen.

Ich musste mich beeilen. Jetzt hatte es noch zu regnen angefangen und ich hatte keinen Regenschirm dabei.

Dennoch war ich guter Dinge, denn ich war neugierig auf das vor mir liegende Treffen. Ich war zum ersten Mal zu einer Expertensitzung eines großen Pharmakonzerns eingeladen. Wir, das heißt die geladenen Ärzte und ausgewiesene Experten in der Behandlung von Multiple Sklerose-Patienten, sollten im Rahmen dieser Veranstaltung über das von dem Konzern vertriebene Medikament diskutieren, unsere Erfahrungen und unsere Expertise einbringen.

Ziemlich nass vom Regen erreichte ich das Fünfsternehotel in der Wiener Innenstadt, dessen Adresse auf der Einladung stand. Im prächtigen Foyer ging es geschäftig zu. »Sie werden bereits erwartet. Hier entlang, bitte«, sagte eine der Empfangsdamen, nachdem ich ihr meine Einladung gezeigt hatte. Ich sah ein großes Schild vor dem glamourösen Stiegenaufgang, auf dem der Name des Konzerns und die Ankündigung der Veranstaltung stand: »advisory board – Expertengremium, im großen Konferenzsaal im 1. Stock«.

Die goldgerahmten Gemälde und Spiegel und das ebenfalls goldene Schild mit der Aufschrift »Konferenzsaal« neben einer doppelflügeligen Tür sowie das noble Ambiente gaben mir zu denken. Vielleicht hätte ich doch einen Anzug anziehen und eine Krawatte umbinden sollen, dachte ich.

Vor der Tür stand ein bulliger Mann, der meine Einladung sehen wollte. Wortlos überprüfte er sie. »Guten Abend«, sagte er danach und wies mir den Weg durch die große Doppelflügeltüre.

Drinnen waren auf kleinen Stehtischen Imbisse und Getränke vorbereitet. Meine Kollegen waren bereits da und allesamt sehr formell gekleidet. Ich fühlte mich in meiner Lederjacke und meinen Jeans zwar nicht unwohl, aber irgendwie fehl am Platz. Ursprünglich hatte es geheißen, dass ausgewählte Experten ihres Fachs eingeladen werden, in einem kleinen, informellen Rahmen über Nutzen und Risiko des bereits sehr lang etablierten Medikaments zu sprechen. Der Konzern würde nur den Rahmen schaffen, so dass wir aus ganz Österreich hier in Wien zusammentreffen könnten. Bei so einem Austausch und Diskussion sollte die Etikette zweitrangig sein, so hatte ich gedacht.

Ich begrüßte die Kollegen, die zum Teil lange Anreisen in Kauf genommen hatten, und sah mich nach Dr. Elisabeth Hardt um, die ebenfalls auf der Gästeliste gestanden war, konnte sie aber nicht entdecken. Die neurologische Szene in Österreich ist klein und überschaubar. Es gibt nur wenige Experten, die auch als Meinungsbildner fungieren. Sie war eine davon. Von den zehn geladenen Experten waren nur zwei Frauen. Zwei Kollegen waren als Sitzungsleiter der unabhängigen Expertenrunde nominiert.

Währenddessen trat ein drahtiger Mann mit einer großen Hornbrille in die Mitte des Raumes. Er redete mit einer eindringlichen und tiefen Stimme, die ich ihm nicht zugetraut hätte. »Frau Dr. Hardt hat sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen lassen«, sagte er. »Meine Damen und Herren, wir sind damit vollzählig. Bitte folgen Sie mir.«

Er führte uns in den Konferenzsaal mit einem länglichen Besprechungstisch. Auf jedem Platz gab es ein Namensschild und Unterlagen. Auf den Unterlagen lag jeweils ein weißer, großformatiger Umschlag, in dem ich noch weitere Informationen zur Expertensitzung vermutete. Die meisten Kollegen steckten aber ihren Umschlag ungeöffnet in ihre Taschen, manche riskierten einen kurzen Blick, wobei ihre Augen strahlten und sich in ihrem Gesicht ein leichtes Lächeln breit machte. Ich war mir nun plötzlich sicher, dass in den Umschlägen Honorarnoten sein mussten, und rührte meinen Umschlag nicht an. Genau in diesem Moment trat einer der anwesenden und mir schon seit Jahren bekannten Pharmareferenten an mich heran und fragte mich, ob ich nicht zumindest nachsehen wollte, bevor ich ablehnte, das Geld zu nehmen.

Ich sagte ihm, dass ich dabei bliebe, kein Geld von irgendeiner Firma zu nehmen, und letzten Endes der Einladung auch nur unter der Bedingung gefolgt war, kein Geld für meinen Aufwand zu bekommen. Er hakte nach: »Schauen Sie doch, die anderen nehmen es ja auch. Es ist doch nur legitim, dass wir Ihre Zeit, Ihre Kosten und auch für Ihren geschätzten Beitrag hier bezahlen dürfen. Wollen Sie nicht zumindest nachsehen, was Sie sich entgehen lassen?«

Ich dankte ihm nochmals und übergab ihm das Kuvert, woraufhin er meinte: »Es sind ja ohnehin nur 1.500 Euro. Es wäre das Mindeste für Ihre Teilnahme an der Sitzung. Sie brauchen nur mehr Ihre Kontonummer einzutragen, die Honorarnote zu unterschreiben und abzuschicken. Es wäre alles rechtens. Nach der Steuer bleibt ohnehin nicht mehr viel übrig. Es ist nur ein kleines Dankeschön, nicht mehr.«

Ich bedankte mich und lehnte nochmals eindringlich ab: »Nein, wirklich nicht, dies war nicht vereinbart. Ich sagte Ihnen ja, dass ich nur hier teilnehme, wenn ich meine Unabhängigkeit behalten darf. Und wenn ich Geld annehme, verliere ich meine Unabhängigkeit.«

Er hob die Augenbrauen. Offenbar hatte ich die Routine derartiger Begegnungen gestört. Er fragte nochmals nach: »Wirklich nicht? Sind Sie wirklich auch hier in einem solchen Rahmen so strikt?«

Ich nickte kurz, woraufhin er lächelte und lapidar meinte: »Kein Problem, überlegen Sie es sich noch. Sie können und sollen darüber noch nachdenken. Vielleicht denken Sie später anders darüber. Sie müssen es mir auch nicht heute sagen.« Endlich drehte er sich um, ging zu seinem Platz und steckte meinen Umschlag zu seinen Unterlagen.

Das kurze Gespräch hinterließ einen eigenartigen Eindruck bei mir. Konnte es sein, dass unsere Aufgabe hier einzig darin bestand, wie handlungsunfähige Statisten in einem schönen, noblen Ambiente anwesend zu sein? Was sollte es denn anderes bedeuten, bereits vor erbrachter Leistung ein Honorar zu bekommen? Ich fing bereits an, den Sinn und Zweck der sogenannten Expertensitzung zu hinterfragen, bevor sie eigentlich begann. War der Rahmen, das ganze Drumherum nur eine wunderschöne Verpackung, die in Wirklichkeit dazu diente, Ärzte zu beeinflussen und die Verkaufszahlen eines Medikaments in die Höhe schnellen zu lassen? Einen anderen Zweck sah ich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr. Ich war einer von zehn geladenen Ärzten, die ein fürstliches Honorar für circa drei Stunden Teilnahme an dieser Sitzung bekommen sollten. Was konnte wohl an dieser Expertensitzung so wichtig sein, dass sich der Pharmakonzern dies vermutlich zehntausende Euro kosten ließ?

Eigentlich hatte ich mich über die Einladung gefreut und mich, wie ich mir jetzt eingestand, sogar ein wenig geehrt gefühlt. Ich hatte geglaubt, dass die Einladung deswegen an mich ergangen war, weil ich Spezialist für Multiple Sklerose war. Es hatte natürlich auch meinem Ego geschmeichelt. Doch vor allem hatte mich der Wunsch hierher hergeführt, etwas Sinnvolles zu tun, mich mit meinen Kollegen aus ganz Österreich austauschen und diskutieren zu können, somit etwas zu lernen und in Zukunft auch meine Patienten besser behandeln zu können. Von allen Dummen schien ich aber damit der Dümmste gewesen zu sein, geglaubt zu haben, dass es sich hier um ein tatsächlich »unabhängiges« Expertengremium handelte. Ich war dem Pharmakonzern aufgrund meiner Neugierde und Eitelkeit voll auf den Leim gegangen.

Das Unternehmen wollte mich also für meine »unabhängige Expertenmeinung« bezahlen. Ich fühlte mich, obwohl ich nichts angenommen hatte, irgendwie gekauft beziehungsweise zumindest »verkauft«.

Vielleicht sah ich ja alles zu dramatisch.

Der Leiter der Forschungsabteilung des Pharmakonzerns eröffnete mit einem Impulsreferat. Er lobte das zur Diskussion stehende Medikament und präsentierte zahlreiche Studien, die seine Worte bestätigen sollten. Und ja, es stimmte, dass das Medikament sich in der Behandlung von Multiple Sklerose-Patienten in den letzten Jahrzehnten gut bewährt hatte. Auch ich hatte mit dem Medikament im Wesentlichen gute Erfahrungen gemacht und viele Patienten in den letzten Jahren darauf eingestellt.

Der Leiter der Forschungsabteilung des Pharmakonzerns ging jetzt aber sogar so weit, dass er aus den Studienzahlen ableiten wollte, dass das Medikament sehr früh eingesetzt werden könne – früher als jedes andere Konkurrenzprodukt, weil ja der Nutzen hoch und mögliche Nebenwirkungen sehr gering seien. Er betonte immer wieder, dass das Medikament sicher sei. In anderen Worten und überspitzt formuliert, könnten wir Ärzte frei nach dem Motto »Hilft’s nichts, schadet’s nichts« im Gießkannenprinzip das Medikament sehr großzügig verschreiben.

Ich meldete mich, um zu besagtem »Gießkannenprinzip« eine gegensätzliche, sehr kontroversielle Haltung einzunehmen, da ich es nämlich sehr wohl für bedenklich hielt, jeden Patienten immer und sofort medikamentös zu behandeln. Ich plädierte wie so oft für eine individuell maßgeschneiderte Therapie, um in jedem Einzelfall mit den Patienten gemeinsam abzuwägen, ob wir mit einer medikamentösen Therapie beginnen sollten und wenn ja, mit welcher. Ich sagte rund heraus, dass das Interesse des Konzerns, sein Medikament im Gießkannenprinzip über möglichst viele Patienten auszuschütten, durchaus legitim sei, dass es aber an uns Ärzten läge, kritischer Gegenpol zu sein, die Daten selbst zu interpretieren und mit unserem Erfahrungsschatz abzugleichen, um selbst zu entscheiden.

Die Stimmung kippte. Die Mehrheit meiner Kollegen schloss sich nicht nur meiner Meinung an, sondern sie bestätigten auch, dass sie ebenfalls bei ihren Patienten sehr sorgfältig und sicher nicht im »Gießkannenprinzip« Medikamente verschreiben würden.

Als der Forschungsleiter und die anwesenden Pharmareferenten des Konzerns unruhig wurden, ergriff der Sitzungsleiter, das heißt einer unserer Kollegen, das Wort und meinte, dass uns die Diskussion entglitten sei und dass wir uns doch wieder auf das Wesentliche konzentrieren müssten und nicht vergessen sollten, wer dieses Treffen hier organisiert und uns eingeladen habe. Zumindest als »Gebot der Höflichkeit« sollten wir das Medikament unseres Gastgebers nicht schlechtreden. Mit ernstem Gesicht kam er zum Punkt: »Das Medikament ist ein sehr gutes und lang bewährtes Basistherapeutikum mit sehr guter Wirksamkeit, wie wir alle aus den Studien und vor allem aus unserer Praxis wissen und auch hier festgestellt haben«, sagte er. »Das Problem sind die neuen, modernen, anderen Medikamente der Konkurrenz. Diese neuen, modernen Medikamente lassen den Markt für das Medikament unseres Gastgebers einbrechen.«

Genau in diesem Moment war ich froh und dankbar, vor Beginn dieser Expertenrunde den großformatigen weißen Umschlag, in dem die Honorarnote enthalten war, zurückgewiesen zu haben.

Nein, ich hatte die Sache nicht zu dramatisch gesehen.

Es ging hier nicht um Fachwissen, sondern um Marktanteile. Ich verschrieb das betreffende Medikament regelmäßig, und obwohl es vergleichsweise kostengünstig war, setzte der Hersteller allein durch meine Verschreibungen an die 1400 Euro pro Patient und Monat um, das hieß zehntausende, vielleicht auch hunderttausende Euro pro anwesendem Experten und Monat. Insofern waren die Ausgaben für das noble Meeting hier ein Klacks.

Jetzt ärgerte ich mich über meine Naivität. Fachwissen? Das interessierte hier anscheinend keinen. Die Diskussion wäre wahrscheinlich genau die gleiche gewesen, selbst wenn die Konkurrenzprodukte doppelt so gut gewirkt, weniger Nebenwirkungen gehabt und auch nur die Hälfte gekostet hätten. Wir sollten das Medikament des Gastgebers weiterhin großflächig und sehr frühzeitig verschreiben. Dem neuen Produkt der Konkurrenz sollten wir möglichst keine Chance geben. Wir sollten das Medikament des Gastgebers in höchsten Tönen loben, ohne über die Medikamente der Konkurrenz schlecht zu reden, und natürlich sollten wir unser Lob »wissenschaftlich« untermauern.

Was hier stattfand, war aus meiner Sicht nichts anderes als ein getarnter Bestechungsversuch. Zumindest wüsste ich nicht, wie ich es sonst nennen sollte. Das wissenschaftliche Drumherum sollte doch nur den objektiven Anstrich garantieren.

Nach der Sitzung plauderte ich noch eine Weile mit meinen Kollegen an den Stehtischen. Neuerlich kam der Pharmareferent mit dem weißen, großformatigem Umschlag lächelnd auf mich zu. »Sie brauchen sich deshalb keine Gedanken zu machen. Warum haben Sie ein schlechtes Gewissen? Am Ende bekommt das Geld noch jemand, der gar keine Ahnung hat«, sagte er. Seine Worte brannten sich in der Sekunde ein, in der sie ausgesprochen waren. Er schien über uns Ärzte anders zu denken, als er stets vorgab. Wir, die Experten, schienen für ihn tatsächlich nur Statisten zu sein, die gar keine Ahnung zu haben brauchten. Es schien auszureichen, dass wir hier in einem formellen Kreis zusammenkamen und als Expertengremium einem Impulsreferat des Pharmakonzerns lauschten, nachher ein bisschen plauderten und vor allem das Medikament und den Pharmakonzern beweihräucherten und dafür einen Umschlag mit einer üppigen Honorarnote bekamen. Anscheinend war es für ihn ganz normal, dass Ärzte Geld beziehungsweise Honorarnoten in Umschlägen von ihm entgegennahmen.

«Nein danke, immer noch nicht. Ich halte das für moralisch bedenklich. Sie brauchen mir auch nichts mehr anzubieten«, sagte ich.

Er lachte aufgesetzt und versuchte, die Contenance zu wahren. Nervös spielte er mit dem Umschlag.

Zwei Wochen später erhielt ich die Druckfahne einer Publikation zugeschickt, die der Konzern, der die Expertensitzung in dem Fünfsternehotel organisiert hatte, herausgeben wollte. In der Hochglanzbroschüre ging es um die Ergebnisse unserer Expertensitzung. Die Broschüre titelte unter anderem mit »Praxisorientierte Empfehlungen von Meinungsbildnern«. Ferner war an anderer Stelle zu lesen, dass die in dieser Publikation dargestellten Empfehlungen das Wissen und die Erfahrungen der teilnehmenden Ärzte darstellten und dass die Publikation dieser Broschüre durch die finanzielle Unterstützung des Pharmakonzerns ermöglicht wurde.

In der Broschüre fand ich unter der Rubrik »Statements aus der Praxis« Fotos von mir und allen anderen Kollegen, die an der Expertensitzung teilgenommen hatten, sowie diverse uns zugeordnete Statements. Kein einziges der Statements passte zu der sehr kontroversen Diskussion, die wir geführt hatten. Ich konnte mich jedenfalls nicht erinnern, solche Statements bei dieser Expertensitzung gehört zu haben.

Unter anderem fand ich bei meinem »Statement aus der Praxis« angeführt, dass die gute Verträglichkeit und hohe Sicherheit einen sehr frühzeitigen Therapiebeginn möglich mache, da schwere Nebenwirkungen nicht zu erwarten sind. Und dass ich bei weniger sicheren Therapieoptionen mit einer frühzeitigen Therapieentscheidung sehr zurückhaltend wäre.

Im allerersten Moment dachte ich sogar noch, dass hier eine Verwechslung vorliegen musste, mein Porträtfoto und mein Name falsch eingefügt worden waren. Aber so war es natürlich nicht.

Ich begann mich zu ärgern, denn mein »Statement aus der Praxis«, schön unterlegt mit einem Porträtfoto und natürlich mit Bildunterschrift von mir, war genau das Gegenteil von dem, was ich bei der Sitzung gesagt hatte und was ich auch bei jeder anderen Gelegenheit öffentlich sagte und schrieb. Ich trat und trete stets für die individuell maßgeschneiderte Therapie meiner Patienten ein. Dafür, dass sich Ärzte jeden Patientenfall genau ansehen und sehr sorgfältig abwägen und entscheiden, ob, und wenn ja, mit welchem Medikament eine Behandlung notwendig ist, oder ob kontrolliertes Zuwarten möglich ist. Dies umso mehr, da viele Medikamente beträchtliche Nebenwirkungen haben und ich ein Gießkannenprinzip für gefährlich und nicht gerechtfertigt halte. Dies wussten auch die Verantwortlichen des Pharmakonzerns, der diese Expertensitzung organisiert und bezahlt hatte.

Ich verlangte, dass die Herausgeber der Broschüre mein »Statement aus der Praxis« entsprechend korrigieren sollten, und auch, dass sie anführten, dass ich keine finanzielle Unterstützung von dem Pharmakonzern bekommen hatte. Ferner bat ich, die Teilnehmerliste auf der Titelseite zu korrigieren, da die entschuldigte Kollegin ebenfalls darauf zu finden war. Schließlich regte ich noch an, etwaige Interessenkonflikte aller Teilnehmer offenzulegen, das heißt anzuführen, wer ein Honorar oder andere Vergütung für seine Teilnahme an dem unabhängigen Expertengremium bekommen hatte. Eine solche Offenlegung, die sogenannten disclosures, sind in der Wissenschaft üblich. Also sah ich nicht ein, warum das bei dieser Broschüre »unabhängiger« Experten nicht so sein sollte.

Als ich schließlich die endgültige Version bekam, waren mein Name aus der Teilnehmerliste und mein »Statement aus der Praxis« samt meinem Porträtfoto verschwunden.

Dafür fand ich nun ein neues »klinisches Statement aus der Praxis« in der Broschüre – jenes der Kollegin Dr. Elisabeth Hardt. Zumindest war ihr Name nun von der Teilnehmerliste genommen worden und angeführt, dass sie verhindert und deshalb bei der Expertensitzung nicht anwesend gewesen war. Ihr »klinisches Statement aus der Praxis« war meinem nunmehr entfernten Statement zum Verwechseln ähnlich.

Die Pharma-Falle

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