Читать книгу Manchmal leicht wie Sonnenschein - Fanny Hedenius - Страница 3
1. Kapitel Blaubeertörtchen
ОглавлениеJetzt werde ich ein Mädchen zeichnen, das aussieht wie ich. Und man muß sie richtig gut erkennen können. Ich will nämlich gesehen werden – besonders von den Jungens natürlich.
Vorne darf sie keine Haare haben, sie hat sie alle zu einem kleinen Knoten ein bißchen schräg auf dem Kopf zusammengebunden, das ganze Gesicht bleibt frei.
Oh, die Backen sind ein bißchen sehr rund geraten!
Und so eine kleine Nase! Soll ich sie so klein zeichnen, wie sie in Wirklichkeit ist? Ja, klar doch. Und wenn ich den Mund so eigensinnig zusammenkneife, dann wird die Nase noch kleiner. Sie ist zu klein, das sieht blöd aus. Ich mache sie auf dem Bild extra noch kleiner. Und den Mund zu.
Agnes ist so was von doof, ich mag gar nicht daran denken.
Man müßte so eine Nase haben wie die Saigaantilope. Das war lustig, letztes Jahr in Bio, als unser Klassenlehrer Göran krank war und dieser komische Referendar durchs Klassenzimmer lief und schnaubte und von der Saigaantilope erzählte. Die hat eine so große Nase, daß sie im Sommer den ganzen Staub, der von der Taiga kommt, wegsieben kann.
Im Winter ist die Kälte gefährlich für die Lungen, aber die Nase der Saigaantilope schützt auch dagegen.
Bei mir sind nicht nur die Lungen empfindlich, sondern auch das Herz. So wie heute, als Agnes so was Blödes über mich gesagt hat. Da hätte ich die Nase der Saigaantilope brauchen können.
Zuerst war es noch ganz lustig, als sie über die Jungens sprach und was die über uns denken.
„Berit braucht bloß in die Nähe zu kommen und schon denken sie: ‚Zu heißt, trau mich nicht.‘ Bei Jeanette denken sie: ‚Was für eine Berg- und Talbahn! Eh man sich’s versieht, wird man zurückgestoßen! Ich muß noch mal fahren! Und noch mal!‘ Camilla ist so sanft und kühl, bei der denken sie: ‚Tröste mich, Camilla, tröste mich, wenn ein anderes Mädchen böse zu mir war.‘ Aber wenn sie Loulou sehen: ‚Ein ganzer Berg aus Bonbons und in der Mitte ein ganz wunderbares Bonbon, in Glanzpapier eingewickelt! Das muß ich haben!‘“
Aber überhaupt nicht mehr lustig fand ich, was sie über mich gesagt hat: „Bei dir allerdings, kleine Åsa, ist es so, daß dich gar niemand sieht. Du mußt schauen, daß du einen Jungen bekommst, der den Duft deiner Ausstrahlung spürt, auch wenn er die Augen zumacht.“
Den Duft meiner Ausstrahlung! Wo ist die denn? Mit Wimperntusche kann man die wohl nicht schminken.
Jetzt bekommt sie noch ein bißchen hellblaue Pastellkreide auf die Lider, das Mädchen, das ich zeichne. Das wird richtig hübsch.
Alle Mädchen, die um sie herumstanden, machten die Augen zu und lachten und schnupperten, um den Duft zu riechen. Aber drei hielten sich die Nase zu.
Klar, ich weiß, daß Ria und Berit mich nicht mögen. Und daß Danja meint, daß es immer am sichersten ist, sich an die Frechen zu halten, das weiß man ja schließlich.
Aber es ist doch schlimm, es so mit eigenen Augen zu sehen.
Für die Augenbrauen nehme ich eine hellbraune Kreide, und ich mache bloß ganz kleine Ministrichelchen. Jetzt hat sie einen richtig verwunderten Gesichtsausdruck bekommen!
Es war schrecklich, sich so im Mittelpunkt zu fühlen und doch nicht geschützt zu sein, sondern richtig ausgeliefert. Sie konnten mich sehen, aber ich habe mich selbst nicht gesehen: Meine Gefühle waren ausgewischt und unsichtbar, nur ihre Gefühle waren wirklich. Sie konnten bestimmen, wer ich bin.
Aber ich habe versucht, an die zu denken, die mich mögen, Camilla zum Beispiel. Sie ist nicht der Meinung, daß ich klein und unbedeutend aussehe. Tu ich auch nicht.
Bloß Agnes ist manchmal so wahnsinnig gemein und blöd. Sie ist die größte in der Klasse, und sie kann so Sachen sagen, daß alle ihr zuhören. Deshalb bildet sie sich manchmal ein, daß wir anderen bloß Kroppzeug sind.
Aber es ist ja gar nicht das mit Agnes, was mich im Moment so traurig macht.
Es ist das andere, das was mit Danja passiert ist, als sie so schrecklich weinen mußte. Darüber will ich nicht nachdenken, bevor Mama nicht zu Hause ist.
Jetzt mache ich die Backen noch ein bißchen braunrosa und einen schmalen, stolzen Hals. Aber ich hasse Kristian! Wie kann man nur so etwas machen wie er heute gemacht hat? Wie kann man bloß?!
Wenn ich zeichne, fallen mir die Haare über die Backen. Ich habe es im Spiegel gesehen, wenn ich ein bißchen den Kopf drehe und aus den Augenwinkeln schaue, das sieht gut aus, weil meine Haare hell und die Augen braun sind.
Ich habe Papas Augen.
Aber jetzt ist Papa in Kalifornien und schaut nur noch Kate in die Augen. Er hofft sicher, daß sie ein Kind bekommt, das seine Augen hat.
Früher hat er hauptsächlich mich angeschaut, und das, was er an mir gesehen hat, das wurde leicht und schön.
Wenn ich gezeichnet oder gemalt habe, dann haben seine Augen meine Bilder erleuchtet, dann hat er Sachen gesehen, an die ich selbst nicht gedacht hatte, und sie gefielen ihm. Deshalb sind sie schön geworden. Sie werden es immer noch, und jetzt sehen es auch andere.
Aber das Bild von dem Mädchen, das ich gerade gemacht habe, das hätte er nicht sehen dürfen. Denn auf einmal habe ich ihr auch noch ein Paar kleine, supertolle Brüste gemacht.
Auf dem nächsten Blatt scheint es ein Schwein zu werden. Es wird groß und rosig. Die Ohren sind auf jeden Fall zu groß. So wie richtige Flügel. Und der Gesichtsausdruck... Sieht Mama ein bißchen ähnlich, dieses Schwein. Weil ich will, daß sie jetzt endlich nach Hause kommt. Es ist schon nach halb sechs. Wenn sie mich jetzt sehen würde, dann würde sie sagen: „Mein kleiner Maler Klecksel!“
Boing! Das ist die Haustür. Nun ist Mama auf der Treppe. Und jetzt. Jetzt muß ich ihr von dem erzählen, was heute passiert ist. Viele meiner Gedanken sind wie Steine in einem trüben Bach. Ich kann sie fühlen, aber nicht sehen. Erst wenn ich mit Mama rede, werden sie klarer. Da verstehe ich dann fast alles.
Der Schlüsselbund klirrt.
Sie wird mich nicht fragen. Ich muß selbst anfangen.
Der Schlüssel ist im Schloß.
Quietsch und boing und rums. Das ist die Tür, die auf- und zugemacht wird und die Einkaufstasche, die abgestellt wird.
„Hallo! Na, du mein lieber kleiner Maler Klecksel!“
Ihr Gesicht ist rosig und eiskalt, sie ist nämlich in dem grauen Wind da draußen mit dem Fahrrad gefahren. Sie ist fröhlich und weich und strubbelig, obwohl sie ihre lockigen Haare zu einem losen Zopf zusammengebunden hat, mit meiner schönsten Schmetterlingshaarklammer und meinem Gummiband.
Ich blinzle sie böse an, aber das merkt sie gar nicht, weil sie die ganze Zeit von ihrem neuen Arbeitszimmer und von der Luciafeier bei ihr im Büro redet und das Essen in den Kühlschrank räumt. Das dauert ziemlich lange, sie macht montags immer Großeinkauf. Ich sitze am Küchentisch und schaue zu. Ich helfe ihr nicht, weil in meinem Kopf ein Drehen und Wirbeln angefangen hat, das ich nicht stoppen kann.
Die ganzen zusammengeknüllten Papiere von heute vormittag, das Gebrüll der Jungen, Agnes scharfe und unruhige Stimme, Danjas Weinen, Loulous leuchtende, bleiche Verzweiflung und Kristians stolze Freude.
Das hat schon die ganze Zeit in mir rumort, aber schwächer und beiseitegeschoben, seit ich nach Hause gekommen bin.
Jetzt, wo ich Mama sehe, geht es richtig los. Deshalb kann ich nichts machen, ich sitze bloß da und schaue sie traurig an und bin böse, weil sie nie etwas von sich aus merkt.
Es ist immer noch genauso wie früher, als ich noch im Kinderhort war.
Wenn die anderen Kinder böse zu mir gewesen waren, oder wenn ich mir weh getan hatte, das konnte ich stundenlang vergessen. Aber wenn Mama dann kam und mich abholte, fing ich sofort zu heulen an, weil nur sie mich verstehen und trösten konnte.
Ich muß ihr also zeigen, daß etwas nicht in Ordnung ist, von alleine merkt sie das nie.
Sie stellt ein Brett mit Mehl und Butter vor mich auf den Tisch. Ich mache einen Kuchenteig. Es soll Blaubeertörtchen zum Nachtisch geben. Ich sage nichts, ich höre auch Mama nicht zu. Aber es macht Spaß, die Butterstückchen und das Mehl zu einem Teig zusammenzukneten, aus dem man eine Kugel formen kann. Mama stellt ihn in den Kühlschrank. Wenn er eine Weile geruht hat, kann man ihn besser in die Form drücken.
Das würde ich auch gerne mit der Wirklichkeit machen. Ich will nicht, daß alles, was heute passiert ist, nur so in meinem Kopf herumwirbelt und ich es nicht fassen kann – wie Mehl, das staubt, und Butter, die klebt.
Ich möchte alles zu einem schönen festen Kloß zusammenkneten, mit dem ich umgehen kann und den ich formen und mit den Händen fassen kann.
Nicht alles, was passiert, ist so, daß „es rumort“. Das meiste kapiert man ja sofort, glaubt man wenigstens, und dann kann man es vergessen oder im Gedächtnis behalten, wie man will.
Aber das, was heute passiert ist, gehört typisch zu den Sachen, die ich nicht verstehe, wenn sie passieren.
Ich konnte ja nichts dafür.
„Was meinst du, soll ich das blaugeblümte Kleid und die Silberhalskette anziehen? Und ihr, Åsa, macht ihr kein Luciafest?“
„Nein!“
Ich konnte erst erzählen, als wir die Fischstäbchen, den Spinat und die Kartoffeln gegessen hatten.
Es war so:
Ich habe „Loulou“ auf meinen kleinen Zettel geschrieben und ihn viermal längs und einmal quer zu einem kleinen Paket zusammengefaltet. Göran kam sofort zu meiner Bank und hielt mir den grauen Plastikpapierkorb hin. Es waren schon einige zusammengefaltete Stimmzettel drin. Ich fand, daß es sehr spannend war. Oder besser gesagt, man konnte die Spannung in der Luft spüren. Aber eigentlich war Loulou ja wie geschaffen als Lucia.
Sie ist die einzige, die richtig hübsch ist, und ich weiß gar nicht, woran das liegt. Sie hat eine ganz normale Nase, normale Augen, noch dazu blaue, einen gewöhnlichen Mund und lange, blonde Haare wie ich.
Aber sie hat auch etwas Unerreichbares, etwas Geheimnisvolles, man will sie die ganze Zeit nur anschauen. Und ihr Gesichtsausdruck sagt: „Ich bin Loulou.“ Die anderen haben Gesichter, die sagen: „Ich wäre gerne wie ... wie ... Loulou zum Beispiel.“
Sie wirkt auch dann noch sicher, wenn sie nachdenkt.
Und früher wollte ich auch wie Loulou sein. Bis heute. Ich hätte natürlich auch „Camilla“ auf meinen Zettel schreiben können. Sie ist nämlich meine allerbeste Freundin. Aber das war nicht nötig, weil Camilla nichts dran liegt, Lucia zu werden, hatte ich gedacht.
Aber sie hat ein Geheimnis.
Einmal, als ich bei ihr übernachtet habe, hat sie erzählt, daß sie eigentlich anstelle eines anderen Mädchens auf der Welt ist. Sie hat Anna Helena geheißen und ist mit zwei Jahren gestorben.
Aber ihre Mutter wollte so schrecklich gerne das tote Kind zurückhaben. So schnell es ging, wurde sie wieder schwanger. Aber das Kind war ja nicht Anna Helena. Das Kind war nur Camilla.
Camilla will nicht wie Loulou sein, sie will wie Anna Helena sein.
Will sie das nur, um ihrer Mutter zu gefallen?
Das ist kein solches Geheimnis, über das man miteinander tuschelt, damit die anderen neugierig werden und es auch wissen wollen. Es ist ein richtiges, echtes Geheimnis. Camilla wird auch anders, wenn man es weiß.
Ich sehe jetzt immer die kleine Anna Helena wie ein schwaches Licht hinter Camilla, und ich mag sie noch lieber. Und die, die sie nicht mögen, könnten vielleicht Anna Helenas Schatten sehen, wenn sie es wüßten.
Deswegen bin ich ja so froh, daß sie sich getraut hat, es mir zu erzählen, und darauf vertraut hat, daß ich sie deswegen noch mehr und nicht weniger gern haben würde.
Ich erzähle es nicht einmal Mama, obwohl niemand uns zuhört, nur sie und ich sitzen in der Küche und reden beim Nachtisch miteinander.
Aber ich muß gerade jetzt daran denken. Es ist schön, vor Mama ein Geheimnis zu haben, auch wenn es nicht richtig mein eigenes ist. Ich habe fast keine Geheimnisse. Ich habe nur diese großen Steine im dunklen Wasser, das, was ich spüren, aber nicht sehen kann. Und das ist ja kein Geheimnis. Das ist viel zu gut aufgehoben.
Mein Geheimnis, das, was ich bisher hatte, war, daß ich in Kristian verliebt war. Und das war leider auch überhaupt kein Geheimnis, weil man es gemerkt hat. Ich mußte ertragen, mich ständig deswegen aufziehen zu lassen.
Aber ich habe es nicht ertragen.
Da wäre die Nase von der Saigaantilope praktisch gewesen. Die hätte den ganzen Unsinn auffangen können. Ich bin nämlich immer so wahnsinnig wütend geworden, wenn diese idiotischen Scherze in meine Lungen kamen, ich habe immer gedacht, ich müßte ersticken, und habe gezischt: „Glaubt ihr vielleicht, daß ich in diesen häßlichen, dummen, fetten Kerl verliebt bin?“
Das war so dumm, daß alles nur noch schlimmer wurde, denn Kristian ist ja weder häßlich noch dumm noch fett.
Ich hätte mit erhobenem Kopf sagen müssen: „Kristian? Ach der! Doch, der ist ganz nett.“ Das würde nämlich Loulou in so einer Situation sagen.
Nein, Camilla braucht meine Luciastimme nicht. Sie muß keine Lucia werden, sie muß immer mehr Camilla werden.
Es war totenstill im Klassenzimmer, als alle ihre Stimmzettel abgegeben hatten. Besonders die Jungens machten den Eindruck, als ob sie sehr gespannt wären.
Das war fast ein bißchen merkwürdig, denn so etwas Besonderes ist es ja schließlich nicht, eine Lucia zu wählen. Wir hätten eigentlich genauso gut sagen können:
„Loulou ist unsere Lucia.“
Als Göran gerade den Papierkorb mit den Stimmzetteln aufs Pult gestellt hatte, klingelte das Haustelefon.
Das passiert neuerdings ziemlich oft. Göran dreht uns den Rücken zu, wenn er drangeht, aber wir hören trotzdem, was er sagt. Deswegen sagt er immer nur: „Jaa ... ja ... jaa!“
Und wenn er sich dann umdreht, ist er bis zum Hals voll mit Heimlichtuerei. Das hätte er wohl gern!
Als ob wir Analphabeten wären! Als ob wir nicht an seinem Gesicht ablesen könnten, daß Marta übers Haustelefon angerufen hat. Marta ist die Klassenlehrerin der Parallelklasse, und sie ist unheimlich toll, aber auf eine sehr eigene Art, das muß man schon sagen.
Sie ist klein und hat einen ziemlich dicken Hintern. Ihre Haare sind lang und dunkel und geflochten, und sie hat sie wie zwei Ohrenschützer rechts und links am Kopf aufgesteckt. Sie hat eine runde Brille mit schwarzem Gestell, eine Stupsnase, Sommersprossen und riesige Brüste.
Wenn ich solche Brüste hätte, würde ich mich schämen. Marta schämt sich nicht. Sie rückt sie bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten ins rechte Licht. Wenn sie zum Beispiel in unser Klassenzimmer kommt, um etwas zu besprechen, dann beugt sie sich vor und legt sie auf Görans Pult. Oder sie verschränkt die Arme und hebt sie. Als ob man sie nicht so schon genug sehen würde! Das würde ich nie machen! Und hoffentlich kriege ich keine solchen Brüste!
Aber lieb ist sie und wahnsinnig nett, und in ihrer Klasse machen sie immer ganz tolle Sachen. Manchmal scheint Göran etwas von ihr zu lernen, und dann machen wir die gleichen Sachen, aber immer ein paar Tage später.
Vor einiger Zeit hat sie mal eine Weile überhaupt nicht mehr angerufen, und sie ist auch nicht ins Klassenzimmer gekommen. Da war Göran völlig unmöglich. In Bio sind wir nur nach dem Buch vorgegangen, oder wir mußten den ganzen Tag still lesen, oder wir mußten den Trimmpfad viermal hintereinander laufen, nur weil ihm nichts eingefallen ist.
„Das darf doch nicht erlaubt sein, einen solchen Unterricht zu halten“, hat Camillas Mutter am Telefon zu meiner Mutter gesagt. Aber was will man machen, wenn er so down ist? Und Marta ist verheiratet.
Und jetzt stand also der Papierkorb mit den Stimmzetteln auf dem Pult, und Göran stand mit dem Rücken zu uns und hielt den Hörer ganz nah an den Mund und sagte: „Nein ... nee ... ach so!“
Nach einer etwas zu langen Weile drehte er sich zu uns um, und er sah aus, als ob alle Heimlichkeiten zusammen mit der Lebenskraft aus ihm herausgelaufen wären. Er hatte ein ganz graues Gesicht. Er nahm die Brille ab, damit er uns nicht sehen mußte, und dann hat er Agnes aufgerufen, daß sie nach vorne kommen und die Stimmen auszählen soll.
Sobald Agnes vorne war, haben alle sie angeschaut und den armen Göran vergessen. Sie ist groß und breit, und sie bewegt sich langsam und sicher. Aber sie hat manchmal schreckliche Launen. Sie schaute die ganze Zeit mit ihren kleinen, hellen, klaren Augen auf uns herab. Ihre Augen liegen sehr tief unter den Augenbrauen, und um diese kleine, helle Stelle haben sie einen fast schwarzen Ring, fast so, als ob das forschende Licht irgendwie zusammengehalten werden müßte. Ihre braunen Haare sind knapp unter den Ohrläppchen gerade abgeschnitten, und sie liegen ganz glatt an.
Agnes nahm den ersten Zettel.
Ich war unheimlich gespannt, aber eigentlich nur, weil die anderen auch so gespannt waren.
Sie las: „Danja.“
Berit kontrollierte den Zettel, und Agnes schaute uns alle sehr prüfend an, als ob sie vielleicht sehen könnte, wer den Zettel geschrieben hat.
Danja ist Türkin. Sie hat kurze, schwarze Haare und paßt überhaupt nicht als Lucia, sie ist nämlich außerdem noch ständig sauer, wütend und gemein. Aber niemand sagte einen Pieps, und Agnes schrieb „Danja“ an die Tafel und machte einen Strich hinter den Namen.
Dann kamen zwei Zettel mit „Loulou“ und einer mit „Camilla“. Loulou machte ein Gesicht, als ob sie in aller Ruhe an Kristian denken würde, aber Camilla hat sich so gefreut, daß sie einen ganz roten Nacken bekam, und auch das sommersprossige Stück, das man von ihrem Rücken sieht, wurde ganz rot. Sie drehte sich zur Wand, es war also das einzige, was ich von ihr sehen konnte.
Berit kontrollierte und Agnes schrieb „Loulou“ an die Tafel und machte zwei Striche dahinter. Dann schrieb sie „Camilla“ und machte auch dahinter einen Strich. Dann kam ein Zettel, auf dem gar nichts stand, sagte Agnes. Aber diejenigen, die genau aufgepaßt hatten, als sie ihn aufgewickelt hatte, hatten gesehen, daß ein roter Papierstreifen auf den Boden gesegelt war. Berit hob ihn schnell auf und drehte und wendete ihn. Sie sagte, daß nichts drauf stünde und warf ihn weg. Aber da Agnes sehr genau ist, wenn sie das Sagen hat, hob sie also den schmalen, roten Zettel noch einmal auf und schaute ihn noch einmal genau an. Sie schaute mich so direkt mit ihren forschenden Augen an, daß ich mich weder wegdrehen noch auf die Nase der Saigaantilope konzentrieren konnte. Dann lächelte sie mich freundlich an, wie eine richtige Lehrerin und sagte, ohne neidisch zu sein oder mich ärgern zu wollen:
„Da steht nur ein ‚Å‘ drauf, und daneben ist ein kleines Herzchen gemalt.“
Dann kam sie bis zu meinem Platz und gab mir den Zettel, damit ich selbst sehen konnte. Als sie wieder an der Tafel war, schrieb sie „Åsa“ dran und machte einen Strich.
Der schmale, rote Zettel lag auf meiner Bank.
Er war in ein Stimmzettelpaket eingewickelt gewesen, und sowohl Berit als auch Agnes hatten an ihm herumgefingert, aber er leuchtete trotzdem und tanzte vor meinen Augen, und das kleine Herz stand ganz eng beim „Å“.
Jemand mußte ihn schon vorher zurechtgemacht haben und ihn dann in den Stimmzettel geschmuggelt haben, wir hätten doch sonst gesehen, wie er ihn geschrieben hat. Und es war auf jeden Fall nicht Kristian, ich habe mich nämlich umgedreht und gesehen, wie er einen Namen auf seinen richtigen, weißen Zettel schrieb.
Ich dachte so intensiv über meinen merkwürdigen Zettel nach, daß ich erst nach einer ganzen Weile wieder hochschaute. Und da merkte ich, daß etwas nicht stimmte.
An der Tafel standen zwei neue Namen, „Agnes“ mit vier Strichen und „Ann-Katrin“ mit einem Strich. Ann-Katrin hat sich sicher selbst gewählt, niemand anders kann sie gewählt haben, sie spinnt nämlich. Berit und Ria hatten jede einen Strich bekommen, sie haben sich sicher gegenseitig gewählt, das machen sie immer. Loulou hatte sieben Striche.
Aber das, was nicht stimmen konnte, war, daß Danja zehn Striche hinter ihrem Namen hatte.
Sie sah völlig verwirrt aus. Sie hatte überhaupt nicht mehr ihr kleines Steingesicht, das alle immer nur verschlossen und wütend anstarrt. Sie konnte nicht stillsitzen, sie drehte sich die ganze Zeit um und schaute einen nach dem anderen an, um herauszufinden, wer sie nett anschaute und gewählt hatte. Aber Agnes sah sehr besorgt aus. Sie schaute Danja traurig an und sagte mit leiser Stimme: „Danja ist Lucia geworden.“
Da ging es auf einmal los mit Hurra und Gelächter und Geklatsche. Die Jungens haben sich sehr über ihren gelungenen Scherz gefreut.
„Was soll das?“ schrie Agnes so wütend, als ob sie verhöhnt worden wäre.
„Das war doch nur Spaß!“ brüllte Kristian.
Danja stand auf und schlug die Hände vors Gesicht. Sie stolperte und stieß überall an. Wir schauten alle zu ihr, sie sah aber nichts und stieß noch einen leeren Stuhl um, ehe sie draußen war.
Göran, der die ganze Zeit abwesend mit hängenden Armen dagestanden hatte, wachte plötzlich auf und rannte ihr hinterher.
Ausgerechnet Camilla, die ängstliche Camilla, wurde so unglaublich wütend. Sie ist richtig gewachsen und hat sich sozusagen selbst ausgefüllt. In dem Moment brauchte man nicht darüber nachzudenken, ob sie Licht oder Schatten war, sie war nur noch Hitze.
Daß die Sanftmut in Person so schimpfen und schreien kann!
Und wie sie die Jungens beschimpft hat! Daß es nur so krachte! Daß sie den Mut hatte! Sie ist nämlich sonst so schüchtern, weil sie glaubt, daß kein Junge sie mag. Aber jetzt sprang sie mit beiden Beinen in die Arena. Wenn bloß Danja sie gehört hätte!
Es gab ein fürchterliches Tohuwabohu im Klassenzimmer, und Marta kam angerast und fragte, was los ist.
Agnes stand immer noch steif und aufrecht an der Tafel, die zerknitterten Zettel waren auf dem Pult verstreut.
„Wir wählen eine Lucia“, flüsterte sie.
„Und wo ist Göran?“
„Draußen.“
Marta kann furchtbar giftig und böse sein, wenn sie will. Und sie wollte. Ihre unglaublichen Brüste kamen in Bewegung und wogten, und sehr bald war alles wieder ruhig.
„Ich habe jetzt keine Zeit mehr für euch, ich habe schließlich eine eigene Klasse. Ihr bringt das jetzt bitteschön selbst in Ordnung. Und zwar sofort. Und wenn ich noch einen Mucks höre, dann könnt ihr was erleben!“
Als Marta gegangen war, drehten sich alle zu Agnes um.
„Alle, die der Meinung sind, daß Loulou die Lucia sein soll, heben jetzt die Hand“, sagte sie klar und bestimmt.
Da haben alle außer Loulou und Kristian die Hand hochgestreckt.
Die saßen bloß da und schauten sich verliebt an.
Wie konnte sie bloß! Wie konnte sie Kristian noch mögen, nachdem er doch schuld war, daß alle sich schämen mußten. Es schämten sich auch alle außer ihm. Er schaute fröhlich und triumphierend Loulou an. Es sah aus, als ob es die schreckliche Spannung, die Tränen und den Krach wert war, daß er jetzt so zusammen mit Loulou in einer Lichtung saß, um sie herum ein Wald von hochgestreckten Armen. Wenn er sie Loulou hätte wählen lassen, wie sie alle von Anfang an wollten, dann wäre er jetzt nicht mit ihr allein gewesen. Er tat nämlich so, als ob er an der Idee mit Danja als Lucia festhalten würde. Aber er hatte sich ja doch nicht ausrechnen können, wie es ausgehen würde. Es gibt Menschen, die genau wissen, was sie machen müssen, damit sie das bekommen, was sie wollen. Das ist so eine Art Orientierungssinn, der ihnen den Weg zeigt, und es ist ihnen auch völlig egal, was sie alles niedertrampeln müssen, um ans Ziel zu kommen.
Aber Loulou freute sich nicht. Sie war kreideweiß und ganz steif. Sie war irgendwie verzweifelt, aber auch verliebt. Das konnte man sehen, vor allem wenn man Übung darin hat, solche Sachen zu sehen. Zwischen den beiden gingen unsichtbare Strahlen hin und her, sie schauten sich bloß an und hoben immer noch nicht die Hand.
Ich war überhaupt nicht eifersüchtig. Ich war bloß froh, daß ich ein hochgestreckter Arm unter vielen war. Ich weiß ja, daß die Liebe bescheuert und unterwürfig und verzweifelt sein kann. Das habe ich gesehen, als Mama Papa geliebt hat. Aber ich war trotzdem ein bißchen enttäuscht, daß Loulou so eine merkwürdige und doofe Liebe braucht. Aber Loulou hat ja auch Platz für das Unerwartete. Sie ist auch dann noch sicher, wenn sie verzweifelt ist, und sie kann verliebt sein, obwohl sie sicher ist. Aber das kann ich vielleicht nicht. Oh je, daß man so gar nicht weiß, wie man werden wird! Ich will keine solchen Brüste wie Marta bekommen, und ich will nicht so lieben wie Mama. Aber wahrscheinlich kann ich es mir gar nicht aussuchen. Wahrscheinlich hat man bloß die Wahl, so sein zu wollen, wie man ist und stolz darauf zu sein, so wie Marta. Ich habe richtig gewählt. Dieses Mal jedenfalls. Ich bin froh über das, was mit meiner Liebe passiert ist, die ist nämlich verschwunden, als Kristian brüllte:“ Das war doch nur Spaß!“
Ich werde Kristians Faxen nicht mehr bewundern, wenn er zum Rechnen an die Tafel muß. Ich werde nicht mehr glücklich sein, daß er ein Gummibärchen auf meine Bank legt, wenn er seinen Bleistift spitzen geht, damit er einen Grund hat vorbeizukommen. Und ich werde auch seine schönen starken Hände nicht mehr beobachten, wenn sie einen Schneeball formen. Das, was heute passiert ist, war größer und wichtiger als meine Liebe, aber Loulous Liebe war noch größer. Ich will sein, wie ich bin, nicht wie Loulou.
Ich habe Mama den roten Streifen nicht gezeigt, aber ich habe ihr von ihm erzählt. Ich hätte sonst nicht verstehen können, wie alles so plötzlich passierte, als ob ich selbst gar nicht dabeigewesen wäre.
Im Klassenzimmer wurde alles immer schlimmer und schrecklicher, aber ich saß bloß da und guckte ein „Å“ an und versank in einem Herzchen. Wie können so schreckliche Sachen einfach ablaufen und niemand kann sie stoppen?
Die Tränen tropfen auf meinen Teller, die letzten Reste des Blaubeertörtchens lösen sich auf und verlaufen.
„Daß ausgerechnet dir solche Sachen in der Schule passieren müssen. Du bist doch so gescheit und nett und vernünftig“, sagt Mama, und dann streichelt sie mir über den Nakken.
Sie denkt nur an mich und nicht an Danja. Aber es tut auf jeden Fall gut, daß sie so etwas sagt. Wenn jemand sagt: „Du armes Kleines!“ bekommt man das Gefühl, daß man irgendwie jämmerlich ist, nur weil man Sorgen hat. Oder wenn jemand sagt: „Das wirst du schon schaffen, paß nur auf“, da hat man das Gefühl, daß man es nur nicht richtig versucht hat.
Aber wenn Mama so etwas sagt wie eben, da kann ich groß und trotzdem traurig sein.
„Es müssen immer so viele auf der richtigen Seite sein“, sagt Mama dann, „es müssen viele sein, die sich gegenseitig unterstützen, dann kann vielleicht manchmal etwas Gutes dabei herauskommen. Wenn Camilla keine beste Freundin hätte, die Åsa heißt, und die immer an sie glaubt und sie unterstützt, dann hätte sie vielleicht nicht den Mut gehabt zu glauben, daß man sie hören kann. Du hast heute nichts gemacht, aber du hast davor etwas getan. Für Camilla. Und die, die Camilla gewählt hat, die hat ihr auch Kraft gegeben.
(Daß ich das nicht kapiert habe! Daß sie sich über eine einzige Stimme so freuen würde. Nicht mal seine beste Freundin kann man ganz und gar und durch und durch kennen.)
Aber was ist mit Danja? Und morgen? Wie soll ich denn morgen in die Schule gehen? Aber das denke ich nur, das sage ich nicht zu Mama. Sie kann unheimlich gut zuhören und mir dabei helfen, zu verstehen, wie die Dinge gewesen sind. Aber sie hilft mir nie weiter, und sie sagt nie: „Du könntest dies oder jenes machen.“
Sie ist ein Mensch, der nach innen schaut und nach rückwärts hört.
Oh, mein Papa, komm nach Hause zu mir und schau mich an. Bring mir noch einmal das Schwimmen bei – in diesem überschwappenden und unberechenbaren Alltag! Ich kann nicht einschlafen. Im Zimmer ist es ganz schwarz. Die Dunkelheit ist formlos und unheimlich.
Zu meinen frühesten Erinnerungen gehört, daß ich nachts aufwachte, und die Dunkelheit gefährlich wurde und wegglitt. Ich schrie und schrie, und das Schreien wurde wie Dunkelheit. Es quoll aus mir heraus und legte sich über mich, und ich erstickte beinahe in der Dunkelheit und im Schreien. Und das Schreien und die Dunkelheit waren plötzlich ein und dasselbe: das Unbekannte.
Dann kam Papa und nahm mich hoch. Er trug mich hin und her und summte ganz leise: „La, la, la, mein Kleines, la, la.“
Schließlich hörte das Schreien auf, und die Dunkelheit legte sich in der Ecke zurecht und stattdessen kamen die Möbel hervor.
Papa ging dann zum Fenster und schob das Rollo beiseite und zeigte mir, wie draußen die Straßenlaternen schienen. Die Straße und die Bäume waren noch da, und alles wurde wieder richtig. Dann brachte er mich wieder ins Bett und deckte mich fest zu. Da wußte ich dann, daß alles in Ordnung war, weil er es mir gezeigt hatte.
Kleine Kinder geben sich ganz an ihre Eltern weg. Aber dann wollen die Kinder sich wieder zurückhaben. Papa hat mir die Welt so zurechtgelegt, daß sie wurde, wie sie sein sollte. Mama hat sie mir erzählt, damit ich sie verstand. Aber jetzt wollte ich bald meine eigene Welt haben. Gib mich mir zurück, Papa!
Mit so einer Sehnsucht zu leben, das ist, wie mit einem unzuverlässigen Monster zu leben. Manchmal ist die Sehnsucht so zahm, dann ist sie fast wie eine Bekannte. Aber manchmal wächst sie und nimmt zu viel Platz ein. Da ist es dann schwer, mit ihr umzugehen.
Und manchmal kann sie so schrecklich wie die Dunkelheit sein. Da ertränkt sie die Möbel und die Straßen und die Bäume und breitet sich aus, und es gibt nichts mehr außer ihr. So ist es, wenn man verlassen ist. Da hat man das Gefühl, als ob es niemanden mehr gibt, und als ob man sich nicht bewegen könnte, weil es einen selbst nicht mehr gibt.
So wie ein Vogel zwei Flügel braucht, um fliegen zu können, so braucht ein Kind eine Mutter und einen Vater, um fliegen zu lernen. Ich habe eine Mutter und auch einen Vater, aber er ist in mir drin und macht mich stattdessen manchmal ganz schwer. Er nimmt zu viel Platz ein. Gib mich mir ein bißchen zurück, lieber Papa!
Das Allerschlimmste, was man machen kann, ist zu versuchen, ihn auch von da drinnen wegzunehmen. Einmal hat meine Großmutter über meinen Papa gesagt: „Carl Johan hat einen großen Fehler gemacht, daß er eine so nette kleine Familie verlassen hat. Aber im Grunde ist es auch wieder nicht schade um ihn.“
Da wurde ich sehr böse und traurig. Es war, als ob sie versuchen würde, mir ein langes Messer ins Herz zu stechen, um das Bild, das ich da von Papa habe, wegzukratzen. Und ich hatte fast das Gefühl, als ob es ihr auch ein bißchen gelungen wäre.
Ich muß ihn da haben dürfen, auch wenn er manchmal nur Sehnsucht ist. Ich habe dann das Gefühl, als ob er mich auch in sich hätte, da drüben in Kalifornien. Manchmal kommt es mir vor, als ob ich durch ein unsichtbares Blätterrauschen liefe. Ich glaube dann, daß das Papas Sehnsucht nach mir ist, die ich nicht sehen kann. Gib mich mir zurück, ich sehne mich nach mir! Ich wollte mich dir nicht ganz und gar geben, du bist ja doch abgehauen. Du hast mich nur geliehen, du hast mich ja auch nur eine Zeitlang haben wollen.
Wenn ich doch nur so einen Orientierungssinn wie Kristian hätte. Dann wüßte ich, wo ich langgehen muß. Was soll ich denn machen? Aber dieses ständige unsichtbare Blätterrauschen verwirrt mich.
Ich stehe auf und ziehe das Rollo zur Seite. Die Straße und die Bäume sind noch da, obwohl es jetzt eine andere Straße ist und andere Bäume sind. Wir sind ja umgezogen seit der Zeit, wo ich so klein war, daß ich zum Fenster getragen werden konnte. Ich stehe lange am Fenster und schaue hinaus. Alles wird wieder richtig.
Als ich wieder ins Bett zurücktapse, ist alles wieder an seinem Platz, so, wie es sich gehört.
Aber auf meinem Nachttisch liegt eine kleine, schmale Sehnsucht, sie hat genau die richtige Größe, und sie gehört nicht zu meinem bisherigen normalen Leben. Und sie ist nicht unsichtbar. Ich mache das Licht an, weil ich das Rot noch einmal sehen will. Es ist nicht richtig rot, nur fast. Irgendwas zwischen rot und rosa.
Es gibt also einen Jungen, der mich so sehr mag, daß er den Mut hat, das Schlimme, das Kristian befiehlt, nicht zu machen.
Ich weiß vielleicht, wer es ist...
Der Streifen liebkost die Fingerspitzen meiner linken Hand. Ich weiß nicht mit Sicherheit, wer so mutig ist. Er traut sich, einfach nicht zu machen, was Kristian sagt, und er hat außerdem noch den Mut, offen und deutlich zu zeigen, daß er ein Mädchen mag.
Ich sehne mich nach morgen! Ich will in die Schule! Ich will sehen, wer es ist. Ich werde es ihm ansehen. Ich glaube, daß ich es weiß... Oder vielleicht hoffe ich auch nur...
Wird es nicht bald morgen? Und Danja! Für dich wird es auch etwas Schönes geben, alle wünschen es dir, das weiß ich.