Читать книгу Katja - Faria Fleur - Страница 4

KAPITEL 1

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Katja saß auf dem großen Sofa im Wohnzimmer und schluchzte laut. »Wie konntet ihr mir das antun?«, sagte sie immer wieder unter Tränen. Vor ihr stand Hannes, nur mit seiner Unterhose bekleidet, Marie, ihre beste Freundin, saß auf einem Stuhl und hatte sich eine Decke um ihren nackten Körper geschlungen. Katjas Termin bei ihrer Masseurin war ausgefallen und sie daher früher zu Hause gewesen, als die beiden es vermutet hatten. Sie hatte sie beim Sex erwischt – in ihrem Bett. »Warum Hannes?«, fragte sie und blickte auf Marie, nur um gleich ihn anzusehen. »Warum ausgerechnet mit meiner besten Freundin? Nein«, unterbrach sie sich, »nein, das war mal!« Sie schleuderte ihre Worte in Richtung Marie. Während sie sprach, fuchtelte sie mit den Händen in der Luft herum, fuhr sich ständig durch die Haare, über ihr Gesicht. Sie wusste nicht, wie sie dieses entsetzliche Gefühl, das ihr fast den Atem nahm, aus ihrem Körper bekommen sollte.

Hannes stammelte schon die ganze Zeit irgendwelche Ausflüchte. »Es ist einfach passiert«, sagte er nun wieder. »Katja, wir wollten das nicht, glaub mir, das hat überhaupt nichts zu bedeuten, nicht wahr, Marie? Sag doch auch mal was.«

Ihre anfängliche Wut und Verzweiflung wich plötzlich einer hilflosen Resignation. Katja wollte nichts mehr hören »Lasst mich in Ruhe, ich will jetzt allein sein«, sagte sie und stand auf. Im ersten Moment wurde ihr schwindelig und sie schwankte leicht. Reiß dich zusammen, dachte sie und ging erhobenen Hauptes die Treppe hoch ins Gästezimmer. Die beiden sollten nicht auch noch sehen, wie tief sie dieser Vertrauensbruch getroffen hatte.

Kaum hatte sie die Zimmertür hinter sich geschlossen, brach sie zusammen, sie warf sich aufs Bett und weinte hemmungslos, bis ihr schließlich die Kraft ausging und sie völlig erschöpft einschlief. Irgendwann wachte sie auf, es war stockdunkel und musste weit nach Mitternacht sein. Sie lag unter einer Decke und vermutete, dass Hannes dagewesen war und sie zugedeckt hatte.

Ein paar Tage ging das so: Katja blieb im Gästezimmer und verließ es nur, wenn sie wusste, dass Hannes im Betrieb und sie alleine war. Wenn er an die Tür klopfte, weil er mit ihr sprechen wollte, blockte sie ab. Sie liebte ihn, wusste aber nicht, was sie tun, sagen oder wie sie sich verhalten sollte. Im Moment wusste sie nicht mal, ob sie den Seitensprung überhaupt verzeihen konnte. Sie fragte sich die ganze Zeit, wie sie nichts hatte bemerken können, aber sie hatte Hannes und Marie blind vertraut, für die beiden hätte sie ihre Hand ins Feuer gelegt. Vielleicht war es besser, wenn sie auszog, um eine Zeitlang in den eigenen vier Wänden zu leben und einen räumlichen Abstand von Hannes zu bekommen. Schließlich hatten sie sich schon eine ganze Weile nicht mehr viel zu sagen gehabt. Mit der Zeit hatte sich der Alltag in ihre Beziehung eingeschlichen, immer öfter ging jeder seiner eigenen Wege.

Katja rief bei Clemens an, einem guten Freund von Hannes und ihr, der als Immobilienmakler arbeitete. Sie bat ihn, ihr bei der Suche nach einer kleinen Wohnung zu helfen. Clemens fragte nicht nach ihren Gründen. Er sagte nur: »Katja, du hast vielleicht ein Glück. Gerade vor ein paar Tagen habe ich eine kleine Wohnung zum Vermieten oder Kaufen reinbekommen. Ich werde gleich mal einen Termin für dich machen, dann können wir sie uns ansehen.«

»Das wär super, aber bitte sag Hannes nichts, ich möchte, dass es so lange unter uns bleibt, bis wir eine Wohnung gefunden haben, dann werde ich es ihm selber sagen.«

Er versprach es, schließlich war er mit beiden befreundet und würde sich eh raushalten.

Die erste Wohnung, die Clemens ihr zeigte, war schon der Knaller. Eine zauberhafte Zwei-Zimmer-Wohnung im vierten Stock mit einem kleinen süßen Balkon. Katja gefiel sie auf Anhieb und sie sagte sofort zu. Sie fühlte sich plötzlich viel gelöster, fast schon befreit.

Als sie nach der Wohnungsbesichtigung zu Hause ankam und an der Wohnzimmertür stand, konnte sie hören, wie Hannes am Telefon mit jemandem sprach. Sie blieb stehen und lauschte.

»Nein, Marie«, sagte Hannes da, »ich will mich nicht zwischen dir und Katja entscheiden … ich will euch beide … Ich habe dir immer gesagt, dass ich Katja nie verlassen würde. Was ist denn auf einmal los mit dir? … Ich mag es nicht, wenn man mich zu etwas drängt …«

Katja hatte inzwischen den Raum betreten, Hannes saß auf dem Sofa mit dem Rücken zur Tür. Sie wartete, bis er aufgelegt hatte und legte ihm dann eine Hand auf die Schulter. Er erschrak und drehte sich ruckartig zu ihr um.

Sie sagte ganz ruhig: »Hannes, du musst dich nicht mehr zwischen Marie und mir entscheiden, ich ziehe aus. Ich habe gerade den Mietvertrag für eine Wohnung unterschrieben und kann sofort einziehen.« Er sah sie fast verständnislos an, also erklärte sie schnell: »Weißt du, was ihr beide mir angetan habt, kann ich euch nicht verzeihen, darum werde ich gehen.«

Hannes rutschte unruhig auf dem Sofa herum und bettelte: »Bitte, Katja, lass uns reden. Hör mir wenigstens zu, ich will nicht, dass du gehst …«

»Nein«, unterbrach sie ihn, »mein Entschluss steht fest. Du und Marie habt mich zu sehr verletzt. Ich habe eben dein Telefonat mit angehört … Ich teile meinen Partner nicht und schon gar nicht mit meiner ehemals besten Freundin. Ich möchte nur noch eines wissen: War Marie die Einzige, mit der du mich betrogen hast, oder gab es noch andere?«

»Nein, es war nur Marie … Aber, Katja, kannst du es dir nicht doch noch mal überlegen? Wir waren doch so ein gutes Team.«

»Ein Team, ja, aber schon lange kein Paar mehr. Ich habe viel über uns nachgedacht, es hat mir schon lange etwas gefehlt«, meinte sie.

»Das habe ich nicht gewusst …« Er klang resigniert, dann aber schien er sich zu fangen und sagte: »Lass mich dir finanziell helfen. Du warst in den letzten zehn Jahren immer für mich da und hast mich unterstützt. Ich werde dir die Wohnung kaufen und dir eine Abfindung zahlen.«

Katja sagte nicht Nein, schließlich hatte sie für Hannes ihren Job in einer Werbeagentur aufgegeben. Während er sich zu einem erfolgreichen Unternehmer hochgearbeitet hatte, hatte sie ihm den Rücken frei gehalten. Er wollte nicht, dass sie arbeitete, sie sollte nur für ihn da sein.

Es war leichter, als diese Dinge geregelt waren. Ein Gespräch mit Marie lehnte Katja aber weiter energisch ab …

Katja

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