Читать книгу Ausbildung zur Privathure - Felicia Figgume - Страница 4
Kapitel I
ОглавлениеDiese Frau hatte ihm sogar Bilder geschickt, ohne dass er danach gefragt hatte. Die wusste eben, was sich gehörte – und er auch. Sich einmal ganz in Ruhe hier draußen treffen und sich unterhalten, so dass sie ihn bei hellem Tageslicht sehen konnte. Nur – wo blieb sie? Sein ein paar Minuten hätte sie hier sein sollen. Würde dann eben Konsequenzen für sie haben. Dabei hatte sie gerade erst vor einer Stunde so herumgeredet, als sei es für sie schon sehr dringend.
Ja, es war bei ihrem Drängen auf das Treffen in seiner Hose eng geworden. Natürlich hatte er der Versuchung widerstanden, selbst für Abhilfe zu sorgen. Sie sollte das machen, wenn sie schon solche Dinge schrieb. Wäre doch schade darum. Sie hatte doch angedeutet, dass es bei ihr auch sehr schnell gehen konnte, oder? Aber vielleicht wartete sie doch ein Stück weiter vorne.
Vorbei an diesem Gasthaus folgte er dem Weg, der weiter in den Wald hineinführte. Nicht sehr viel weiter gab es eine Weggabelung mit einem Wegweiser. Hatte sie vielleicht genau diese Stelle gemeint? Egal, wenn sie nicht auftauchte, würde er sich wenigstens dort auf der Terrasse was genehmigen. Noch war das Wetter mild und die hatten geöffnet, aber um diese Zeit waren hier nicht sehr viele Leute unterwegs. Ob sie das auch wusste und womöglich gleich hinter einem Gebüsch loslegen wollte? Er stellte sich einmal auf eine lange Unterhaltung ein, und dann …
Sogar eine Decke hatte er in den Rucksack gepackt, für alle Fälle. Sie war doch schon schwach geworden, als er ihr zum ersten Mal geschrieben hatte, oder? Seine Fotos musste sie auch sowohl für ansprechend als auch für absolut echt gehalten haben. Es war schon vorgekommen, dass sich gleich zwei oder drei Frauen bei ihm angestellt hatten. Wenn er dann bei einer davon das Gefühl hatte, dass sie stark genug war, dann lief das schon. Auch wenn noch keine den Vorschlag gemacht hatte, sich beinahe am Ende der Welt zu treffen. Vielleicht würde sie sich an einen Baum klammern, er hinter ihr stehen … und verdammt, da war wieder diese Enge in seiner Hose.
Der Wald lichtete sich ein wenig, als der dem Weg noch ein Stück folgte. Absolut niemand war hier, und wenn sie eine gute Stelle wusste, auch gut. Er erinnerte sich an dieses Flittchen, dass auch einmal ein Treffen im Wald vorgeschlagen hatte. Als sie sich als kostenpflichtige Hobby-Hure entpuppt hatte, hatte er sie nur noch „Und Tschüss!“ wissen lassen. Mit ihm sicher nicht! Aber bei diesem Treffen hier sagte ihm sein Gefühl, dass es bald recht prickelnd werden würde. Sogar wenn sie doch einen Rückzieher machte, würde er sie schon überreden.
Hier schien sich erst einmal niemand zu nähern. Vielleicht kam sie auf einem Fahrrad, aber momentan tauchte hier überhaupt niemand auf. Es war aber noch ein paar Minuten vor der Zeit. Er glaubte einen unscheinbaren Pfad zu sehen, der vom Hauptweg abzweigte und durch dichtes Gebüsch führte. Zumindest bei genauem Hinsehen. Ob sie sich wirklich hier auskannte?
Er sah sich noch genauer um – und glaubte Schritte zu hören. Ja, von einem der Wege her bewegte sich jemand auf ihn zu. Warum kam sie von dieser Seite her? Er sah genauer hin und erkannte immer mehr eine sportliche Frau. Ziemlich schlank, gut gebaut und ungefähr so, wie sie sich selbst beschrieben hatte. Obwohl sie eher schnell ging als rannte, trug sie hautenge Sportkleidung. Als sie fast bei ihm war, betrachtete er sie von oben bis unten. Ihre Beine kamen auch gut zur Geltung, aber das war nicht, worauf er zuerst geachtet hatte.
Nicht direkt bei ihm blieb sie stehen und sah ihn nicht direkt an. Sie sagte auch nichts, sondern sah womöglich nach der Uhrzeit. Nun waren es noch zwei Minuten bis zur vereinbarten Zeit. Wenn sie es nicht war, wer sollte das sonst sein? Oder wollte sie jetzt schon mit einem Spielchen anfangen? Mit mir nicht, meine Liebe, dachte er sich. Sie steckte das Smartphone weg und sah ihn nun doch an, auch wenn es eher zufällig wirkte.
Er glaubte bei ihr ein vorsichtiges Lächeln zu erkennen, und das wirkte immer weniger zufällig. Das leichte Kribbeln auf seiner Haut wurde auf einmal sehr viel stärker? Ha, er und nervös? Seit wann denn das? Sogar die Anspannung in seiner Hose hatte er mittlerweile kontrollieren können. Oder konnte es sein, dass sie besonders dort auf der Suche nach Auffälligkeiten war? Sie lächelte noch mehr – und kam näher.
„Äh, hallo, ich …“, sagte sie halblaut und blieb stehen. Ziemlich außer Atem wirkte sie schon und musste wohl etwas Luft holen. Wollte sie etwas mehr sagen, oder was? Sollte er darauf einsteigen, oder interpretierte er wieder zu viel in die Situation? Sie drehte sich kurz im Kreis, machte ein paar Übungen, um vielleicht Verspannungen zu lockern, und sah ihn wieder an. Als er sie so ansah, spürte er wieder dieses Zucken in seiner Hose. Nicht nur das, da richtete sich nun definitiv etwas auf. Verdammt, war sie heiß in diesem Sportanzug!
„Ganz schön sportlich unterwegs!“, wandte er sich an sie und sah sie nicht ganz direkt an. Immer noch besser, als sie auf das Wetter anzusprechen oder solchen Blödsinn. Hatte es nicht damals mit seiner nunmehrigen Ex-Freundin so ähnlich geklappt? Was er sicher nicht gleich sagen solle war, dass er ihr Kurven äußerst anregend fand. Sicher auch nicht, ob sie nicht Lust hatte, ihn hinter das Gebüsch zu einem Baumstamm zu begleiten. Nein, da musste sein strenger Blick reichen.
„Ja“, entgegnete sie nun ruhiger, „gefällt mir hier, schöne Gegend.“
Was sollte das werden? Sie setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm, der entlang des Weges lag, sah nach oben und dann wieder zu ihm. Neben ihr war noch genügend Platz. Was wäre, wenn er sich neben sie setzte? Er musste ja nicht gleich sonst was probieren. Sie registrierte es zunächst nicht oder ignorierte es, dann sah sie ihn auf einmal ziemlich direkte an.
„Ja, also, hast du heute sonst noch was vor, außer …?“, frage sie. „Tut mir leid, wenn ich …“
Was tat ihr leid, dass sie … zu offen und direkt war, oder wie? Alles in ihr schrie doch danach, dass sie auf der Suche nach einem richtigen Mann war. Einem, der nicht gleich schlapp machte – und da konnte er ihr sicherlich helfen. Ja, vielleicht wurde er ein bisschen nervös, und seinen Puls gerade wollte er lieber nicht wissen.
„Durchaus, aber sollte ich das alles erzählen?“
Toll, ob das eine gute Wortwahl gewesen war? Nur „durchaus“ hätte gereicht, und sein spezieller Blick dazu. Aber nein, er musste ja immer probieren, wie weit er gehen konnte. Sie vielleicht auch?
„Komm schon, sei ruhig ehrlich!“, erhob sie ihre Stimme ein wenig und sah ihn an. Versuchte sie jetzt, bei ihm was zu erreichen, oder wie? Ha, als ob er so leicht zu haben war. Gib es mir endlich, du geiler Hengst, dachte sie sich wohl gerade, klar. Konnte sie haben, aber doch bitte mit ein bisschen Stil.
Nur für einige Sekunden überlegte er, was er am besten antworten sollte. So wie sie aussah, war sie vielleicht sehr aufgeschlossen, wofür auch immer. Eine andere Frau hätte ihm vielleicht nur einen ärgerlichen Kommentar an den Kopf geworfen und wäre weitergegangen. Er sollte ehrlich sein, klar, und sie meinte es vielleicht sogar so. Dennoch konnte jedes Wort falsch sein und vielleicht doch das Ende dieser Begegnung bedeuten, die gerade prickelnd wurde. Was erwartete er sich überhaupt? Das, was ihm seine männliche Ausstattung gerade noch deutlicher mitteilen wollte?
„Das könnte ich dir schon erzählen, wenn du es hören willst, aber …“
„Ja, möchte ich“, wurde ihr Tonfall fordernder.
„Bist du sicher? Nicht dass es dann heißt …“
„Was soll es heißen?“, erwiderte sie, rückte näher, und ihre Finger schienen unruhig zu werden. „Komm, erzähl schon!“
„Ich habe heute einen schönen Traum gehabt, also einen Tagtraum … und du bist darin vorgekommen.“
„Oh!“, wurde sie kurz lauter und dann leiser. „Alles klar.“
Augenblicklich herrschte Stille, aber ihr Blick schien sich kaum zu ändern. Oder war sie gerade dabei, aufzustehen und ihr Training fortzusetzen?
„Dann fang schon einmal an, und …“, meinte sie und blieb sitzen.
„Äh, womit? Du meinst … oh!“
Es wurde still, und er dachte, sein Tagtraum würde sich fortsetzen. Aber er war hellwach, und diese Frau war immer noch dort. Sie war aufgestanden, sah sich um, aber sie war noch da.