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Kapitel I

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Hoffentlich war ihr Kleid halbwegs passend. Larissa stand vor dem Eingang und überlegte immer noch, ob sie da hineingehen sollte. Der leichte Wind ließ ihr Kleid ein wenig zu hoch flattern. Ja, das Lokal war berühmt, weil es kaum sonst wo eine solche Aussicht über die Stadt gab. Und auf Männer, die gerne zeigten, was sie zu bieten hatten.

Sie holte tief Luft und betrat die große Terrasse. Ein paar der Tische standen im Halbschatten, einige unter Sonnenschirmen. Lange hatte sie nur das Gerede gehört – und nun sah wie wirklich vor sich, wie das Publikum hier so war. Was war mit ihr los? Hatte sie noch nie einen Mann mit prallen, straffen Oberarmen gesehen? War sicher regelmäßig in der Sonne gewesen, ohne dass die Haut gerötet aussah. Wie sich alles unter seiner Kleidung fortsetzte, sah sie sofort in ihren Gedanken. Seine Sonnenbrille gab es sicher auch nicht an jeder Ecke. Natürlich saß ihm gegenüber eine Frau, mit der er sich angeregt unterhielt.

Fast hätte sie erwartet, dass bald ein Kellner auftauchte, der ihr einen Platz zuwies. Das schien hier aber nicht üblich zu sein, oder höchstens bei größerem Andrang. Also steuerte sie auf einen freien Platz im Halbschatten zu. Als sie diesen Mann sah, der allein an einem Tisch saß, blieb ihr kurz die Luft weg. Es schien nichts dort zu liegen, das nicht ihm gehörte. Trotzdem erwartete Larissa, dass wohl jeden Moment seine Freundin oder womöglich Frau von der Toilette zurückkehrte. Dieses Wort „Hengst“ tauchte in ihren Gedanken auf. Oder gleich „Deckhengst“.

Dieses Gefühl der Enge in ihrem Hals ließ nicht nach. Was, wenn er wirklich allein hier war? Ob sie sich an diesen Tisch setzten und ihm immer wieder zufällig einen Blick zuwerfen sollte? Klar, es war bereits dann und wann geschehen, dass sie von Männern bei solchen Gelegenheiten einfach so angesprochen worden war. Das Problem war nur, dass die selten zu ihrem Geschmack passten. Spätestens im Schlafzimmer machten die dann sofort schlapp, falls sie doch einmal nachgab.

An einem Ort wie diesem hier konnte das anders sein. Ja, das ganze Gerede hatte sie genug mitbekommen und nun endlich einmal diesen Laden persönlich besuchen wollen. Ach, vielleicht sollte sie einmal was bestellen und von dort drüben die Lage beobachten. Den besten Kaffee der Stadt sollte es hier natürlich auch geben. Oder doch …?

Larissa spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. Ein Mann, na und? Gut, einer, dessen Blick sie in ihren Bann zog. Als würde er sich selbst umsehen oder auf etwas warten. Sich dabei nichts anmerken lassen. Oder sich es nur so anmerken lassen, dass es … egal. Ein weiteres Mal atmete sie tief ein und aus – und spazierte dann in seine Richtung.

„Ist … dieser Platz noch frei?“, fragte sie ihn nicht ganz direkt. Stille folgte.

„Ja, durchaus“, entgegnete er mehrere Sekunden später und blickte doch noch zu ihr auf.

Sie mochte sein nicht ganz verhaltenes Lächeln, aber ihr Herzrasen wollte sich nicht so recht beruhigen. Gut, seine Schultern wirkten recht breit, seine Oberarme … nun gut. Und jetzt?

Larissa wollte ihn fragen, ob er öfters hier war, oder solche Sachen. Aber sollte sie nicht mehr Einfallsreichtum haben? Vielleicht sollte sie darauf warten, was er so fragte. Bevor sie dazu ausholen konnte, näherte sich ein elegant gekleideter Kellner auf. Sie blätterte ein wenig in der kleinen Karte in der Mitte des Tisches.

„Darf ich schon etwas bringen, die Dame?“

„Ja, also … einen … großen Espresso, bitte. Ohne irgendwas.“

„Kommt sofort!“

„Oh, also … wo waren wir stehengeblieben?“, sprach sie nun in Richtung ihres Gegenübers.

„Wir haben noch gar nicht angefangen.“

„Richtig, ja, also …“

Sein Lächeln wurde nun ein wenig intensiver, ohne diesen starken Ausdruck von Männlichkeit zu verlieren. Ja, sie dachte an solche Begriffe wie „Geiler Hengst“, aber das wäre ihm nicht ganz angemessen gewesen. Viel zu vulgär. Vielleicht einfach ein geiler Hengst, dessen Kraft niemals nachließ. Oder dachte sie daran, dass sich ihr Höschen nun irgendwie feucht anfühlte? Ach, das bildete sie sich nur ein.

Er breitete seine kräftigen Hände auf der Tischplatte aus, ganz langsam in ihre Richtung. Da war es wieder, dieses Herzrasen. Doch es wandelte sich in eine andere Richtung als zuvor. Schien er wirklich kaum Worte zu brauchen, um alles auszudrücken? War das eben sein Stil? Bevor er etwas sagte, das entweder zu aufdringlich oder zu altbacken klang, nahm er sie lieber mit seinem Blick gefangen. Und mit in sein … Schlafzimmer?

Sie saß hier mit ihm nur im Halbschatten, doch es fühlte sich für sie angenehm warm und nicht wirklich heiß an. Der Kellner tauchte wieder auf und brachte nun ihren Kaffee. Den Kuchen ließ sie aber lieber aus. Vorsichtig nahm sie einen ersten Schluck. Ganz in Ruhe sah sie sich um, zu ihrer Bekanntschaft, und in der Umgebung des Gartens des Lokals. Wer hier wohnte, wohnte wohl meist auf einem größeren Grundstück und verfügte über genug Geld. So wie der Mann, der ihr gegenüber saß.

Natürlich war ihr klar, was ihre neue männliche Bekanntschaft am liebsten von ihr wollte. Es lag doch völlig klar in der Luft, oder? Sollte sie wirklich solche Fragen stellen, ob er öfters hier war und ob es ihm vielleicht schon zu heiß war? Sie mochte diesem Mann einfach, weil er nicht zu aufdringlich war und wohl bald auch ihre Rechnung bezahlen würde. Obwohl … ob er nur so tat oder wirklich gleich dort drüben wohnte?

„Ich habe mir gedacht …“, ergriff Larissa nun doch das Wort.

„Was?“, reagierte er nun sofort in einem etwas anderen Tonfall. „Hier jemand anzuquatschen und sich was zu erhoffen?“

„Nein, also, was ich sagen wollte …“, entgegnete sie, während sich so ein seltsames Gefühl durch ihren Körper zog.

„Nein, nur Spaß“, meinte er nun wieder deutlich anders und lächelnd. „Wir können dann gerne noch, also wenn du willst … ich meine, darf ich …?“

„Ja, gerne, also …“

Was war mit ihr los? War es ihr nicht mehr möglich, ganze Sätze zu sprechen? Wie auch, wenn er ständig für dieses Prickeln und Kribbeln tief in ihr sorgte? Sie mochte es doch, wenn Männer gleich direkt wurden. Oder eben nicht gleich, sondern ein bisschen später. Wenn es dann noch einer wie er war …

Wieder näherte er sich mit seinen Fingern auf der Tischplatte fast ihren. Doch er drehte sich um und kramte nach etwas. Es war eine Visitenkarte, die er ihr hinlegte. Wurde das noch verwendet? Sicherlich machte er was mit Immobilien oder mit Geldgeschäften, die ihm seinen Wohlstand sicherten. Auf der Karte stand aber nur eine Adresse, die anscheinend privat war.

„Ich muss dann leider bald aufbrechen. Geschäftlich, du verstehst?“, verkündete er. „Aber besuche mich doch heute Abend dort. Dann können wir weiterreden.“

„Ja, gerne, also …“

War das nun ein Spaß von ihm gewesen, oder meinte er es ernst? Geschäftlich, klar. Fast war Larissa, als wollte ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen aufkommen. Doch es verschwand irgendwie sofort und wurde von dieser schönen Art von Prickeln überlagert. Sie konnte sich vorstellen, wie das „Weiterreden“ aussehen würde. Aber sie würde schon sehen, wo es hinführte, und geplant hatte sie sonst noch nichts.

Der Kellner von vorhin tauchte ein weiteres Mal auf, und dieser Mann winkte ihn heran. Natürlich bezahlte er auch ihre Rechnung und lächelte ihr wieder auf eine ganz besondere Weise zu. Er deutete an, ihre Hand zu schütteln, stand einfach auf und ging. Sie bekam Gelegenheit dazu, seine Rückansicht zu bewundern – und dieses Gefühl der Enge in ihrem Hals kehrte kurz zurück.

Versklavt vom Deckhengst

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