Читать книгу Бемби. Уровень 1 / Bambi - Феликс Зальтен - Страница 2

Bambi

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Er war in einer jener kleinen, verborgenen Stuben des Waldes geboren. Es war denn auch nur wenig Platz da, knapp genug für ihn und seine Mutter. Hier stand er nun, schwankte bedenklich auf seinen dünnen Beinen, blickte mit trüben Augen, die nichts sahen.

«Was für ein schönes Kind![1]«rief die Elster.

Die Elster saß auf einem Ast in der Nähe.

«Was für ein schönes Kind!«rief sie jetzt.

Sie bekam keine Antwort und sprach eifrig weiter.

«Wie erstaunlich, dass es gleich stehen und gehen kann! Wie interessant! Ich habe das noch nie in meinem Leben gesehen. Ich finde es wunderbar. So ein Kind! Ich finde es vornehm. Ich finde überhaupt, dass alles bei euch Rehen sehr vornehm ist. Kann es auch gleich laufen?«

«Gewiss«, entgegnete die Mutter leise.»Aber Sie müssen entschuldigen: ich habe jetzt sehr viel zu tun… und fühle ich mich noch ein wenig matt.«

«Ah«, sagte die Elster,»viel Zeit habe ich ja auch nicht. Aber die Kinder! Was für eine Arbeit hat man, sie zu füttern! Was für eine Angst, sie zu bewachen! Ich bitte Sie, denken Sie einmal darüber nach, wie anstrengend das ist, für die Kinder Futter holen. Und wie lange muss man warten, bis sie sich rühren können!«

«Verzeihen Sie«, erwiderte die Mutter,»ich habe nicht zugehört.«

Die Elster flog davon.

«Dumme Person«, dachte sie für sich[2],»vornehm, aber dumm!«

Die Mutter fuhr fort, das Neugeborene eifrig zu waschen. Sie wusch es mit ihrer Zunge. Das Kleine hielt still. Sein rotes Röckchen war ein wenig zerzaust.

Der ganze Wald erschallte von vielerlei Stimmen. Der Pirol jauchzte, die Tauben gurrten, die Amseln pfiffen, die Finken schlugen, die Meisen zirpten. Das Kleine verstand kein Wort von den Gesprächen. Es hörte noch gar nicht darauf. Es hörte nur das leise Knistern.

«Bambi«, flüsterte die Mutter.

Dann küsste sie wieder ihr Kind, beruhigt und glücklich.

«Bambi«, wiederholte sie,»mein kleiner Bambi.«


Es roch überall nach frischem Laub, nach Blüten, nach feuchter Scholle und nach grünem Holz. Das waren die Tage, in denen Bambi seine erste Kindheit verlebte.

Er ging hinter seiner Mutter auf einem schmalen Streifen. Wie angenehm war es, hier zu gehen! Bambi fragte. Er liebte es, seine Mutter zu fragen. Es war das schönste für ihn, immerfort zu fragen und dann zu hören, was die Mutter zur Antwort gab. Jetzt fragte er:

«Wem gehört diese Straße, Mutter?«

Die Mutter antwortete:

«Uns.«

Bambi fragte weiter:

«Dir und mir?«

«Ja.«

«Uns beiden?«

«Ja.«

«Uns beiden allein?«

«Nein«, sagte die Mutter,»uns Rehen…«

«Was sind das, Rehe?«fragte Bambi und lachte.

Die Mutter lachte auch:

«Du bist ein Reh, und ich bin ein Reh. Das sind Rehe. Verstehst du das?«

Bambi sprang in die Höhe vor Lachen.

«Ja, ich verstehe das. Ich bin ein kleines Reh, und du bist ein großes Reh. Nicht wahr?«

«Nun, siehst du[3].«

«Gibt es noch andere Rehe als dich und mich[4]

«Gewiss«, sagte die Mutter.»Viele.«

«Wo sind sie?«rief Bambi.

«Hier, überall.«

«Aber… ich sehe sie nicht.«

«Du wirst sie schon sehen.«

«Wann?«Bambi blieb stehen vor lauter Neugier.

«Bald.«

Die Mutter ging ruhig weiter. Bambi folgte ihr.

«Bald. Bald ist nicht gleich«, dachte er.

Plötzlich fragte er:

«Wer hat diese Straße gemacht?«

«Wir«, antwortete die Mutter.

«Wir? Du und ich?«

Die Mutter sagte:

«Nun, wir… wir Rehe.«

Bambi fragte:

«Welche?«

«Wir alle«, antwortete die Mutter.

Sie gingen weiter. Bambi war vergnügt, aber er hielt sich brav bei der Mutter. Ein fadendünnes Stimmchen pfiff erbärmlich auf, dann war es still. Ein Iltis hatte eine Maus gejagt.

«Was war das?«fragte Bambi erregt.

«Nichts«, beschwichtigte die Mutter.

«Aber«, Bambi zitterte,»aber… ich habe etwas gesehen.«

«Nun ja«, sagte die Mutter,»erschrick nicht. Der Iltis hat die Maus getötet.«

Aber Bambi war furchtbar erschrocken. Dann fragte er:

«Warum hat er die Maus getötet?«

«Weil… gehen wir schneller«, sagte sie.

Sie begann zu trollen. Bambi hüpfte hinter ihr drein.

Eine lange Pause verstrich. Endlich fragte Bambi:

«Werden wir auch einmal eine Maus töten?«

«Nein«, erwiderte die Mutter.

«Nie?«fragte Bambi.

«Niemals«, war die Antwort.

«Warum nicht?«fragte Bambi.

«Weil wir niemanden töten«, sagte die Mutter.

Von einer jungen Esche, drang ein lautes Kreischen nieder. Die Mutter ging weiter. Bambi aber blieb neugierig stehen. Zwei Häher zankten sich da oben in den Zweigen um ein Nest, das sie geplündert hatten.

«Machen Sie, dass Sie weiterkommen, Sie Halunke!«rief der eine.

«Sie Narr!«antwortete der andere,»ich habe keine Angst vor Ihnen.«

Der erste tobte:

«Suchen Sie sich Ihre Nester selber, Sie Dieb! So eine Gemeinheit![5]«

Der andere hatte Bambi bemerkt und schnarrte ihn an:

«Du Fratz! Pack dich![6]«

Bambi erreichte seine Mutter. Dann fragte er:

«Mutter… was ist das, eine Gemeinheit?«

Die Mutter sagte:

«Ich weiß es nicht.«

Bambi überlegte.

«Mutter, warum waren sie so böse?«

Die Mutter antwortete:

«Sie haben sich wegen des Essens[7] gezankt.«

Bambi fragte:

«Werden wir uns auch einmal wegen des Essens zanken?«

«Nein«, sagte die Mutter.

Bambi fragte:

«Warum nicht?«

Die Mutter entgegnete:

«Es ist genug da für uns alle.«

«Werden wir auch einmal böse zueinander sein?«

«Nein, mein Kind«, sagte die Mutter,»bei uns gibt es das nicht.«

Sie gingen weiter. Wurde es ganz hell vor ihnen. Das grüne Gewirr von Büschen und Sträuchern war zu Ende. Die Straße war zu Ende. Sie kamen hinaus in die lichte Freiheit.

«Was ist das?«rief Bambi.

Er war ganz bezaubert.

«Die Wiese«, antwortete die Mutter.

«Was ist das, die Wiese?«

«Das wirst du schon selber sehen.«

Sie war ernst geworden und aufmerksam. Sie sah ganz streng aus.

«Es ist gut«, sagte sie endlich,»wir können hinaus.«

Bambi sprang los, aber sie sperrte ihm den Weg[8].

«Du wartest, bis ich dich rufe.«

Im Augenblick stand Bambi gehorsam still.

«Es ist nicht so einfach, auf die Wiese zu gehen«, sagte die Mutter,»es ist eine schwere und gefährliche Sache. Du wirst das später lernen.«

«Ja«, sagte Bambi.

«Gut. Ich gehe also vorerst allein hinaus. Bleibe hier stehen und warte. Behalte mich unaufhörlich im Auge[9]. Wenn du siehst, dass ich wieder zurücklaufe, hier herein, dann machst du kehrt und rennst davon, so schnell du kannst.«

Sie schwieg und fuhr dann eindringlich fort:

«Jedenfalls laufe. Laufe… auch wenn du siehst, dass ich zu Boden stürze. Achte nicht auf mich, verstehst du? Was immer du siehst oder hörst – nur fort, so schnell wie möglich! Versprichst du mir das?«

«Ja«, sagte Bambi leise.

«Wenn ich dich aber rufe«, sprach die Mutter weiter,»kannst du kommen. Draußen auf der Wiese darfst du spielen. Es ist schön draußen. Es wird dir gefallen. Hörst du?«

«Ja«, sagte Bambi noch leiser.

Die Mutter redete weiter:

«So will ich jetzt gehen.«

Sie trat hinaus. Bambi sah, wie sie vorwärts ging. Sie duckte den Hals, streckte ihn lange vor, schaute vergnügt herüber und rief:

«Komm!«

Bambi sprang hinaus. Eine ungeheure Freude ergriff ihn. Er vergaß sein Bangen. Bambi war berauscht. Er sprang in die Höhe, dreimal, viermal, fünfmal. Seine jungen Glieder spannten sich kräftig, sein Atem ging tief und leicht.

Bambi war ein Kind. Er war ein junges Reh. Er jauchzte. Mit den Beinen, mit dem ganzen Körper, der sich in die Luft schleuderte. Seine Mutter stand dabei und freute sich. Sie sah, dass Bambi toll war. Sie sah, dass er sich in die Höhe warf. Sie duckte sich in die ausgestreckten Vorderläufe. Bambi erschrak und blieb regungslos. Da kam die Mutter plötzlich angaloppiert. In einem wunderbaren Rauschen fuhr sie daher, lachte ihn an und rief:

«Fang mich doch![10]«

Bambi war verblüfft. Was war denn mit der Mutter? Aber da kam sie schon wieder, stieß ihn mit der Nase in die Flanke, sagte eilig:

«Fang mich doch!«und fegte davon.

Bambi stürzte ihr nach. Ein paar Schritte. Aber gleich wurden die Schritte zu leichten Sprüngen. Raum war da unter seinen Schritten, Raum unter seinen Sprüngen, Raum, Raum. Das Gras rauschte ihm herrlich in die Ohren. Er jagte im Bogen, warf sich herum und pfeilte in einem neuen Kreis, warf sich wieder herum und flitzte weiter. Die Mutter stand still. Bambi raste.

Plötzlich ging es nicht mehr. Er kam zur Mutter und sah sie glückselig an. Dann spazierten sie nebeneinander.

«Sieh nur, Mutter«, rief Bambi,»da fliegt eine Blume davon!«

«Das ist keine Blume«, sagte die Mutter,»das ist ein Schmetterling.«

Jetzt sah Bambi, dass viele solcher Schmetterlinge in der Luft hinflogen. Bambi blickte ihnen allen nach. Sie glitten unaufhörlich ineinander.

Wie er dann wieder vor sich zu Boden sah, ergötzte ihn all das tausendfache Leben.

«Was ist das, Mutter?«fragte er.

«Das sind die Kleinen«, antwortete die Mutter.

«Sieh nur«, rief Bambi,»hier springt ein Stückchen Gras! Wie hoch es springt!«

«Das ist kein Gras«, erklärte die Mutter,»das ist ein gutes Heupferdchen.«

«Warum springt es so?«fragte Bambi.

«Weil wir da gehen«, antwortete die Mutter,»es fürchtet sich.«

«Oh!«

Bambi wandte sich zu dem Heupferdchen.

«Oh«, sagte Bambi,»Sie brauchen sich nicht zu fürchten[11]

«Ich fürchte mich nicht«, erwiderte das Heupferdchen.»Ich sprach mit meiner Frau.«

«Entschuldigen Sie, bitte«, sagte Bambi,»wir haben Sie gestört[12]

«Das macht nichts«, rasselte das Heupferdchen.»Weil Sie es sind, macht es nichts.«

«Ich bin nämlich heute zum erstenmal in meinem Leben auf der Wiese«, erzählte Bambi.»Die Mutter…«

Das Heupferdchen murrte:

«Das interessiert mich nicht. Ich habe gar keine Zeit, mit Ihnen zu schwatzen. Ich muss jetzt meine Frau suchen. Hopp!«

«Hopp«, sagte Bambi.

Er lief zur Mutter:

«Ich habe mit ihm gesprochen!«

«Mit wem?«fragte die Mutter.

«Mit dem Heupferdchen«, erzählte Bambi,»ich habe mit ihm gesprochen. Es war so freundlich mit mir. Und es gefällt mir so gut. Es ist so wunderbar grün! Und am Ende ist es so durchsichtig.«

«Das sind die Flügel.«

«So? Und es ist freundlich. Und wie es springen kann! Hopp! sagt es und springt hoch.«

Sie gingen weiter. Bambi fühlte Hunger. Er gewahrte eine helle Blume. Nein, das war keine Blume, das war ja ein Schmetterling. Der Schmetterling hing träge an einem Halm.

«Bitte, bleiben Sie sitzen!«rief ihn Bambi an.

«Warum soll ich denn sitzen bleiben? Ich bin doch ein Schmetterling«, antwortete der Falter.

«Ach, bleiben Sie sitzen!«bat Bambi.»Ich will Sie in der Nähe sehen.«

«Aber nicht lange«, sagte der Weißling.

Bambi stand vor ihm.

«Wie schön Sie sind«, rief er,»wie wunderschön! Wie eine Blume!«

«Was?«Der Schmetterling klappte mit den Flügeln.»Wie eine Blume? Wir sind schöner als die Blumen.«

Bambi war verwirrt.

«Gewiss«, stotterte er,»viel schöner… verzeihen Sie… ich sage… Wie zierlich Sie sind! Wie fein und zierlich! Ich verstehe jetzt, dass Sie schöner sind als die Blumen. Außerdem können Sie ja fliegen, und das können die Blumen nicht.«

«Genug«, sagte der Schmetterling.»Jetzt fliege ich fort!«

Das war die Wiese.


Tief im Dickicht gab es ein Plätzchen, das Bambis Mutter gehörte. Eine ganze enge Kammer war es, sehr eng und niedrig. Hier in dieser Kammer war Bambi zur Welt gekommen. Hier war seine und seiner Mutter Wohnung.

Die Mutter lag jetzt an die Erde und schlief. Bambi stand auf und blickte umher.

«Mutti, schläfst du?«

Nein, die Mutter schlief nicht.

«Was tun wir jetzt?«fragte Bambi.

«Nichts«, antwortete die Mutter,»wir bleiben, wo wir sind. Schlafe!«

Aber Bambi hatte keine Lust zu schlafen.

«Komm«, bat er,»komm auf die Wiese!«

Die Mutter hob das Haupt:

«Auf die Wiese? Jetzt… auf die Wiese?«

«Kann man denn jetzt nicht auf die Wiese?«fragte Bambi.

«Nein«, antwortete die Mutter.»Nein, das ist jetzt nicht möglich.«

«Warum? Warum kann man jetzt nicht auf die Wiese?«

«Du wirst das später alles kennenlernen, wenn du etwas älter bist.«

«Aber warum. Mutti?«

«Später«, wiederholte die Mutter.»Jetzt bist du noch ein kleines Kind. Mit Kindern redet man nicht von solchen Dingen. Auf die Wiese… Jetzt!«

«Und am Morgen?«

«Nur am frühen Morgen oder am späten Abend. Oder des Nachts.«

«Und nie bei Tag? Niemals?«

Die Mutter zögerte.

«Das ist gefährlich.«

Bambi schwieg.

«Wir müssen so leben«, sprach die Mutter weiter,»wir alle. Wenn wir auch den Tag lieben… und wir lieben den Tag, wir müssen doch so leben, dass wir uns bei Tag stillhalten. Erst vom Abend bis zum Morgen dürfen wir umhergehen. Verstehst du das?«

«Ja.«

«Nun, mein Kind, hier sind wir sicher. So! Und nun schlafe.«

«Warum sind wir hier sicher?«fragte Bambi.

«Komm, setze dich zu mir«, sagte die Mutter,»ich will es dir erzählen.«

Bambi drückte sich eng an die Mutter. Er vergaß die Wiese. Und er schlief ein.


Eines Abends mit seiner Mutter ging Bambi auf die Wiese. Er sah zwei lange Ohren. Bambi stutzte, aber die Mutter sagte:

«Das ist unser Freund Hase.«

«Guten Abend, junger Herr«, sagte der Hase.

Bambi nickte.

«Was für ein hübscher junger Prinz!«sagte der Hase zur Mutter.»Ich beglückwünsche Sie! Das wird einmal ein prächtiger Prinz, ja, ja, ja.«

«Guten Abend«, sagte Bambi.

Die Mutter lächelte:

«Der gute Hase… so schlicht und so bescheiden.«

Es war Sympathie in ihren Worten.

Bambi spazierte ein wenig umher. Plötzlich hörte er ein feines Rauschen auf der Wiese. Dort drüben, am anderen Saume des Waldes, huschte etwas durchs Gras. Ein Wesen… nein… zwei! Bambi wollte entfliehen. Die Mutter hob das Haupt.

«Was ist denn?«rief sie.

Bambi war sprachlos. Er fand keine Worte und stammelte nur:

«Dort… dort…«

Die Mutter schaute hinüber.

«Ach so«, sagte sie,»das ist meine Base. Ena hat zwei Kinder… wirklich zwei.«

Bambi stand und gaffte.

«Komm«, sagte die Mutter,»da ist einmal Gesellschaft für dich.«

Bambi ging. Die Mutter redete weiter.

«Ich wusste doch, dass Ena auch ein Kind hat. Aber dass es zwei Kinder sind…«sagte die Mutter.

Die Tante war sehr freundlich.

«Ja«, sprach sie,»das ist nun Gobo, und das ist Faline. Ihr könnt immer miteinander spielen.«

Die Kinder standen steif. Gobo eng bei Faline, Bambi ihnen gegenüber. Keines rührte sich. Sie standen und gafften.

«Laß nur[13]«, sagte die Mutter,»sie werden sich schon befreunden.«

«Was für ein hübsches Kind«, erwiderte Tante Ena,»wahrhaftig, ganz besonders hübsch. So kräftig und so gut!«

Die Mutter sagte:

«Bambi ist mein erstes…«

Die Kinder standen noch immer und betrachteten einander. Keines sagte ein Wort. Plötzlich machte Faline einen Sprung und fegte davon.

Augenblicklich stürzte sich Bambi hinter ihr her. Gobo folgte sogleich. Es ging prächtig[14]. Sie begannen zu schwatzen. Bambi erzählte, dass er mit dem guten Heupferdchen und mit dem Weißling gesprochen hatte.

«Hast du auch mit dem Goldkäfer geredet?«fragte Faline.

Nein, mit dem Goldkäfer hatte Bambi nicht gesprochen. Er wusste nicht, wer das war.

«Ich rede oft mit ihm«, sagte Faline.

«Mich hat der Häher geschimpft«, sagte Bambi.

«Wirklich?«staunte Gobo.»War der Häher so frech zu dir? Und mich hat der Igel in die Nase gestochen.«

«Wer ist der Igel?«fragte Bambi.

«Der Igel ist ein fürchterliches Geschöpf!«rief Faline.»Voll großer Stacheln am ganzen Körper. Und er ist sehr böse!«

«Glaubst du wirklich, dass er böse ist?«fragte Gobo.

«Er will mit niemandem reden«, sagte Faline.

«Vielleicht fürchtet er sich nur«, meinte Gobo.

Bambi fragte Gobo:

«Weißt du, was das ist… die Gefahr?«

Gobo dachte nach.

«Die Gefahr…«flüsterte er,»die Gefahr… das ist etwas sehr Schlimmes.«

«Ja«, sagte Bambi,»etwas sehr Schlimmes… aber was?«

Plötzlich rief Faline laut und fröhlich:

«Die Gefahr ist… wenn man davonlaufen muss!«

Sie sprang fort. Bambi und Gobo sprangen ihr sogleich nach. Tante Ena hob das Haupt und rief zu ihren Kindern her:

«Gobo! Faline! Nun müssen wir bald gehen.«

Auch die Mutter mahnte Bambi:

«Komm jetzt! Es ist Zeit.«

«Noch eine Weile«, bat Faline,»noch eine kleine Weile.«

Bambi flehte:

«Bitte! Es ist so schön!«

«Es ist so schön… noch eine Weile!«sagte Gobo.

Vom Walde her drang klopfendes Stampfen den Erdboden entlang. Äste knackten, Zweige rauschten. Wer war es? Sie sahen wohl aus wie Mutter und Tante Ena. Doch auf ihren Häuptern blitzte die Krone des Gehörns. Bambi war ganz betäubt. Der eine war kleiner, und auch seine Krone war geringer. Aber der andere war gebieterisch schön. Er trug das Haupt hoch, und hoch ragte darauf die Krone.

«Oh!«rief Faline in Bewunderung.

Bambi aber sagte gar nichts. Er war stumm. Sie gingen langsam in den Wald zurück. In Augenblick schlossen sich die grünen Türen des Waldes.

«Wer war das?«rief Faline.

«Wer war das?«fragte Gobo.

Bambi schwieg.

Tante Ena sagte feierlich:

«Das waren die Väter.«

Tante Ena zog mit ihren Kindern gleich hier ins nächste Gebüsch. Bambi schwieg lange. Endlich fragte er:

«Haben sie uns gesehen?«

Die Mutter antwortete:

«Gewiss. Sie sehen alles.«

«Warum sind sie nicht bei uns geblieben?«

«Sie bleiben nicht bei uns«, antwortete die Mutter.

«Warum haben sie nicht mit uns gesprochen?«

«Man muss warten, bis sie zu uns reden.«

«Wird mein Vater mit mir sprechen?«fragte Bambi.

«Gewiss, mein Kind«, verhieß ihm die Mutter,»wenn du erwachsen bist, wird er mit dir sprechen.«

Bambi ging neben der Mutter.

«Wie schön er ist!«dachte Bambi.»Wie schön er ist!«

Die Mutter sagte:

«Mein Kind, wenn du klug bist, dann wirst du auch einmal so stark und schön sein wie der Vater.«

Bambi atmete tief.


Die Zeit verstreicht, und Bambi macht viele Erfahrungen. Er kann jetzt schon lauschen. Er weiß zum Beispiel, dass dort ein Fasan durchs Gebüsch läuft. Auch die Waldmäuse erkennt er nach dem Gehör. Er kennt den kühnen, hellen Ruf der Falken. Er kennt das Flügelklatschen der Waldtauben, das schöne, ferne Schwingenbrausen der Enten und noch vieles andere.

Die Nacht gefällt ihm jetzt sehr. Alles ist munter, alles in Bewegung. Natürlich muss man auch des Nachts achtgeben. Und man trifft überall Bekannte! In der Nacht ist der Wald feierlich und still.

Bambi mag die Eule gern leiden[15]. Sie hat einen so vornehmen Flug, ganz lautlos, ganz leicht. Sie hat auch ein so bedeutendes Gesicht, so bestimmt, so überaus gedankenvoll, und sie hat herrliche Augen. Bambi bewundert ihren festen, ruhig tapferen Blick. Er hört gerne zu, wenn sie einmal mit der Mutter spricht. Er weiß, dass es kluge Dinge sind, und das entzückt ihn, erfüllt ihn mit Verehrung für die Eule.

Dann beginnt die Eule ihren Gesang.»Haa-ah – hahaha – haa-ah!«singt sie. Bambi liebt den Gesang der Eule.

Dann ist noch der Waldkauz da, ein reizender kleiner Bursche.»Uj-iik! Uj-iik!«ruft er.

«Uj-iik!«schreit er fürchterlich laut. Bambi fragte:

«Ist Ihnen etwas zugestoßen? Ach, wie bin ich jetzt erschrocken!«

Dann wird der Waldkauz vergnügt.

«Ja, ja«, sagte er.

Er plustert die Federn auf, sieht aus wie eine graue, weiche Kugel.

Noch nie war die Mutter mit Bambi so zeitig auf die Wiese gegangen wie an diesem Abend. Eigentlich war es noch gar nicht Abend. Die Sonne stand noch hoch am Himmel. Die Luft war kraftvoll Frisch. Der Wald sang mit tausend Stimmen.

1

Was für ein schönes Kind! – Какой красивый ребенок!

2

dachte sie für sich – подумала она про себя

3

Nun, siehst du. – Вот видишь.

4

als dich und mich – кроме тебя и меня

5

So eine Gemeinheit! – Какая подлость!

6

Pack dich! – Убирайся!

7

wegen des Essens – из-за еды

8

sie sperrte ihm den Weg – она перегородила ему дорогу

9

Behalte mich unaufhörlich im Auge. – Не спускай с меня глаз.

10

Fang mich doch! – Ну-ка поймай меня!

11

Sie brauchen sich nicht zu fürchten. – Вам нечего бояться.

12

wir haben Sie gestört – мы Вас потревожили

13

Laß nur. – Не беспокойся.

14

Es ging prächtig. – Дело пошло на лад.

15

Bambi mag die Eule gern leiden. – Бемби хорошо относился к сове.

Бемби. Уровень 1 / Bambi

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