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Wie wir Wirklichkeit erfassen können
ОглавлениеWas aber, wenn es Ebenen der Wirklichkeit gibt, die sich dem verbalen Denken völlig entziehen? Schließlich gibt es viele Dinge um uns herum, die sich weder analysieren noch diskutieren lassen, weil sie nicht unseren Verstand, sondern unmittelbar unsere Seele ansprechen.
Nehmen wir als Beispiel den Versuch, ein Kunstwerk zu erfassen. Dazu stehen uns verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Wir können ein Gemälde rein wissenschaftlich erforschen. Das bedeutet, Farbanalysen vorzunehmen und technische Hilfsmittel, wie ein Mikroskop oder Röntgengerät, zu bemühen. Dasselbe Werk können wir auch geschichtsphilosophisch diskutieren. So werden wir versuchen, den Zeitgeist zu begreifen, in dessen Rahmen es entstand. Ein Schamane hingegen wird das Bild primär mit seiner Seele betrachten. Die Erkenntnisse, die sich ihm dadurch darbieten, sind durchaus eine Form der Wirklichkeit.
In anderen Kulturkreisen, im alten Indien oder Ägypten etwa, ebenso wie in den großen chinesischen Heilslehren, im Shintoismus oder in den schamanischen Gesellschaften, geht man ganz selbstverständlich von der Existenz von Wirklichkeiten aus, die sich nicht logisch erklären und in Worte fassen lassen. Die Sprache dient hier allenfalls dazu, diese Realitäten durch Gleichnisse zu beschreiben.
Die großen Offenbarungsschriften sind voll von Parabeln. Eine der großartigsten Reden Christi, die Bergpredigt, ist weitestgehend in Bildern ausgedrückt, die dem Verstand nur schwer, der Seele aber intuitiv zugänglich sind.