Die Industrialisierung in Deutschland
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Flurin Condrau. Die Industrialisierung in Deutschland
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Reihenherausgeber
I. Einleitung
II. Überblick
1. Konzeptionelle Überlegungen zur Geschichte der Industrialisierung
2. Wirtschaftskrisen und ihre Interpretation
3. Wirtschaft, Staat und Politik
4. Frauen in der Industrialisierung
5. Lebensstandard und Industrialisierung
6. Technik und technischer Wandel
7. Bevölkerung und Gesundheit
IV. Bilanz
Bibliographie
Personen- und Sachregister
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Отрывок из книги
Flurin Condrau
Die Industrialisierung in Deutschland
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Industrialisierung als Epoche
Die Bedeutung und Problematik der großen Epochenbegriffe für die Geschichtswissenschaft und die Vermittlung historischer Kenntnisse lässt sich hier nicht abschließend studieren. Für den Themenbereich dieses Bandes gilt jedoch, dass es nach wie vor zahlreiche Historiker gibt, die das Revolutionäre der Industrialisierung nicht preisgeben möchten. Sie betonen, dass Strukturwandel natürlich Zeit braucht, aber dass keine vorhergehende und auch keine seither folgende Epoche einen derartig weitgehenden sozio-ökonomischen Strukturwandel bedeutet hat. Dabei lässt sich über die Dauer, Veränderungsraten oder die Bedeutung des Revolutionsbegriffs trefflich streiten. Aber es möchte doch niemand ernstlich in Frage stellen, dass sich Deutschland beziehungsweise die verschiedenen Einzelstaaten auf dem Gebiet des späteren deutschen Reiches zwischen 1800 und 1900 eklatant verändert hat. Die industrielle Welt des 20. Jahrhunderts wird von Strukturelementen charakterisiert, die es vor 1800 ganz einfach nicht gab. Man braucht nur auf die Eisenbahn (und später das Automobil) oder die Märkte für industrielle Güter in vielen Bereichen des täglichen Lebens hinzuweisen, um diesen fundamentalen Wandel zu betonen (77). Ein zentrales Problem bei jeder Epocheneinteilung ist zweifellos die Distanz zwischen beurteilendem Historiker und der beurteilten Epoche. Das gilt besonders für die Industrialisierung, zumal aus heutiger Perspektive der Wandel nicht mehr so revolutionär erscheint angesichts mehrerer Generationen, die sich bereits im Alltag mit der industriellen Welt auseinander setzen konnten. Dabei handelt es sich hierbei um ein altes, der Geschichtswissenschaft schon seit dem 19. Jahrhundert bekanntes Problem. Ranke selbst und mit ihm der Historismus hielt bekanntlich die zeitliche Distanz zwischen Historiker und Untersuchungsgegenstand für hilfreich, ja sogar für notwendig, um dem Historiker einen vorurteilsfreien Blick auf die Geschichte zu ermöglichen. Im Fall der Industrialisierung dreht sich diese Perspektive allerdings um: Man muss sich immer wieder vergegenwärtigen, was die Eisenbahn, das Fabrikwesen und die Verlängerung der Lebenserwartung für die Zeitgenossen bedeuteten.
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