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11.000 Kilometer nach Süden

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An einem schönen Sommertag verließ ich das Haus, da hörte ich ein lautes Klappern. Das Geräusch kam vom Nachbarhaus. Ich schaute hinüber, auf dem Schornstein des Hauses saß ein Storchenpaar in einem riesigen Nest. Ich holte meine Kamera und flog zu den neuen Nachbarn. Nachdem ich ein paar Fotos gemacht hatte, fragte ich die beiden, wo sie denn herkommen. Herr Storch erzählte von einer langen Reise und einem Land, in dem fast das ganze Jahr die Sonne scheint. Ich wurde neugierig und fragte, wo dieses Land denn sei und warum sie nicht dort bleiben.

Herr Storch klapperte kurz und sagte dann: „Südafrika ist einige Tausend Kilometer von Europa entfernt. Das Wetter in Südafrika ist schön aber hart. Regnet es lange nicht, macht uns die Trockenheit zu schaffen, die ständige Hitze setzt einem ebenso zu und nachts kann es schon mal empfindlich kühl werden. Wir machen jedes Jahr die lange Reise nach Europa, um unsere Kinder großzuziehen. Zu dieser Zeit gibt es hier im Norden mehr Futter für uns und unsere Kleinen.“


Die Storchenfrau ergänzte: „Ich möchte auch nicht bei 40 Grad im Schatten den ganzen Tag auf dem Nest sitzen und brüten.“ „Wie lange wart ihr denn unterwegs? Kann ich das auch schaffen dorthin zu fliegen?“, fragte ich. „Nun ja ...“, erwiderte Herr Storch, „das ist nicht so einfach, aber wenn du es wirklich willst, dann komm doch einfach mit, wenn wir uns auf den Weg machen.“ Ich jubelte: „Toll! Wann ist es denn so weit?“ Frau Storch antwortete: „Im Herbst, wenn die Kinder groß und kräftig genug sind für die Reise, dann fliegen wir los.“ Herr Storch ergänzte: „Wenn du wirklich mitkommen möchtest, solltest du aber die Zeit nutzen und den Langstreckenflug trainieren.“

Ich flog nach Hause und machte mir einen Trainingsplan. Ich war schon ein wenig eingerostet, hatte etwas Fett angesetzt und meine Ausdauer ließ zu wünschen übrig. Ich nahm mir also vor, nicht mehr zu den Fastfoodketten zu fliegen, um dort die Reste aus der Tonne zu fressen. Ich werde nun täglich frisches Essen suchen: Früchte, Insekten, Samen und alles, was die Natur noch so leckeres bietet.

Wegen der Futterumstellung musste ich nun täglich viele Kilometer fliegen. Zusätzlich übte ich noch das Fliegen mit der kompletten Fotoausrüstung. Das gab noch mal richtig Kraft und Ausdauer. Der Sommer verging wie im Flug und ich fühlte mich topfit für das Abenteuer Südafrika.


„Wir werden also die rote Route fliegen.

Die ist zwar schwieriger, aber dafür kürzer.

Die Route über Israel nehmen die meisten Storchenfamilien.“

Es wurde Herbst und Familie Storch war fertig für die Reise. Die vier Kinder waren bereits fast so groß wie die Altvögel und strotzten vor Kraft. Eines Tages rief Frau Storch mich und sagte: „He, fotolulu, pack deine Sachen, morgen früh geht es los.“ Ich war aufgeregt, packte schnell meine Fotoausrüstung zusammen und flog zu meiner neuen „Reisegruppe“.


Am Morgen darauf bei Sonnenaufgang starteten wir. Es ging aber noch nicht nach Afrika, sondern raus aufs Land. Dort trafen wir uns mit vielen weiteren Störchen. Die ganze Wiese war voll und alle zeigten stolz ihren Nachwuchs. Irgendwie kannten die sich alle von den Reisen der letzten Jahre. Die Storchenfrauen unterhielten sich über ihren Nachwuchs und die Herren planten die Reiseroute. Ich erfuhr, dass es wichtig ist, auf das Wetter und die Winde zu achten, um den richtigen Zeitpunkt für den Abflug zu finden. Ich war guter Dinge, denn unter den Störchen waren ein paar „alte Hasen“, die diese Reise schon über zwanzigmal gemacht haben.

Am Tag darauf ging es endlich los in Richtung Süden. Zusammen mit vielen Störchen flog ich in einem sogenannten Formationsflug. Diese Art zu reisen spart eine Menge Kraft und Energie.


Das funktioniert wie bei einem Radrennen. Der Erste benötigt die meiste Kraft, alle anderen fliegen im Windschatten und sparen so ihre Kräfte. In regelmäßigen Zeitabständen wird gewechselt, so dass jeder einmal an der Spitze fliegt. Dann ist der Flug für alle gleich anstrengend. Ich brauchte nicht an der Spitze fliegen, denn ich wusste erstens den Weg nicht und zweitens war ich froh, überhaupt mithalten zu können. Ich war mit Profis unterwegs, die richtig Gas gegeben haben.

Bis zu den Alpen lief alles super. Bevor wir über die Alpen flogen, haben wir uns noch einmal ausgeruht. Herr Storch meinte: „Wir müssen auf günstige Winde warten, die uns über die Alpen tragen. Dann haben wir es einfacher, denn für unsere Kinder ist es ja auch die erste große Reise.“

Nach drei Tagen war es so weit, die Reise ging weiter. Der Flug über die Alpen war genial und abenteuerlich zugleich. Da oben wird die Luft schon etwas dünner und ich musste mir die Kräfte gut einteilen, aber die Berge von oben zu sehen, ist einfach toll.

Als wir Spanien erreichten, trafen wir noch weitere Storchfamilien, die auf dem Weg nach Afrika waren. Das ist ein tolles Gefühl, mit so vielen Gleichgesinnten zu reisen.

Die nächste größere Hürde lag vor uns, als wir den südlichsten Punkt Spaniens erreicht hatten.


Von dort mussten wir vierzehn Kilometer über die Meerenge von Gibraltar fliegen. Die tückischen Winde machen dieses kurze Stück sehr gefährlich. Wir warteten einen günstigen Moment ab und auf ging es nach Afrika.

Der Norden Afrikas war noch für kurze Zeit etwas grün und wir landeten, um uns zu stärken. Vor uns lag die Sahara, eine gnadenlose Wüste mit vielen Gefahren und wenig Nahrung. Der Ältestenrat der Störche trat zusammen und prüfte die Wetterlage. Er kam zu dem Schluss, einen Umweg zu fliegen und so die Wüste zu meiden.


fotolulu in Afrika

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