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2. Rüdersdorf und Berlin

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Als Georg eines Abends nach dem Tag an der Universität auf dem S-Bahnhof Ostkreuz in einer Telefonzelle Schutz vor dem Herbstwind sucht, lernt er Annika kennen, die auch dort steht. Sie fahren zusammen bis Friedrichshagen. Als Annika aussteigt, sagt sie:

„Kannst mich mal besuchen, Ahornstraße 23!“

Nach ein paar Tagen geht Georg hin. Annika freut sich. Sie hat eine schöne Wohnung. An den Wänden, sie ist Malerin, hängen ihre Ölbilder. Sie trinken Wein und erzählen bis tief in die Nacht. Annikas Vater war ein bekannter Germanist, jetzt dement, und ihre Mutter ist Schwedin.

Georg sagt ihr:

„Du hast schönes Haar und schöne Ohren!“

Annika lächelt. Sie fragt leise:

Schläfst du heute Nacht bei mir? Ich hatte lange keinen Mann!“

Sie gehen ins Schlafzimmer. Dort stehen ein breites Bett und ein Webstuhl. Sie ziehen sich aus und lieben sich leidenschaftlich. Für drei Monate sind sie ein Paar. Sie webt ihm einen Pullover, den er noch lange in Ehren hält. Annika hat sich von ihm getrennt, weil sie grundlos eifersüchtig auf Paola ist, eine Italienerin, mit der Georg eine platonische Beziehung pflegt.

Mart, ein Rüdersdorfer, ist mit Mike befreundet. Er konnte nach kurzer Wartezeit nach seinem Ausreiseantrag gemeinsam mit seiner Mutter nach Westberlin auswandern. Er hat noch eine Geliebte in Rüdersdorf. Sie heißt Nelly, hat zwei Söhne von einem anderen Mann, blondes Haar und blaue Augen. Nelly hat ihre Hochzeit mit Mart beantragt. Damit würde sie auch ausreisen. Georg besucht sie manchmal in ihrer schönen Altbauwohnung. Sie hören zusammen Schallplatten, die Mart ihr schickt. Allan Parsons Project und Stills, Crosby, Nash und Young besonders gern. Gelegentlich kommt Antje dazu, Nellys ältere Schwester. Sie hat braunes Haar, braune Augen und ein süßes Näschen. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und auch einen Ausreiseantrag. Antje und Georg mögen sich nicht, sie sticheln. Schließlich ist es soweit. Die Hochzeit ist genehmigt, wird in Rüdersdorf gefeiert. Antje ärgert sich, als Georg, der nach einer Meniskusoperation an Krücken läuft, angehumpelt kommt. Gegen ihren Willen hatte ihn Nelly auch eingeladen. Die Hochzeit verläuft romantisch, Eurythmics sind Trauungsmusik. Abends setzt sich Antje zu Georg auf den Fußboden in Nellys Wohnung. Ihr Mann ist schon gegangen. Sie lehnen nebeneinander am Kachelofen. Von einer plötzlichen Eingebung getrieben streckt er die Hand aus, legt sie ihr auf den Rücken. Beginnt zu massieren. Sie schweigen. Dann steht Georg auf. Er geht auf die nahe gelegene alte Kanalbrücke. Als er zurückkehrt, ist Antje noch da. Georg sagt ihr:

„Komm mit zur Brücke, die Nachtigall singt!“

Sie folgt ihm. Auf der Brücke umarmen und küssen sie sich. Die erste Nacht verbringen sie draußen in Nellys Garten unter einem Perückenstrauch. Aus Angst vor einer Schwangerschaft lässt sie nicht viel zu. Auf einmal ist alles anders mit dieser neuen Liebe. Für Georg ist die Zukunft völlig offen. Er sucht sich in Berlin eine Wohnung. Zuerst als Untermieter bei seinem Bausoldatenfreund Achmed in Berlin Weißensee, Friesickestraße 9. Danach mit eigenem Vertrag auf dem Hinterhof der Bergstraße 19 in Berlin Mitte. Ein spezielles Milieu, das er später in der Kiezzeitung Scheinschlag beschreiben würde. Im Mai feiert Antje Geburtstag. Viele Freunde, ihr Mann und Georg sind da. Sie zieht ihn aufs Sofa im Wohnzimmer. Das Zimmer ist sehr schön, Stuck an der Decke und alte Möbel. Plötzlich kommt ihr Mann durch die Tür. Er fordert Antje zu einer Aussprache. In deren Folge zieht er zu seiner Mutter. Die Scheidung wird eingereicht. Zu den Kindern gewinnt Georg ein gutes Verhältnis. Einmal pro Woche ist er abends mit ihnen allein, während Antje zum Töpfern geht. Sie schenkt ihm eine selbstgemachte Teekanne und vier Tassen. Diese sollten ihn überallhin begleiten.

Georg wohnt mehr bei Antje in Rüdersdorf als bei sich. Das bedeutet für sein Studium, zeitig aufstehen und spät zurück sein. Er nimmt wenig am Studentenleben teil. An einem Wochenende, die Kinder sind bei Antjes Mutter, brechen Antje und Georg zu einer Radtour ins Brandenburgische auf. Am ersten Abend zelten sie auf einer Waldwiese. Mitten in der Nacht wachen sie gemeinsam auf und lieben sich leidenschaftlich. Dabei könnte es passiert sein: Kurze Zeit später bemerkt Antje, dass sie schwanger ist. Schweren Herzens tritt sie den Weg ins Krankenhaus an. Sie traut sich nicht zu, allein mit einem Baby nach Westberlin zu gehen. Georg kämpft nicht um sein Kind, überlässt ihr die Entscheidung. Auch einen Ausreiseantrag zu stellen und so sein ganzes Umfeld und sein Studium zu verlieren, kommt ihm nicht in den Sinn. Zunächst vergessen beide schnell, was passiert ist.

Georg ist Antje im Wesentlichen treu. Aber auf dem Olof-Palme-Friedensmarsch vom KZ-Ravensbrück nach Oranienburg, an dem er mit seinem Vater teilnimmt, lernt er eine schöne Frau aus Leipzig kennen. Sie schlafen nicht miteinander, aber es funkt gehörig. Er trifft sie nie wieder.

Georg ist im ersten Jahr ein guter Student. Er profitiert noch vom hervorragenden Mathematik- und Physikunterricht auf der Rüdersdorfer Schule, bekommt Leistungsstipendium. Er regt seinen Seminargruppenleiter Dr. Hensel an, einen Austausch mit Westberliner Physikstudenten zu beginnen. Hensel forscht auf dem Gebiet der Chaostheorie. Später würde Georg für ihn auf einem C64 ein statistisches Rechenprogramm für eine Publikation schreiben. Den C64 hatte ihm sein Patenonkel, der Anwalt Dr. Andreas Adler, geschenkt.

Hensel ist von der Idee angetan. Er wird aber von der Sektionsleitung zurückgepfiffen. So macht Georg das auf eigene Faust. Es gibt einige Treffen. Holm ist mit seiner Freundin dabei. Später würden zwei Stasileute um vier Uhr früh bei der Freundin erscheinen und sie vor weiteren Treffen warnen.

Bausoldatenfreund Albert führt Georg in die Magdeburger Burschenschaft ein. Bei dieser nichtschlagenden studentischen Verbindung geht es um Biertrinken und Singen. Erst ist er Fuchs und hat ein altes Kommersbuch mit Studentenliedern von Albert. Als er zum Burschen befördert wird, klaut ihm ein Verbindungsbruder das Buch. Georg ist enttäuscht und geht nicht mehr hin.

Dann soll das Wehrlager kommen. Georg besorgt sich ein Attest, dass er Platzangst hat und nicht mit vielen Leuten in einem Raum übernachten kann. So kommt er in den ambulanten Dienst nach Berlin Biesdorf. Der ist ätzend genug. Im nahe gelegenen Studentenwohnheim lernt er eine junge Familie aus Sao Tomé kennen. Sie besuchen Antje und ihn in Rüdersdorf und kochen exotisches Essen für sie.

Später gibt es im Rahmen des Studentensommers einen Arbeitseinsatz im Volkseigenen Betrieb Elektrokohle Lichtenberg. Georg kommt an eine große Stanze, an der schon sowjetische Kriegsgefangene gearbeitet hatten. Nach Schichtende ist er schwarz vom Kohlenstaub.

Seinen zweiundzwanzigsten Geburtstag feiert Georg groß bei Antje. Viele Gäste sind da: Seine Familie, Bausoldatenfreunde, Maren und Anne. Anne, sie studiert inzwischen Puppenspiel, führt ein Stück auf. Antje hatte ihm Füller und Kugelschreiber aus Metall geschenkt, mit seinem Namen eingraviert. Später würde sie ihm noch einen Holzschreibtisch mit Stuhl kaufen.

Im Sommer 1989 erhält Georg die Erlaubnis, zu einem UNO-Seminar der Quäker nach Genf zu fahren. Er holt seinen Pass beim Staatssekretariat für Kirchenfragen ab. Der Staatssekretär, Vater von Gregor Gysi, wurde während der Nazizeit von den Quäkern unterstützt und ist ihnen deshalb wohlgesonnen. Georg durchläuft die Grenzkontrollen des Tränenpalastes, sieht den weißen Strich auf dem Bahnsteig, die gewehrbewaffneten Grenzer in der Halle und steigt in den Zug nach Basel. Vorher ist eine Westberliner Quäkerin gekommen und hat ihm Westgeld zugesteckt. In Basel hat er Aufenthalt, bewundert die alten Fachwerkhäuser, den Tingelybrunnen und den Saxofonspieler auf einem sonnigen Platz. In Genf angekommen, findet er das Quäkerhaus. Die Seminare sind interessant. Nachts streift er durch Genf. Ihm fällt ein altes, heruntergekommenes Haus auf. An der Fassade hängt ein Plakat auf Französisch. Georg beherrscht diese Sprache gut, weil er während seiner Zeit auf der Rüdersdorfer Schule autodidaktisch mit einem Assimil-Sprachkurs gearbeitet hat. Den Kurs hatte der Familie der Quäkerfreund Paul Champagnol aus Lyon geschenkt. Diesen hatte Georg als Freund gewonnen, weil sie gemeinsam auf Quäkerjahresversammlungen in Schmiedeberg waren.

Also liest er:

„Dieses Haus ist besetzt!“

Er betritt das Haus, macht die Bekanntschaft der Besetzer. Diese nehmen ihn zu einer Party in einer ehemaligen Goldfabrik am Genfer See mit. Eine Frau tanzt extatisch im Sitzen. So etwas hat Georg noch nie gesehen. Sie gehen zum See, aus dem zwei schnellfließende Flüsse hervorgehen. Auf einer Brücke holen die Besetzer duftendes Kraut heraus und rauchen es. Der Nichtraucher Georg nimmt auch ein paar Züge. Er fühlt sich wunderbar.

Zurück in Westberlin läuft er vom Zoo die U-Bahnlinie 1 bis zum Schlesischen Tor ab. Er tut das in Erinnerung an den Kinofilm Linie 1. Am Kottbusser Tor sieht er bunte Punks. In einem Straßencafé trinkt er seinen ersten Milchkaffee. Im benachbarten Trödelladen kauft er drei Glasmurmeln. Sie sollten ihn auf allen Umzügen begleiten. Am Kurfürstendamm kauft er ein Geschenk für Antje, eine Leggins mit Mustern der Aborigines. An einer Häuserfront sieht Georg einen Automaten. Dieser verheißt einen erotischen Film für eine D-Mark. Er kramt aus seiner Hosentasche das Geldstück hervor und sieht den anregenden Streifen. Er fährt zum Bahnhof Friedrichstraße: Grenzkontrolle! Eine Eisentür fällt hinter ihm ins Schloss. Sie hat weder Klinke noch Schlüsselloch. Er ist wieder im Osten. Antje hat lange gewartet, um ihn abzuholen. In dieser Nacht liebt Georg sie leidenschaftlich, auch in Erinnerung an den Film.

Wenig später wird ihr Ausreiseantrag genehmigt. Georg bringt die Familie zum Tränenpalast und sieht sie mit ihrem Gepäck verschwinden. Die erste Zeit kann ihn Antje in Ostberlin besuchen. Dann verweigert man ihr die Einreise. Nur ihr jüngster Sohn John kann in Begleitung von Wolf Ziegner kommen. Er und Georg sind durch die Studententreffen Freunde.

Auf einer Busfahrt zur Universität steht Georg neben einer schönen jungen Frau. Sie wenden einander die Köpfe zu, küssen sich spontan. Sie sagt ihm:

„Ich arbeite im Naturkundemuseum. Besuche mich mal!“

Georg geht etwas später hin. Sie sitzt im Kassenschalter. Stumm küssen sie sich wieder. Er geht, will Antje treu bleiben.

Georg beschließt, nach Polen zu fahren, das gerade mit der unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc nach Ende des Kriegsrechts im Umbruch ist. Er kommt morgens in der schönen alten Stadt Krakau an, läuft zum Glowny Rynek, dem Hauptmarkt. Im Hotel Europa trinkt er einen Kaffee. Dann geht er zum Florianska Tor, hört den blinden kleinen Zigeuner Geige spielen. In der Ulica Reformacka, der Reformationsstraße, steht ein altes Kloster. Er klingelt an der Pforte und fragt, ob jemand Englisch spricht. Dazu reichen seine mageren Polnischkenntnisse noch. Bald erscheint ein junger Mann in der braunen Kutte der Franziskaner. Er stellt sich vor:

„Metody Tomasz Bujakowski!“

Er informiert Georg über den aktuellen Stand der Reformen in Polen. Die beiden sollten Freunde werden. Einen Winter danach würden sie gemeinsam mit Achmed und anderen Freunden in der Hohen Tatra wandern. Metody empfiehlt auch, zur Universität zu gehen. Dort wären weitere interessante Gesprächspartner. So ist es auch. Georg spricht lange mit einem Dozenten, der bei Solidarnosc engagiert ist. Dieser besorgt ihm ein Quartier im Studentenwohnheim. Am nächsten Morgen bricht er Richtung Zakopane auf. Georg unterbricht die Zugfahrt in Poronin, wo er die Wirtsleute eines lange zurückliegenden schönen Urlaubs mit seinen Eltern besuchen will. Er läuft durch das Dorf und erkennt das Haus wieder. Nur die Großmutter ist da. Leider reicht sein Polnisch nicht, um sie an die herrliche Namenstagsfeier der jungen Wirtin zu erinnern. Zu dieser Feier waren auch die Hausgäste eingeladen. Dabei stand alle fünfzig Zentimeter eine Vodkaflasche auf dem Tisch. Georg hatte dann mit vierzehn seinen ersten richtigen Rausch, obwohl er nebenbei viel von den guten Speisen aß. Er war abends einmal in der Dorfdisco. Abwechselnd nur Mädchen und Jungen auf der Tanzfläche. Die Mädchen um zu tanzen, die Jungen um zu raufen. Er war befremdet.

Georg verlässt Poronin, kommt in Zakopane an. Er läuft bis zum Morskie Oko, Meeresauge, dem größten See der Hohen Tatra. In der Baude macht er Quartier. Am nächsten Tag steht die Rückfahrt nach Berlin an.

Die Mauer fällt. Georg läuft mit den Massen zum Grenzübergang Invalidenstraße. Irritierend ist für ihn die Ansprache eines entgegenkommenden Mannes, der einen Schweineschädel im Arm trägt:

„Soviel gibt es bei uns für euch!“

Er fährt mit der S-Bahn zu Antje in den Grunewald, wo sie mit den Kindern in einer Pension wohnt. Die Parties am Brandenburger Tor und am Kurfürstendamm ignoriert er. Aber in der Grunewaldpension werden sie nicht glücklich. Antje zieht in ein Einraumappartement in das Rotlichtviertel der Lietzenburger Straße. Sie beginnt eine Ausbildung zur Altenpflegerin am Olivaer Platz. Georg macht die Kinder morgens für die Schule fertig. Er hört an der Humboldt-Universität auf und wechselt zur Freien Universität in Dahlem. Neben dem Studium lernt er beim Universitätssport Jonglieren und Nahkampf.

Eines Tages haben die Kinder rote Flecke im Gesicht. Die Hausärztin stellt fest: Wanzen! Das Appartement wird geschlossen. Sie ziehen gemeinsam in Georgs Einraumwohnung in die Bergstraße. Einmal müssen sie über eine Nachbarin steigen, die betrunken im Treppenhaus liegt. Trost ist nur Oma Hildegard im ersten Stock.

Georgs Freund Paul Champagnol lädt Antje und ihn zu sich nach Lyon ein. Sie holen die Fahrkarten am Vorabend der Reise am Bahnhof Zoo. Auf dem Rückweg spazieren sie, entdecken das Lokal Terzo Mondo in der Grolmannstraße. Sie essen überbackenen Schafskäse und trinken Imiglikos rot. Andreas, der Sohn des Wirtes Kostas, spielt Guitarre und singt dazu. Später würde der Wirt Antje als Kellnerin einstellen.

Dann bietet sich Georg die Gelegenheit, anstelle der Einraumwohnung in der Bergstraße eine gasbeheizte Dreiraumwohnung in der Eichendorffstraße 4, erste Etage, auch in Mitte, zu mieten. Es sind zwei sehr hohe Zimmer, mit Stuck, zur Straße und eines zum Hof, welches sehr dunkel ist.

Mit John unternimmt Georg eine Radtour durch das Oderland. Erste Station ist das Heinersdorfer Vorwerk, wo seine Schwester Anita mit ihrem Freund Mats ein altes Landarbeiterhaus restauriert. Es geht weiter nach Neuhardenberg. Im Schlosspark veranstalten sie ein Kirschkernweitspucken. Die nächste Übernachtung finden sie im Garten bei den Künstlern Barbara und Hans in Karlshof an der Alten Oder. Das Wetter wird schlecht, und sie fahren über Wriezen nach Berlin zurück.

Trotz Regens behält John seine gute Laune. Er singt laut Torfrock:

„Wir saufen den Met, bis keiner mehr steht, unser Häuptling heißt Rote Locke…“

Bausoldatenfreund Albert hatte mit seinem querschnittsgelähmten Schwager zu DDR-Zeiten die handwerkliche Gemeinschaft Behinderter „Otto Perl“ e.V. gegründet. Dort stellten sie vor allem Tiffanyglasereien und Glasbilder her, die sich sehr gut verkauften. Um Antje zu unterstützen, ließ er ihr Aufträge zukommen. Nach Mauerfall kam die Billigkonkurrenz aus Fernost, und die Gemeinschaft musste nach neuen Betätigungsfeldern suchen. So kam Albert auf den Kapitalmarkt.

Albert schlägt Georg vor, bei der Dortmunder Geldanlagefirma Advalor mitzumachen. Georg hat mit Spekulationen bei der Währungsunion und in DDR-Silbermünzen Geld verdient und steigt ein. Das erste Treffen mit der Firmenleitung verläuft befremdlich. Von Ostseite sind Ex-Offiziere der Grenztruppen dabei. Neben der Geldanlage, als Köder, werden auch günstige Versicherungen angeboten.

Bald fliegt der Schwindel auf: Minus fünfzig Prozent für die Anleger. Georg, der nur wenige Kunden für Advalor geworben hat, beschließt, mit einem Kamenzer, der mit Albert auf einem katholischen Priesterseminar gewesen war, als Versicherungsmakler weiterzumachen. Als Beratungsgrundlage nutzen sie die Vergleichstabellen von Stiftung Warentest. Sie treten dem Maklerverband BCA bei und erhalten gute Konditionen bei vielen Versicherungen. Damit es sich lohnt, nehmen sie noch Immobilienvermittlung hinzu. Sie bekommen einen gebrauchten PC von Albert und richten ihr Büro in einem Hinterhof ein. Das Geschäft läuft gut. So studiert Georg in Berlin und betreibt parallel das Maklerbüro in Kamenz mit. Da er keinen Führerschein hat, heißt das, viel Bahnfahren. Auf einer Fahrt von Kamenz nach Dresden lernt er die blonde Anke kennen. Sie wohnt in Dresden, studiert dort Landschaftsgestaltung. Sie tauschen die Adressen aus. Er versucht oft, sie in ihrer Wohnung zu besuchen. Nie ist sie da. So bleibt es beim Briefkontakt. Dann steht eine große Reise für Georg an. In die USA! Er kam über die Quäker an die Information, dass die US Information Agency die Reise für junge europäische Führungskräfte ausschreibt. Er bewirbt sich, wird genommen, weil er dank eines Assimilsprachkurses gut Englisch spricht, aus dem Osten kommt und früher mit Antje einer Rüdersdorfer Umweltgruppe angehört hat. Er würde in Amerika mit der Dakotafrau Keneje schlafen. In Berlin wohnt Antje inzwischen für ein Jahr als Untermieterin eines Goldschmiedes in der Würzburger Straße in Berlin Charlottenhof. Später würde sie eine Vierraumwohnung in der Schrammstraße, Berlin Wilmersdorf, bekommen. Dort wohnt Georg mit. Seine Eichendorffstraßenwohnung steht meistenteils leer. Manchmal wohnt seine jüngere Schwester dort. Als er eines Abends nach einem Theaterbesuch, zu dem er allein gewesen war, in der Eichendorffstraße übernachten will, ist sie da. Spätabends, etwas wütend, muss er noch nach Wilmersdorf. Läuft die Invalidenstraße entlang, Richtung Lehrter Bahnhof. Aus einem Keller dringt Musik. Er steigt hinunter. Es ist eine Studentenparty. Come on baby light my fire von den Doors wird gespielt. Georg tanzt mit einer jungen Frau. Spannung baut sich auf. Sie verlassen gemeinsam die Party, gehen zu ihr. Die ganze Nacht tauschen sie Zärtlichkeiten aus, schlafen aber nicht miteinander. In der Ecke des Schlafzimmers steht ein Babybett. Nach dem Frühstück trennen sie sich. Georg nimmt ihre Adresse nicht mit. Erzählt Antje nichts von seinem Abenteuer.

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