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Vor den Synodalen

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Schön ist sie, noch immer wunderschön. Mutig ist sie, mutig wie eine Löwin. Karl, den man den Großen nennt, berauscht sich an ihrer Schönheit, und er weiß, ihr verdankt er viel, vielleicht alles. Damals an der Hase, die Weiber der Sachsen warfen sich mit blankem Schwert und mit blanken Brüsten in die Schlacht, standen kurz davor, den Sieg für Widukind zu erringen, ihn, den großen König der Franken, zu schlagen, damals rettete sie alles. Achtzehnjährig, weißhäutig, wie eine Göttin anzuschauen, so flog Fastrada, die junge Königin, den Barbarenfrauen entgegen, barbusig wie diese aber noch tausendmal blutrünstiger. Wie im Wahn folgten ihr die fränkischen Krieger und errangen den fast verlorenen Sieg. Allein der Sachsenherzog entkam. Karls Nackenhaar sträubt sich bei der Erinnerung noch immer. Und die Erinnerung wirft einen Schatten auf das wunderschöne Bild. Fastrada ließ den Herzog entkommen. Nun, sie hat gebüßt, beruhigt sich der König. Sie musste fast ein Jahr bei diesen Wilden leben, als Geisel während der Friedensverhandlungen, zu denen er sich gezwungen sah, für deren Erfolg er sich erniedrigen musste, dem Barbarenherzog die Taufe zu gewähren, womit er ihn für alle Zeit unantastbar machte. Für alle Zeit? Zumindest für die Lebzeit Fastradas. Aus dem Augenwinkel blickt Karl auf die Gemahlin, auf den Schlangenring, den ihr Widukind selbst auf den Finger schob. Was er wohl noch alles schob? Plötzlich verblasst ihre Schönheit. Plötzlich sieht der König nicht mehr ihren Mut, sieht er vielmehr ihren Übermut. Und aus dem Schatten auf dem Bild der Gemahlin wird eine Gewitterwolke.

"Niemals, niemals verzichte ich auf die Herzogswürde."

Die Worte reißen Karl aus seinen Gedanken. Nicht die Königin, der Abtrünnige dort unten ist das Problem. Was erdreistet er sich? Hat er Amt und Besitz nicht längst verloren? Würde er auch nur kurz den Blick senken, demütig an sich herabschauen, auf seine Mönchskutte, auf seine nackten Füße, die freche Rede müsste ihm doch wohl vergehen. Karl mustert den Mann scharf. Der Kerl sieht sich wohl noch immer als Herzog Tassilo, als der dritte dieses Namens, als Anführer der Baiern? Dabei ist er nichts als ein Aufrührer und Verräter, ein seit 6 Jahren in der Abtei Jumièges Gefangener, einer, der schon lange alles verlor. Alles? Seinen Stolz besitzt er noch. Daran klammert er sich. Das macht ihn stark. Karl hingegen macht es wütend.

"Du wolltest es nicht anders. Nun trage die Konsequenz." Karl spricht leise. Er weiß um seine Schwäche, um seine klanglose hohe Stimme. Huscht nicht auch ein Grinsen über Tassilos Gesicht? Karl kennt das. Es nagt an seiner Seele, nagt ebenso, wie die Eifersucht, die vermutete Untreue der Ehefrau, wie das Wissen um diesen Widukind, dessen Same wohl an den Ort kam, der allein dem seinigen vorenthalten sein durfte. Er muss den Synodalen zeigen, wie es jedem ergeht, der seine Macht angreift.

"Legt ihn in Ketten", befiehlt er nach kurzer Pause und in einer Schärfe, die alle Umstehenden zusammenzucken lässt. Karl lächelt überlegen.


Fastradas Ring

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