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II

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„Du Heubodentürldepp!“, sagt man dann, wenn ein gewöhnliches Depp nicht ausreicht. Wenn einer wirklich brunzdumm ist. Zum Scheißen zu blöd. Ein richtiger Volkstrottel halt. Aber nicht, dass jetzt wer glaubt, dass ich mit den ganzen Schimpfwörtern so eine Freude hätt! Dass ich praktisch eine ordinäre Drecksau bin. Überhaupt nicht! Nur: Wie soll ich das Heubodentürldepp denn sonst erklären? Weil außer im Mühlviertel wird das ja keiner kennen.

Und dann tät keiner wissen, wie das gemeint ist, wenn die Gucki jetzt zum Herrn Bürgermeister sagt: „Du bist aber wirklich ein fester Heubodentürldepp!“

Ist er natürlich ein bisserl beleidigt. Praktisch Amtsehrenbeleidigung. „Das kommt aber nicht in die Zeitung hinein?“, fragt er die Gucki. Mit einem verzagten Blick auf das kleine Tonband, das auf seinem Schreibtisch liegt. Und außerdem versteht er überhaupt nicht, wie die Gucki auf das Depp kommt. Wenn das kein Argument ist? Arbeitsplätze ist doch das Zauberwort schlechthin. Mit dem kann man alles und jedes rechtfertigen. Egal, ob man jetzt Bundeskanzler von Österreich ist oder Bürgermeister von St. Moritz. Ein Bordell ist schließlich auch eine Firma – und eine Firma heißt Arbeitsplätze! Und das sagt er ihr jetzt auch, dieser Journalistin, die anscheinend absolut keine Ahnung von der Wirtschaft hat. Typisch Frau!

Aber die lacht sogar noch? „Wen willst du denn auf den Strich schicken: deine Frau oder deine Tochter?“

Die Gucki ist nämlich mit dem Herrn Bürgermeister per Du. Weil sie einmal beim Musikerball in St. Moritz Bruderschaft getrunken haben. Und weil er sie dann ein bisserl sexuell belästigt hat. Und weil sie ihm dann eine ordentliche Watschen gegeben hat. Hat aber nicht so weh getan wie die Watschen, die er jetzt kriegt: „Oder willst du selber den Türsteher machen und mit den Nutten einen Betriebsrat gründen?“

Ist das jetzt ernst gemeint oder will sie ihn pflanzen? Weil er ja wirklich Betriebsrat ist. In der VOEST. Also, Türsteher, das wär nix für ihn. Aber so eine Betriebsratssitzung mit ein paar feschen Huren, für so was wär er schon zum haben. Und für die Gucki sowieso. Wie sie da vor ihm sitzt in ihrer schwarzen Lederjacke – eine strengere Herrin findest du weit und breit nicht! Na, das war vielleicht eine Watschen! Damals auf dem Musikerball. Da wird ihm heute noch heiß und kalt, wenn er nur dran denkt. Ob sie es auch für Geld machen tät? Und was sie wohl verlangen tät?

Aber die Gucki macht es für ihn sogar umsonst. „Also, was ist jetzt mit den Arbeitsplätzen? Schlaf mir nicht ein, Egon! Du bist da mitten in einem Interview und nicht auf einem Parteitag!“, pfaucht sie ihn an.

Muss er sich wohl oder übel von seinen schrecklich schönen Fantasien losreißen und ihr in Gottes Namen die großen wirtschaftlichen Zusammenhänge erklären. „Also: Ein Puff bedeutet Schmutz und Dreck!“, beginnt er seine Ausführungen. Fast schon ein Ausflug ins Philosophische. Dabei meint es der Herr Bürgermeister ganz praktisch. „Brauchst du also eine Putzfrau und eine Frau zum Waschen und Bügeln. Das sind schon einmal zwei Arbeitsplätze. Die hat mir der Schellhammer garantiert. Und außerdem macht er den ganzen Umbau vom Mariabrunn mit lauter Moritzer Firmen. Der Baumeister nascht mit, der Zimmerer, der Installateur, der Elektriker und der Spengler. Das sind auch alles wieder Arbeitsplätze! Und dann natürlich auch noch der Fremdenverkehr. Kommt ein Fremder ins Puff und unterhält sich gut und sieht dann am nächsten Tag in der Früh, wie schön es bei uns ist, dann denkt er sich vielleicht: Aha, da könnt ich auch einmal mit der Familie Urlaub machen und ein bisserl Golf spielen, und die Frau soll mit den Kindern Schwammerlsuchen gehen!“

Kommt der Gucki das Lachen aus. Wieder einmal, muss man sagen. Weil das hat sie in den acht Jahren bei den Mühlviertler Nachrichten noch immer nicht gelernt, dass du als Journalistin bei einem Interview auf keinen Fall lachen darfst. Weil dann die Leute beleidigt sind und nichts mehr erzählen. Genauso kommt es auch. Der Herr Bürgermeister sagt kein Sterbenswort mehr. Obwohl er sonst wirklich gern redet.

Aber die Gucki weiß eh schon genug. Das mit der Baugenehmigung stimmt. Leider. Der Schellhammer darf das ehemalige Ausflugsgasthaus Mariabrunn direkt neben der Kapelle Mariabrunn und direkt neben der Heilquelle Maria­brunn zu einem Puff mit zehn Zimmern umbauen. Ob er das Puff auch Mariabrunn nennen wird? Das muss sie ihn als Allererstes fragen!

„Wird das Puff auch Mariabrunn heißen?“ Das fragt jetzt aber nicht die Gucki den Schellhammer, sondern der Leo die Gucki.

Das war nämlich so. Wie die Gucki vom Bürgermeister weggefahren ist und in Gedanken schon beim nächsten Interview war, da hat der Turrini auf einmal angefangen zu bellen. Und nicht mehr aufgehört. Dabei bellt er im Auto sonst nur, wenn er draußen einen Hund sieht. War aber weit und breit kein Hund da. Dafür dem Leo Höllerer seine Beiwagenmaschine. Eine Zündapp 650. Baujahr 1937. Mit einer Maschinengewehrhalterung am Beiwagen. Weil der Leo halt doch ein bisserl ein alter Nazi ist. Und der Turrini kennt natürlich die Maschine. Weil er ja im letzten Sommer vierzehn Tage im Beiwagen mit dem Leo von Wirtshaus zu Wirtshaus gefahren ist. Wie sein Frauli in Italien gewesen ist. Hat der Turrini natürlich alle Wirtshäuser von St. Moritz und Umgebung gekannt. Und natürlich sofort gewusst, dass der Leo nur in Frankys Bar sitzen kann. Ich mein: Nicht dass er ihn jetzt gerochen hätte – so eine feine Nase hat ein Hund auch wieder nicht. In dem Fall war es nicht Turrinis Nase, sondern Turrinis Hirn, was ihn darauf gebracht hat. Analyse der Situation: Großer, lauter und extrem stinkender Hund mit dem blöden Namen Zündapp steht vor dem Wirtshaus, Hund gehört dem Leo-Herrli, also sitzt das Leo-Herrli im Wirtshaus. Analyse der Motivation: Will ich lieber im Auto sitzen oder ein Bier schlappern? Keine Frage! Analyse der Aktionsmöglichkeiten: Analyse spar ich mir – Freudengebell!

Ist der Gucki natürlich nichts anderes übrig geblieben, als dass sie auf die Bremse gestiegen ist. Und hat auch schon direkt neben der Zündapp eingeparkt. Hat ausgeschaut wie bei einem Oldtimer-Treffen. Dem Leo seine Zündapp und der Gucki ihr VW Karmann Ghia. Den hat sie von ihrem Opa geerbt. Baujahr 1958.

Wär eh schon längst in alle Einzelteile zerfallen, wenn die Gucki nicht so einen begnadeten Mechaniker gehabt hätte. Einmal im Jahr fährt der Karmann Ghia zum Fuzzi auf Kur und wenn er dann zurückkommt, ist er wieder wie neu. Frage nicht, was das in einer normalen Werkstatt kosten tät! Aber erstens macht das der Fuzzi im Pfusch, und zweitens verlangt er bei der Gucki fast nichts. Sie hat ihn sogar im Verdacht, dass er dabei noch draufzahlt. Weil: Auch wenn die Gucki kein bisserl Ahnung von der Technik hat, dass die Ersatzteile bei einem Oldtimer sauteuer sind, das weiß sie schon. Nur: Der Fuzzi lässt sich einfach nicht mehr zahlen. Weil sie – wie soll man das nennen? –, weil sie Freunde sind. So unterschiedlich die zwei äußerlich sind – der Fuzzi ist kleiner als eins sechzig und hat eine Hasenscharte, die Gucki aber ist größer als eins achtzig und wunderschön – sie haben sich von Anfang an gut leiden können, und mit der Zeit sind sie wirklich Freunde geworden. Aber halt auch nicht mehr. Und wenn der Fuzzi wieder einmal bei der Gucki übernachtet, dann nur, weil er vor lauter Rausch nimmer fahren kann. Und bis 2,4 Promille fährt er noch anstandslos, wie sich bei der letzten Führerschein-Abnahme herausgestellt hat. Das hindert die Leute in St. Anton natürlich kein bisserl daran, dass sie sich über die Gucki und den Fuzzi das Maul zerreißen. Wobei das den beiden so was von wurscht ist. Im Gegenteil: Immer wenn sie wieder einen Dummen finden, reden sie ihm ein, dass die Hochzeit schon vor der Tür steht und noch dazu in der Brauerei Freistadt stattfinden wird. Nur glaubt das halt schön langsam kein Schwein mehr, weil sie den Hochzeitstermin schon mindestens zehn Mal im letzten Moment verschoben haben.

Jetzt bin ich aber komplett vom Thema abgekommen! Wo waren wir gleich? Beim Turrini? Nein, in Frankys Bar! Der Leo hat sich natürlich nicht lumpen lassen und den Turrini nach einer stürmischen Begrüßung auf ein Schüsserl Bier eingeladen. Die Gucki hat er ausnahmsweise nicht eingeladen, sondern mit den Worten „Weiche von mir, du volksverräterische Emanze!“ begrüßt. Dabei nimmt er ihr sonst die Emanzipation genauso wenig krumm wie sie ihm seine Nazi-Sprüche. Aber heute ist alles anders. Heute ist Frankys Bar voll mit lauter Männern in den besten Jahren, die normal alle auf die Gucki fliegen, heute aber bös auf sie sind, weil sie Angst um ihr Puff haben. Sogar einen Werbespruch für das Puff hat man schon erfunden. Und der Leo gibt ihn auch schon zum Besten:

„Fahr nicht fort – schnacksel im Ort!“ (Nur für den Fall, dass das wer nicht kennt: Das ist in Anlehnung an den Spruch Fahr nicht fort – kauf im Ort!)

Für so eine niveauvolle Unterhaltung ist die Gucki natürlich jederzeit zu haben. „Lieber Leo, fahr nicht ins Bordell – der Herzinfarkt derprackt dich schnell!“, reibt sie ihm unter die Nase.

„Mein Gott, Gucki! Wenn du es im Pfusch machen tätest, tät ich doch nie ins Puff gehen! Nur mehr zu dir! Wegen der Schönheit zwar nicht, aber wenigstens bist du keine Ausländerin!“

„Aber geh, Leo! Ich hab dir noch immer einen guten Preis gemacht. Was dir bei mir jedes Mal so teuer kommt, das ist doch nur die Familienpackung Viagra!“

Und so geht es hin und her und her und hin. Was sich liebt, das neckt sich! Aber nicht, dass jetzt wer glaubt, dass die Gucki da einfach in Frankys Bar versumpfen tät. Der Leo ist ja für sie – und das nicht zum ersten Mal – eine höchst ergiebige Informationsquelle. Weil er in seinem Leben viel herumgekommen ist und immer noch viel herumkommt. Erstens war er bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren Zimmermann. Und als Zimmermann kommst du irgendwann einmal in jedes Haus. Weil jedes Dach irgendwann einmal kaputt wird. Zweitens ist der Leo so nebenbei Händler mit Waren aller Art. Von ihm kannst du praktisch alles haben – vom feschen HJ-Dolch mit der Aufschrift Meine Ehre heißt Treue bis zur ukrainischen EDV-Spezialistin mit sagenhafter Oberweite, die aber nicht abgeneigt ist, in eine Mühlviertler Landwirtschaft einzuheiraten. Der Leo hat einfach für jeden was. Der Gucki, zum Beispiel, der Gucki hat er den Hund angedreht. Und für ihr Turrini-Burli ist sie ihm ewig dankbar. Genauso wie für die Informationen, mit denen er sie seit acht Jahren versorgt. Dass das Gasthaus Mariabrunn in ein Puff umgebaut wird, hat sie ja auch von keinem anderen als dem Leo erfahren.

Mit allen brisanten Details: Bei uns im Mühlviertel ist es nämlich schon brisant, wenn ein Bordellbesitzer ausgerechnet der Sohn vom kürzlich verstorbenen Gemeindearzt ist. Ein angesehener Mann. Der Vater natürlich, der Herr Medizinalrat Dr. Schellhammer. Der Sohn weniger, der Sigi. Weil verkrachter Student und dann Schilehrer und Kellner und so. In Tirol drinnen. Ein richtiger Hallodri halt.

Und dann ist der Dr. Schellhammer gestorben und hat sein Haus in St. Moritz nicht dem braven Sohn vererbt, sondern dem verlorenen Sohn. Nicht der Herr Oberarzt Dr. Hagen Schellhammer, der schon als nächster Primar an der Unfallchirurgie im Landeskrankenhaus Freistadt gehandelt wird, hat das schöne Haus gekriegt, sondern sein Bruder, der Sigi. Der nix ist und der nix hat. Und der hat sein Elternhaus ruckzuck verklescht und macht jetzt mit dem Geld ein Puff auf.

Wenn das kein gefundenes Fressen für eine Lokaljournalistin ist, dann weiß ich auch nicht mehr! Nur: Die Gucki hat die ganze Familiengeschichte in den Mühlviertler Nachrichten nicht einmal erwähnt: Weil sie sich für so was zu gut ist. Weil das unter ihrer Würde ist, dass sie die Schmutzwäsche von irgendwelchen Leuten unter dem Deckmantel der journalistischen Wahrheitsfindung ans Tageslicht zerrt. Weil sie ganz einfach keine blöde Tratschen ist. Sie ist ja nicht die Hatzl! Normalerweise. Aber eben nur normalerweise. Jetzt wär ihr nämlich schon ein bisserl eine Schmutzwäsche recht. Damit sie was in der Hand hat, das sie dem Schellhammer wie einen nassen Fetzen um die Ohren kleschen kann.

Aber nicht einmal der Leo, von dem du sonst jederzeit ein geladenes Sturmgewehr und im Notfall auch ein paar Handgranaten haben kannst, kann ihr Munition gegen den Schellhammer liefern. Oder er will einfach nicht. Schon auffällig, wie er den Herrn Bordellbesitzer jetzt über den grünen Klee lobt.

„Der wär schon was für dich, der Sigi!“, erklärt er der Gucki. „Groß, blond, blauäugig: ein echter Arier! Und ein lustiger Teufel ist er auch: spielt Trompeten und Ziehharmonika – und trinken tut er auch gern was. Ein richtiger Mann halt!“ Und das der Leo, der normalerweise jeden Mann sofort heruntermacht, der für die Gucki eventuell in Frage kommen tät. Der normalerweise nichts dagegen hat, wenn ihm mit seinen sechzig Jahren ein Techtelmechtel mit der Gucki nachgesagt wird. Wenn die Gucki und der Turrini wieder einmal bei ihm in St. Moritz übernachten müssen, weil sie in Frankys Bar abgestürzt sind.

Macht sich die Gucki natürlich so ihre Gedanken: „Bist du jetzt ins Heiratsvermittlungsgeschäft eingestiegen, mein lieber Leo, oder willst du mich als Nutten an den Schellhammer verschachern?“

„Geh, Gucki! Dich bring ich doch nicht einmal an, wenn ich noch eine SS-Uniform samt Stiefel drauflege!“, gibt ihr der Leo prompt Kontra. Bestellt aber einen Whiskey für seine liebe Gucki. Praktisch zur Versöhnung. Oder doch nicht? Weil er ja schon wieder goschert ist: „Trink dir lieber ein bisserl eine Schneid an, sonst vernascht dich der Sigi mit Haut und Haar!“

Wird die Gucki wirklich schön langsam neugierig auf diesen Sigi. Aber nicht, weil er ein Mann ist. Männer gibt es genug. Halt nicht die richtigen. Zumindest nicht für die Gucki. Ist vielleicht doch ein bisserl zu heikel? Ich mein: Ich will ja nichts sagen, aber wenn du die Männer in drei Kategorien einteilst – Deppen, Zniachtln und nette Spezln, mit denen du gern was trinkst, aber nicht ins Bett hupfst, dann bleibt halt nicht mehr viel über. Genau genommen: gar nix. Und so schaut der Gucki ihr Liebesleben auch aus: rein gar nix!

Früher ist sie wenigstens so ein-, zweimal im Monat nach Wien gefahren. Und hat ihre ehemalige Schulfreundin besucht. Die Danninger Sybille. Die hat dort Medizin studiert. Zumindest offiziell. Inoffiziell hat sie ausschließlich Männer studiert. Die hat sich mit Männern so gut ausgekannt, dass die Gucki sogar den Verdacht gehabt hat, sie würde die ganzen Männer nicht nur studieren, sondern auch noch sezieren. Auf jeden Fall hat die Sybille der Gucki immer wieder interessante Männerbekanntschaften vermittelt. Wobei sich das interessant mitunter schon als leicht pathologisch herausgestellt hat.

Ich will da jetzt nichts ausplaudern, aber der Hofrat aus dem Innenministerium, der Stempelmarken gesammelt hat und die Gucki von Kopf bis Fuß abgeschleckt und mit seinen Marken verziert hat, der war wirklich nicht ganz dicht. Oder der Nationalratsabgeordnete aus dem Inn­viertel, der darauf bestanden hat, dass sie mitten unterm Schnackseln zweistimmig die oberösterreichische Landeshymne singen – und dann grad halt einmal bis zur zweiten Strophe gekommen ist. Der war auch nicht ohne! Oder der steirische Verleger, der …. Halt! Nein! Was mach ich denn da? Das geht ja kein Schwein was an, was die Gucki in ihrer Freizeit so treibt!

Was ich eigentlich sagen will, ist nur, dass es mit der Gucki ihrem Sexualleben traurig ausschaut, seit die Sybille vor einem Jahr mit dem Studium fertig geworden ist. Das hat die Gucki schon überrascht. Weil sie es ja nie für möglich gehalten hätte, dass die Sybille neben den ganzen Männergeschichten auch noch studiert hat. Hat eh 32 Semester gebraucht. Ist dann aber leider ausgerechnet im Landeskrankenhaus Freistadt als Turnusärztin gelandet. Und in Freistadt ist die Auswahl an Männern so klein, dass die Frau Dr. Sybille Danninger der Gucki beim besten Willen keinen mehr überlassen hat können. Sie hat ja schon selber nicht genug gekriegt und wird früher oder später noch vor dem Richter landen, wenn sie sich weiterhin an minderjährige Gymnasiasten heranmacht.

Was ist denn nur los mit mir? Jetzt bin ich schon wieder vom Thema abgekommen! Um das Puff in St. Moritz geht es ja! Obwohl: Eigentlich gehört das alles eh irgendwie zusammen. Weil wenn das mit dem Sexualleben nicht so schwierig wär, täten ja die ganzen Bordelle nicht so ein Geschäft machen. Muss man direkt froh sein, wenn man ein Mann ist. Was soll denn eine Frau tun, wenn es sie überkommt?

Jetzt aber interessant: Hat doch die Gucki in dem Moment genau denselben Gedanken! „Wenn es ein Puff für Frauen geben tät, hab ich eh nix dagegen!“, schreit sie energisch gegen die laute Musik an. Weil der Franky gerade Ganz in Weiß aufgelegt hat. Das ist so ein uralter Schlager. Vom Roy Black. Wo das Heiraten recht romantisch geschildert wird. Das macht der Franky natürlich der Gucki zu Fleiß. Weil der Leo und seine Spießgesellen schon die ganze Zeit nur mehr darüber reden, was das für eine schöne Hochzeit wird, wenn der Sigi und die Gucki heiraten.

Hätte die Gucki lieber nicht sagen sollen. Das mit dem Puff für Frauen. Weil sie jetzt natürlich von allen anwesenden Herren die verlockendsten Angebote kriegt: von hundert Euro abwärts bis hin zu einer Eierspeis. Eh günstig. Aber der Leo unterbietet alle anderen noch im Preis: „Bei mir genügt ein einfaches Danke, Herr Sturmbannführer!“ Da reicht es der Gucki aber wirklich. Jetzt knöpft sie sich auf der Stelle diesen Sigi vor – und in einer Stunde ist sie zurück und demonstriert dann diesen geilen, alten Deppen mithilfe von ihrem Tonband, wie man einem Bordellbesitzer den Arsch aufreißt!

Turrinis Herz

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