Читать книгу Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci - Страница 44

Das goldene Ei. Personen.

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Negrocephalus, Zauberer.

Putzlmaier. dessen Famulus.

Der Gockelhahn.

Eine verhüllte Geistererscheinung.

Blitz und Donner.


Felsenhöhle mit Zauberapparaten.


Auf einem Felsblock liegt ein großes Buch aufgeschlagen. Rechts ein Todtenkopf, links ein Eselskopf, in der Mitte eine Sanduhr; ein großer Barometer hängt an der Felsenwand.


Negrocephalus (steht vor dem Buche und blättert darin). Beim großen Salamo! heut geht mir nichts zusammen mit meiner Zauberei. Jetzt laborir ich schon den ganzen Vormittag und kann keinen Geist citiren. Vielleicht hab ich nicht das richtige Blattl in mei'm Zauberbuch erwischt oder ist mein Zauberstaberl vom feuchten Wetter etwas verbogen – kurz! es ist eine wahre Schand für einen Zauberer von meiner Qualifikation! Auch dieser ausgestopfte Kopf des klugen Bienam-Esels schweigt heute, der mir doch sonst die besten Andeutungen gibt. (gibt ihm einen Schlag mit dem Zauberstäbchen.) Na! – gar nichts heut? Was ist's? Kein Zeichen? (Der Eselskopf bewegt die Ohren und schreit »Ya Ya!«) Endlich! – Aber jetzt fallt mir was ein! Vielleicht hat mir gar mein Famulus Putzlmaier das Zauberbuch verblättelt, daß die Seiten nicht mehr mit dem Kalender zusammengehn; denn der mischt sich in gar Alles und will alleweil gscheider sein als ich. Putzlmaier! Putzlmaier!


Putzlmaier (von Außen.) Was gibt's schon wieder?


Negrocephalus. Herein da! Wo steckt er?


Putzlmaier (tritt ein). Was wolln's denn in aller Fruh z' Mittags? Jetzt hab ich grad mein' Caffee trinken wollen.


Negrocephalus. Was hat er wieder getrieben beim Abstauben heut in der Früh? Gelt? 's Buch verblattelt, daß ich mich nimmer auskenn!


Putzlmaier Das kann die Zugluft auch gethan haben. Wenn ich abstauben und aufräumen soll, so muß ich auch was anrühren.


Negrocephalus. Nur nicht naseweis, Monsieur Putzlmaier! – Schau er einmal auf den Zauberthermometer, wie heut meine geistige Temperatur steht?


Putzlmaier (sieht auf den Barometer.) Grad auf Null! Aufm Gefrierpunkt.


(Der Esel rührt die Ohren[?] und schreit »Ya, Ya«)


Der Esel sagt's auch [?] – So schaun 'S doch in den Sulzbackerzauberkalender. Vielleicht ist heut nit der rechte Tag.


Negrocephalus. Still! Was weiß Er von der geheimen Magie. Bleib er in seiner untergeordneten Sphäre und versteig Er sich nicht in Regionen, die Ihn nichts angeh'n und die für Ihn viel zu erhaben sind. Geh er hinaus und zünde Er lieber im Ofen das chemische Feuer an; denn ich will experimentiren.


Putzlmaier (im Abgehen.) Buchen oder Feuchtholz?


Putzlmaier Zwei Scheiteln Feuchtholz und drei Buchenprügel; dann etwas Torf drauf; denn 's Holz ist theuer.


(Putzlmaier ab.)


Putzlmaier (allein.) So will ich denn an's Werk schreiten (liest aus dem Buche)


Schnuriburiomnibusviribusschabuloribus

Katamizisprizi wuzimilimalimolimus

Spiritisfamiliaribusbliziblazibumbumbum.


(Es knackt[?] im Ofen) Auweh! bin ich aber jetzt erschrocken! Hat sich schon ein Geist gerührt, wie mir scheint. Dem muß ich gleich kräftiger zu Leib steigen.


Hoher Geist, der du den Spruch capirtest

Dich sogleich im Ofenloche rührtest,

Wenn du der bist, den ich meine,

Unsichtbarer so erscheine.

Ich citire dich bei Salomo's Gewalt,

Zeige dich in x beliebiger Gestalt.


Unter krachenden Flammen erscheint der große Gockelhahn.


Gockelhahn.


Kikeriki, kikerikich bin da,

Gerufen hast du, so bin ich nah.


Negrocephalus (zitternd.) Sprich, wer bist du?


Gockelhahn.


Ich bin der kluge Gockelhahn

Und kräh den frühen Morgen an.


Negrocephalus Bist du ein guter oder ein böser Geist?


Gockelhahn.


Kikerikich bin ein guter Geist,

Der kluge Gockelhahn geheißt.


Negrocephalus


So sprich, wie stehst du mir zu Dienst,

Da du auf mein Geheiß erschienst?


Gockelhahn.


Ich bin der kluge Gockelhahn,

Der Henne Gackerackack ihr Mann;

Und meine Frau sitzt auf dem Mist,

Im Legen sie begriffen ist.


Negrocephalus


Was legt die Henne, o sag geschwind,

Und wo legt sie, damit ich's find.


Gockelhahn.


Ein goldnes Ei,

Das brich entzwei;

Was aus dem Ei wird kommen,

Das mag dir sein zum Frommen.

Mir aber gib eine Hühnersteig

Und dann mein Futter aus gutem Teig.

Ein goldnes Ei,

Das brich entzwei!


Negrocephalus.


Schaff mir das Ei sogleich hieher,

Ist was Gut's drinnen, freut's mich sehr.


Gockelhahn.


Das goldene Ei das sollst du haben,

Da draußen liegt es in dem Graben.


Negrocephalus.


Flieg auf, flieg aus, mein Gockelhahn,

Und ist's nicht wahr, so ist's ein Wahn.


(Gockelhahn fliegt fort.)


Schlapperment! jetzt bin ich aber schachmatt von der Zauberei. Ich muß in mein Schlafkabinet gehn, um etwas auszuruh'n. Einstweilen kann der Putzlmaier aufpassen. Putzlmaier!


Putzlmaier. Da bin ich schon; was gibt's?


Negrocephalus. Aufgepaßt, Putzlmaier! Nimm Er seinen Kopf zusammen und mach Er keine Dummheit. Während ich jetzt in meinem Kabinet in einigen Büchern nachschlage, bleib Er hier und paß Er auf, daß nichts gschieht. Wenn aber was gschieht, so muß Er mir's gleich melden. (ab)


Putzlmaier (allein). Das ist wieder eine schwierige Commission. Also: Wenn Nichts gschieht, nachher gschieht Nichts und wenn was gschieht, so gschieht was. Also aufgepaßt, Putzlmaier! Aber das Hersitzen ist mir zu langweilig. Ich will mich unterdessen a bißl mit dem Zauberbuch unterhalten; vielleicht kann ich mir auch einmal einen Geist herzitiren. (blättert) Pfui Teufel! Das sind abscheuliche Kribes Krabes. (blättert weiter) Ah ! das laß ich mir gfall'n, da ist ein wunderschöner Gockel abgemalt. (liest)


Kikeriki, kikeriki erschein,

Wenn du der bist, den ich mein'.


Ein Knall. Gockelhahn fliegt herab und legt ein großes goldenes Ei nieder, das er in den Krallen hält.


Gockelhahn.


Großer Zauberer, du hast befohlen.

Dieses Ei ist nicht gestohlen;

Ich bring es her, leg dir's zu Füssen,

Frau Gackerakack laßt dich schön grüßen!


(fliegt ab.)


Putzlmaier. Ab! Ah! – Das ist aber schön! Ein goldenes Ei! Das gfallt mir. Was muß denn da drinnen sein? Das könnt eine hübsche Portion Eierspeis geben. Aber's Eierbecherl müßt schon so groß sein, wie ein Halbseimerfaßl. Da sag ich vorderhand meim' Herrn nichts davon.


Stimme aus dem Ei. Macht's auf! ich erstick!


Putzlmaier. Aha! da rührt sich was. Ist vielleicht ein kleines goldenes Gockerl drin?


Stimme. Tausendnochemal! macht's auf! ich erstick!


Putzlmaier. Ja, wie kann ich denn aufmachen?


Stimme. Nimm das Zauberstaberl und schlag dreimal auf das Ei, so wird es zerspringen.


Putzlmaier. Nein, nein! da trau ich nit. Da könnt der Spadifankerl drinstecken. Ich will's lieber meinem Herrn melden, (ruft) Herr Negrocepherl, kommen 's heraus; aber geschwind, sonst erstickt der Teufel.


Negrocephalus (kömmt.) Was gibt's da? – Aha! das Ei. Brav, brav, der Gockl hat Wort ghalten.


Putzlmaier. Jetzt nehm S' nur gschwind ihr Spazierröhrl und tipfen S' e bißl drauf; aber z'vor absentir ich mich, denn mit dem verdächtigen Eierdotter will ich nichts z'thun haben.


Negrocephalus. Geh Er nur, wenn Er Furcht hat. Ha, ha, ha! Ein Zauberer wie ich fürchtet dergleichen nicht.


Putzlmaier. Ghorsamer Diener! (ab.)


(Negrocephalus betrachtet das Ei ängstlich von allen Seiten.


Stimme (im Ei.) Aufgmacht, sag ich!


Negrocephalus (fährt voll Schrecken zurück.) Ei der tausend! was ist das?


Stimme. Aufgmacht, oder ich brich durch!


Negrocephalus. Der Putzlmaier hat doch nicht so Unrecht. Weiß's der Deixel, ob nit der Deixel da drin steckt! Jedenfalls muß ich mich sicher stellen. (eilt ans Zauberbuch und ließt):


Steckt im Ei dieß oder das,

Ich verbitt' mir jeden Spaß;

Denn wenn ich einen Geist citir'

Verlang ich Anstand und Manier.

Lieber Geist, ich bitte dich,

Sei so gut und mir versprich,

Daß, wer du auch immer bist,

Du mich nicht verschlingst und frißst.

Beim großen König Salomo,

Und wenn es so ist, sag es so.


Stimme. Ich thu keim' Menschen was. Aufgemacht, ich halt's nimmer aus!


Negrocephalus. (mit dem Zauberstab an das Ei tretend.)


Eh ich die goldne Hülle sprenge,

Die dir, wie du mir sagst, zu enge,

Sollst du bei allen Geistern schwören,

Und daß vernehmlich ich's kann hören.


Stimme. Ich schwör's, ich schwör's.


Negrocephalus. (berührt das Ei mit dem Zauberstab)


So öffne dich, du goldnes Haus;

Versteckter Geist, tritt nun heraus!


(zugleich salvirt er sich hinter's Zauberbuch)


Unter knallendem Feuerwerk öffnet sich das Ei. Eine mit bunten Lappen verhüllte Gestalt erhebt sich daraus.


Negrocephalus.


Was ist das für eine kuriose Figur,

Kunterbunte Lappen seh ich nur:

Blau und gelb und grün und roth,

Ist das eine neue Geistermod'?

Wer bist du sprich? Ich frage dich.


Die Hülle fällt und Casperl springt aus dem Ei.


Casperl.


Ich bin's, der in der bunten Hülle prangt,

Und den sich alle Welt verlangt.


Negrocephalus. Unverschämt! Scandalos! Einen Geist hab ich mit meiner magischen Gewalt citirt und aus dem goldenen Ei springst du heraus? Welche Frechheit!


Casperl. Als ob ich kein Geist wär!


Negrocephalus. Ja, aber welcher? Gleich hinaus mit dir!


Casperl. Oho, das geht nit so gschwind, alter Zauberer! Wissen S' denn, wer ich bin?


Negrocephalus. Ich weiß's schon. Ein Hanswurst!


Casperl. O, Sie langweiliger Schafskopf!


Negrocephalus. Impertinenter Flegel! Ich werd' ihn gleich wieder hinauszaubern.


Casperl. Nix da! geh'n S' nur e bißl auf d' Seiten, damit ich Platz hab und mich an das hochgeöhrte Publicus wönden kann.


Hochgeöhrtestes Publicus!


Ich habe die Oehre, mich Ihnen als möglichst guten Humor vorzustehlen. O, der Humor oder die Humores – sind was werth! Denn die Humores, welche nach lateinischer Explucation so viel wie eine Art von Feuchtigkeiten bedoiten, sind jene floiden Kräfte, die uns den Dorst zu stillen pflögen, wölchen Dorst der Casperl Larifari absolutaliter nicht leiden kann, weshalbiger derselbe bedoitend zu trinken gewohnt ist. Doch lassen wir diesen zarten Punkt beiseite und reden wir von dem Humor in der einfachen Zahl. Diesen guten Humor möchte ich dem hochgeöhrtesten Publicus mitgebracht haben; ich möcht' Ihnen damit e bißl die langweilige Zeit vertreiben. Auch hab ich noch einige Ueberbleibseln von einer halben Portion sogenannter romantischer Poesie im Sack, die ich auf'm Tandlmarkt selber um 12 Kreuzer gekauft hab und die meinen alten guten, guten Freund, den Herrn Clemens Brentano, Gott hab'n selig, umgebracht hat. Eine herrliche, miserabelverkannte Verlassenschaft, die er mit in's Grab hat nehmen wollen; aber eh' er gstorb'n ist, hat er's doch wieder da lassen und hat sich gedacht: Vielleicht klaubt's doch noch eine sympathetische Seele auf! – Ha! diese sympastetische Seele hat sich gefunden und die Comödienstückl, die ich da mitgebracht hab, enthalten den Abdruck des Ausdrucks des Eindrucks eines Mondscheinstrahles aus der romantischen Zeit, wo die Ritter noch beim helllichten Tag herumgritten sind und die Zauberer noch als solche haben gelten können. Aber jetzt machen die Ritter keine Kreuzfahrten mehr, sondern lassen sich lieber ein Dutzend kleine Kreuzl'n anhängen und die Zauberer, die uns einen blauen Dunst vormachen, sind auch noch da, aber das geht Alles auf natürliche Manier her und – – – Aber ich bitt um Verzeihung! beinah hält' ich mich vom Stoff hinreißen lassen. Nehmen S' halt vorlieb mit dem, was Ihnen der Casperl Larifari ganz ghorsamst gebracht hat und wenn S' gfälligst umblätteln, so können S' selber lesen, was er im Sack hat, nehmlich: Ein Büchl, folgenden Inhalts:

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