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Einen Kobold zu Weihnachten

Kurz vor Weihnachten saß ich wie immer, vor dem Computer und schrieb an einem Roman. Draußen schneite es und der Wind wehte laut um das Haus. Ich ging zur Terrassentür, sah mir einige Zeit das Schneegestöber an und trank noch den Rest Rotwein, mit einem Zug aus meinem Glas.

Mich fröstelte bei dem Anblick dieses Wetters und legte noch ein Stück Holz in den Kamin. Die halb abgebrannte Kerze auf meinem Schreibtisch, flackerte und züngelte vor sich dahin, als würde sie einen Freudentanz machen.

Als ich mich wieder an den Schreibtisch setzte und weiter schreiben wollte, lief plötzlich ein kalter Schauer über meinem Rücken. Auch auf meiner linken Gesichtsseite, die zur Terrassentür gerichtet war, spürte ich ein leichtes Gänsehautkribbeln. Einen Moment hielt ich den Atem an, denn ich spürte, dass da etwas vor der Terrasse im Garten sein musste.

Langsam, mit leicht zugekniffenen Augen, ging ich zur Terrassentür und lies meine Blicke angestrengt umherschweifen.

Plötzlich, mein Atem hielt an, denn mich starrten zwei leuchtende Augen zwischen den Sträuchern an. Am ganzen Körper überlief mich die Gänsehaut und ich war wie erstarrt. Unfähig mich zu bewegen, musste ich unentwegt in diese leuchtenden, hypnotisierenden Augen sehen.

„Ist das ein Tier?“ Dachte ich und merkte, dass sich meine Gedanken langsam wieder sammelten.

Im nächsten Augenblick, waren die Augen aber auch schon wieder verschwunden. Hastig zog ich die Gardinen zu und horchte, ob sich draußen noch etwas bewegt. Aber es war still, fast Totenstill und der Wind wehte plötzlich auch nicht mehr.

„Gott, was war das bloß, denn ein Tier hat doch niemals so leuchtende Augen“, dachte ich. Offen gestanden, zitterte ich am ganzen Körper. Wie auf Gummibeinen, ging ich wieder zum Schreibtisch, um weiter zu schreiben.

Aber meine Gedanken schweiften nur mehr noch um dieses seltsame Erlebnis. Schnell vergewisserte ich mich, ob auch alle Fenster geschlossen und alle Türen verriegelt waren.

In dieser Nacht schlief ich sehr schlecht ein und erwachte zwischendurch immer wieder schweißgebadet, denn ständig sah ich diese leuchtenden Augen in meinen Träumen. In den darauf folgenden Abenden, sah ich immer wieder vorsichtig aus der Terrassentür. Mit einer Taschenlampe leuchtete ich durch die Glastür den Garten ab. Doch die Augen waren verschwunden.

War es vielleicht nur ein Trugbild, ein Streich meiner Phantasie, oder hatte ich doch ein Glas Rotwein, der mich ab und zu zum Schreiben inspiriert, zu viel getrunken?

Nein, das konnte nicht sein, das was ich gesehen habe, war wirklich da draußen im Garten. Was immer es auch gewesen sein mag.

Die Tage bis Weihnachten zogen sich nur langsam dahin und der Abend, mit diesem seltsamen Erlebnis, war fast vergessen. „Endlich kehrte wieder Ruhe in mir ein und Weihnachten kann kommen“, dachte ich mir. Denkste!!!!

Zwei Tage vor Heilig Abend verspürte ich plötzlich wieder diesen kalten Schauer, der mir über den Rücken hochstieg, bis zum Kopf. Mit der Taschenlampe in der Hand, schlich ich mich zur Tür und schaute in den Garten.

Da waren sie wieder, diese leuchtenden, beängstigenden Augen und starrten direkt in meine Augen. „Hilfe“, dachte ich „Hilfe, was mache ich nur“.

Doch dann ließ schlagartig die Angst nach und ich öffnete die Tür. Mit der Taschenlampe leuchtete ich zu den zwei Augen hin. Da, was ist das, ist das ein Mensch? Aber so klein, nein das kann nicht sein. Es war eine kleine, bucklige Gestalt, mit einem Holzstab der gezwirbelt war, wie ein Korkenzieher. Auf dem Stab war ein schöner, geschliffener Kristall, der im Mondlicht kleine, regenbogenfarbene Punkte auf den Schnee leuchtete.

Dann erst, konnte ich das Gesicht von der Gestalt sehen. Es war alt und runzelig. Aber es strahlte Freundlichkeit und Güte aus. Auf der rechten Nasenseite, hatte es eine schwarze Warze, die ich deutlich erkennen konnte. Die Haare standen strubbelig hoch, wie ein Staubwedel. Als die Gestalt mir dann auch noch ein liebevolles lächeln schenkte, war die Angst bei mir verschwunden und es wurde mir wohlig warm ums Herz.

Sie winkte mir mit dem Stab zu, -- so – als sollte ich ihr folgen.

„Moment, ich hol mir noch einen Mantel“, rief ich ihr einfach zu. Schnell warf ich mir meinen Wollmantel über und folgte diesem kleinen, alten Männchen.

Er lief so schnell, dass ich ihm kaum folgen konnte. Es war erstaunlich, was für ein Tempo der drauf hatte, trotz des hohen Schnees. Wir liefen durch den Wald, durch den ich sonst auch immer sehr gern spazieren ging.

Immer wieder leuchtete der Kristall zwischen den Bäumen im Mondlicht auf und verstreute seine regenbogenfarbenen Punkte auf dem silberglänzenden Schnee.

Uns hatten etwa zehn Meter getrennt, als er vor einem kleinen Felsen stehen blieb. Er schob den Felsen mit einer Leichtigkeit zur Seite, als wäre es ein Stück morsches Holz. Er drehte sich zu mir um und winkte mir wieder mit seinem Stock zu, damit ich ihm weiter folgen sollte. Schnell war das Männchen hinter dem Felsen verschwunden.

Nie hatte ich bei meinen Spaziergängen bemerkt, dass dieser Felsen zur Seite zu schieben war.

Als ich hinter dem Felsen war, wartete schon das Männchen auf mich. Mit einer sehr sanften Stimme sagte es leise zu mir: „Komm mit mir, ich zeige dir nun etwas, von dem du immer geträumt hast, aber auch immer daran geglaubt hast.“

„Wie heißt du“, wollte ich ihn fragen, doch das Männchen lief eilig weiter, bis es vor einem Loch in der Erde stand.

Es sprang hinein und ich zögerte noch einen Moment, bevor ich den Sprung wagte. Als ich in dem Loch war, rutschte ich in eine nicht aufhörende Tiefe.

Die Luft blieb mir teilweise weg, denn es ging in einem großen Tempo in die Tiefe, wobei ich das Bewusstsein verlor. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf weichem Moos.

Langsam öffnete ich die Augen und schaute um mich. „Wo bin ich hier nur“, dachte ich. Es war sehr schön und geheimnisvoll an diesem Ort.

Das Moos war übersät von kleinen, weißen Blüten und ringsum waren weiße Lilien, weiße Rosen und sonstige Blumen, die alle in weiß blühten. Zu meiner rechten Seite war eine große Felsenwand, an dem ein riesengroßes Holztor war. Es war bestimmt an die fünfzehn Meter groß.

Rosafarbene Blütenranken schlangen sich am Tor empor und die Torgriffe sahen aus, wie goldene Engelsflügel aus Eisen.

Als ich zum Tor ging, brauchte ich es nur leicht mit den Fingern antippen und schon sprang es wie von Geisterhand berührt auf.

Doch dann traute ich meinen Augen nicht mehr, denn was ich da sah, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Ist das Wirklichkeit, oder Träume ich?

Was wird mich hier erwarten und komme ich jemals wieder nach Hause, wenn das kein Traum sein sollte?

Es war eine eigene Welt für sich.

Häuser aus Kristallen und Edelsteinen, soweit mein Auge reichte. Alle Häuser waren leicht abgerundet, keine Ecken, keine Kanten. Die Fenster waren ohne Glas und die Türeingänge hatten keine Türen. Blumen, deren Farben und Formen noch kein Menschenauge gesehen hatte. Die Straßen waren aus Perlmutt, eingesäumt von kleinen, bunten Blumen und Kristallen.

Musik klang, die noch kein Menschenohr gehört hatte. Ein Duft hing in der Luft, den noch keine Menschennase gerochen hatte.

Diese Farben, diese Musik und der Duft, streichelten mein Herz und meine Seele. Ich sah Tiere, die ich noch nie gesehen hatte. Unbeschreiblich schöne Gestalten, voller Anmut, die es nur in meiner Phantasie gab. Aber auch Gestalten, die ich aus Sagen und Märchen kannte. Da schwebten Elfen und Feen durch die Lüfte, menschenähnliche Wesen mit Flügel und Vogelköpfen. Wichtelmännchen, Kobolde und sogar Einhörner waren anwesend.

Aber was mir jetzt auffiel, eine Sonne war zu sehen. Eine Sonne mitten in der Erde? Das glaubt mir kein Mensch. Sie leuchtete in einem zarten rosa. Als ich mich zur Seite drehte, nein, noch eine Sonne? Diese leuchtete ganz zart gelb. Und noch eine Sonne, diese leuchtete in einem herrlichen hellblau.

„Das ist nur ein Traum. Ich träume“, dachte ich mir.

Doch da stand das buckelige Männchen wieder neben mir und sagte: „Nein mein Freund, du träumst nicht“.

Hatte er meine Gedanken gelesen? Ich fragte ihn, wie er heiße und wo ich hier bin und vor allem, warum ich hier bin.

Da setzte sich das Männchen auf einen großen Rosenquarz und bat mich, Platz zu nehmen. Ich setzte mich neben ihn auf einen anderen Rosenquarz, von denen vier Stück an der Zahl auf dem Boden lagen.

Das Männchen lächelte mich sehr freundlich an und sagte dann: „Mein Name ist Sinolodis und ich bin der Hüter der Edelsteine und Kristalle, aber auch der Hüter dieser Welt. Menschen, die mich sehen können, nennen mich einen Kobold“.

Da sagte ich zu ihm: „Aber du bist so nett und freundlich und die Menschen meinen doch immer, dass Kobolde und Elfen sehr gemein und schrecklich wären“. „Weist du“, sagte das Männchen, „die meisten Menschen glauben nicht mehr an unsere Welt und schon gar nicht, dass es Elfen, Feen, Einhörner und Kobolde gibt. Sie laufen nur mehr noch den materiellen Dingen nach und haben vergessen, mit der Natur im Einklang zu leben.

Sie meinen, dass alles was anders ist als sie, schlecht und böse ist. Die Menschen urteilen und verurteilen, obwohl es ihnen nicht zusteht.

Gott urteilt und verurteilt auch nicht, aber die Menschen tun es. Wir erscheinen den meisten menschlichen Erdenbewohnern als böse, weil ihre Gedanken uns so formen.

Nicht wir sind böse, es sind die Gedanken der Menschen, die uns so aussehen lassen. Würden die Menschen positiver denken, hätten sie es auch viel leichter in ihrem Leben. Du hast noch nie daran gedacht, dass wir gemeine Bösewichte wären und deshalb siehst du uns so, wie wir wirklich sind. Es waren schon oft Menschen hier, die so sind wie du und durften unsere Welt sehen, damit sie den anderen berichten, dass wir nicht bösartig sind. Doch von den meisten Menschen wurden wir nur verspottet. Wir haben dich in unsere Welt geholt, damit du über uns schreibst. Vielleicht denken und sprechen sie dann doch einmal gut über uns“.

Traurig lies ich den Kopf hängen und dachte über die Menschen nach. Der Kobold zupfte mich am Ärmel und sagte: „Wir alle hier, werden dir hin und wieder erscheinen und dir beim Schreiben helfen, damit du oft und viel über uns berichten kannst.

Zärtlich streichelte er mir über die Schulter und drückte mir einen faustgroßen Rosenquarz in die Hand. „Diesen Rosenquarz sollst du dir vor diese Maschine stellen, die ihr Menschen Computer nennt, denn der wird die schlechten Strahlen aus der Maschine von dir fern halten. Diese vier Rosenquarze legst du bei dir zu Hause, an eine bestimmte Stelle, die du dann wissen wirst, wenn du wieder zu Hause bist. Sie werden eine positive Energie in und um deinem Heim erschaffen“, sagte der Kobold. „Aber die sind ja so groß, wie ein Fußball und auch sehr schwer.

Wie soll ich die bloß nach Hause schaffen“, fragte ich ihn.

„Mach dir da keine Sorgen mein Freund“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Ich habe bei meinem ersten Besuch bei dir, in deinen Gedanken gelesen, dass du dir einen Kobold wünschst. Dein Wunsch soll in Erfüllung gehen“.

Dann reichte er mir einen großen Kristallkelch, in Form einer Blüte.

Der Kobold sagte: „Trink von diesem köstlichen Nektar, er wird dich stärken und dir die Heimreise erleichtern“.

Mit beiden Händen hielt ich den Kelch und führte ihn zu meinem Mund. Es duftete so herrlich, dass ich nicht wiederstehen konnte, einen Schluck zu nehmen. „Aaahh, köstlich“, dachte ich und wurde plötzlich sehr müde. Es drehte sich alles leicht um mich herum und ich schlummerte sanft ein.

Als ich aufwachte, lag mein Kopf auf dem Schreibtisch. „Was für ein Traum“, dachte ich.

Das leere Weinglas stand vor meinen Augen und mir war klar, dass ich doch etwas überarbeitet war und ein Gläschen Rotwein zu viel getrunken haben musste.

Doch als ich meinen Kopf hob und zum Computer schaute, staunte ich nicht schlecht. Ein faustgroßer Rosenquarz stand davor, so wie ihn mir der Kobold in meinem Traum gezeigt hatte. Sollte ich das alles doch nicht geträumt haben?

Meine Gedanken schweiften wirr umher. Als ich nun auch meinen Wollmantel über der Stuhllehne sah, kam mir Zweifel auf, dass es nur ein Traum gewesen sein sollte.

Dann fielen meine Blicke auf die kleine Uhr, mit Datumsanzeige, die auf einer kleinen Kommode steht. Es war der vierundzwanzigste Dezember!

Also Heilig Abend.

War ich wirklich zwei Tage an einem geheimnisvollen Ort, von dem nur ganz wenige Menschen wussten?

Plötzlich kratzte etwas an der Terrassentür.

„Stürmische Weihnachten“, dachte ich mir.“ Die Äste der Bäume wehte es, wie schon so oft, wie verrückt ans Haus. Doch es kratzte weiter, bis ich durch die Glastür zwei leuchtende Augen erkennen konnte. Mir vielen sofort die Augen ein, die ich im Traum, so meinte ich, gesehen hatte. Sie funkelten wie der Kristall, den das Männchen auf seinem Stab befestigt hatte.

Als ich vorsichtig die Terrassentür öffnete, stand eine schwarze Katze auf den Steinfliesen, die mich anstarrte. Ihr Fell war strubbelig, wie die Haare von dem Kobold. Auf der rechten Nasenseite war eine große, schwarze Warze zu erkennen.

Neben ihr lagen vier fußballgroße Rosenquarze.

„Bist du etwa Sinolodis, der Kobold“, fragte ich ihn. Er zwinkerte ganze leicht mit den Augen und hob ein Pfötchen, wie zum Gruß.

„Ja du bist es“, dachte ich mir. Er sprang in den kleinen Steingarten, den ich neben der Terrasse hatte und scharrte mit einem Pfötchen ein Loch. Schnell war mir klar, was er meinte. Ich legte einen der fußballgroßen Rosenquarze an die Stelle, wo Sinolodis das Loch gescharrt hatte.

Dann zeigte er mir noch drei weitere Stellen im Steingarten, wo ich die anderen Quarze legen sollte. Sofort spürte ich eine sehr angenehme Energie um mich herum.

Zwischen den Sträuchern und den Christrosen, die schon blühten, flogen kleine, zarte Elfen umher und lächelten mich an. Sie waren so wunderschön und strahlten, glitzerten und leuchteten so schön, dass mir mein Herz vor Freude bis zum Hals hüpfte.

Eine der Elfen schwebte sehr nahe zu mir und sagte: „Du hast recht, die schwarze Katze ist Sinolodis und er, so auch wir, werden dich ab heute hin und wieder besuchen, um dir zu erzählen, warum wir auf der Erde sind und was unsere Aufgabe ist.

Wenn du abends zum Sternenhimmel schaust, und du kannst den kleinen Wagen erkennen, dann sei dir sicher, dass wir bald wieder bei dir sind. Sinolodis, der Kobold, bleibt aber erst einmal bei dir, den du dir ja gewünscht hattest. Er wird dann auch, an den bestimmten Abenden, mit dir sprechen können.

Aber er wird dir auch immer zeigen, was du tun solltest, damit dein Haus und der Garten immer in Harmonie bleiben.

Sinolodis erscheint dir als Katze, damit andere Menschen keine Angst haben, denn du weißt ja jetzt, dass die Menschen uns mit ihren Gedanken formen. Schreib in dein Buch, wenn die Menschen positiv denken, dann wird sich auch ihr Leben ins positive verändern“.

Mein Herz war so voller Dankbarkeit und Freude, dass ich alle Elfen am liebsten umarmt hätte. Sie lasen meine Gedanken und lächelten.

„Leb nun wohl mein Freund und frohe Weihnachten“, sagten die Elfen, bevor sie im Wald verschwanden.

Von da an, erschienen mir die Elfen, Feen und Kobolde regelmäßig, so, wie die Elfe es mir sagte.

Sie berichten mir immer wieder von ihrer Welt und sagen mir, was ich den Menschen in meinen Büchern erzählen soll, das ich auch gerne und bald tun werde.


Ein Kobold zu Weihnachten

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