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In den Wald gehen

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Als ich ein kleiner Junge war, bin ich sehr gerne mit meinem Vater oder der Nachbarsoma in den Wald gegangen. Im Frühjahr haben wir Sträuße aus frischem Grün geschnitten und mit heim genommen. Im Sommer haben wir Beeren gesammelt und auch diese mit heim genommen. Im Herbst haben wir Pilze gesucht und haben diese natürlich ebenfalls mit heim genommen. Das hat mir alles sehr viel Spaß gemacht.

Es gab für mich nur wenige Dinge, die mich so sehr begeistert haben, wie diese Touren durch den Wald. Und es gibt auch nur sehr wenige andere Dinge, an die ich mich so exakt und so genau erinnere. Zu Fuß in die Natur zu marschieren, einen Korb oder eine Kordel dabei und ein Messerchen, oft schon in den frühen Morgenstunden, das war für mich schon damals etwas ungeheuer Befriedigendes. Und es war natürlich immens wichtig für mich als Mensch.

Wahrscheinlich war das „in den Wald gehen“ vor allem auch deshalb so etwas Tolles für mich, weil es ein vollkommen wesentliches Tun war. Loslaufen, etwas suchen und finden, ernten, an sich nehmen und heim tragen.

Und alles zu Fuß.

Erst heute reflektiere ich, dass dieses „in den Wald gehen“ mir schon als Kind einen Ausgleich verschafft hatte vom Alltag. Von der Schule. Vom lernen und Hausaufgaben erledigen. Als Kind weiß man noch nicht, warum man etwas tut, man weiß nur, dass man es tun will.

Erst jetzt weiß ich, ich bin schon damals gewissermaßen „gelaufen“, denn wenn man als Kind mit einem Erwachsenen Schritt halten will, muss man ja einen Schritt schneller gehen! Also bin ich gelaufen, während der Erwachsene an meiner Seite gegangen ist.

Und schon damals im Laufen habe ich genau das erlebt, was ich jetzt wieder erlebe: Dass das dauerhafte Bewegen innerhalb einer bestimmten Schlagzahl mich vollkommen einnordet. Ich finde durch das Bewegen, innerhalb meines ganz persönlichen Rhythmus, einen Weg in meine ganz eigene Balance. Ich werde eins mit mir und fahre runter. Cooldown. Ich resete mich. Das tut mir unglaublich gut und mir fehlt mittlerweile etwas, wenn ich es nicht tue. So wie mir früher etwas gefehlt hat, wenn das gemeinsame „in den Wald gehen“ mit dem Vater oder der Nachbarsoma mal ausgefallen war.

Vor einigen Jahren, die Erinnerungen an meine läuferische Kindheit war sehr verblasst bis fast verloren, wurde ich wieder als „laufender“ Mensch neu geortet und in der Folgezeit wieder ganz neu eingenordet. Ganz zufällig habe ich wieder, im übertragenen Sinne, das „in den Wald gehen“ gelernt, indem ich mit meiner Frau oder besser, durch meine Frau, das Laufen angefangen habe. Ich habe das zweite Mal in meinem Leben versucht, einen Schritt schneller zu gehen.

Dabei habe ich wunderbare Dinge erlebt.

Marathon Reloaded

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