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BONIFAZ MUSS SICH ÄRGERN

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Bonifaz, der verspielte schwarzweiße Kater, saß am Brunnenrand und beobachtete den Bubbelmuck. Der kleine blaue Kerl schoss im Wasser hin und her wie die Pinguine im Zoo. Manchmal verwandelte er sich in einen Kofferfisch, mit dickem Bauch und schmalen Lippen, dann wieder trieb er als stachelige Kugel am Rücken. Und wenn er besonders frech war, spuckte er wie ein übermütiger Schützenfisch Wasser in Richtung Bonifaz. Der Bubbelmuck hatte immer gute Laune und war stets zu Späßen aufgelegt, ein richtiger Wasserkobold.

Bonifaz hingegen war mürrisch. Er mochte Wasser nicht. Und er war sich auch nicht sicher, ob er den Bubbelmuck mochte. Seitdem der blaue Kugelzwerg bei ihnen lebte, streichelten ihn Florentin und Penny nicht mehr so oft wie früher. Er hatte zwar nicht gezählt, ob es wirklich weniger geworden war. Aber er konnte ja schließlich nur bis drei zählen. Bonifaz hatte einfach das Gefühl, dass sich die beiden Geschwister jetzt weniger um ihn kümmerten als in der Zeit ohne den Bubbelmuck.

Der Kater seufzte. Wenigstens meinte es die Sonne gut mit ihm. Sie wärmte sein Fell. Bonifaz seufzte noch einmal tief und hoffte, dass Florentin oder Penny ihn hörten. Nichts. Er seufzte lauter, ein ganz tiefer Katzenseufzer, bei dem seine Barthaare zitterten und die Ohren wackelten. Wieder nichts. Keiner interessierte sich für ihn.

Stattdessen traf ihn erneut ein Wasserstrahl aus dem Brunnen, diesmal voll. Der Bubbelmuck wurde ganz rot, wie immer, wenn er lachte. Empört sprang Bonifaz auf und schüttelte sich die Tropfen aus dem Fell. Dem Bubbelmuck würde er es zeigen. Der Kater setzte sich wieder wie eine entspannte Katze auf den Brunnenrand und tat, als würde er Penny zusehen, die vor der Gartenhütte arbeitete. Aus den Augenwinkeln beobachtete er aber den Bubbelmuck. Als der Wasserkobold an ihm vorbei schwamm, versuchte er ihm schnell mit der rechten Pfote auf den Kopf zu klopfen. Also dorthin, wo er gerade Bubbelmucks Kopf vermutete. Aber der Bubbelmuck wich blitzschnell aus und Bonifaz wurde von der Wucht seines eigenen Schlages mitgerissen. Er verlor das Gleichgewicht, ruderte mit seiner rechten Pfote noch hilflos in der Luft und fiel in den Brunnen. Mit einem kläglichen Mauzer ging er kurz unter.

Als Bonifaz wieder auftauchte, standen ihm die Haare so zu Berge, dass er aussah wie ein kleiner Drache. Da wurde der Bubbelmuck ganz dunkelrot, so sehr musste er über die nasse Katze lachen. Blubbdiblubbblubbblubb. Frech zischte er durch das Wasser. Da Katzen keine sehr guten Schwimmer sind, hatte Bonifaz keine Chance, den Bubbelmuck zu erwischen und ihm doch noch eine mit der Pfote über zu ziehen.

Bonifaz kletterte über eine kleine Holzleiter aus dem Brunnen. Nach einem kurzen Fauchen in Richtung Bubbelmuck hüpfte er vom steinernen Rand. Dieser Wasserspucker konnte ihm von nun an gestohlen bleiben. Vielleicht hatte der kleine Florentin Zeit für ihn. Mittlerweile knurrte sein Magen. Hunger machte ihn angriffslustig. Und zornig.

Florentin deckte gerade den Tisch im Garten. Er war mit seinen fünf Jahren noch so klein, dass seine Nasenspitze kaum bis zur Tischkante reichte.

Bonifaz hüpfte auf die Holzbank. Von dort hatte er einen guten Blick auf die Teller und konnte schon mal seinen Speiseplan zusammenstellen. Aber außer einer Schüssel mit komischen braunen Kugeln und ein paar Kräutern samt Käsewürfeln konnte er nichts sehen.

„Miauhiwa?“ fragte Bonifaz. „Was ist denn das?“ sollte sein Mauzen bedeuten.

„Kicherererbsen“, antwortete Florentin, der die Frage der hungrigen Katze zwar nicht verstand, aber erriet. „Das ist Kichererbsensalat, Bonifaz.“

Bonifaz machte große Augen und legte den Kopf schief.

Florentin kniete sich neben der Katze auf die Holzbank und rührte in der Schüssel. „Das war eine Idee von Penny. Sie meinte, Kichererbsen bringen uns zum Lachen.“

Der kleine Junge streckte sich über den Tisch und horchte in die Salatschüssel.

„Pssst, Bonifaz.“

Kurz hielt die Katze den Atem an.

Florentin schüttelte den Kopf. „Komisch. Ich kann sie nicht kichern hören. Keine Ahnung, was an diesen Kichererbsen lustig sein soll. Aber ganz wohl ist mir nicht bei dem Gedanken, sie zu essen. Was ist, wenn sie dann in meinem Magen sind und zu kichern beginnen? Das kitzelt doch, oder?“ Er sah Bonifaz ernst an. „Vielleicht hat sich Penny wieder einen Scherz erlaubt. Oder möchtest du kichernde Kichererbsen in deinem Magen haben, Bonifaz?“

Die Augen von Bonifaz waren nun so groß wie Zitronenscheiben, so verwundert war er. Hatten Penny und Florentin beide den Verstand verloren? Wie kamen die auf die Idee, ihm Kichererbsen anzubieten, ihm, dem großen Bonifaz, der doch bekanntermaßen nur Schinkennudeln und Wurstknödel aß? Bonifaz schüttelte den Kopf. Aber er wollte Florentin noch eine Chance geben. „Miauhimampfmampf“, knurrte Bonifaz mehr als er schnurrte. „Was gibt es für mich zu essen?“ wollte er damit sagen.

„Siehst du doch“, antwortete Florentin und deutete auf die Schüssel mit den braunen Kugeln. „Kichererbsen. Ich hätte ja lieber Pilze aus dem Wald gehabt.“ Florentin blickte in Richtung Funkelwald. „Aber alleine traue ich mich da nicht rein. Und Penny will nicht Pilze sammeln gehen.“

Bonifaz seufzte tief. Ob Kichererbsen oder Pilze: das war ihm auch schon egal. Man bespritzte ihn in dieser Familie mit Wasser und wollte ihn nicht mehr katzengerecht füttern. Ohne ein weiteres Wort sprang Bonifaz von der Holzbank.

Mit hängenden Schultern trottete er weg. Das lange Gras kitzelte ihn am Bauch. Trotzdem war ihm nicht zum Lachen zumute. Er fühlte sich hier nicht mehr geliebt.

Vor der Gartenhütte sah er Penny an der Holztür rütteln. Sie war seine letzte Hoffnung. Vielleicht bekam er von ihr die Streicheleinheiten, die er brauchte. Und vor allem das Futter, das er brauchte. Sofort strich er um Pennys Beine, um sie auf ihn aufmerksam zu machen.

„Stör mich jetzt nicht, Bonifaz“, keuchte Penny und griff nach einer Zange an ihrem Werkzeuggürtel. „Florentin hat den Schlüssel für die Tür verloren. Jetzt kommen wir nicht mehr in den Schuppen. Dabei ist doch unser ganzes Gartenspielzeug im Schuppen. Und auch alle unser Spaghetti und die anderen Nudeln sind drin.“ Mit dem Hammer schlug sie einen langen Holzstiel unter die Tür. Dann umklammerte sie die Stange und versuchte die Tür aus den Angeln zu heben. Aber es gelang nicht. Als Pennys Kraft nachließ, rutschten ihre Hände ab, und sie fiel auf ihren Popo in die Wiese. Hätte er nicht so einen großen Hunger gehabt, er hätte jetzt ganz kätzisch lachen müssen, mit vibrierenden Barthaaren und zuckenden Ohren. Stattdessen legte er nur den Kopf schief und sah Penny mitleidig an.

Die ärgerte sich grad furchtbar. Wütend scheuchte sie Bonifaz weg. „Du kannst hier nicht helfen. Lege dich in die Sonne oder backe meinetwegen Sandkuchen. Aber lass mich in Frieden.“

Bonifaz hob stolz seinen Kopf. So redete man nicht mit ihm, nicht mit dem großen Bonifaz. Mit steil aufgerichtetem Schwanz trabte er langsam in Richtung Wald.

Penny sprang auf. „Sei nicht schon wieder böse, Bonifaz“, rief sie hinter ihm her. „Ich hab's ja nicht so gemeint.“

Nein, er würde ein einsames Leben zwischen Pilzen und Bäumen führen und sich nur mehr von Beeren und Wasser ernähren. Diese Familie hier, die sich um ihn sowieso nicht kümmerte, die konnte ihm gestohlen bleiben.

„Bleib da“, hörte er Penny schreien, „geh nicht in den Funkelwald. Der ist zu gefährlich für dich.“

Bonifaz ging erhobenen Hauptes weiter. Er würde es ihnen zeigen. Je näher er dem Wald kam, umso mulmiger wurde ihm zumute. Da gab es dieses seltsame Quietschen, das immer lauter wurde, je mehr er sich den ersten Bäumen näherte. Aber jetzt konnte er nicht mehr umkehren. Er war schließlich Bonifaz, die stolzeste Katze zwischen London und Nairobi. Mit zusammen gebissenen Zähnen trabte er weiter und hatte bald den Waldesrand erreicht.



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