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LEBENSELIXIER:

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Wie auch bei anderen Vokabeln der Alchemie, laufen natürlich auch in Bezug auf das „Lebenselixier“ die verschiedensten Vorstellungen und Mythen vor dem inneren Auge des Menschen ab. So gilt das Lebenselixier letztlich als ein Gebräu, welches man ohne Weiteres als Zaubertrank deklarieren kann und überhaupt nicht so weit von dem „Trunk der Gallier“ (aus Asterix und Obelix) entfernt ist, als man meinen könnte. Gut, es werden nicht übermenschliche Kräfte eines Superhelden aktiviert, doch das Lebenselixier galt schon immer als flüssiges Garant für Schönheit und Jugend, Vitalität und Gesundheit, und, was natürlich irgendwie immer einen besonderen Augenmerk erhält, Potenz und Fruchtbarkeit. Hier und da gab es auch die Meinung, dass das Lebenselixier wortwörtlich zu nehmen ist und ein langes Leben bzw. möglicherweise eine relative Unsterblichkeit bringen konnte, die dann auch noch mit einer Lebenszufriedenheit oder einer besonderen Lebensfreude gepaart ist. Nun, wenn man sich einmal diese einzelnen Punkte anschaut, erkennt man sofort die typischen Wünsche des Menschen.

Gesundheit und Sorgenfreiheit gelten als höchstes Gut, wobei Macht, Einfluss und Geld dann natürlich auch in der heutigen Zeit nicht fehlen dürfen. Heutzutage wird im Grunde immer noch nach einem Lebenselixier geforscht, auch wenn es unter der Überschrift „pharmazeutische Forschungen“ läuft. Die Wunderpille gegen Krebs, Impotenz oder Unfruchtbarkeit könnte man ohne Weiteres mit dem alchemistischen Lebenselixier gleichsetzen, und dass sich durch die pharmakologischen Errungenschaften das Leben der Menschen verlängert hat (natürlich auch deswegen, weil die Diagnostik besser geworden ist), wird man nicht abstreiten können. So ist die Grundidee des Lebenselixier immer noch vorhanden und auch sehr aktiv in den Gedanken der Menschen, auch wenn nicht mehr das Wort „Lebenselixier“ verwendet wird.

Wie schon erwähnt ist das Wort Elixier auch eng mit dem Stein der Weisen verbunden, da sich das Wort „Elixier“ aus dem griechischen Wort für „Stein“ (xerion) bzw. aus dem arabischen (El Iksir) bildet. Da der Stein der Weisen und auch das Lebenselixier absolut essenzielle Arbeitsziele der Alchemie sind, und beide auch oft mit dem Wortfragment „Tinktur“ (aus dem lateinischen „tingo“, was so viel wie „färben“ bedeutet) in Zusammenhang stehen, sind es – jedes für sich – Bausteine des Großen Werks, dem „Opus Magnum“, also das Ziel und das Meisterstück der alchemistischen Arbeit überhaupt. Doch es wird offensichtlich gern vergessen, dass das Große Werk im Grunde den physischen Tod zum Ziel hat, da man dies als eine Art „Level-Up“ oder einen „Aufstieg“ deklarieren kann, wenn man seine aktuellen Inkarnationsaufgaben erfüllt hat. In diesem Fall ist es unlogisch, ein Mittel zu entwickeln, das einen unsterblich macht, da dies gleichbedeutend mit einem nicht erreichen des eigenen, magischen Lebenszieles bedeutet. In Bezug auf das Große Werk glaubten die Alchemisten, dass fünf essenzielle Punkte erfüllt sein müssen, damit es überhaupt möglich war, es zu erkennen bzw. im Großen Werk zu arbeiten.

Hierzu zählte als ERSTES die Selbsterkenntnis und somit die bewusste Wandlung von einem normalen Menschen in einen „höheren Menschen“, als ZWEITES die Unterstützung des Himmels (bzw. der geistigen Welt), sodass man auf Kräfte jenseits des Irdischen zugreifen konnte. Als DRITTES war das Labor essenziell, welches gut ausgerüstet sein musste, damit man alle Arbeiten und Experimente ausführen konnte. Der VIERTE Punkt war die finanzielle Unabhängigkeit bzw. das man einen Sponsor hatte, der sämtliche Kosten der Experimente auffangen konnte und als FÜNFTES war das Wahren der alchemistischen Kunst, sodass man seinen Sponsoren Gold und Unsterblichkeit in Aussicht stellen konnte. Gut, dass man sich Sorgen um das Sterben macht, dass es mehr als nur ein paar unschöne Methoden des Ablebens gibt, ist klar, doch echte Unsterblichkeit!? Will man das? Einige Menschen sicherlich, da sie sich an ihre materielle Existenz krallen, wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. Daher ist die Suche nach dem „Antitodesmittel“ so alt wie die Menschheit selbst. Jedes Mal, wenn man mit dem Tod konfrontiert wird, erkennt man die eigene Machtlosigkeit, Begrenztheit und auch Sterblichkeit. Vielleicht sind deswegen Geschichten, Märchen und Mythen über die menschliche Unsterblichkeit so berühmt und begehrt. Durch Geschichten, Meinungen und auch echte historische Fehleinschätzungen sind sehr viele alchemistische Mythen negativ realisiert worden, wodurch die Alchemie in der heutigen Zeit immer noch mit einem Lachen bedacht wird, obwohl es die Vorreiter der heutigen Chemie, Pharmazie, Medizin, Physik und Biologie waren. Hierbei muss man natürlich immer berücksichtigen, dass in der damaligen Zeit andere Begrifflichkeiten verwendet worden sind, als es heute der Fall ist. Das Lebenselixier oder auch das viel gelobte Lebenswasser (Aqua Vitae) müssen hierbei aber stets in einem sinnigen Zusammenhang gesetzt werden. Es wird niemand glauben, dass man durch die Verwendung eines Zaubertranks plötzlich unsterblich wird, da die Bestandteile des magischen Trunks sich auf zellularer Ebene auswirken und das Altern von jetzt auf gleich unterbinden.

Hier muss man zum Teil negative Kritik üben, denn in vielen alchemistischen Werken des Mittelalters wird propagiert, dass die echte, materielle bzw. biologische Unsterblichkeit kein Problem ist. Gut, ähnliche Propaganda findet sich auch in alten Grimorien, wo es darum ging, Engel und Dämonen materiell zu beschwören und natürlich auch zu befehligen, da man den Namen Gottes kannte. So ist es menschlich, dass besondere Zutaten – egal, ob es nun um ein Ritual oder um eine alchemistische Zubereitung geht – immer als ausschlaggebende Erfolgsgarantien in die jeweiligen Arbeiten eingeflochten wurden. Hierbei kannte die Obskurität keine Grenzen, wobei immer Materialien verlangt wurden, die in der jeweiligen Region sehr schwer zu bekommen waren. In der heutigen Zeit würde man wohl stets auf radioaktive Elemente bauen, da diese in großen Mengen für den Normalbürger kaum zu erhalten sind. In der damaligen Zeit waren es dann andere Mittel und Extrakte (u. a. Korallenpulver von roten Korallen, um das rote Elixier zu erschaffen), die in manchen Regionen nicht ohne Weiteres zu erhalten waren. Hierbei muss man jedoch immer die jeweilige Zeit und die Orte der Alchemisten berücksichtigen, sodass in China und Indien andere Ideen geboren wurden, als in Europa des Mittelalters. Doch bei allen seltsamen Einfällen und Ideen, kann man durch das Wirken der Alchemie auch klare tiefenpsychologische Tendenzen erkennen, denn letztlich vollzog die Alchemie einen echten Weltenwandel mit sich. Durch die Alchemie wurde die eigene Göttlichkeit bzw. die Chance „Wundermittel“ oder „allgemeine Wunder“ zu erschaffen, neu beleuchtet. Wenn man so will, findet man auch im Stein der Weisen und somit auch im Lebenselixier die Grundidee eines „wahren Lebens“ wieder, eines Lebens, welches man selbst vollkommen bestimmen kann, was in der damaligen Zeit nicht immer so einfach war, wie es heute ist. Daher muss man den Gedanken des Lebenselixiers auch als Aufruf zu einem unabhängigen Leben sehen, welches durch pharmakologische Kenntnisse „geschützt“ oder auch „erhalten“ werden kann.

Hierdurch setzte die Alchemie den Suchfokus auch in das Innenleben des Menschen, sodass man es philosophisch ohne Weiteres dahingehend deuten kann, dass die Suche nach Erleuchtung der Alchemisten vom Außen ins Innere verlagert wurde. Während in der alten Zeit die Mystiker und Magier oft im Außen nach Erfüllung, Zufriedenheit und Behagen suchten, erkannten einige, dass man es im Außen nicht finden konnte. Was die Alten außen suchten, ist im eigenen Inneren zu finden, in der Verbindung zur eigenen Seele, zum Glück und zur Vergöttlichung. So wurde der Fokus der Alchemisten in das Innere verlegt – auch wenn man in einem Labor Dinge erschaffen sollte, die dem Körper helfen sollten. Wenn man jedoch den philosophischen Gedanken der Alchemie fortsetzen will, kann man erkennen, dass es den „wahren Alchemisten“ weder um Gold noch um materielle / physische Unsterblichkeit ging. Es ging eher darum, dass man sich selbst seine Freiheit verdient und selbstbestimmt leben kann, sodass man den „Tod der Gesellschaft“ überwinden konnte und nicht mehr Spielball der verschiedensten äußeren Merkmale des profanen Lebens war. Da die Alchemie sich aber auch mit der Medizin, der Pharmakologie und der Genetik (im weitesten Sinne) befasste, kann man auch hier wieder die Grundidee der Vererbungslehre sehen, dass man begriffen hat, dass der Mensch im Grunde immer etwas „von sich“ weiter gibt und somit unsterblich ist / bleibt. So ist auch die Fähigkeit der Fortpflanzung, die Sexualität und der Koitus selbst, als Lebenselixier zu deuten, denn Mutter Natur hat den Menschen schon so deutlich programmiert, dass er seine Gene verbreiten will, um dadurch ewig zu leben. Dass mittlerweile der Mensch Mutter Natur zerstört, da der Fortpflanzungswille im Grunde außer Kontrolle geraten ist und die Ressourcen der Menschen definitiv NICHT gerecht verteilt sind, ist leider ein anderes Problem. Doch die Alchemisten erkannten auch, dass man durch die Großartigkeit des Geistes, durch die verschiedenen Schöpfungen und Erschaffungen, die der einzelne Mensch leisten kann, eine Art der Unsterblichkeit erhält.

Dass diese Unsterblichkeit im positiven Sinne (Albert Einstein, Isaak Newton, Buddha etc.) wie auch im negativen Sinne (Adolf Hitler, Josef Stalin, Mao Zedong) möglich ist, sollte jedem Menschen klar sein. So ist das Lebenselixier im philosophischen Sinne eine deutliche Bejahung des Lebens und des bewussten Sterbens, da man sich selbst reflektiert, erkannt, analysiert und angenommen hat, um sein Leben voll und ganz, im Einklang mit dem Großen Werk, zu leben!

Doch gibt es nicht in Bezug auf den Begriff „Lebenselixier“ auch echte bzw. real existierende Tränke, die eine besondere bzw. heilsame Reaktion im Menschen hervorrufen? Nun, es gibt hier schon Substanzen bzw. Extrakte, die in der Geschichte mit dem alchemistischen Lebenselixier verglichen bzw. als Synonym verwendet wurde. Hier ist z. B. das Trinkgold der Alchemisten zu nennen, das „Aurum Potabile“ (wortwörtlich „trinkbares Gold“), welches im Grunde ein Allheilmittel war und gleichzeitig auch Seele und Geist des Menschen beflügeln sollte bzw. dies auch konnte. Natürlich gibt es dieses Mittel auch heute noch! Es wird unter dem klassischen Namen „Aurum Potabile“ vermarktet und ist in diversen Shops erhältlich. Natürlich gibt es hier keine exakte Angabe wie das „trinkbare Gold“ erschaffen wird, nur dass es dem Originalrezept gleicht, sodass Gold auf „geheime und geheimnisvolle“ Weise gelöst wird (funktioniert u. a. mit Königswasser, eine Mischung aus Salzsäure (HCl) und Salpetersäure (HNO3) im Verhältnis 3:1), dann einer Destillation unterzogen wird – und zwar über Wochen (was bei verschiedenen Verfahren keine große Besonderheit ist) – um dann bei einer besonderen astrologischen Konstellationen zykliert zu werden – wobei man es eher als cyclisieren beschreiben müsste, womit eine Cyclisierung bzw. ein chemisch-molekularer Ringschluss gemeint ist. Hierdurch soll dann eine alkoholische Lösung herauskommen, die dann als „Aurum Potabile“, als trinkbares Gold vermarktet wird.

Nun, wenn man sich die historischen Zusammenhänge des trinkbaren Goldes anschaut, findet man im Allgemeinen, dass alle goldhaltigen oder auch sehr teuren mittelalterlichen Arzneimittel, die Titel trugen. Auch die Verbindung des Steins der Weisen zusammen mit Rotwein, bekam den Namen „trinkbares Gold“, sodass auch hier wieder eine universelle Heilung beschrieben wurde.

In Bezug auf das „trinkbare Gold“ findet man immer wieder ausschweifende Lobeshymnen von berühmten oder auffälligen Alchemisten, egal, ob es nun Johann Isaac Hollandus, Pierre-Jean Fabre, Alexander Seton oder auch Paracelsus (bzw. Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim) waren, das trinkbare Gold war eine sehr besondere Mischung. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch in der heutigen Zeit mit dem „Aurum Potabile“ ein Geschäft gemacht werden kann. Gold! Gold! Gold! Irgendwie dreht sich sehr viel um Gold, was auch wieder für die Sonne steht oder auch den Mittelpunkt des Lebens. Gesundheit ist da definitiv ein essenzieller Mittelpunkt, gerade dann, wenn man im Alter kleine Wehwehchen bekommt oder chronische Krankheiten ausbildet. Und es ist sicherlich sehr einfach nachzuvollziehen, dass man als Mensch seine Schmerzen loswerden will. Es wird nur immer schwierig, wenn philosophische Konzepte zu wortwörtlich genommen werden und man irgendwann einem Phantom nachjagt. Hierbei muss man noch zusätzlich berücksichtigen, dass die Transformation von Blei und Gold auch so verstanden werden kann, dass man von einem ungesunden, schweren oder bleiernen Zustand in einen gesunden, leichten und goldenen Zustand versetzt wird, wenn man sich selbst transformiert.

Berühmte mittelalterliche Alchemisten wie Paracelsus und Isaacus Hollandus berichten von geheimnisvollen Lebenselixieren und den schier unglaublichen Heilerfolgen damit. Besonders legendär war das „Aurum Potabile“, das „Trinkgold der Alchemisten“.

Hergestellt aus purem Gold, das auf geheime Weise verflüssigt und aufwendig im Labor mehrere Monate lang bearbeitet wurde. Nicht um die Herstellung von Gold aus Blei ging es den wahren Alchemisten. Ihr Ziel war vielmehr, das höchste Allheilmittel zu finden – jenes Mittel, das Körper, Geist und Seele gleichermaßen verwandelt: Alles Schwere, Dunkle und Kranke im Menschen, symbolisiert durch das „dunkle“ Blei, soll durch die alchemistischen Lebenselixiere „durchlichtet“, „erleuchtet“ und in Gesundheit, symbolisch in das „lichte Gold“, transformiert werden. In der neuen „Lichtarbeitersprache“ würde man einfach sagen, dass man durch die Alchemie seine eigene Schwingung erhöhen kann oder dass man in eine höhere Dimension eintritt, wenn man sich alchemistisch verändert. Dass diese Selbstevolution immer nur einer im Kosmos forcieren, ausführen und bewältigen kann – immer man selbst – wird nur sehr gern verschwiegen, da man so keine guten Geschäfte machen kann. Wieder ist hier der Geschäftstrieb des Menschen das Blei, im goldenen Transformationsprozess. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn die wahren Alchemisten ihre Vorgehensweisen verschleierten. Gut, dies diente auch der Täuschung von potenziellen Geldgebern und Sponsoren, doch es ging auch um eine Geheimhaltung. Hierzu wurden sehr blumige Formulierungen verwendet, die man im Grunde als „Fachvokabeln“ deklarieren muss. In Bezug auf die „geheimen Formulierungen“ der Alchemisten, muss man es sich so vorstellen, dass man nicht wollte, dass der „normal Gebildete“ sich Zugang zu den magischen und alchemistischen Geheimnissen verschaffen konnte.

Wenn man nicht will, dass ein Mensch etwas erfährt, welches er nicht erfahren soll, kann man es codieren. Dies ist aber sehr umständlich und birgt immer das Risiko, dass der Code doch geknackt wird. Kryptologie ist hier eine ganz eigene Wissenschaft und im Grunde kann man – irgendwann und mit technischen Hilfsmitteln – so gut wie jeden Code knacken.

Was ist aber, wenn es kein richtiger Code ist, sondern eine Neuinterpretation von bekannten verfahren, was ist, wenn man bekannte Begriffe verwendet und diese in einen „unmöglichen Zusammenhang“ bringt? Dann wird es mit der Dechiffrierung nicht einfach. Doch man kennt solche Dinge auch heute noch und sie werden ganz normal im Alltag verwendet. Das Roggenbrötchen mit Käse kann man auch als „Halven Hahn“ bezeichnen, das Brathähnchen kann man „Broiler“ nennen, ein Würstchengericht – speziell angerichtet – nennt man „abgehakte Finger“, Butterkekse mit Schokoladenüberzug, kann man auch „Kalte Schnauze“ nennen und ein spezielles Weizengebäck nennt man z. B. Flutschmoppen. Wenn man dann in eine „andere Kultur“ geht oder auch nur in ein Nachbarland, kann es sein, dass auch hier bekannte Begriffe vollkommen anders verwendet werden.

Wenn man z. B. in Österreich Erdbeeren betiteln will, heißen diese Ananas, was wiederum in Deutschland ein ganz anderes Obst ist. Die Ananas, die man in Deutschland mit dem Begriff verbindet – also die „Ananas comosusalso“ – trägt in Österreich den Namen „Hawaii-Ananas“. Natürlich kann man auch versuchen in eine Fachsprache zu wechseln, die nur die „Gelehrten“ verstehen, sodass man die Erdbeere botanisch korrekt als „Sammelnussfrucht“ (Erdbeeren sind in Wirklichkeit Nüsse und keine Beeren) bezeichnet, was im Normalfall nicht 100% der Bevölkerung wissen. Doch wie will man nun Geheimnisse vor Menschen verbergen, die eben gebildet oder belesen sind und sich auch sonst in der Welt sehr gut auskennen? In diesem Fall muss man zu anderen Metaphern greifen, die man als Außenstehender nicht verstehen kann. Der Stein der Weisen – wie schon erwähnt – wird auch als Lapis Philosophorum, Roter Löwe, Roter Drache, Rotes Elixier, Rote Tinktur, Großes Elixier, Magisterium, Panazee des Lebens, philosophischer Stein oder auch Astralstein genannt.

Wenn man keinen Zugang zur Alchemie hat, wenn man nicht weiß, dass mit einem „roten Löwen“ eigentlich eine Mixtur gemeint ist, wird man nicht wirklich auf die korrekte Lösung kommen können. Daher sind die blumigen und sehr metaphorischen Begriffe bewusst, und aus Gründen der Codierung bzw. der Verschleierung, gewählt worden. Wie sinnig oder unsinnig dieses Vorgehen ist, muss sich jeder selbst beantworten. Fakt ist, dass durch eine unlösbare Verschleierung Wissen verloren gehen kann, fakt ist aber auch, dass es stets „Diebe, Halunken und Schurken“ gegeben hat, die Ideen, Entdeckungen, Einfälle, Entwürfe und Erkenntnisse von anderen stahlen, um diese selbst zu vermarkten.

In Bezug auf das Lebenselixier muss man diesen Gedanken im Hinterkopf behalten, denn selbstverständlich gab es auch hier Charaktere, die das alchemistische Geheimnis in Profit verwandeln wollten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die verschiedenen Inhaltsstoffe – die zum Teil Namen wie „Geheimes Salzfeuer“, „philosophischer Merkur“, „Metallsamen“, „fermentierenden Kräften“ und „Weingeist der Adepten“ trugen – durch Allgemeinwissen nicht ohne Weiteres entschlüsselt werden konnten. Man konnte zwar raten, was es für Substanzen waren - philosophischer Merkur kann reines Quecksilber aber auch ein Quecksilbersalz sein -, doch ist Raten keine gute Idee, wenn man exakte Werte bzw. Ergebnisse erzielen will. Ferner ging es natürlich auch darum, dass die verwendeten Stoffe auch den korrekten energetischen Charakter trugen, sodass, wenn Metalle wie Blei, Zinn, Eisen, Gold, Kupfer, Quecksilber und Silber aufgelöst oder mit anderen Substanzen zusammengebracht wurden, auch die archetypische Planetenenergie transportiert werden. Gleiches galt auf für Edelsteine, die wieder verarbeitet und zum Teil auch aufgelöst wurden. In der Alchemie spielte daher nicht nur das exakte Reagenz eine wichtige Rolle, sondern auch der Zustand des Alchemisten, der seine innere Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele beherrschen konnte.

Und selbst wenn man die korrekten Substanzen und auch das nötige spirituell-energetische Wissen besaß, musste man zusätzlich den Gebrauch der Laborgerätschaften meistern. Auch hier wurden blumige und metaphorische Bezeichnungen gewählt, was eine erneute Codierung oder Verkomplizierung ergab. Man muss hierbei berücksichtigen, dass die falsche Verwendung eines Laborgerätes – falscher Kolben, falscher Filter, Destillationsapparatur etc. erneut das Endprodukt verfälschen oder auch vernichten konnte. Dies ist heute wie damals ein aktuelles Thema. Man kann und darf nicht einfach nach gut dünken seine Materialien auswählen – genau deswegen gibt es ja so viele komplizierte Laborgeräte aus Glas und Plastik. Selbst wenn man feste Stoffe mischt oder sie zerreibt, muss man schauen, ob man einen Mörser aus Metall, als Porzellan, aus Stein oder aus Plastik verwendet, da manche Stoffe mit Mörsern und Pistillen reagieren können. Ein weiterer Umstand waren bestimmte Planetenkonstellationen, wobei es hier auch wieder um die energetischen Faktoren der Archetypen, der Himmelskörper ging, und nicht um die materiellen Himmelsgiganten. Wie immer ist hier der Protagonist der Brennpunkt, und wenn dieser für sich entschlossen hat, dass der Mond nur ein toter Gesteinsbrocken ist, wird er ein anders Ergebnis bei zunehmenden Mond erzeugen, als jemand, der für sich überzeugt ist, dass die Mondphasen eine große Bedeutung und auch Einfluss auf magische Arbeiten haben.

Man sieht also, dass das Lebenselixier oder auch das trinkbare Gold, für die Alchemisten keine Kleinigkeit war. Es war eines der wichtigsten Zielpunkt der Alchemie selbst, auch wenn dieser Zielpunkt viele Namen hatte und zum Teil abenteuerliche Verknüpfungen und Erklärungen anbot. Eine Vokabel, die auch immer wieder mit dem Lebenselixier in Zusammenhang steht, ist „Alkahest“ oder auch „Alcahest“. Hierbei handelt es sich auf der einen Seite um ein hypothetisches Lösungsmittel, das alles lösen kann und daher universell einzusetzen ist und auf der anderen Seite um das Lebenselixier selbst.

Bei dem Begriff „Alkahest“ handelt es sich wahrscheinlich um ein Kunstwort, welches von Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim (Paracelsus) möglicherweise erfunden wurde und sich primär auf den Stoff „Sal Alkali“ (latinisierte Form des arabischen Wortes al-qalya, was man lapidar mit Pottasche übersetzen kann) bezieht, was – in Bezug auf Paracelsus – meist Kaliumcarbonat K2CO3 (was auch mit Pottasche immer noch betitelt wird), gelöst in Alkohol, war. Aus heutiger und chemischer Sicht muss man sagen, dass es sich hierbei um Substanzen handelt, die mit Wasser eine alkalische Lösung – also eine Lauge (PH >7,5) bilden. Hierbei besitzen diese Stoffe die Charakteristika, dass sie eine Wasser- oder Alkohollöslichkeit besitzen, sich mit Säuren, Salzen, Fetten, fetten Ölen chemisch zu verbinden und u. a. via Verseifung Seife und Glycerin entstehen lassen und auf organische Produkte (egal ob pflanzlich, tierisch oder menschlich) einen eher verätzenden Charakter haben. Im Mittelalter hingegen wurde die Substanz als „Alleslöser“ oder auch „Allesauflöser“ gesehen, sodass man im Grunde das Alkahest überhaupt nicht lagern konnte – es wurde schließlich, in der Vorstellung der Alchemisten, alles aufgelöst, auch das Lagerungsgefäß. Dies wurde später natürlich etwas verifiziert, sodass man sagte, dass das Alkahest die chemische Substanz in die Elemente auflöst, aus denen die jeweiligen Stoffe bestehen (hierbei sind nicht die klassischen fünf Elemente Äther, Feuer, Wasser, Luft und Erde gemeint). Ferner wurde nicht immer Kaliumcarbonat verwendet. Paracelsus z. B. verwendete ein Gemisch aus Calciumoxid (CaO), Alkohol (C2H5OH) und Calciumcarbonat (CaCO3), wobei auch diese Mischung unter chemischen Gesichtspunkten der Zusammenfassung „Alkahest“ zuzuordnen ist. Doch auch wenn Alkahest Stoffe oder „Körper“ auflösen kann, so würde das Alkahest niemals den Kern oder den Samen des jeweiligen Stoffes / Körpers auflösen. Hierdurch bleibt die Quintessenz der jeweiligen Substanz, die sich dann zu einem Salz formen würde – aus Gold würde dann ein Goldsalz werden.

Durch diese Idee schwang sich das Alkahest nicht nur zu einem universalen Lösungsmittel auf, sondern auch zu einer Substanz, die Stoffe von etwas „Überflüssigen“ befreit. Diese Idee wurde dann natürlich sofort auf den Menschen übertragen, denn schließlich ging es in der Alchemie primär darum, dass ein unedler Geist zu einem goldenen, großmütigen Geist aufsteigt. Zwar glaubte man nicht, dass man durch einfaches Schlucken des Alkahest eine innere Reinheit und Feinheit erreichen würde (was gesundheitlich nicht so schlimm wäre, da der Stoff nur reizend ist und die letale Dosis weit über 1Kg pro Kilogramm Körpergewicht liegt), dennoch ging es darum, dass die Fähigkeit des Alkahest – „Gegenstände“ bleiben in ihrer Essenz „unverletzt“, dennoch wird der widerspenstige Teil des Körpers/Stoffe aufgelöst – absolut essenziell für das Lebenselixier war, denn wenn man es so deuten will, sind Krankheiten, Alterung und menschliche Unpässlichkeiten, nichts anders als widerspenstige Teile des Lebens.

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Magisches Kompendium - Alchemie

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