Читать книгу Magisches Kompendium - Kabbalah - Wissen und Weisheit im Sephiroth und Qlippoth - Frater LYSIR - Страница 5

Kabbalah – Ursprünge und Grundinformationen

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Wenn man mit der Kabbalah arbeiten will, muss man akzeptieren, dass man sich zu Beginn mit viel Theorie auseinandersetzen muss. Daher wird man nicht „mal eben“ die Kabbalah „machen“, da es sowieso nicht „die Kabbalah“ gibt. Es ist eine Maxime, eine Philosophie, ein System und eine Schablone, die eine sehr hohe Flexibilität besitzt. Daher ist es nicht überraschend, dass es immer wieder Bereiche gibt, die noch „erforscht“, „geprüft“ oder „extrahiert“ wurden. Jedes Mal kann man neue Ebenen, neue Methoden und neue Ansätze erkennen und verstehen, wenn man sich auf eine kabbalistische Arbeitsweise einlässt. Dieses „Einlassen“ ist aber bei einigen Menschen schon ein Problem. Es wird eher mit Langeweile und Ablehnung reagiert, da man sich hinsetzen muss, um was zu lernen. Natürlich kann man die Kabbalah auch intuitiv erfassen, doch die jeweiligen Fachvokabeln, muss man dennoch mittels Intellekt lernen und verstehen. So ist also eine Art der Aufschlüsselung, ein Weg der Transkription nötig, damit man für die Essenzen, die die Kabbalah zu bieten hat, assimilieren, verstehen und auch anwenden kann. Dies bedeutet nicht, dass man nur dann die Philosophie der Kabbalah verstehen kann, wenn man „diese“ im Original liest, d. h. in hebräischer oder sogar aramäischer Sprache. Natürlich ist es hilfreich, wenn man „etwas“ in der Sprache des Verfassers liest, da es gerade bei Übersetzungen immer Fehlerquellen geben wird. Ferner kann man in Sprachen auch sehr viele „verstecke und okkulte Hinweise“ geben, indem man spezifische Metaphern verwendet. Dennoch ist es nicht essenziell, dass man jetzt hebräisch oder aramäisch beherrscht, denn man muss auch nicht bemüht sein, dass man jedes einzelne Sauerstoffmolekül in der Luft genauestens kennt, um überhaupt atmen zu können. Es reicht, wenn man weiß, dass man Sauerstoff braucht.

Sauerstoff! Oxygenium! O2! Alles Bezeichnungen eines Stoffes. Kabbalah! Kabbala! Qabbalah! Kabala! Qabala! Alles Bezeichnungen einer Maxime und eines magischen Systems. Die Bezeichnung Kabbalah (hebräisch הלבק), deren Bedeutung „Überlieferung, Übernahme und Weiterleitung" lautet, geht auf den hebräischen Wortstamm q-b-l zurück. Wenn man dann in diesen Wortstamm eintauchen will, findet man über die Buchstaben „q-b-l“ folgende Informationen:

q: Koph oder Qoph (קוף); der 19. Buchstabe, der selbst den Zahlenwert 100 hat. Meistens wird beim Sprechen das „Koph oder Qoph“ wie das „Kaph“ (mit Dagesch; ein diakritisches Zeichen im vokalisierten hebräischen Text, dass eine Verdoppelung des Konsonanten oder eine besondere Aussprache anzeigt; es wird als Punkt geschrieben, der in das Innere eines Konsonantenzeichens gesetzt werden kann) ausgesprochen. Ursprünglich wurde der Buchstaben Koph oder Qoph jedoch kehliger ausgesprochen als das Kaph, sodass es hier ein stimmloser velarer Plosiv bzw. ein „Verschlusslaut“ ist. Im Deutschen wäre eine Entsprechung die Wörter „Kamm“ oder auch „Fuchs“. Also ist es primär ein „K“ und nur sekundär ein „Q“. Jede Sprache hat eben ihre Besonderheiten. Heißt es „Chemie“ und „China“ (als CH-Kehllaut) oder heißt es „Chemie“ und „China“ (als harter K-Laut; Kemie und Kina)?

b: Beth (בית); der 2. Buchstabe, der selbst den Zahlenwert 2 hat. Das „Beth“ ist ein Konsonant und wird auch meist als „b“ gesprochen. Nur wenn es mit einem „Dagesch“ versehen ist (was im Fall des Wortstammes der Kabbalah nicht der Fall ist), wird der Buchstabe als „v“ betont.

l: Lamed (למד); der 12. Buchstabe, der selbst den Zahlenwert 30 hat. Das „Lamed“ wird in diesem Fall als „l“ gesprochen und hat keine weiteren Besonderheiten.

Daher kann man sagen, dass die Schreibweise „Qabbalah“ einfach nur eine „ältere“ Schreibweise ist bzw. eine Schreibweise, die sich darauf bezieht, dass aus dem hebräischen Buchstabe „Koph“ oder „Qoph“ das lateinische „Q“ wurde. Der der Zahlenwert von 132 (Q/K = 100 + B = 2 + L = 30) bleibt jedoch unverändert. Doch man sieht, dass man manchmal eine dogmatische Sicht akzeptieren muss. Definitionsgemäß ist ein Dogma eine feststehende Definition oder eine grundlegende Lehrmeinung, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt. Das Wort „Dogma“ ist griechisch und bedeutet „Meinung, Denkart, Lehrsatz“. Wenn es um die Kabbalah geht, kann man es sich so vorstellen, dass man am Anfang erst einmal auf einzelnen Dogmen sein Konstrukt aufbauen kann. Ein Dogma bietet ein gutes und hartes Fundament. Mit der Zeit wird man sein eigenes Fundament gießen, sodass man auf die ursprünglichen Dogmen nicht mehr angewiesen ist. Das bedeutet aber auch, dass man NICHT unter einem Dogma leben und arbeiten soll. Es soll ein Fundament sein, kein Dach, welches den menschlichen Geist klein und geduckt hält.

Zusammenfassend kann man erst einmal folgende Punkte aufführen:

Die Kabbalah ist ein System, um Magie zu wirken und es anderen zu erklären.

Mit der Hilfe der Kabbalah kann man die Natur verstehen, das Konzept „wie innen, so außen“, „wie oben, so unten“ – im Mikro-, Meso- und Makrokosmos.

Die Kabbalah kann als Erklärungsmodell für viele Ideen, Rätsel und Ausführungen verwendet werden.

Die Kabbalah kann als Verbindungsglied vieler magischer Traditionen und Arbeiten gelten, sodass man diese Traditionen und Arbeiten aus neuen Blickwinkeln erkennen und verstehen kann.

Die Kabbalah bietet die Möglichkeit, als Übersetzungsmatrix der geistigen Welt zu fungieren, sodass man hierdurch effektive Verbindungen und auch Botschaften der anderen Ebenen empfangen, verstehen, interpretieren und gezielt verwenden kann.

Man sieht, dass die Kabbalah ein breites Spektrum abdeckt, auch wenn hier und da Dogmen zu finden sind. Nun, Dogmen findet man in vielen Weltreligionen und die Kabbalah ist da eben keine Ausnahme. Dies liegt auch daran, dass die Philosophie der Kabbalah aus der jüdischen Religion emporgehoben wurde, jedoch nicht zu deren Grundfesten gehört. Man muss bedenken, dass das Judentum eine kontinuierliche Geschichte besitzt, die mehr als 4000 Jahren datiert ist. In diesem Zeitraum findet man auch die Kabbalah wieder und wieder bzw. die Grundideen und die philosophischen Ansätze. Wenn man zählen will, findet man die Kabbalah insgesamt viermal als temporäre Schemen. Der vierte Schemen ist heutzutage weltweit verbreitet, die anderen drei Schemen findet man in historischen Aufzeichnungen, welche in den Landstrichen Palästina, Spanien und in Mittel- und Osteuropa verfasst wurden. Selbstverständlich haben sich die Sicht- und Arbeitsweisen in Bezug auf die kabbalistischen Systeme verändert. Daher muss man, wenn man mit der Kabbalah arbeiten will, eine Unterscheidung der jeweiligen Vorangehensweise machen. Einmal ist die rabbinische Tradition, also die Sichtweise des jüdischen Volkes, zu nennen. Ein anderes Mal muss die Altertumsforschung berücksichtigt werden, also die Sichtweise aus geschichtlichen Fakten und archäologischen Funden. Wenn man dann noch weiter gehen will, muss man auch das eigene magische Weltbild verwenden, da die rabbinische Tradition sehr starke religiöse (und daher dogmatische) Strukturen aufweist. Strukturen sind wichtig, doch muss man auf ihnen etwas aufbauen, nicht unter ihrem Deckmantel agieren.

So kann man erneut folgende Stichpunkte in Bezug auf die Kabbalah äußern:

Eine Struktur und eine Klarheit bei Verwendung einer gemeinsamen „magischen Sprache“ hilft, das System zu erkennen.

Die hebräische Sprache kann hierbei helfen, ist aber NICHT essenziell.

Viele Begriffe, Darstellungen, Modelle, Ideen braucht man nicht AM ANFANG!

Die (meisten) Dogmen beugen sich der Individualität – der Protagonist bestimmt ALLES!

Die Kabbalah ist komplex – doch die Grundgedanken sind EINFACH und LEICHT VERSTÄNDLICH, wenn man einmal seinen Widerwillen überwunden und das Muster der Kabbalah erkannt hat.

Die „fremden Wörter“ (wie Sephiroth, Qlippoth, Paroketh, Abyss, Assiah, Jetzirah, Beriah, Aziluth etc.) muss man als „Vokabeln“ sehen, die man erst mal lernen muss!

Alles was die Kabbalah beinhaltet, kann man auch in anderen Systemen FINDEN/ERKENNEN, sodass man sich hier eigene Übersetzungshilfen schaffen kann. Eine Übersetzung bzw. Adaption funktioniert immer in beide Richtungen.

Wille und Durchhaltevermögen ergeben neues Wissen, das perfekt für die Evolution des Selbst verwendet werden kann, doch hierzu muss man am Anfang eben auch die Theorie lernen. Bevor man astral fliegt, sollte man gehen, laufen, rennen und springen lernen – astral und real!

Die Kabbalah ist KEINE Religion! Sie ist eine KOMMUNIKATIONSHILFE und leider wird sehr oft viel „Tamtam“ gemacht. Dies dient primär der Verschleierung und puscht das Ego des Verursachers. Mehr nicht!

Das Prinzip der Kabbalah umfasst das Erkennen, Integrieren, Verwenden und das Transformieren (Senden) einer Energie in das alltägliche Umfeld, welche „Alles mit Allem“ verbindet. Diese Energie kann mit folgenden Begriffen beschrieben, jedoch NICHT gleichgesetzt werden …

Wie Oben so Unten!“

Gleiches zieht Gleiches an!“

Kausalität – Aktion und Reaktion!“

Die Energie des Lichtes (INFORMATION) und der Liebe (SCHÖPFUNG)!“

Gedanken erschaffen alles, gerade die eigene, subjektive Realität!“

Bei diesen ganzen Auflistungen, muss man sich daran erinnern, dass es leere Hülsen sind, wenn man sie nicht selbst mit Wissen füllen kann. So ähnlich muss man auch das Konzept der Kabbalah selbst sehen. Es ist eine Hülse, die mit eigenen Erfahrungen gefüllt wird.

Diese Erfahrungen können sich wieder auf Dogmen beziehen, bzw. man kann Erfahrungen auf Dogmen aufbauen. Heilige Schriften, essenzielle Bücher sind oft voll von diesen Fundamenten / Dogmen, sodass es nicht verwundert, dass man für sich einiges hieraus ableiten kann. Gemeint sind natürlich die „berühmten Bücher des Judentums“, da diese einen sehr großen Einfluss auf die Kabbalah hatten, da man diese Bücher aus rabbinischer Sicht und aus Sicht der Altertumsforschung erklären kann.

Diese berühmten Bücher sind die Tora (תורה), der Talmud (תלמוד), der Sohar / Zohar (זהר) und das Sepher Jetzirah (יצירה ספר), das Buch der Schöpfung, wobei das Buch der Schöpfung an und für sich als Ursprung der drei Bücher zu sehen ist. Und genau hier muss man aufmerken! Denn die Kabbalah ist KEIN Buch! Es ist eine Lehre, eine Maxime, die sich auf die Werke Tora, Talmud, Zohar, Sepher Jetzirah bezieht und letztlich sich auf jede magisch-mystische Schrift beziehen KANN! Die Kabbalah ist ein System, ein Werkzeug zur Selbstevolution! Daher ist es faktisch falsch zu sagen „Ich habe die Kabbalah gelesen“! Dennoch wird dieser Ausspruch gern getätigt! Es sein angemerkt, dass man diesen Satz als eine Art Idiom deuten soll, welches einfach mitteilen will, dass sich der Mensch kabbalistisch interessiert. Aus Gründen der einfachen Formulierung, wähle ich auch oft die Bezeichnung „die Kabbalah“, was eine Assoziation mit einem Buch ergeben kann. Es ist aber kein Buch! Das Wort bzw. das System, die Philosophie, die man mit der Vokabel „Kabbalah“ betitelt, ist eine Maxime, die sich auf die „Pfeiler“, Tora, Talmud, Zohar, Sepher Jetzirah stützt.

Muss man jetzt diese Schriften lesen, um die Kabbalah zu verstehen? Nein! Es ist ähnlich der hebräischen Sprache, d. h., es kann dem einzelnen Menschen helfen, diese literarischen Pfeiler „der Kabbalah“ zu lesen. Ich will kurz die einzelnen Bücher skizzieren, sodass man sich zumindest einen Eindruck verschaffen kann:

Tora: Die Tora ist eine Buchrolle, die aus fünf Konventionen besteht. Es ist eine dogmatische Schrift, denn es heißt … „Die Tora ist alles und was in ihr steht, ist Wahrheit, allein die Wahrheit, denn alles, was der Mensch jemals wissen muss, steht in der Tora!“ Nun ja, sicherlich ein sehr hartes Fundament, welchen aber auch den freien Geist unterdrücken kann. Dies merkt man schon daran, dass die rabbinische Tradition sagt, dass die Tora vor ca. 3500 Jahren verfasst wurde, also zu der Zeit, als der Exodus, der Auszug aus Ägypten (Filmklassiker „10. Gebote“, egal ob mit Charlton Heston oder mit Christian Bale als „Mose“) vollzogen wurde.

Dagegen spricht die Altertumsforschung davon, dass die Tora ca. vor 2700 Jahren verfasst wurde, und eine Zusammenfassung verschiedenster Autoren ist, die alle Rabbiner waren. Dagegen spricht die rabbinische Sichtweise, in dem darauf beharrt wird, dass Moses die Tora geschrieben hat. Im Grunde vollkommen irrelevant und als Dogma zu klassifizieren, WER die Tora verfasst hat. Fakt ist, dass bis zur Ausformulierung der Tora, ausschließlich Erzählungen, Phänomene, Gebote, Überlieferungen usw. mündlich von Generation zu Generation weitergegeben wurden, was letztlich dazu führte, dass vieles vergessen bzw. auch verfälscht wurde. Wichtig ist noch das Dogma, dass die Tora exakt 304.805 Buchstaben umfasst. Diese 304.805 Buchstaben dürfen weder verändert werden, noch dürfen Buchstaben fortgelassen oder hinzugesetzt werden.

Talmud: Beim Talmund gibt es verschiedene Versionen. Es gibt den sog. „babylonischen Talmud“, der vor ca. 2500 Jahren entstanden ist, in der Zeit der Zerstörung des salomonischen Tempels, welcher sich im Zweistromland befand – im heutigen Irak. Die andere Version ist der „Talmud Jeruschalmi“, der in seinen Zielsetzungen und Ansprüchen weniger dogmatisch verfasst wurde, wodurch er eine weniger wichtige Rolle bekam. Dieses Werk wurde etwa vor 2200 Jahren vom Rabbi Jochanan verfasst. Wenn jedoch einfach vom „Talmud“ gesprochen wird, ist immer der „babylonische Talmud“ gemeint. Allgemein kann man sagen, dass der Talmud eine Art Diskussion der Mischna ist. Die Mischnah ist eine „Wiederholungssammlung“ der mündlichen Lehre des Judentums und wird in sechs Ordnungen geteilt: Seraim (Saaten), Moed (Festzeiten), Naschim (Ehe und Familienrecht), Nesikin (Beschädigungen, Zivil- und Strafrecht), Kodaschim (heilige Dinge - Tempel und Opferriten) und Toharot (die Reinheitsgebote). Man könnte auch einfach behaupten, dass der Talmud eine „Spielregelinterpretation“ ist. Nebenbei muss man aber auch die Gemarah erwähnen, was eine „satzweise Erklärung“ der Mischnah ist.

Zohar / Sohar: Der Name bedeutet wortwörtlich „Glanz“ und wurde in Aramäisch und zu Teilen auch in Hebräisch verfasst. In diesem Werk sind viele Schriften der jüdischen Mystik vorhanden, wobei die Texte sich auf die biblischen Texte bei den Propheten Ezechiel und Daniel beziehen. Die erste Publikation des Sohar fand „erst“ im 13. Jahrhundert statt, wobei die rabbinische Tradition davon ausgeht, dass der Sohar ca. 100 Jahre nach dem Talmud entstanden ist, also vor ca. 2400 Jahren.

Sepher Jetzirah: Es ist „das Buch der Schöpfung“ bzw. eine antike kosmologische und naturwissenschaftliche Abhandlung, welche sich auf die Elemente der göttlichen Schöpfung der Materie und auf die strukturelle Darstellung und Aufbau dieser Schöpfung bezieht. Das Sepher Jetzirah hat einen sehr speziellen Bezug zum Sephiroth, da es hier um die 10 Sphären und die 22 hebräischen Buchstaben geht. Man geht davon aus, dass dieses Werk im 2. Jahrhundert geschrieben wurde, wobei es auch Meinungen gibt, dass man es 200 Jahre v. Chr. datieren muss. Doch erst ab dem 10. Jahrhundert wurde diese Heilige Schrift kommentiert, sodass die philosophischen und wissenschaftlichen Sichtweisen primär im Vordergrund gerückt sind. Mehr und mehr keimte eine metaphysische Weltanschauung, was dann natürlich auch die kabbalistischen Lehren veränderte. Da die Schöpfungsvorstellung im Sepher Jetzirah sich von Schöpfungsvorstellung im Talmud und im Midrasch unterscheidet, ist das Sepher Jetzirah als kontroverse Schrift zu deuten. Kontrovers wird aber auch der Autor des Sepher Jetzirah gedeutet, da dies der biblische Abraham sein soll. Ferner gibt es viele handschriftliche Kurz- und Langfassungen dieses Werkes, sodass hier weiterer Diskussionsstoff zu finden ist, denn erst im Jahr 1552 wurde das Sepher Jetzirah wirklich schriftlich gedruckt. In diesem Kontext kann man auch nun die VIER ZEITPHASEN der Kabbalah klassifizieren!

Phase 1: > 200 v. Chr.

In diesem Zeitabschnitt sind primäre Spekulationen über Gott, seinen Thronwaagen und den Lebensbaum zu finden. In dieser Phase wurde eben das Sepher Jetzirah, das Buch der Schöpfung verfasst, sodass die Grundidee der zehn Welten in Form eines Mandala bzw. des Sephiroth erfunden wurde. Ferner umfasst diese Phase auch die poetische Beschreibung, wie die Welt und der Kosmos (mit allen Fragmenten, also auch der Mensch selbst) entstanden sind. Da der Mensch ein Teil des Kosmos ist, konnte er auch auf diesen Kosmos eine Wirkung bzw. eine Beeinflussung ausüben.

Phase 2: 800 Jahren – 1300 n. Chr.

In dieser Phase wurde die Kabbalah als eine eigenständige Strömung erkannt und verstanden. Der primäre Arbeitsbereich war hier das mittelalterliche Spanien, welches zu großen Teilen von den muslimischen Truppen besetzt war. Aufgrund der toleranten Verhältnisse der islamischen Besetzung konnten neuen Ideen und Philosophien erdacht werden. In dieser Phase wurden mystische Bedeutungen diskutiert, die sich auf die Genesis und um das Grundverhältnis zwischen Gott, Kosmos und Menschen beziehen. In dieser Phase keimt das erste Mal die Idee der vier kabbalistischen Welten Assiah, Jetzirah, Beriah und Aziluth auf, Konzepte, die man als „materielle Welt“ (Assiah), „archetypische Welt“ (Jetzirah), „himmlische und duale Welt“ (Beriah) und „göttliche Welt, die Monade“ (Aziluth) beschreiben kann.

Phase 3: 1500 – 1600 n.Chr.

In diesem Zeitabschnitt wurde die Mystik stärker forciert, was bedeutet, dass mystische Spekulationen über den Kosmos, über Gott und natürlich über die menschliche Existenz hier entstanden. Wenn man so will, kann man sagen, dass hier die Kabbalah ihre magische Seite bekam. Dies ist nicht verwunderlich, da gerade in dieser Epoche die magischen Bücher überall in Europa erschienen (Agrippa von Nettesheim, John Dee, Edward Kelley etc.), sodass man hier eine „natürliche kulturelle Entwicklung“ sehen kann. Die Kabbalah „erhielt“ das Verständnis, dass man mit gemeinschaftlichen Meditationen sich selbst erkennen und auch verändern kann. Gleichzeitig wurden aber auch der Kosmos und das Leben selbst einer „dualen Prüfung“ unterzogen, sodass hier die die Ideen des Adam Kadmon, des ersten Menschen, des Qlippoth, der Gegenseite des Sephiroth und der Sphäre Daath, als Schmelztiegel der Selbstevolution, geboren wurden. Ferner muss in diese Zeit auch der „neue Lebensbaum“ (drei Pfade gehen von Malkuth ab; nicht mehr nur ein Pfad) berücksichtigt werden, den der Jesuit Athanasius Kircherus Fuldensis (1602-1680) erfand, und somit die christliche Kabbalah begründete.

Phase 3: 1850 - heute

Diese Phase ist immer noch aktuell. Die Kabbalah wurde mehr und mehr verbreitet und die Ideen und Lehren wurden von magischen Orden und Gruppierungen aufgegriffen, sodass in dieser Zeit unendlich viele Schriften über die Kabbalah bzw. über kabbalistische Ideen entstanden sind.

Doch bei allen Phasen, muss man immer berücksichtigen, dass eine Grundschwingung vorhanden war, eine Grundschwingung, die man in FÜNF Stufen einteilen kann. Diese Stufen sind Zeiten. Die erste Zeit ist die Zeit des Schweigens! Die zweite Zeit ist die Zeit des Zuhörens! Die dritte Zeit ist die Zeit des Erinnerns! Die vierte Zeit ist die Zeit des Praktizierens! Die fünfte Zeit ist die Zeit des Lehrens! Gleichzeitig muss man aber auch betonen, dass eine solche „Einteilung“ ein typisches Vorgehen ist, wenn man ein System klassifizieren will. Hier ist die Kabbalah keine Ausnahme, denn im Endeffekt wurden auch drei große „Arbeitsklassifizierungen“ getroffen. Es ist einmal die theoretische, die meditative und die praktische bzw. magische Kabbalah. Jedoch muss man bedenken, dass diese Arbeitsklassifizierungen nicht strikt getrennt sind, sondern ineinanderfließen und somit keine direkten Übergänge bilden. Wenn man sich also entscheidet, die Ideen der Kabbalah zu verwenden, wird man erkennen, dass man in allen Bereichen seine eigene Meisterschaft erreichen muss, um sich selbst zu evolutionieren. In diesem Kontext sei noch einmal erwähnt, dass die Schriften (oder auch Werkzeuge) „Tora“, „Talmud“, „Zohar / Sohar“ und „Sepher Jetzirah“ interessante Fragmente bieten, aber nicht zwingend studiert werden müssen, um die ersten Schritte im Bereich der Kabbalah zu vollziehen.

Im Folgenden will ich auf die drei Arbeitsklassifizierungen eingehen, mit dem erneuten Hinweis, dass letztlich jeder für sich entscheiden muss, ob eine Vereinigung aller drei Klassifizierungen für die eigene Evolution sinnig ist, oder ob nur das Arbeiten mit der Hilfe eines der drei Wege zum Ziel führt.

Die theoretische Kabbalah

Es ist die Arbeitsweise, die sich auf theosophische, metaphysische, ontologische und haghyparktische Schriften und Gedankenexperimente bezieht. Ein spezielles Augenmerk auf die Darstellung des Sephiroth wird gelegt, sodass man alle theoretischen Verknüpfungen, die durch die Zuteilungen zu den Sephiroth im Sephiroth resultieren, erkennen und verstehen kann. Es wird erkannt, dass der Baum des Lebens, nur ein Symbol, ein Mandala ist, und dass jede Sephirah ihren eigenen Sephiroth, sowie jede Qlippah ihren eigenen Qlippoth hat. Man kann durch diese Arbeitsweisen die philosophischen Fragen des magischen Alltags leichter erklären, da man seine Ideen mit anderen leichter vergleichen kann. Die Numerologie findet hier ihre ersten Berührungspunkte, da man hier Fragen nach Erfolg, Reichtum, Leben, Tod, Schicksal, Lebensaufgabe etc. diskutieren, bzw. darüber philosophieren, kann. So werden in diesem Bereich die erkenntnistheoretischen Erfahrungen gesammelt, wodurch man sich selbst Stück für Stück entwickeln kann und eine Erklärungsschablone für andere magische Systeme erhält, denn auch die theoretische Kabbalah umfasst die Arbeitsweise der Permutation, der Umgruppierung der Buchstaben.

Die meditative Kabbalah

Bei dieser Arbeitsweise geht es nicht nur um meditative Erkenntnisse, denn die meditative Kabbalah umfasst auch meditative Techniken. Die Visualisation, die Imagination, die Astralprojektion und das Astralreisen sind hier zu nennen, genau so wie die Willens- und Geistesschulung, die durch Mentaltechniken, Tranceschulung, Konzentration, Meditation, Energie- und Atemübungen forciert werden kann. Doch so wie auch die theoretische Kabbalah sich mit der Verwendung und der Bedeutung der göttlichen Namen, der Bezeichnungen der Engel und Erzengel befasst, so spielt dies auch in der meditativen Kabbalah eine Rolle. Es wird erst via Intellekt geschaut, um dann meditativ bzw. intuitiv zu arbeiten. Hierbei werden die kabbalistischen Texte interpretiert, wobei eine Umgruppierung der Buchstaben (Permutation) stattfindet, sodass der Zahlenwert des Wortes gleich bleibt, jedoch neue Informationen, Sichtweisen und Blickwinkel entstehen. Durch die Permutation kann man so „zwischen den Zeilen lesen“ und unverständliche Textstelle in den zu möglichen NEUEN Interpretationen stilisieren. Dass hier dann auch die Numerologie wieder einen essenziellen Platz erhält, dürfte klar sein.

Doch neben diesen Arbeiten wird auch die Bereisung des Sephiroth via Pfadarbeiten forciert, da man mit Hilfe von astralen Reisen nicht nur die verschiedenen Arbeitsweisen der Energien im Sephiroth und im Qlippoth erkennen und verstehen kann, nein, man kann auch in seine eigenen Tiefen eindringen, um Kontakt zu den eigenen, höheren Anteilen zu erhalten, wodurch man wieder Verbindungen zu den Erzengeln und den Malachim knüpfen kann. Dies führt dann manchmal auch in einen Bereich der meditativen Kabbalah, in dem ekstatische und euphorische Geisteszustände bewusst erzeugt werden, sodass man Arbeitsweise entwickelt, die prophetischer Natur sind (klassische Channelings), wodurch das eigene Sein illuminiert wird. Ein weiterer Schnittpunkt zur theoretischen Kabbalah sind die hebräischen Buchstaben, da diese auch immer einen besonderen Klang, Zahlenwert und eine energetische Schwingungsfrequenz besitzen.

Die praktische bzw. magische Kabbalah

Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, geht es bei dieser Arbeitsweise stark in den Bereich der zeremoniellen Magie. Arbeiten mit Talismanen, Mantren, Ritualen und magischen Exerzitien werden hier forciert, sodass man als Beispiel für eine solche Arbeit das Erschaffen eines Psychogons oder eines Egregors nennen kann, was dann auch zu einer Erschaffung eines Golems führt, die energetische Belebung eines toten Gegenstandes. Doch auch das Arbeiten mit Siegeln und Sigillen der Engel, Dämonen, Genien, Intelligenzen, Herrschern etc. sind alles Bestandteile, die man in die Rubrik, der praktischen bzw. magischen Kabbalah setzen muss. So ist ein klassisches Planetenritual (mit vorheriger Bannung via Pentagrammritual, mit einer energetischen Verifizierung via Hexagrammritual, mit einer Anrufung, einer Opferung, einer energetischen Selbstvergöttlichung und anschließender Verabschiedung und Bannung der gerufenen Energien) eine klare „magisch-kabbalistische Arbeitsweise“. Doch auch hier muss wieder die Divination, die Weissagung betitelt werden, was wieder zur Numerologie führt. Eigentlich auch zum Tarot, obwohl ursprünglich Tarot und Kabbalah nichts miteinander zutun hatten.

Soviel zu den drei Arbeitsklassifizierungen „theoretische, meditative und praktische bzw. magische Kabbalah“, wobei hier erneut erwähnt sein soll, dass die Übergänge fließend sind, d. h., es wäre ein Fehler zu sagen, dass die eine Arbeitsweise forciert werden muss, bevor man zu einer anderen Arbeitsweise geht. Jeder muss für sich herausfinden, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen. Ob man dazu das hebräische Alphabet auswendig kennen oder auch hebräisch in Wort und Schrift beherrschen muss, sei einfach mal dahingestellt.

Man muss bedenken, dass Theorie und Praxis NICHT nur unterschiedliche Wörter sind!

Kabbalah in der Theorie, via Darstellung verschiedener Sephiroth oder auch „Lebensbäume“ (Etz Chajim (חיים עץ)):

Kabbalah in der Praxis, via Darstellung verschiedener „Zustände“ und „Abstrakta“:

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Magisches Kompendium - Kabbalah - Wissen und Weisheit im Sephiroth und Qlippoth

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