Читать книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 78 - Fred McMason - Страница 5
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ОглавлениеSie waren keine Wilden mehr. Jedenfalls äußerlich nicht, Außerdem hatten die Spanier sie bei Androhung der Folter gezwungen, sich taufen zu lassen. Erreicht hatten sie damit allerdings nur das Gegenteil, und Pater Joseph wußte das genau. Die erzwungene Taufe hatte nur bewirkt, daß sie im Verborgenen ihrem alten Kult um so mehr huldigten, auch wenn keiner der Spanier so recht wußte, wer die Triebfeder zu diesem Tun war. Es gab dunkle Gerüchte. Pater Joseph hatte von jenem alten Indianerpriester gehört, auf dessen Ergreifung eine hohe Belohnung von Don Fuega ausgesetzt worden war. Aber niemand wußte, ob es ihn wirklich gab und wo er sich versteckt hielt.
Der Alkalde hatte schon versucht, einigen Indios durch die Folter die Zunge zu lösen, aber auch das war mißglückt, denn die Indios waren tot, noch bevor der Folterknecht sein Ziel erreicht hatte. Gift, hieß es. Ein geheimnisvolles Gift, das die Eingeweihten stets bei sich führten.
Anuk, wie sein indianischer Name lautete, gab den Seinen ein Zeichen. Pedro hatten ihn die Spanier getauft, aber dafür hatte er nur ein verächtliches Lächeln übrig.
Von allen Seiten schoben sich die dunklen Körper hinter den Felsen hervor, kaum zu unterscheiden von dem Untergrund, auf dem sie sich bewegten.
Vor Anuk und seinen Gefährten ragte der alte Pulverturm in den Nachthimmel. Er war von den ersten Spaniern gebaut worden, die mit ihren Schiffen in die einst so stille und damals auch friedliche Bucht eingedrungen waren. Aber seit man das Fort an der Einfahrt errichtet hatte, diente der Pulverturm nur noch als Kerker. Er galt als absolut ausbruchssicher, und das war er auch. Wer sich einmal in seinen engen, vermoderten Zellen befand, der konnte mit seinem Leben abschließen, so oder so.
Der Turm wurde scharf bewacht. Jedenfalls immer dann, wenn sich Gefangene in seinen Zellen befanden. Anuk konnte sich nicht daran erinnern, daß das irgendwann einmal nicht der Fall gewesen wäre.
An diesem Abend beherbergte der Turm einen Weißen namens José, der es gewagt hatte, ein Indio-Mädchen vor den Zudringlichkeiten einiger Soldaten zu schützen. Daß dieses Mädchen die Tochter des alten Priesters war, wußte außer Anuk und seinen Gefährten niemand, denn das wäre für Anara tödlich gewesen. Außer José befanden sich im Turm noch ein paar Indios, die gestohlen haben sollten. Sie würde man am nächsten Morgen erst foltern und dann hängen. Ein weiterer Gefangener war ein Portugiese, der sich geweigert hatte, an einer Strafexpedition gegen ein Dorf der Indios teilzunehmen, weil sein christlicher Glaube ihm ein derartiges Handeln verbot. Auch er würde sterben müssen, um so mehr, als der Alkalde seine nicht unbeträchtliche Habe bereits konfisziert hatte, nachdem er ihn des Verrats an der spanischen Krone angeklagt hatte.
Anuk warf einen schnellen Blick zum Hafen hinunter. Dort herrschte in diesem Moment lebhaftes Treiben. Leider verhinderte es den zweiten Teil ihres Planes, nämlich die dort ankernden Schatzgaleonen in Brand zu stekken. Das war unter diesen Umständen zu riskant und ohne jede Aussicht auf Erfolg. Denn die Wachen der drei in die Bucht eingelaufendenen Kriegsschiffe würden es sofort bemerken.
Abermals gab Anuk seinen Gefährten ein Zeichen, und die Indios krochen weiter. Die Ankunft der Kriegsschiffe war für sie von Nutzen, denn auch die beiden Wachen am Turm wurden durch den Trubel im Hafen abgelenkt. Sie hatten sogar ihre Musketen an die dicke Mauer gelehnt, die den Turm wie ein Festungswall umgab. Sie starrten zum Hafen und diskutierten lautstark über die Ankunft der drei Schiffe.
Anuk bedeutete seinen Gefährten, sich ruhig zu verhalten. Danach verständigte er die beiden Indios, die unmittelbar neben ihm kauerten.
„Sie müssen sterben, ohne daß sie einen Laut von sich geben können. Einer von ihnen hat den Schlüssel für den Turm. Die Schlüssel für die Eisen und Ketten, mit denen die Gefangenen an die Kerkerwände angeschlossen sind, befinden sich bei dem dritten, der sich im Innern des Turms aufhält. Wir müssen schnell sein, es darf ihm nicht gelingen, jene kleine Kanone abzufeuern, mit der er Hilfe herbeiholen kann!“
Anuk hatte nur geflüstert. Die beiden anderen nickten ihm zu. Ein letzter Blick, und die drei Indios sprangen auf. In langen Sätzen stürmten sie zum Turm hinüber, die Messer bereits in ihren Händen.
Sie erreichten die beiden Soldaten, noch bevor die überhaupt etwas davon bemerkten, was in ihrem Rükken vorging. Sie starben unter den Klingen der drei Indios, ohne auch nur einen einzigen Laut auszustoßen.
Anuk richtete sich hoch auf, nachdem er den einen der Soldaten hatte zu Boden gleiten lassen.
Die anderen Indios huschten heran, ebenfalls auf nackten Sohlen, völlig unhörbar.
„Den Schlüssel, rasch!“ drängte Anuk, und einer seiner Gefährten reichte das klobige Ding.
„Sobald ich die Tür geöffnet habe, dringt ihr mit mir ein. Der Wächter im Turm bleibt am Leben, er soll die Gefangenen losschließen, anschließend sperren wir ihn ein.“
Einer der Indios trat auf Anuk zu.
„Nein“, erwiderte er. „Der Wächter stirbt. Ich habe gehört, was er mit den Gefangenen treibt und wie er sie quält. Außerdem erkennt er uns vielleicht später, dann sind wir alle des Todes. Nein, wir können ihn nicht am Leben lassen, mit den Fesseln kenne ich mich aus, und den Turm kenne ich auch genau, ich war dabei, als man ihn zum Kerker umbaute.“
Einen Moment herrschte Schweigen, aber dann stimmte Anuk durch kurzes Kopfnicken zu.
Behutsam führte er den Schlüssel in das schwere Eisenschloß. Er bemühte sich dabei, jedes Geräusch zu vermeiden. Noch einmal stoppte ihn der Indio, ein schon etwas älterer Krieger.
„Hör zu, Anuk, es kann sein, daß im Turm Pulver aufbewahrt wird. Vor zwei Monden liefen eine Reihe von Schiffen ein, alle brachten sie Pulver und Musketen. Soweit ich weiß, konnte man nicht alles im Fort lagern, dazu ist es zu beengt, denn man hat die schweren Geschütze in Kavernen untergebracht, die man sich erst mühsam in die Felsen sprengen mußte. Aber dafür kann jetzt auch kein Schiff passieren, ohne daß es zusammengeschossen wird.“
Anuk hielt inne.
„Warum sagst du das erst jetzt?“ fragte er, und in seiner Stimme schwang Unwillen.
„Ich habe es erst vorhin von Aina erfahren, sie mußte für die weißen Teufel die Schiffe entladen und alles in den Turm schaffen. Ich weiß nur nicht, ob die Soldaten es von dort weggebracht haben. Aber wir sollten den Turm genau untersuchen.“
Anuk nickte abermals, dann drehte er den Schlüssel herum. Das Schloß quietschte infernalisch, aber der Wächter, der das hörte, kümmerte sich nicht darum. Er glaubte, daß es einer seiner Kameraden war, der in den Turm wollte.
Er sah die dunklen Schatten erst, als es zu spät war. Zwar griff er noch nach seiner Muskete, aber abzufeuern vermochte er sie nicht mehr. Die Klinge eines schweren Wurfmessers durchbohrte seine Brust. Röchelnd sank der Wächter zu Boden.
Anuk starrte ihn an. Er war kein Mörder, er tötete nicht gern. Aber er hatte schon zu viele Menschen, zumeist Indios, in Nuevitas sterben sehen. Grausam und lange. Deshalb empfand er auch kein Bedauern.
„Los, weiter! Du befreist die Gefangenen, nimm dir ein paar Krieger mit“, sagte er zu dem älteren Indio. „Ich werde den Turm durchsuchen. Und zwei von uns übernehmen die Wache, obwohl ich nicht glaube, daß irgend etwas passieren wird. Die weißen Teufel sind zu beschäftigt.“
Die Indios arbeiteten schnell. Die Gefangenen hatten sie innerhalb einer knappen Viertelstunde befreit. José starrte seine Befreier an.
„Was ist mit Maria?“ fragte er.
Aber der Indio schüttelte den Kopf. „Du kannst ihr nicht helfen, du würdest nichts erreichen. Sorge jetzt für dein eigenes Leben, oder du stirbst dennoch durch die Folterknechte Don Fuegas.“
José sah den Indio an. Dann drückte er ihm die Hand, aber gleichzeitig schüttelte er den Kopf.
„Würdet ihr jemanden von euch im Stich lassen? Ich kann Maria diesem Teufel nicht überlassen, ich werde sie herausholen oder sterben!“
Er lief davon, noch bevor die Indios ihn umstimmen konnten. Sie achteten und verstanden ihn, denn sie kannten den Alkalden noch weit besser als José.
Anuk stellte sich José in den Weg. Er erkannte sofort, was in ihm vorging.
„Warte, wir werden dir helfen. Es wird bei den weißen Teufeln große Verwirrung geben. Die werden wir ausnutzen, und vielleicht kann ich dann noch etwas tun.“
José wollte sich losreißen, aber Anuk hielt ihn fest.
„Ohne uns wirst du alles verderben, José. Ich verspreche dir, daß ich die Senorita mit dir befreien werde, wenn das möglich ist. Du kannst mir und meinen Gefühlen vertrauen. Wir müssen sie befreien, denn wenn du geflohen bist, dann ist sie sowieso der Rache des Alkalden ausgeliefert, und du weißt, was das bedeutet.“
José atmete schwer.
„Gut“, sagte er dann. „Was habt ihr vor? Bei der heiligen Jungfrau, beeilt euch!“
Anuk erklärte es ihm, und plötzlich erkannte José die einmalige Chance, die das Vorhaben der Indios für die Befreiung Marias bot.
„Ich glaube, ich kann euch helfen“, sagte er nach einem kurzen Moment des Überlegens. „Los, Anuk, dieses verfluchte Schwein von einem Alkalden soll sich wundern!“
Capitan Roca und Don Fuega hatten den Palazzo erreicht. Capitan Mateo ebenfalls, sogar etwas früher als sie.
Roca blieb stehen.
„Wo sind wir ungestört, Fuega?“ fragte er, und die Art, wie er diese Frage stellte, zeigte dem Alkalden, daß es diesem Mann gegenüber keine Ausflüchte gab.
„In meinem Arbeitszimmer, Senor Capitan. Aber würden Sie mir nicht erklären, was das alles zu bedeuten hat?“
Don Fuega konnte nicht verhindern, daß seine Stimme bei dieser Frage zitterte, und dem Capitan entging das nicht.
„Hören Sie, Don Fuega“, erwiderte er und warf dem Alkalden dabei einen scharfen Blick zu, der dem Don durch und durch ging. „Ich kenne genügend Leute Ihres Schlages. Sie haben keine reine Weste, Senor, das merke ich aus Ihrem ganzen Verhalten.“
Wieder warf er dem Alkalden einen scharfen Blick zu.
„Ich sollte Sie einer strengen Überprüfung unterziehen, wahrscheinlich würden Sie dann am nächsten Morgen neben einigen anderen Angeklagten am Galgen hängen. Sie haben bestimmt genug von mir gehört, um zu wissen, daß das keine leere Drohung ist. Aber Sie haben Glück, Senor: Ich bin nicht hier, um eine Untersuchung gegen Sie zu führen, es geht um eine andere Sache, bei der Sie mir helfen werden. Und jetzt genug von diesem Geschwätz, führen Sie mich in Ihr Arbeitszimmer, damit wir endlich weiterkommen!“
Der Alkalde war totenblaß. Er starrte den Capitan aus großen Augen an, und eben dieser Blick verriet seine Gedankengänge überdeutlich. Voller Entsetzen dachte er daran, daß Maria, jene junge Frau, die neben ihm an der Tafel gesessen hatte, in seinem Schlafgemach gefangengehalten wurde. Aber dann faßte er sich, denn eine unmittelbare Gefahr schien nicht zu bestehen.
„Selbstverständlich, Senor Capitan!“ stieß er erleichtert hervor und dienerte dabei. „Wenn Sie mir bitte folgen würden, Senor Capitan …“
Er eilte voran, und Roca marschierte hinter ihm her. In seinem Gesicht wetterleuchtete es. Er nahm sich vor, diesem verdammten Alkalden noch gehörig auf den Zahn zu fühlen, sobald seine eigentliche Aufgabe gelöst war.
Roca betrat das geräumige Arbeitszimmer. Ihm entging nicht, mit welchem Aufwand und mit welcher Pracht es eingerichtet worden war. Zorn stieg in ihm hoch, denn zu diesem Pomp hätten die Mittel des Alkalden niemals ausgereicht. Er hatte also wieder einen dieser verfluchten Blutsauger vor sich, die das Ansehen der Spanischen Krone bei den Bewohnern der Neuen Welt schädigten, die Schuld daran trugen, daß es immer und immer wieder zu blutigen Aufständen kam. Roca gehörte nicht zu der Sorte, die die Probleme der Eingeborenen ignorierte.
Don Fuega schob ihm einen der kostbaren Stühle zurecht und nahm selber Platz, nachdem der Capitan sich gesetzt hatte.
Einen Moment herrschte peinliches Schweigen. Die geladenen Gäste, die zum Teil noch anwesend waren, starrten die beiden Männer neugierig an.
Roca quittierte das mit einem unwilligen Stirnrunzeln.
„Schaffen Sie diese verdammten Gaffer weg, Don Fuega. Ich hatte Sie gefragt, wo wir ungestört miteinander verhandeln könnten! Und, verdammt noch mal, beeilen Sie sich. Ich habe keine Lust, in diesem verdammten Hafen solange herumzuliegen, bis meine Schiffe Muscheln ansetzen, klar?“
Don Fuega sprang sofort auf. Er klatschte ein paarmal in die Hände, und sofort stürzten ein paar Bedienstete herbei. Gleichzeitig mit ihnen betraten jedoch Capitan Mateo und die Folterknechte des Alkalden das Arbeitszimmer, das unmittelbar neben dem großen Salon lag, in dem noch immer die reich gedeckte Tafel stand.
Capitan Roca blickte Mateo an.
„Lassen Sie diesen und den angrenzenden Raum räumen, Mateo. Und dann lassen Sie die Wache vor dem Arbeitszimmer aufziehen. Die anderen“, er deutete auf die Folterknechte, die den Alkalden schon lüstern anstarrten, „warten in einem der anderen Räume, halten sich aber zur sofortigen Verfügung! Vorwärts!“
Capitan Mateo gab den Seesoldaten, die im Hintergrund sichtbar geworden waren, ein Zeichen. Sofort setzten die Soldaten sich in Bewegung und drängten die Schar der Gaffer aus dem Palast. Wütende Proteste wurden laut, aber sie wurden von den Soldaten ignoriert.
„So, und jetzt zu uns, Senor Fuega. Ich habe den Auftrag“, sagte Capitan Roca, „die Piraten Killigrew und Siri-Tong zu jagen und zu vernichten.“
Don Fuega wurde noch blasser. Ihm schwante sofort Böses, denn er hatte von dem Seewolf und dessen Aktivitäten in der Karibik nicht nur gehört, sondern sogar einen ganzen Verband von Schiffen verloren, die die Schatzgaleonen, die im Hafen von Nuevitas ankerten, nach Havanna zum Sammelpunkt hatten geleiten sollen.
Don Fuega hatte davon gehört, daß dieser englische Freibeuter der reinste Teufel sein mußte, und diese Siri-Tong nicht weniger. Schlimmer noch als Caligu, der den Spaniern von Tortuga aus zugesetzt hatte.
„Sehr wohl, Senor, sehr wohl“, sagte er. „Und was kann ich dabei tun, ich meine …“
Capitan Roca ließ sich nicht beeindrucken. Er fixierte den Alkalden nur scharf, ehe er weitersprach.
„Der Seewolf, wie man diesen Killigrew nennt, ist zu einer ernsten Gefahr für die spanische Krone geworden. Zudem soll er neuerdings über ein Versteck verfügen, über einen Schlupfwinkel, der so gut wie uneinnehmbar ist. Außerdem“, der Capitan hob seine Stimme, „soll sich der Seewolf nicht nur mit der seit langem gesuchten und gejagten Piratin Siri-Tong, sondern auch noch mit dem berüchtigten Wikinger zusammengetan haben. Und zwar auf Little Cayman. Haben Sie von diesem Kerl schon mal gehört, Senor?“
Don Fuega schüttelte den Kopf, aber ihm war, als zöge sich seine Rückenhaut unter eisigen Schauern zusammen.
„Nicht? Nun, Sie werden diese drei Piraten kennenlernen, denn Sie werden mich auf meiner Strafexpedition begleiten und mit mir siegen oder untergehen.“
Der Alkalde war bei diesen Worten des Capitans zusammengezuckt. Das wurde ja immer schlimmer.
„Senor Capitan“, versuchte er einen Einwand, „Sie wissen, daß ich von der spanischen Krone in Nuevitas als Alkalde eingesetzt wurde, daß meine Aufgaben völlig andere sind, daß ich …“
Mit einer Handbewegung wischte der Capitan die Einwände zur Seite.
„Ich wurde mit allen nötigen Vollmachten ausgestattet, Senor Fuega“, erwiderte er grollend. „Und ich habe keine Lust, mich mit Ihnen auf fruchtlose Debatten einzulassen. Sie werden mich und meine Männer begleiten, weil ich Sie und Ihre Folterknechte benötige. Sie sehen, auch eine solche Berühmtheit spricht sich herum, oder glauben Sie etwa, ich wüßte nicht, was sich an Ihren sogenannten Gerichtstagen hier abgespielt hat und immer noch abspielt?“
Der Alkalde kroch in sich zusammen, aber der Capitan ließ ihm keine Zeit zu irgendwelchen Ausflüchten.
„Wir segeln von hier nach Tortuga. Ich werde dieses verdammte Piratennest umdrehen. Dort soll es Leute geben, die schon mal von jener geheimnisvollen Insel gehört haben, die dem Seewolf und seinen Kumpanen als Schlupfwinkel dient. Und wenn ich diese ganze Brut foltern lassen muß, ihr Leben haben sie ohnehin verwirkt, ich werde herausfinden, wo diese verfluchten Kerle stecken. Dazu brauche ich Sie und Ihre Folterknechte, denn Sie sollen da über gewisse Methoden verfügen.“
Wieder kroch der Alkalde in sich zusammen, aber dann kam ihm die rettende Idee, wie er glaubte.
„Selbstverständlich, Capitan“, versicherte er eilig, „ich stehe Ihnen gern zur Verfügung. Eine Strafaktion gegen dieses Verbrecherpack ist sowieso längst überfällig. Allerdings schlage ich vor, daß ich meine eigene Karavelle benutze, mit ihr nach Tortuga segle und nach Beendigung der Aktion hierher zurückfahre. Meine Geschäfte, meine Pflichten – Sie verstehen sicher, Capitan …“
Roca hatte sich unwillkürlich auf seinem Stuhl gestrafft.
„Ja, ich verstehe durchaus, Fuega“, erwiderte er verächtlich. „Sie sind ein erbärmlicher Feigling. Sie wollen sich auf diese Weise um den Kampf mit dem Seewolf und den anderen drücken. Aber daraus wird nichts. Sie segeln auf der ‚Sevilla‘ mit mir, unter meiner persönlichen Aufsicht. Und Sie werden später auch den Seewolf, diese Siri-Tong und den Wikinger foltern, denn diese Kerle werden nur sehr schwer zum Reden zu bringen sein. Diese Sorte kenne ich, manche von Ihnen sterben unter unsäglichen Qualen, ohne einen Laut von sich zu geben. Ich brauche Sie und Ihre Leute, und damit basta!“
Capitan Roca wandte sich seinem ersten Offizier zu, um einige Anweisungen zu erteilen, und in diesem Moment brach die Hölle los.