Читать книгу Von Norge-Kois und roten Teufeln - Freddie Torhaus - Страница 4

Rosfjord 2004 - Wenig Fisch und trotzdem toll!

Оглавление

Seufz!! Heute nacht um vier Uhr morgens war auch die letzte Etappe unserer -leider viel zu kurzen - einwöchigen Reise an den Rosfjord in Südnorwegen beendet! Im Vorfeld der Reise habe ich natürlich viele Berichte gelesen, die in etwa anfingen: "Nach monatelangem Warten war es nun endlich soweit, Norwegen stand vor der Tür...!“. So ging es natürlich auch mir. Neun Monate des Wartens, Tagezählens, immer wieder das WorldWideWeb (und dabei natürlich auch das Anglerboard!) nach neuen Infos und Eindrücken durchforsten, des an kalten Winterabenden Montagen, Pilker und Gewichte bastelns, Seekarten und GPS-Daten komplettieren und dabei zigmal das Gerät in der Hand gehabt und inspiziert - um dann endlich am - frühen - Morgen des 07.05. aufzuwachen und zu wissen: Es ist geschafft, heute geht es los!!! Nachdem alle aus der Truppe (insgesamt drei Paare, Steffen und Silvie, Thorben und Siggie und natürlich Babs und meiner einer, nicht alles Angler, für drei von uns war Norwegen zum ersten Mal Reiseziel) bei uns eintrudelten und schnell noch ein Kaffee geschlürft wurde, machte sich die leicht angegackerte Truppe daran, die Gepäckmassen (sah eher nach drei Monaten Grönlandtour aus) in die Autos - mein Volvo ist noch rechtzeitig aus der Werkstatt gekommen! Uff!! - zu verfrachten, neben dem obligatorischen Angelgerät und dem Schlüpper zum Wechseln auch Tauchequipment, Fahrräder und eine kleine Räuchertonne Marke Eigenbau (famos!!). Abgerundet wurde das Gepäck noch durch zwei Walkie-Talkie, die während der Tour auf die Autos verteilt für Kurzweil sorgten, darüber hinaus aber auch einfach sinnvolle Dienste leisteten (da wir in Norge über zwei Boote verfügten, waren sie auch während der ein oder anderen gemeinsamen Ausfahrt recht hilfreich, zumindest solange im Verbund gefischt wurde). Die Fahrt selbst war sehr entspannt und stand eindeutig im Zeichen der Vorfreude, feixen ohne Ende und Freude über jeden geschafften Kilometer. und nach 8 h Fahrt waren wir endlich am Fähran/ableger von Hirtshals angelangt. Natürlich viel zu früh, so dass wir die Zeit bis zum einchecken (00.00 Uhr) noch mit einem schönen Spaziergang am Strand (inklusive "Bunkerbesichtigung") und einem leckeren PizzaausderSchachtel-Mahl am Hafen abrundeten. Morgens um 07.00 Uhr war es dann endlich soweit. Sich etwas zerknauscht aus den Sleeperretten schälend konnte der langersehnte Blick aufs norwegische Festland geworfen werden. Die folgenden Stunden vergingen eher wie in Trance, was sicher nicht nur am leichten Schlafdefizit lag: endlich wieder norwegischen Boden unter den Füßen (für mich zum dritten Mal, wobei der letzte Norge-Trip 21 Jahre zurückliegt!). Nach einem kurzen Zwischenstop im noch verschlafenden Mandall trafen wir in Lyngdal unseren Vermieter Tur Magnus, der uns aufs herzlichste Willkommen hieß. Die letzten Kilometer noch schnell abgerissen und schon lag der Rosfjord zu unseren Füßen - und unsere Insel auf der anderen Seite des Fjordes! Hat uns im ersten Moment einen kleinen Schrecken eingejagt, aber irgendwie schafften wir es, die oben zitierten Gepäckmassen mit der dem Land gebührenden Ruhe und Gelassenheit auf Turs Kutter zu verfrachten um mit ihm zusammen rüber zu schippern. Dort angekommen zauberte Tur (der sich unser Mitbringsel bis dahin schon voll verdiente) ein kleines motorisiertes Etwas (Mischung aus Minitraktor und Rasenmäher) hervor, mit dem er unser Gepäck noch bis rauf zum Haus tuckerte. So mußten wir größtenteils nur noch unsere müden Knochen hochschleppen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde uns gewahr, wo wir angekommen sind. Ruhe pur, ein wunderschöner Blick auf die sattgrüne und blühende Umgebung, freilaufende Schafe und Lämmer, das Haus so, wie zumindest ich es in Norwegen nicht passender finde (Baujahr 1850, die Einrichtung im Stil, als wäre Omi gerade zum Einkaufen, Kühlschrank, Herd und Ofen aus den 50er, aber noch voll funktionstüchtig) - für uns gestreßten Berliner einfach himmlisch. Etwas enttäuscht war ich angesichts der Boote, die zwar mit 10 PS-Motoren noch relativ großzügig ausgestattet waren, eines der Boote aber nicht mit dem im Katalog abgebildeten Boot (Steuerkonsole, Reling und Pipapo) übereinstimmte sondern auch nur ein "besseres" 15 Fuß Ruderboot war. Da selbst Eigner eines Bootes und auch die anderen beiden Männer nicht ganz unbeleckt in dieser Hinsicht ging die Einführung bezüglich der Boote und Motoren recht zügig. Mit der Zusage, am Montag noch mal nach uns zu schauen verabschiedete sich schließlich Tur Magnus gen Festland, nicht ohne uns vorher noch den ein oder anderen Angelstellen-Tip, resp. schwierigen Felsen (Untiefe) mit auf dem Weg zu geben. Da standen wir nun auf unserem Bootssteg. Nach der zigsten Ankommenszigarette wurde oben im Haus schnell alles ausgepackt und fertig montiert. Für die große erste Tour waren wir einfach zu müde, so daß sich nebst Freundin sowie Steffen und meiner einer auf je ein Boot verteilten um ein wenig die Gegend zu erkunden. Silvie und Babs machten es sich derweil bei einer Tasse Kaffee im Garten gemütlich. Steffen steuerte so dann auch gleich den Schärengarten an und ehe wir uns versahen befanden wir uns an der Fjordmündung. Kurz eingeschoben etwas zum Thema Wetter: Gerade an den ersten Tagen hatten wir soviel Sonne, dass wir dachten, im falschen Land zu sein. Mir wurde in meinem Floatation-Anzug ziemlich warm. Der Wind hatte bis ca. Donnerstag vielleicht so um die 2-5 m/s, also fast Ententeich. Zwischendurch gab es ein paar Wolken und kurze Regenschauer, zum Ende der Woche nahm der Wind gehörig zu, so dass das angeln selbst im Schärengarten fast un- und nur an ganz bestimmten Ecken möglich war). Allerdings flaute er zum Abend hin auch immer wieder stark ab. Zurück zur Erkundungstour. Hier kam nämlich, was scheinbar kommen mußte. Ein Containerschiff steuerte auf uns zu, wir bewegten uns nahe an/auf der Fahrrinne. Ich bat Steffen, vorsichtshalber den Motor an zu schmeißen, schließlich hatte ich vor der Reise ja genug zu dem Thema lesen können. Während Steffen also die Reißleine zog, schickte er kurz darauf hin einen kurzes "Ach her jeh" gen Himmel, da selbige in dem Moment riß! Da saßen wir also! Just in diesem Moment merkten wir, dass wir an ein ganz wesentliches Element unsere Ausrüstung, resp. der Bootsausrüstung in dem ganzen Ankommenwahn nicht gedacht haben: Notfall-und Reparaturset!! Zwar habe ich sogar vorsichtshalber zwei Zündkerzenschlüssel aus Berlin mitgebracht, die nutzten uns nun aber auch gar nichts, abgesehen davon waren "natürlich" auch keine Ersatzzündkerzen an Bord. Ich kam mir vor wie ein Greenhorn. Während ich mir schnell die Ruder klemmte und mit ein paar Schlägen den Adrenalinspiegel beruhigte (das Schiff wäre auch so in sicherer Entfernung an uns vorbei, aber sicher ist sicher) befummelte Steffen den Motor. Ehe er zu seinen Schnürsenkel griff, winkte ich ein vorbeifahrendes Boot heran. Darauf eine komplette norwegische Familie mit zwei Kindern, Mama Norge im Outfit, als käme sie gerade vom Shoppen, aber mit Köhler und Pollack im Eimer! Kein Wunder, dass viele Angeltouristen angesichts ihres oftmals martialischen Auftretens von dem dort Lebenden u. a. auch milde belächelt werden. Anyway, uns wurde jedenfalls mit einer Ersatzreißleine und 10er Steckschlüssel ausgeholfen, so dass wir erst mal wieder den Bootssteg antuckern konnten um dort die eigentliche Reparatur vorzunehmen. Nachdem die erste Aufregung überstanden war kam Thorben mit dem anderen Boot heran und grinste angesichts seines ersten Köhlers in seinem Anglerleben über beide Ohren (geschleppt und auf Wobbler!! im Makrelendesign gefangen). Daraufhin ging es mit den Spinnruten raus zu den Bootshäusern und mit einigen - zugebener Maßen kleinen und somit wieder entlassenen - Dorschen nahm unser Ankunftstag ein sanftes Ende! Zum Angeln: Um es kurz zu machen, nach sechs Tagen der mehr oder weniger intensiven Angelei brachten wir es auf insgesamt 19 Fische. acht Dorsche, neun Köhler, einen Hornhecht, einen Tobiasfisch. Elf davon rechtfertigten aufgrund ihrer Größe die Mitnahme Richtung Pfanne, Topf und Räucherofen, darunter ein Dorsch von elf Pfund und 84 cm Länge, der zum einen angesichts seiner Ausmaße der Ausnahmefisch blieb, zum anderen aber auch mein bisher "größter" war, auch wenn viele Hitra-und-Co-Erfahrene jetzt milde lächeln werden. Ich möchte per se nicht behaupten, dass der Rosfjord gänzlich ohne Fisch ist. Wir haben sämtliche Fische im Fjord oder am Fjordein/ausgang gefangen, also inshore, wie es so schön heißt. Gefangen wurde nur auf Pilker, Beifänger (Gummimak), Wobbler oder Blinker, die Ausnahme bildete der Horni, der beim abendlichen Ansitzangeln vom Bootssteg aus auf ein Stück Makrele biß. Von meinem "Großen" abgesehen war das Spinnfischen mit Minipilkern oder Blinkern vom Boot oder Ufer aus am erfolgreichsten; dazu fährt man zwar nicht unbedingt nach Norwegen, andererseits hätte ich diese Quote gerne auch in Deutschland! Sicher muss auch dahingehend differenziert werden, dass die jeweiligen "Bootsbesatzungen" mit unterschiedlich erfahrenen oder motivierten Anglern besetzt waren, Hardcoreangeln, dass um 07.00 Uhr morgens beginnt und mittels "Schichtwechsel" abends um 23.00 Uhr endet war nicht unser Ding. Da wir auch vielfach auf Leng scharf waren, haben wir oft intensiv in Grundnähe gefischt und über weite Strecken den Mittelwasserbereich nur peripher abgefischt. So gaben diverse Eintragungen im Gästebuch des Hauses auch durchaus ein anderes Bild ab, wenn auch die Bandbreite von "Himmelhochjauchzend" (100 Köhler an einem Tag!) bis zu "Tode betrübt" (sechs Tage angeln, kein Fisch) reichte. Auch die Tatsache, dass am Mittwoch ein Fischtrawler aus dem nahe gelegenen Korshamn im Fjord mit Schleppnetz den selbigen abfischte, ließ darauf schließen, dass der Skipper dies nicht unbedingt tun würde, wenn er nicht Grund dazu hätte. Summa summarum waren wir aber etwas enttäuscht und merkten, dass es trotz wunderschöner Gegend, viel Gelächter und weitestgehend guter Stimmung mit dem ein oder anderen Fisch mehr - und diese vor allem auf alle Angeln verteilt - und auch einer etwas breiteren Palette an gefangenen Arten (kein Leng, kein Lumb, für Makrele und Mefo noch zu früh) ein 1000%iger gelungener Urlaub geworden wäre, so bewegen wir uns in der 900% Zone. Den Drill des 11-Pfünders (Echtzeit ca. 2 min, gefühlte Zeit 2,5 h, gebissen in ca. 60 m Tiefe) werde ich jedenfalls nie vergessen und hoffe inständig auf mehr Meer!

Von Norge-Kois und roten Teufeln

Подняться наверх